- Rohstoffe, Elliott & Fibonacci-Relationen - Popeye, 08.04.2004, 09:56
Rohstoffe, Elliott & Fibonacci-Relationen
-->Hallo, @ELLI - wenn Du es löschen mußt....?
"Die Rohstoffpreise stehen vor einer kurzen Korrektur"
Mit Erreichen des Goldenen Schnitts leuchten für Anhänger der Elliott-Wellen-Theorie die Warnsignale auf /"Langfristig stehen die Zeichen auf Hausse"
ham. FRANKFURT, 7. April. Es ist lange her, daß Anleger über Rohstoffe so viel gesprochen haben wie in diesen Tagen. Sogar in das"heute journal", die Hauptnachrichtensendung des Zweiten Deutschen Fernsehens, hat es die Rohstoff-Hausse inzwischen geschafft. Für Heribert Müller, Krefeld, ist es faszinierend zu beobachten, daß dieses erhöhte Interesse der Ã-ffentlichkeit zusammenfällt mit dem Erreichen des sogenannten Goldenen Schnitts durch den CRB-Rohstoffindex. Für Müller, einem Anhänger der Elliott-Wellen-Theorie und der Fibonacci-Zahlen (siehe Kasten), ist der seit Oktober 2001 erfolgte Anstieg dieses wohl wichtigsten Barometers für die Gesamtheit aller Rohstoffe bis auf 278 Punkte ganz natürlich: Im Jahr 1980 hat für den Index auf einem Niveau von 337,60 Punkten die Baisse begonnen. 21 Jahre, einer Fibonacci-Zahl, später war sie für Müller mit einem Tief von 183,52 Punkten zu Ende (siehe Graphik). Bildet man die Differenz zwischen Hoch und Tief in der Baisse, multipliziert diese Differenz mit 0,618 (Goldener Schnitt) und schlägt sie auf das Tief drauf, ergibt sich das erreichte Kursziel von 278."Erst nach Erreichen des Goldenen Schnitts und der im Rückblick harmonischen Bewegung wird der Masse der Anleger der schon erfolgte gewaltige Anstieg der Rohstoffpreise um rund 55 Prozent - wieder eine Fibonacci-Zahl - bewußt", sagt Müller. Der CRB ist an einem Handelstag noch bis 285 Punkte weitergelaufen. Für Müller ist das Erreichen des Goldenen Schnitts jedoch ein kurzfristiges Warnsignal.
Börsenmagier André Kostolany würde sagen, die Rohstoffe gehen von starken in schwache Hände über. Im Rohstoffindex CRB sind 17 Rohstoffe - von Kaffee, Kakao und Orangensaft über Sojabohnen, Mais oder Weizen bis hin zu Edelmetallen wie Gold und Industriemetallen wie Kupfer - vertreten. Viele Anleger, die nun, angelockt durch die öffentliche Debatte, beginnen, sich für Rohstoffe zu interessieren, verstehen vermutlich eher wenig von dem komplizierte Kräfteverhältnis von Angebot und Nachfrage auf diesen Märkten. Jedenfalls weniger - so die börsenpsychologische These von den starken und den schwachen Händen - als diejenigen Anleger, die auf dem Tiefpunkt gekauft haben, als Rohstoffe"out" waren: Kaum ein Anleger gab zu, die seit 21 Jahren Verlust einfahrenden Rohstoffe im Portfolio zu haben. Das Gegenteil ist derzeit der Fall. Kostolany würde vermutlich sagen, daß die jetzt neu investierenden, eher unbeleckten Anleger zwingend ihr Lehrgeld werden zahlen müssen. Erst wenn sie mit Verlust aus dem Markt wieder heraus sind, kann es mit der Hausse weitergehen.
Müller erwartet deshalb eine Verschnaufpause an den Rohstoffmärkten - allerdings nur eine kurze. Er rechnet damit, daß es schon nach der Mindestkorrektur bis auf 261 Punkte mit dem CRB-Index weiter aufwärtsgeht. Den kurzen Abschwung errechnet er mit Hilfe der Fibonacci-Relation 0,236: 285 Punkte, das Hoch des bisherigen Aufschwungs, abzüglich des Produktes aus der Differenz von Hoch minus Tief (ist etwa gleich 100) multipliziert mit 0,236 ergibt 24. Zieht man 24 von 285 ab, ergibt sich das Kursziel von 261 Punkten."Wird dieses Niveau nicht unterschritten, gehen wir von einer anschließenden Fortsetzung der Hausse aus", sagt Müller. Er empfiehlt Anlegern, die Korrektur und den erfolgreichen Test der Marke von 261 abzuwarten, bis sie neu in Rohstoffe investieren.
Geht alles nach Plan, rechnet Müller bereits mit Erreichen des Kurszieles von 338 Punkten (Hochpunkt des letzten Bullenmarktes im Jahr 1980) im August 2004,"34 (Fibo-)Monate seit dem Beginn des Bullenmarktes im Oktober 2001". Wer zum Mindestkorrekturniveau von 261 einsteige und bei 338 CRB-Punkten verkaufe, könnte sich immerhin über einen Gewinn von fast 30 Prozent freuen. Müller geht nicht davon aus, daß der CRB-Index im ersten Anlauf die Marke von 338 Punkten überspringen wird. Vielmehr erwartet er, daß die erste Aufwärtswelle in diesem laufenden Bullenmarkt dann ihr Ende gefunden hat. Folgen werden nach der Theorie der Elliott-Wellen noch vier weitere im insgesamt fünfteiligen Zyklus:"Mit der laufenden Welle I sehen wir erst den Beginn der harmonischen Antwort des CRB-Index auf den zuvor 21 (Fibo-)Jahre dauernden Bärenmarkt", rückt Müller den jüngsten Aufschwung in den Rahmen der Elliott-Theorie und der Fibonacci-Welt."Diese Korrektur des Bärenmarktes ist nicht nach zwei Jahren vorbei, sondern der Aufschwung wird sich über Jahre fortsetzen."
Rückschlüsse auf eine Fortsetzung der Rohstoff-Hausse zieht Müller auch aus der Prognose des Euro-Dollar-Wechselkurses. Hier sagt Müller bis zum Jahr 2011 Kurse von 1,80 bis 2 Dollar für einen Euro voraus (F.A.Z. vom 8. Oktober 2003). Die Rohstoffe im CRB-Index werden in Dollar gehandelt."Je stärker der Dollar verfällt", sagt Müller,"desto mehr werden die Rohstoffproduzenten ihr Angebot verknappen und Preissteigerungen durchzusetzen versuchen."
Text: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.04.2004, Nr. 84 / Seite 29
Bildmaterial: F.A.Z.
Elliott-Wellen, Fibonacci-Zahlen und der Goldene Schnitt
Die Kurse an den Börsen kommen durch Kauf- und Verkaufsentscheidungen einer Vielzahl von Anlegern zustande. Diese Anleger verhalten sich zwar oft irrational; Gier und Panik, auch das Verhalten der anderen Marktteilnehmer bestimmen die Anlageentscheidung des einzelnen zumindest mit. Aber die durch die Gesetze der Massenpsychologie ausgelösten Auf- und Abwärtsbewegungen der Kurse lassen sich auch als harmonische Abläufe, als quasi natürlich verlaufende Zyklen deuten.
Der Buchhalter Ralph N. Elliott (1871 bis 1948) entdeckte, daß die Kurse in einer Hausse oft einer bestimmten fünfteiligen Wellenstruktur folgen: Welle I, III und V sind aufwärts gerichtet; Welle II und IV gehen abwärts und korrigieren die Impulswellen teilweise. Die sich dann oft anschließende Abwärtsbewegung ("Korrektur") besteht aus drei Wellen. Welle a und c sind abwärts gerichtet, b ist eine kleinere Gegenreaktion auf a. Jeder vollständige Zyklus besteht also aus einer achtteiligen Wellenformation - zunächst fünfteilig in die Hauptrichtung, danach dreiteilig korrigierend. Die Kursverläufe und die Zeitspannen, in denen sie ablaufen, halten die Anhänger dieser Theorie demnach nicht für zufällig, sondern sie erfolgen ihrer Ansicht nach in"natürlicher Harmonie".
Die auf den Mathematiker Leonardo da Pisa, genannt Fibonacci (13. Jahrhundert), zurückgehende unendliche Zahlenfolge 1, 1, 2, 3, 5, 8, 13, 21, 34, 55, 89, 144 und so weiter bietet die mathematische Grundlage. Die nächstfolgende Zahl in der Reihe wird stets ermittelt durch die Summe der beiden vorangehenden. Das Verhältnis einer Zahl zu ihrer nächsthöheren nähert sich nach den ersten vier Gliedern der Reihe dem Wert 0,618 an. Diese Proportion, der sogenannte Goldene Schnitt, scheint der Mensch zumindest im Abendland seit je als die perfekte Harmonie zu empfinden. So ist der menschliche Körper nach den Idealvorstellungen der alten Griechen nach dem Goldenen Schnitt proportioniert: Vom Nabel bis zur Fußsohle mißt er 1, vom Nabel bis zum Scheitel 0,618. Deshalb formten die Griechen viele Bauwerke nach dieser Idee der Ausgewogenheit. Auch das christliche Kreuz weist diese Proportionen auf - und das Format der modernen Scheckkarte.
Den Goldenen Schnitt an der Börse benutzen Fibonacci-Anwender, um Kursziele zu ermitteln: Zum Beispiel ausgehend vom Kurshoch und -tief einer abgeschlossenen Welle, multiplizieren sie den Abstand mit einer Fibonacci-Relation. Dies gibt das prognostizierte Ausmaß einer folgenden Welle an. Da die Fibonacci-Relationen erst nach den ersten vier Zahlen auffallend gegen 0,618 tendieren, haben auch die ersten drei Relationen (1, 0,5, 0,7, 0,3) Bedeutung. Am meisten werden die Fibonacci-Zahlen 61,8 und 38,2 Prozent beachtet, aber auch 76,4 und 23,6 Prozent als Ergebnis des Verhältnisses einer Fibonacci-Zahl dividiert durch ihren Vorvorgänger, haben Anhänger. (ham.)
Text: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 08.04.2004, Nr. 84 / Seite 29

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