- The Daily Reckoning - Going Platinum (John Myers) - Firmian, 03.04.2004, 09:24
- Dt. Fassung - Firmian, 03.04.2004, 09:26
Dt. Fassung
-->üsteres Zeug
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Ich hoffe, Sie haben den gestrigen ersten April gut überstanden!
Vielleicht sind gestern Alan"Spekulationsblasen" Greenspan und Zembei
"Mister Dollar" Mizoguchi und alle prominenten Zentralbanker der Welt
aufgewacht, haben sich im Spiegel angesehen und sich gesagt: Ach, was
für Narren wir doch gewesen sind!
Die US-Wirtschaft scheint zu blühen, dank Konsum, den sie sich nicht
leisten kann. Die asiatischen Volkswirtschaften scheinen zu blühen
durch den Verkauf von Waren an die Amerikaner, die dafür nicht
bezahlen können. Und fast jeder scheint irgendwo diese Dummheit so
sehr zu mögen, dass er auf eine Fortsetzung drängt.
Und warum nicht? Die Amerikaner sind glücklich, Geld auszugeben, das
sie nicht haben; ihre Volkswirtschaft hängt davon ab. Und die Asiaten
sind glücklich, Produkte in die USA zu exportieren; auch ihre
Volkswirtschaften hängen davon ab. Wer will das ändern? Wer will den
langen, dunklen Weg zu einer neuen wirtschaftlichen Ordnung gehen?
Niemand. Deshalb geht es weiter - basierend auf Lügen, Betrug und
Dummheit.
Aber die aktuelle Situation ist für jeden ruinös, so weit ich das
sehen kann. Jedes Jahr erhöht sich der amerikanische Schuldenberg
weiter... und macht die Amerikaner auf den Weltmärkten weniger
wettbewerbsfähig. Währenddessen erhöhen die asiatischen
Volkswirtschaften ihre Produktionskapazitäten - basierend auf einer
Nachfrage, die es eigentlich gar nicht gibt. Denn wenn die Amerikaner
nur das ausgeben würden, was sie sich leisten könnten, dann würden die
Käufe plötzlich fallen... und auf den asiatischen Fließbändern würden
sich Spinnennetze bilden. China hat bereits jetzt Millionen Einwohner,
die kaum Arbeit haben - und es würde dann vielleicht in einen Krieg
oder eine Revolution fallen... oder eine andere Form von Aufruhr.
Das ganze System würde platzen. Aber wann? Wie?"Es gibt viel Ruin in
einer Nation", betonte Keynes. Aber wieviel genau?
"Das Problem sind die Schulden", so Robert Catto bei der gestern von
mir erwähnten Diskussionsrunde der Money Week."Irgendwie muss das
Schuldenniveau fallen."
Aber könnte das Schuldenniveau nicht auch graduell sinken, fragte ein
anderer Fondsmanager? Ich weiß, dass die aktuelle Situation unhaltbar
ist... aber könnte es keine"softe Landung" geben? Könnte der Wechsel
hin zu einer ausgeglicheneren und gesunderen Weltwirtschaft nicht
erreicht werden, ohne dass sich irgendjemand die Pulsadern
aufschneiden muss?
Ich habe über diese Frage nachgedacht. Ganz bestimmt würde es mir
gefallen, das glauben zu können. Aber stellen Sie sich einen Mann vor,
der 100 Dollar pro Woche ausgeben kann. Er glaubt, dass die Dinge
immer besser werden - deshalb erhöht er die Hypothek auf sein Haus und
er überzieht sein Konto, um ein paar der guten Dinge von Morgen
bereits heute zu genießen. Er gibt 110 Dollar pro Woche aus... und
die Wirtschaft boomt. Da es Millionen Leute wie ihn gibt, scheint sich
die Kaufkraft der gesamten Nation um 10 % vergrößert zu haben.
Allerdings hat er nach einem Jahr Schulden, die 5 Mal so groß wie sein
wöchentliches Einkommen sind. Keiner wird ihm mehr Geld leihen.
Stattdessen werden seine Gläubiger auf Rückzahlung der Schulden
pochen. Kann er seine Schuldenlast graduell reduzieren, ohne
Schmerzen?
Nein. Um seine Schuldenlast zu reduzieren, muss er weniger als 100
Dollar pro Woche ausgeben. Sein Lebensstandard muss 10 %
zurückgehen... mindestens. Und selbst wenn er auch nur einen einzigen
Dollar weniger ausgeben würde - sein Lebensstandard muss sinken. Aber
die Wirtschaft hat sich jetzt daran gewöhnt, dass er jede Woche 110
Dollar ausgibt. Wenn er weniger als das ausgibt, dann fallen die
Umsätze... was eine Schockwelle durch das gesamte System schickt. Die
Unternehmensgewinne fallen. Arbeiter werden entlassen. Der Effekt
verstärkt sich... weil dann auch die Einkommen fallen. Ziemlich bald
verdient dieser Mann nicht mehr 100 Dollar, sondern nur noch 95 oder
sogar nur noch 85 Dollar. Dann muss er seine Ausgaben noch stärker
zurückfahren, nur um seinen Kopf über Wasser zu halten.
Sir John Templeton hat letzte Woche gesagt, dass im kommenden
Abschwung voraussichtlich 20 % der Leute mit Hypotheken ihr Haus
verlieren werden. Der durchschnittliche amerikanische
Doppelverdiener-Haushalt ohne Ersparnisse kann sich noch nicht einmal
einen kleinen Rückgang des Einkommens leisten. Von diesen Haushalten
werden viele ihr Haus aufgeben müssen. Und wer wird es kaufen? Und zu
welchem Preis?
Aber das ist genug düsteres Zeug für einen Tag. Hier die News von der
Wall Street:
----------------------------------------------------------------------
Freitag, 2. April 2004
3 Gründe für einen weiter schwachen Dollar
von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York
Das erste Quartal ist vorüber, und Dow Jones und Nasdaq haben es nicht
geschafft, ein Plus zu verzeichnen. Der Dow Jones fiel in den ersten
drei Monaten des Jahres um 1 %, der Nasdaq um 0,5 %. Der S&P 500
konnte hingegen 1,3 % zulegen - damit konnte er vier Quartale in Folge
gewinnen.
Investoren wie ich, die dazu neigen, die positive Seite von Dingen zu
sehen, sollten sich daran erinnern, dass der Dow Jones seit März 2003
bis zum letzten Topp im Februar 2004 42 % zugelegt hat. Der
Nasdaq-Composite hat im gleichen Zeitraum sogar 68 % zugelegt, und
seit dem 52-Wochen-Hoch, das er Ende Januar bei einem Stand von 2.154
Punkten erreicht hatte, hat er nur 7,5 % abgegeben.
Wenn nur noch mehr Investoren bereit dazu gewesen wären, idiotisch
hohe Kurse für Aktien zu bezahlen, dann hätte der Markt auch im
letzten Quartal eine bessere Performance hinlegen können. Aber selbst
der optimistischste Investor sieht sich gelegentlich mit unangenehmen
Fakten konfrontiert. Ein solches Faktum sahen wir z.B. am Mittwoch,
als der Chicago Einkaufsmanagerindex für März auf 57,6 fiel, nach
einem Wert von 61,4 für Februar.
Außerdem: Die amerikanischen Auftragseingänge sind im Februar nur um
schwache 0,3 % gestiegen, was deutlich unter den Erwartungen der Wall
Street blieb - die hatten nämlich bei 1,7 % gelegen.
Ärgerlicher Fakt Nummer 3: Die OPEC hat ihren Plan bestätigt, die
Produktion um 1 Millionen Barrel pro Tag zu kürzen, was das Weiße Haus
zu der Aussage bewegte, dass dieses böswillige Ã-lkartell versucht, der
US-Wirtschaft zu schädigen. (Hmmm... vielleicht sollten wir über eine
Invasion der OPEC nachdenken). Und schließlich... mein
Lieblings-Fakt: Der Dollar könnte wieder einmal an Boden verlieren.
Er hat gegenüber dem Euro gestern auf rund 1,2350 verloren, und auch
gegenüber dem Yen ging es für den Dollar abwärts. Der Goldpreis
hingegen stieg gestern auf Werte um 428 Dollar.
Der Yen ist übrigens gegenüber dem Dollar auf ein 4-Jahres-Hoch
gestiegen. Der Dollarverfall beschleunigte sich, als Gerüchte
aufkamen, dass der Fed-Vorsitzende Alan Greenspan einen Herzanfall
erlitten habe. Die Fed dementierte diese Gerüchte umgehend, aber der
Dollar konnte sich nicht erholen.
Auch wenn Greenspan keinen Herzinfarkt erlitten hat, so könnte ihn
doch eine milde Panikattacke befallen haben, als er die letzten
Meinungsumfragen mitbekommen hatte. Laut einer Umfrage von NBC News
und dem Wall Street Journal geben nur 45 % der Amerikaner Greenspan
eine"sehr positive" oder"irgendwie positive" Bewertung - vor 6
Monaten hatte dieser Wert bei einer ähnlichen Umfrage noch bei 54 %
gelegen. Es ist das erste Mal in diesem Jahrzehnt, dass die
Zustimmungsrate für Greenspan unter 50 % gefallen ist. Der Anteil der
Befragten, die eine sehr negative Ansicht von Greenspan haben, stieg
von 10 % auf 14 %.
Der Devisenmarkt führt auch täglich eine Meinungsumfrage durch, und
auch dort ist der Ruf von Greenspan nicht der beste. Wenn man den
starken Dollarverfall als Maßstab nimmt, dann ist eine wachsende Zahl
von ausländischen Investoren"irgendwie negativ" in Bezug auf Mr.
Greenspan und seine Geldpolitik gestimmt.
Deshalb könnte der Dollar schneller und tiefer fallen, als es der
"Maestro" Greenspan anstrebt - wenn die japanische Zentralbank
wirklich mit ihren Dollar-Stützungskäufen aufhören sollte. Beim Dollar
wie beim Aktienmarkt mangelt es nicht an Gründen, die für schwächere
Notierungen sprechen. Ich habe bereits öfters an dieser Stelle die
drei Hauptgründe für die Dollarschwäche genannt. Sie lauten: Schulden,
Schulden, Schulden. Besonders Amerikas riesige Lücke in der
Handelsbilanz ist sehr belastend. Leider kann sich der Dollar nicht
gewissermaßen am eigenen Schopf aus diesem Schuldensumpf
herausziehen...
----------------------------------------------------------------------
Freitag, 2. April 2004
Zuviel Nachrichten?
von unserem Korrespondenten Bill Bonner, derzeit in London
*** Der Chicago Einkaufsmanagerindex ist gefallen. Oh nein...
verkaufen! Moment, die OPEC kürzt die Produktion. Oh nein... kaufen!
Nein, verkaufen! Der Dollar fällt wieder gegenüber dem Euro. Er fiel
noch stärker gegenüber dem Yen. Soll man den Yen kaufen? Den Dollar
verkaufen? Der Erdgaspreis steht auf einem 18-Jahres-Hoch. Verkaufen!
Kaufen! Tot umfallen! Ich weiß es nicht.
Die Nachrichten bestimmen das Verhalten der Leute. Sie reagieren so,
wie ein Huhn auf ein scharfes Messer reagiert. Sie rennen dahin und
dorthin. Und dennoch denken sie, dass die Nachrichten kritisch wichtig
sind. Man kann nicht zu reich oder zu dünn sein... oder zuviel
Nachrichten erhalten, so denken sie.
Ich bin mir da nicht so sicher. Sagt ein Quartalsbericht einer Firma
wirklich mehr aus als ein Jahresbericht? Und was wäre dann mit einem
Monatsbericht? Einem Tagesbericht? Einem stündlichen Bericht? Was wäre
mit einem Report über jede Sekunde jedes Tages? Würden Sie dann mehr
wissen? Oder weniger?
Oder könnten Nachrichten ein bisschen wie Demokratie, Schulden oder
selbst gemachter Alkohol sein? Ein bisschen davon ist kräftigend...
aber wenn man zuviel davon nimmt, dann wird man blind.
*** Eine kurze Mitteilung von meinem Londoner Kollegen, Simon Nixon:
"Ich habe das Wochenende in Split, an der wunderschönen dalmatischen
Küste Kroatiens verbracht. Ich nahm da an einer Konferenz teil, auf
der Wege zur Stärkung der Demokratie auf dem Balkan diskutiert
wurden."
"Ich erfuhr von den anderen Teilnehmern, dass es in Albanien,
Bulgarien und Rumänien über 200 politische Parteien gibt, und ähnlich
lächerlich hohe Zahlen wurden mir für Serbien, Mazedonien, Bosnien und
Kroatien genannt."
"Ich fragte mich, ob es möglich sei, zuviel Demokratie zu haben. Was
für eine Frage gibt es, auf die die richtige Antwort 'mehr Politiker'
lauten würde?"
*** Das Titelthema der Londoner Times: Die toten Amerikaner, die im
irakischen Falludscha an einer Brücke aufgehängt wurden.
Aber in der modernen illusorischen Welt wird die Demokratie als
Allheilmittel für alle sozialen Krankheiten angesehen. Selbst dieser
barbarische Akt in Falludscha soll durch einen Mangel an Demokratie
verursacht worden sein. Colin Powell meint:"Das irakische Volk wird
frei sein. Sie werden Demokratie haben."
Ich weiß nicht, woher er das weiß. Aber für mich sah es so aus, als ob
die Iraker bereits zuviel Freiheit hätten. Wenn sie das Wahlrecht
hätten... dann frage ich mich, was für fürchterliche Dinge sie dann
hervorbringen würden.
----------------------------------------------------------------------
Freitag, 2. April 2004
Da stimmt doch etwas nicht...
von unserem Korrespondenten Eric Fry
"Da stimmt sicherlich etwas nicht, wenn die Weltmacht Nummer 1 auch
gleichzeitig der größte Schuldner der Welt ist", sagte der ehemalige
US-Finanzminister Lawrence Summers während einer Rede beim
International Institute of Economics in Washington."Da muss man
sicherlich einige Fragen stellen, wenn es für die USA notwendig ist,
sich für die Finanzierung des aktuellen Konsum- und
Investitionsniveaus abhängig von (...) den unweigerlich politischen
Eigenständigkeiten anderer Länder abhängig zu machen."
"Vielleicht wird sich herausstellen, dass wir (die USA) uns darauf
verlassen können, dass China und Japan die niedrigen Zinsen in den USA
auf ewig unterstützen werden, und dass das deshalb eine gute
Planungsgrundlage ist", so Summers."(Aber) es scheint mir ein
gefährlicher Fehler zu sein, dass dieses Land davon ausgeht, und...
es ist hart für mich zu verstehen, warum die Bedenken wegen möglicher
Probleme da nicht stärker ausgeprägt ist."
Hmmm... ich denke, dass"Bedenken" ein vom Markt getriebenes Phänomen
sind."Bedenken", oder"Panik" werden sich dann manifestieren, wenn
der Euro 2,00 Dollar kosten wird... oder vielleicht dann, wenn der
Dow Jones bei 5.000 Punkten stehen wird.
Aber lassen Sie mich die heutige finanzielle Diskussion mit einem
leichteren Thema beenden. Denn ich habe auch ein paar positive
Nachrichten auf meinem Schreibtisch gefunden. Allerdings kann ich für
deren Genauigkeit nicht meine Hand ins Feuer legen:
"Die Arbeitslosenquote unter heißen jungen Frauen steht bei Null
Prozent", so eine Schlagzeile bei Recoilmag.com, eine Website, die mir
bis dahin unbekannt war."Wirtschaftsanalysten waren nach den jüngsten
Zahlen zum US-Arbeitsmarkt baff, denn die zeigten, dass die
Arbeitslosenquote für heiße junge Frauen in den USA den 302. Monat in
Folge stetig bei Null Prozent liegt."
Offensichtlich exportieren die USA nicht ALLE ihrer Jobs.

gesamter Thread: