- The Daily Reckoning - Vandals Of The Internet (Bill Bonner) - Firmian, 03.04.2004, 09:30
- Re: DR - Dt. Fassung - Firmian, 06.04.2004, 20:18
- Danke + Gruss (o.Text) - Tofir, 06.04.2004, 20:33
- Re: DR - Dt. Fassung - Firmian, 06.04.2004, 20:18
Re: DR - Dt. Fassung
-->Was ist los?
von unserem Korrespondenten Bill Bonner.
Platin und Silber explodieren.
Aber die Leute lesen immer noch die News der breiten Finanzpresse, auf
die sie reagieren. Die jüngsten Zahlen zum US-Arbeitsmarkt fielen sehr
gut aus. Der Produzentenpreisindex ist gestiegen. Die Europäische
Zentralbank hat sich dazu entschlossen, die Leitzinsen nicht zu
senken. Die Aktienkurse sind gestiegen.
Wie die Leute reagieren werden, das weiß ich nicht. Aber ich sehe in
diesen Schlagzeilen nichts besonders Neues oder Interessantes. Deshalb
gehe ich einen Schritt zurück und bewundere diesen alten zerrissenen
Ball, auf dem wir leben. Was ist los, frage ich mich?
Ereignisse scheinen Mustern zu folgen. Aber die Muster sind schwer zu
sehen, wenn man sich mittendrin befindet. So glaube ich z.B., dass
sich die USA auf dem Weg in den Ruin befinden. Aber woher weiß ich
das? Es gibt keine Straßenschilder, keine Karten, die diesen Weg
anzeigen. Und selbst wenn ich Recht habe... welche Richtung wird
dieser Weg nehmen... und wann wird er zu Ende sein?
Ich weiß es nicht. Deshalb folge ich einfach den Regeln. Ich kaufe
Aktien dann, wenn sie billig sind. Ich kaufe Unternehmen, die mir
gefallen. Ich kaufe Immobilien, die ich besitzen will; ob die im Preis
steigen oder nicht. Und Schulden nähere ich mich so, wie ich mich
einer Wahlurne und den Nachrichten nähere - skeptisch, und so selten
wie möglich.
Und, achja, ich kaufe Gold. Das gelbe Edelmetall schuldet niemandem
etwas. Wenn das internationale, auf dem Dollar basierende
Währungssystem kollabieren wird, dann wird Gold immer noch da sein.
Wenn der mit Krediten gefütterte amerikanische Aktienmarkt
einbricht... oder die Fantasie-Weltwirtschaft in die Luft fliegt...
dann wird Gold noch da sein. Inflation? Deflation? Gold wird weder
lachen noch weinen... weder in Panik noch in Verzweiflung verfallen.
Aber wer weiß. Ich denke darüber nach... aber es gibt soviel, worüber
ich nachdenken muss... und nur so wenig Zeit.
Inzwischen sind hier mehr News:
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Montag, 5. April 2004
Bilanzunregelmäßigkeiten bei Fannie Mae?
von unserem Korrespondenten Dan Denning in London
"Man steckt sein Geld da rein und bekommt nichts raus, niemals." Ich
dachte, mein Mitarbeiter Dave würde sich auf den Aktienmarkt beziehen.
Aber nein... er bezog sich auf eine noch unterhaltsamere Art des
Spielens, die Pferdewetten.
Die Engländer kennen das bereits seit 1837. Wenn ich hätte wetten
müssen, dann hätte ich ein Pferd gewählt, das"Montreal" heißt. Aber
ich treffe meine Auswahl lieber für den Aktienmarkt. Und da setze ich
auf einen"Bären"!
Denn ich denke, dass sich dieser Bär derzeit am Aktienmarkt befindet.
Auch wenn man seine Präsenz derzeit beim Dow Jones noch nicht fühlt.
Übrigens hat sich die Zusammensetzung des Dow Jones geändert: Drei
Aktien altehrwürdiger Firmen - AT&T, Eastman Kodak und International
Paper - sind rausgeflogen, drei neue hereingekommen: AIG, Verizon und
Pfizer.
Also raus mit Telekom, Film und Bäumen. Rein mit Versicherung,
Telefonen und Medikamenten. Dadurch entwickelt sich der Index noch
weiter weg von der"Realwirtschaft", mehr hin zur"Finanzwirtschaft".
Was sagt uns das - da der Index doch die gesamte US-Wirtschaft
repräsentieren soll?
Richard Russell, Guru, wenn es um den Dow Jones geht, meint dazu:
"International Paper und Eastman Kodak sind produzierende
Gesellschaften, AT&T zumindest teilweise. Verizon und AIG sind
Dienstleistungsunternehmen, und Pfizer ist ein forschendes und
produzierendes Unternehmen. Also wird der Dow Jones durch diesen
Wechsel mehr auf Dienstleistungen fixiert sein, und weniger auf das
produzierende Gewerbe - und das ist mehr oder weniger die Entwicklung,
die die USA gerade erleben."
"Kann eine Nation mit Dienstleistungen reich werden? Vielleicht kann
sie das, aber ich sehe das nicht", fügt Russell hinzu. Ich stimme da
zu. Da ist es übrigens wahrscheinlich ein gutes Zeichen, dass der
ISM-Index fürs produzierende Gewerbe im März auf 62,5 Punkte gestiegen
ist. Damit ist er den fünften Monat in Folge gestiegen.
Die Investoren, die Fannie Mae-Aktien gekauft haben, könnten ärmer
werden, wenn die Berichte über möglichen Korrekturbedarf der
Finanzberichte bei Fannie Mae stimmen sollten. Branchenkollege Freddie
Mac hat bereits eingeräumt, dass die eigenen Bilanzen manipuliert
wurden, um das Gewinnwachstum im Zeitverlauf"zu glätten".
Letzte Woche hat das"Office of Housing Enterprise Oversight"
mitgeteilt, dass es die Buchungspraktiken von Fannie Mae überprüfen
werde."Unsere Überprüfung (...) ist noch nicht abgeschlossen, hat
aber zu Bedenken geführt, dass Fannie Mae in diesem Bereich nicht die
richtigen Buchungsrichtlinien befolgt hat. Das könnte nicht nur das
(...) Immobilien-Portfolio von Fannie Mae betreffen, sondern auch
andere Vermögensanlagen."
Hm... andere Vermögensanlagen? Wären das die Anleihen, die Fannie Mae
herausgegeben hat? Oder die Anleihen von anderen Hypothekenbanken, die
Fannie Mae gekauft hat? Ich weiß es nicht, liebe(r) Leser(in). Das ist
das Problem mit der"Finanzwirtschaft". Wenn der Wert einer Sache von
zwei oder drei anderen Dingen abhängt (Zinsen, Kreditwürdigkeit der
Schuldner...), dann wird es richtig schwierig, zu bestimmen, was
dieses Ding wirklich wert ist... wenn es überhaupt etwas wert ist.
Ich für meinen Teil bevorzuge da Gold. Das gelbe Metall hat am Freitag
zwar etwas verloren - aber es ist in den letzten Monaten trotzdem
gegen fast alle Währungen der Welt gestiegen. Denken Sie darüber nach.
Selbst in Euro gemessen hat der Goldpreis in den letzten Wochen 10 %
zugelegt.
Was daran bemerkenswert ist? Währungen steigen und fallen in Relation
anderen Währungen. Sie sollen die"Fundamentals" der Volkswirtschaft,
zu der sie gehören, wiederspiegeln. Aber derzeit sieht es so aus, als
ob sie"Affen seien, die zu Windhunden gezüchtet werden, um Rennen zu
laufen", wie mein Kollege Dave meinte.
Fast alle Währungen haben in den letzten Wochen relativ zum Gold
verloren. Bedeutet das, dass der Markt Gold zunehmend wie eine Währung
und weniger wie einen Rohstoff behandelt? Ich würde demütig meinen...
definitiv ja. Es würde mich überhaupt überraschen, die Chinesen nicht
nur Rohstoffe horten - laut Gerüchten -, sondern auch Gold.
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Montag, 5. April 2004
Enttäuschungen in der"Neuen Ära"
von unserem Korrespondenten Bill Bonner, derzeit in London...
*** Die Leute in Falludscha"verstehen's einfach nicht", so ein
Sprecher des amerikanischen Militärs. Sie scheinen nicht zu
realisieren, dass im Irak eine neue Ära angebrochen ist... mit
Demokratie, Frieden und Reichtum.
Das letzte Mal, dass ich diesen Ausdruck hörte, war in den späten
1990ern. Damals wurden mit dem"sie verstehen es einfach nicht" Leute
gemeint, die - wie ich - nicht verstanden, wie man mit dem Kauf von
substanzlosen Internetaktien Geld verdienen konnte.
Nun, ich erinnere mich, dass sich die ganze Halluzination dieser
"Neuen Ära" in Luft auflöste... und die, die es scheinbar"verstanden
hatten", fielen hart.
Die USA haben vor über einem Jahr ihren Sieg im Irakkrieg verkündet.
Aber der Militärhistoriker von Clausewitz hat erklärt, dass eine der
größten Gefahren im Krieg darin besteht, dass man einen Feind im Feld
besiegt, aber es nicht schafft, die"bereitwillige Unterwerfung der
Bevölkerung" zu erreichen. Ohne die werden die Gewinne zu
Verpflichtungen... weil der Feind es unmöglich macht, die Erfolge zu
genießen. Jeder Schritt, den man macht, führt einen tiefer in
feindliches Territorium - ohne sichere Nachschublinien. Das erhöht das
Risiko eines völligen Scheiterns.
Wenn ich mir die Fernsehberichte ansehe, dann scheint es mir, dass die
Iraker unsere (damit meine ich die Amerikaner, schließlich bin ich
auch einer!) Anstrengungen zum Aufbau einer Nation nicht besonders
schätzen. Es sieht fast so aus, als ob sie einfach wünschten, dass die
Amerikaner verschwinden würden.
*** Morgen gibt es einen weiteren Jahrestag. Eine weitere Enttäuschung
in den Annalen der"Neuen Ära". Nachdem die Kolonialisten in den
1950ern und 1960ern aus Afrika hinausgeschmissen worden waren, da
sagte man von diesem Kontinent, dass er jetzt in eine neue Ära von
Demokratie, Frieden und Reichtum eintreten würde. Aber am 6. April
1994 wurde ein Flugzeug mit den Präsidenten von Ruanda und Burundi an
Bord abgeschossen. Wenige Stunden später begann die Volksgruppe der
Hutus, jeden, der wie ein Tutsi aussah, zu massakrieren... und
innerhalb weniger Tage wurden Hunderttausende (!) von Männern, Frauen
und Kindern hingeschlachtet.
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Montag, 5. April 2004
Deflation und Inflation
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Wenn ich mir das große Bild ansehe, dann stelle ich fest, dass sich
die amerikanische Wirtschaft bewegt hat... weg vom Produzieren hin
zum Konsumieren... und weg vom Geldverleihen, hin zum Geldleihen. Die
amerikanischen Politiker ermutigen nicht mehr Sparsamkeit und
Mäßigung... sondern Vergeudung und Tollkühnheit.
Währenddessen... sind die größte Demokratie der Welt (USA) und die
größte Nicht-Demokratie der Welt (China) die erste ernsthafte
Herausforderung für die wirtschaftliche Dominanz der Westlichen Welt,
seit der Industriellen Revolution. Japan hat den Weg gezeigt: Man muss
Dinge billig produzieren und in die USA exportieren. Jetzt produziert
China so viele Dinge so billig, dass damit überall auf der Welt die
Preise nach unten gedrückt werden. Und auch Indien - mit Millionen von
gut ausgebildeten und englischsprachigen Einwohnern - zeigt, dass es
im Bereich Dienstleistungen und Technologie wettbewerbsfähig ist.
Deshalb spüren jetzt z.B. auch die Informatiker im amerikanischen
Silicon Valley diesen Druck. Eine Deflation beim weltweiten Preis für
Arbeitskraft ist wahrscheinlich unausweichlich.
Die Dollar-Geldmenge ist in den letzten zwei Wochen um 50 Milliarden
Dollar erhöht worden. Und Ben Bernanke von der Fed hat gesagt, dass er
um jeden Preis stabile Preise verhindern will (er setzt auf eine
Inflation). Und überall auf der Welt inspirieren wachsende
Dollarbestände (und die US-Staatsanleihen, die die ausländischen
Zentralbanken halten) ebenfalls eine Inflation. Das sehen wir an den
Rohstoffpreisen. Die werden u.a. durch China nach oben getrieben. Denn
China braucht Energie... um die Amerikaner mit billigen Waren
beliefern zu können. Inflation ist also zumindest bei den Rohstoffen
unausweichlich... zumindest derzeit.
Überall auf der Welt sind die Kurse von Aktien und Immobilien durch
Schulden gestützt. Wenn man die Kredite wegnimmt... dann werden die
Kurse fallen. Ein einziger verzweifelter Hausbesitzer kann die Preise
für die gesamte Nachbarschaft fallen lassen, wenn er sein Haus zum
Schnäppchenpreis verkauft. Wenn es erst einmal Ruin gibt, dann wird es
viel Ruin geben. Also, was können Sie für Immobilien und Aktien
erwarten? Eine Deflation, so meine Einschätzung.

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