- Sonderwirt.Zonen - die Deutschen wollen die Katastrophe, sie können sie haben - Baldur der Ketzer, 07.04.2004, 19:49
- Re: Sonderwirt.Zonen / Quelle? mwT - silvereagle, 07.04.2004, 20:47
- Re: Sonderwirt.Zonen / Schwundort Deutschland - Baldur der Ketzer, 07.04.2004, 22:05
- Re: Ja aber hallo, wo bleibt denn da die Liberalitaet? - Tassie Devil, 08.04.2004, 13:16
- Re: Sonderwirt.Zonen / Quelle? mwT - silvereagle, 07.04.2004, 20:47
Re: Sonderwirt.Zonen / Schwundort Deutschland
-->Hallo, Silberadler,
daß ein fragiles Gebäude durch das Wegnehmen einer Seitenwand ganz kollabieren kann, ist mir schon klar. Vielleicht will man auch Vorzeigegebiete schaffen, als empirische Beweise dafür, daß es in der ganzen Breite auch funktionieren würde, ohne sofort das Risiko für das Ganze einzugehen.
Nur: sollten wir den maßgeblichen Po-Litikern diese Weitsicht, dieses Kalkül überhaupt zutrauen? Da hab ich so meine Zweifel.
Als Quelle kann ich leider nur auf Autoradio-Nachrichten und die Berichte darin verweisen, im aktuellen Spiegel gibt es auch so eine Diskussion betreffend Aufbau-Ost.
Klaus von Dohnany (Ex-HH) muß wohl der Vordenker einer zuständigen Kommission sein, die vorschlug, man müßte in den ganz problematischen Gebieten der Beitrittsländer eben Sonderwirtschaftszonen schaffen, in denen bestimmte Bundes- und Landesgesetze einfach außer Kraft gesetzt werden können.
Es kommt immer auf den Standpunkt an.
Wenn der Staat 20% weniger Steuereinnahmen haben sollte, dann werden die einen befürchten, daß er dies auf alte Omas, Kranke, echte Bedürftige und Kindergärten abwälzen würde.
Andere werden hingegen hoffen, daß dann endlich kein Geld mehr da wäre für (aus deren Sicht schwachsinnige) Ausgaben wie das 47.111te Schandmal oder für Bundeswehr-Exkursionen an den Hindukusch, oder Kreuzfahrten der Bundesmarine am Horn von Afrika.
Die Gewerkschaften und Verwaltungsbeamten werden freilich leugnen, daß die überhohe Steuerlast, die Bürokratie und zu viel Schutzgesetze die Wirtschaft erdrücken.
Bekanntlich darf jemand, der einen Sumpf trockenlegen will, nicht vorher die Kröten darin fragen. Es gibt ja ganze schmarotzende (=unproduktive= Wirtschaftszweige, die vom Status Quo profitieren.
Von der Preisgabe des sinnvollen Konsumentenschutzes ist ja nicht die Rede. Aber halt vom Abschneiden des Unsinnigen.
Ich kann mir eh nicht vorstellen, daß diese Sonderwirtschaftszonen jemals Wirklichkeit werden, schon allein wegen des Gleichheitsgrundsatzes. Fürs Sommerloch ist es noch zu früh, saure Gurken gibts auch noch nicht, vielleicht war es ja wirklich so etwas wie ein glorreicher Einfall, ein Ei des Columbus.
Trotzdem: allein der Eiertanz, einerseits zuzugeben, daß man der Wirtschaft fürs Gedeihen mehr Luft verschaffen müßte, und andererseits es, wenn überhaupt, keinesfalls für alle zuzulassen, ist doch ein Oberhammer.
Das ist: absurd. Eben.
Ich denke sowieso nicht, daß man in den nächsten zehn Jahren irgendwas wirklich hilfreiches in Absurdistan durchsetzen wird.
Und so geht es halt seinen Gang. Den Gesetzen von Gefällen, Anziehungskraft, kommunizierenden Röhren usw. nach.
Überwiegende Leistungserbringer werden abwandern, überwiegende Leistungsbezieher werden zuwandern, Ost- und Mitteleuropa werden sich wirtschaftlich annähern, indem es hier runter und dort rauf geht.
Man kann das auch ganz emotionslos feststellen.
Nur, der groteske Spagat der bundesdeppublikanischen Oberdödel hat was, was man wirklich nicht überall findet.
Ich hebe ja bekanntlich jede Menge Zeugs auf, als Belege.
Seit ich mich erinnern kann, lese ich über Vorschläge, über Appelle zu Steuersenkungen.
Jedes Jahr die gleiche Leier. Obwohl an den Steuersätzen herumgebastelt wurde, ist die effektive gesamtstaatliche Abgabenüberfrachtung durch immer schlimmer geworden, Jahr für Jahr.
Die ganzen Diskussionen hatten nicht nur keinen Effekt, nein, es wurde immer noch ungünstiger.
Desgleichen, was Bürokratie betrifft.
Im letzten Focus (Polen usw.), Seite 24, war ein Vergleich zwischen den vergleichbaren Einkommen eines AN in der BRD und der CH. Überschrieben mit:
Schwundort Deutschland
Um ein verfügbares Jahreseinkommen eines Arbeitnehmers (40, verh., 2 Kinder) von jeweils 53.325 Eurotzern zu gewährleisten, muß der Arbeitgeber in der Schweiz 77.219 aufbringen, in der BRDDR jedoch 99.497.
Alle Versuche, irgendwas daran zu verbessern, endeten in den letzten Jahrzehnten immer mit Mehrbelastungen statt Minderbelastungen.
Aus welchem Grund sollte es diesmal anders sein?
Beste Grüße vom Baldur

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