- The Daily Reckoning - The Dog That Didn't Bark (Mogambo Guru) - Firmian, 06.04.2004, 20:21
- Dt. Fassung - Firmian, 06.04.2004, 20:24
Dt. Fassung
-->Astrologie und Börsenkurse
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Also, wo war ich stehen geblieben?
Achja... der Weg in den Ruin...
Was für ein angenehmer Weg das ist! Jetzt zeigen sich endlich neue
Jobs - laut offiziellen Zahlen wurden in den USA im letzten Monat
308.000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Die Aktienkurse steigen...
alles ist auf seine Art schön, selbst der Weg in den Ruin. Das ist so,
als ob man von seinem Cabriolet aus die wunderschönen Berge bewundert,
kurz bevor man eine Klippe hinunterfährt.
Lassen Sie uns noch nicht so weit fahren. Zuerst einmal richten wir
unseren Blick gen Himmel, zu den Sternen. Wenn wir denen nicht mehr
trauen können - was für Hoffnung gibt es dann noch?
Veronique, eine Freundin von mir, gibt einen Börsenbrief heraus, der
auf Astrologie basiert. Sie hat mir gesagt, dass man mit ihren
Empfehlungen in den letzten 19 Monaten fast 300 % Gewinn hätte machen
können.
Als ich ihre letzte Ausgabe las, da fand ich heraus, dass gerade ein
neuer Zyklus begonnen hat:
"Die Periode vom 4. April bis zum 4. August könnte für Aktien weniger
attraktiv sein als die Periode seit März '03... Das Ende des Monats
(April) wird volatil sein; es ist schwierig und gefährlich, zu raten,
in welche Richtung die Kurse gehen werden. Im Endeffekt haben wir zwei
Zyklen, sowohl positiv als auch negativ, auf mittelfristige Sicht.
Einer ist so kraftvoll wie der andere."
Die Sterne geben dem Seemann den Kurs vor, aber auch der Investor muss
seinen Weg finden, so gut er eben kann. Sein Himmel ist immer bewölkt.
Also sollten wir versuchen, uns daran zu erinnern, wie wir überhaupt
auf diese Straße in den Ruin gekommen sind. Ich erinnere mich an das
Diktum von Minsky: Stabilität führt zu Instabilität. Die Amerikaner
müssen sich so sicher gefühlt haben, dass sie kaum Gefahr darin sahen,
Geld auszugeben - besonders angesichts der Tatsache, dass ihnen die am
meisten angesehenen Ã-konomen sagten, dass Geld ausgeben gut für die
Wirtschaft sei. In den letzten 50 Jahren haben die Amerikaner deshalb
einen so stolzen Schuldenturm gebaut, dass der wahrscheinlich
jederzeit umfallen kann. Wenn das alles wäre, dann würde der
amerikanische"Tag der Abrechnung" ein Picknick sein. Aber es gibt
andere Dinge, die auf Amerika zukommen.
Mein Lieblings-Kolumnist, Thomas Friedman von der New York Times,
lässt kaum eine Woche vergehen, in denen er nicht über die Vorzüge von
Demokratie und"nation building" schwadroniert. Ich würde seine
Bemerkungen normalerweise als hohle Worte eines hohlen Kopfes abtun.
Aber die Tatsache, dass Friedman so hartnäckig daran festhält,
verwundert mich. Vielleicht sind seine Artikel doch nicht so harmlos,
wie sie zu sein scheinen - aber vielleicht sind sie auch nur Wegweiser
auf dem Weg in den Ruin.
Und dann gibt es das Problem der Überalterung der Bevölkerung,
besonders in Europa. Ein Nachbar erklärte mir am Wochenende:"Es ist
schön und gut, von der Emanzipation der Frauen zu sprechen. Aber wenn
die Frauen raus gehen, arbeiten, und aufhören, Kinder aufzuziehen,
dann scheint die gesamte Gesellschaft zusammenzubrechen. Scheidungen,
soziale Probleme... wir haben alle diese Probleme in Frankreich
gesehen, seit sich die Rolle der Frauen geändert hat. Und das
schlimmste davon ist, dass die Geburtenrate zurückgeht. Die einzige
Nation in Europa - und das ist kaum noch Europa -, die genug Kinder
hat, um das Bevölkerungsniveau zu halten, ist die Ukraine. Ist es gut,
die Emanzipation von Frauen zu unterstützen, wenn dadurch ein gesamtes
Volk verschwindet?!"
Letzte Woche konnte ich in der Zeitung lesen, dass Wissenschaftler
darüber spekulieren, dass die Welt eine Periode der Massenauslöschung
- ähnlich der Eiszeit - erleben wird. Damals sollen Tausende Spezies
ausgestorben sein. Ich bezweifle, dass die menschliche Rasse - oder
auch"nur" die Europäer - ausgelöscht werden. Aber ich werde da
nachdenklich. Mehr dazu - und zum Ã-lpreis! - in meinem letzten Beitrag
der heutigen Investor's Daily-Ausgabe (siehe unten).
Jetzt zu Eric mit mehr News:
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Dienstag, 6. April 2004
Kommt jetzt Zinserhöhungsangst auf?
von unserem Korrespondenten Eric Fry in Manhattan
Die"Wirtschaftserholung ohne neue Arbeitsplätze" möge in Frieden
ruhen... obwohl dieser liebe Freund nur eine sehr kurze Zeit auf
diesem Planeten verbracht hat, war sein Einfluss sehr deutlich. Denn
dank ihm fielen die Zinsen auf ein 50-Jahres-Tief, was zu simultanen
Bullenmärkten bei Anleihen, Aktien, Immobilien und... besonders
wichtig... schuldenfinanziertem Konsum führte. Ich werde meinen
lieben Freund vermissen.
Jochen Steffens hatte Sie bereits informiert: Letzten Freitag wurde
vermeldet, dass die Zahl der US-Arbeitsplätze im März um 308.000
gestiegen ist, was deutlich über den Erwartungen von 122.000 lag. Die
Arbeitsplatzzähler bei den offiziellen Behörden fanden außerdem
heraus, dass es im Januar und Februar 87.000 mehr neue Jobs gegeben
hat, als sie ursprünglich gezählt hatten. Insgesamt gibt es damit
395.000 mehr Jobs, als wir vorher gedacht hatten.
Aber vielleicht ist doch nicht alles so rosig, wie es aussieht. Mein
Kollege Dan Denning schreibt:"Hier ist die grausige... Wahrheit: Der
durchschnittliche Stundenlohn im amerikanischen Einzelhandel lag im
März 2004 bei 11,99 Dollar - gegenüber Februar ein RÜCKGANG um 0,05
Cents und gegenüber dem März 2003 ein Plus von nur 0,75 %. Der
durchschnittliche Wochenlohn im Einzelhandel lag im März 2004 bei
364,50 Dollar - ein MINUS von 1 % gegenüber dem Februar und ein Plus
von nur 0,09 % gegenüber März 2003. Mein Fazit: Mehr Jobs im
Dienstleistungssektor, weniger Arbeitsstunden, ein sehr mageres wenn
nicht sogar fallende Einkommensniveau. Und das sollen GUTE Nachrichten
sein?"
Ja, in der Tat, die"Wirtschaftserholung ohne neue Arbeitsplätze" ist
tot. Aber die Investoren weinen ihr nicht nach. Im Gegenteil: Es wurde
gefeiert, mit steigenden Aktienkursen. Die Anleihenbesitzer hingegen
warfen ihre Anleihen auf den Markt, was die Rendite der 10jährigen
Anleihen von 3,89 % auf mittlerweile gut 4,20 % steigen ließ. Das
führte dazu, dass einige Aktien dann doch vielen. So brach die
Hypothekenbank Countrywide Financial um 5 % ein, ebenso wie das
Bauunternehmen Pulte Corp.
Auch der Goldpreis ist gefallen. Jetzt steht er unter 420 Dollar pro
Feinunze.
Interessanterweise hatte der Goldpreis nur einen Tag vor der
Bekanntgabe der US-Arbeitsmarktzahlen im Tagesverlauf ein
15-Jahres-Hoch erreicht, bei 432 Dollar je Feinunze. Es wäre natürlich
exzellent, wenn man dort an Gewinnmitnahmen gedacht hätte. Aber ich
bin trotzdem der Ansicht, dass sich das Thema"Gold" noch nicht
erledigt hat - wir werden von diesem Edelmetall noch hören.
Die Hauptfrage ist jetzt allerdings, ob die Freude über die guten
Arbeitsmarktzahlen zu Zinserhöhungsangst führen wird. Zahlreiche
Ã-konomen haben bereits gewarnt, dass die Fed jetzt ihre
Niedrigzinspolitik überdenken könnte.
So meint Peter Boockvar, Aktienanalyst bei Miller Tabak:"Die Fed wird
die Leitzinsen wahrscheinlich im August erhöhen, möglicherweise
früher, und die (Aktien-)Märkte legen während Zinserhöhungsphasen
keine Rally hin."
Aber Donald Straszheim von Straszheim Global Advisors kontert:"Wir
werden vielleicht etwas Aufwärtsdruck bei den Zinsen sehen, aber nicht
genug, um die Erholung zu gefährden oder die Zuwächse bei den Gewinnen
zu verletzen. Die Leitzinsen liegen bei 1 %. Selbst wenn sie
verdoppelt würden, dann wären sie immer noch niedrig."
Dann sollte man auch bedenken, dass ein starker Monat am Arbeitsmarkt
noch keinen Trend macht. Wir werden noch einige solche Monate sehen
müssen, bevor die Job-Maschine wirklich auf Hochtouren läuft.
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Dienstag, 6. April 2004
Was denkt sich Milton Friedman eigentlich?
von unserem Korrespondenten Bill Bonner, derzeit in London
*** In den USA sind schneller als je zuvor in den letzten 4 Jahren
neue Jobs geschaffen worden - so die offiziellen Stellen. Was soll man
von dieser jüngsten Entwicklung halten? Habe ich mit all meinen
Einschätzungen falsch gelegen, liebe(r) Leser(in)? Darüber, dass die
Aktienkurse ihren Zenit überschritten haben... über die Verlagerung
von Jobs nach Indien und China... über Schulden, den Dollar und die
wirtschaftliche Situation Amerikas? Vielleicht habe ich in den Sternen
etwas Falsches gelesen... oder auf der Straßenkarte. Vielleicht
sollte ich nicht soviel trinken. Vielleicht befinden wir uns doch
nicht auf dem Weg in den Ruin. Sondern auf dem Weg des Ruhms. Ja, da
sind wir... und niemand hält uns auf. Die Aktienkurse werden von
jetzt an bis zum Ende der Welt steigen. Die Häuser werden jedes Jahr
mehr wert werden, so dass die Hausbesitzer bis in die Ewigkeit
bestehende Hypotheken erhöhen können. Und überall auf der Welt werden
die Leute immer bereitwillig den Amerikanern Geld leihen... und die
werden es niemals zurückzahlen müssen.
Vielleicht kann man einen Boom ohne einen Abschwung haben... einen
Preis ohne den dazugehörigen Fleiß... gute Noten ohne Lernen...
Wachstum ohne Ersparnisse... Wiederauferstehung ohne Kreuzigung.
Gott... das hoffe ich.
*** Thomas Friedman ist bemerkenswert. Sobald er die Probleme in
Mesopotamien gelöst hat (sein Rat: Mehr US-Truppen dorthin schicken,
und viel mehr Geld) hat er sich mit Indien befasst. Auch da sah er das
Problem, und er hatte dieselbe Lösung: Mehr Demokratie... Reformen
(dieses Wert passt für alles)... und Stärkung der Stellung der
Frauen! Und heute hat er wieder einen Rat parat... diesmal für
Mexiko. Was soll Mexiko tun? Ich kann es kaum erwarten, das von ihm zu
hören.
"Revolution", so sein Rat."Eine Reform-Revolution." Mir stockt der
Atem. Ich bin von dieser monumentalen Schwachsinnigkeit beeindruckt.
"Reform", darunter kann ich mir schwach etwas vorstellen. Und unter
"Revolution" kann ich mir sehr deutlich etwas vorstellen. Aber die
zwei zusammen kann ich mir genauso wenig vorstellen wie eine Qualle
und einen Rotfuchs. Was für eine komische und schreckliche Frucht
würde so eine Union produzieren? Ich habe den Artikel von Friedman
weitergelesen, um das herauszufinden. Aber selbst Friedman ist
aufgeschmissen. Seine Worte führen ins Nichts. Er hat diese zwei
Kreaturen zusammen in einen Käfig gesteckt, aber er kann sie nicht
dazu bewegen, etwas zu tun. Deshalb kommt er lahm auf sein
Lieblingsthema zu sprechen: Man sollte die Steuern erhöhen und mehr
Geld ausgeben.
"Es ist hart, wettbewerbsfähig zu bleiben, wenn man die niedrigste
Steuerquote der westlichen Volkswirtschaften hat", schreibt er. Und
auch hier muss ich tief durchatmen... denn ich kenne keinen Fall, in
dem das Erhöhen von Steuern die Wettbewerbsfähigkeit erhöht hat. Wie
eine"revolutionäre Reform" oder ein"ehrlicher Politiker" scheinen
diese Ideen einfach nicht zusammen zu passen."Das ist ein Oxymoron"
könnte ich sagen, wenn ich jemand beeindrucken wollte. Steuern sind
Kosten. Wie kann man die Kosten erhöhen... und gleichzeitig die
Preise senken? Wie kommt Friedman eigentlich auf solche Gedanken?
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Dienstag, 6. April 2004
Besorgniserregende demographische Entwicklung
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Während die Bevölkerungszahl in den westlichen Staaten sinkt, da
steigt die in China, Indien und in Dutzenden von kleineren Ländern. Da
kommen neue Bürger hinzu, so als ob sie Mobilfunkgeräte wären, die
frisch vom Fließband kommen. Dass diese neuen Proletarier immer mehr
der gut bezahlten Jobs wegnehmen werden, das scheint fast
unausweichlich zu sein. Relativ gesprochen sollten die Einkommen in
den USA und Westeuropa fallen - genau dann, wenn die Amerikaner am
dringendsten Geld brauchen, um ihre Schulden zurückzuzahlen und ihren
Ruhestand finanzieren zu können.
Gleichzeitig hängen die Rentensysteme davon ab, dass neue Arbeiter ins
System einsteigen, die die Renten der anderen bezahlen.
Alt werden... und Schulden haben... die größte Herausforderung mit
Wettbewerbern seit der Industriellen Revolution... mit bankrotten
Rentensystemen, man sollte denken, dass das genug sei. Aber Moment...
es gibt noch mehr.
"Die Ã-lproduktion sinkt", sagte ein Vorstandsmitglied des
französischen Ã-lgiganten Total letzten Freitag."Es sieht so aus, als
ob Mr. Hubbert doch Recht hatte. Weltweit scheint die Ã-lproduktion
ihren Zenit überschritten zu haben. Ja, man kann mehr Ã-l aus dem Boden
holen, wenn man moderne Methoden nutzt. Aber die sind teurer. Und die
ermöglichen nicht das leicht herauszuholende, billige Ã-l der letzten
50 Jahre."
Die Amerikaner nutzen ungefähr ein Viertel der weltweiten
Ã-lproduktion. Plötzlich merken sie, dass sie mit Ausländern darum in
Wettbewerb treten müssen. Da die Lebensstandards in China, Indien und
sonst wo steigen... verbrauchen die Leute dort mehr Ã-l.
"Dieser große Zuwachs bei der Ã-lnachfrage kommt zur
schlechtmöglichsten Zeit", so mein Nachbar,"gerade da, wo die Vorräte
sinken. Die Wirtschaft des Westens war nicht nur von Ã-l abhängig...
sondern von billigem Ã-l. Es wird interessant zu sehen sein, was
passieren wird, wenn der reale Ã-lpreis steigt."

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