- Notenbank - die älteste deutsche (als Projekt) entdeckt - dottore, 12.04.2004, 17:59
- Re: Notenbank - die älteste deutsche (als Projekt) entdeckt - Popeye, 12.04.2004, 21:39
- Re: Notenbank - die älteste deutsche (als Projekt) entdeckt - dottore, 13.04.2004, 15:35
- Re: Notenbank - die älteste deutsche (als Projekt) entdeckt - Popeye, 12.04.2004, 21:39
Re: Notenbank - die älteste deutsche (als Projekt) entdeckt
-->Hi Popeye,
besten Dank vorweg.
>EA 1722, ebenda, Titel:"Klugheit zu leben und zu herrschen, nach dem Sinn und Lehr-Art eines wahrhafftig hochgelahrten Mannes und mit eigenen Gedancken des Verfassers untermischet" -insgesamt mindestens 4 Auflagen, die letzte Aufl. 1737 (Cörner Frankfurt/Leipzig) 708 S.(!!), Titel:"Klugheit zu leben und zu herrschen / mit grossem Fleiss zweier wahrhaftig hochgelahrten Männer verfasset"; Dein Exemplar scheint die 3. Aufl. zu sein (?)
Da die Ausgabe 1733 Fürst August Ludwig gewidmet ist (1728-55) und 1722 noch Fürst Leopold (1704-28) regierte, halte ich das mit der EA für fragwürdig. Die Widmung des Verlegers Cörner an August Ludwig (dieser als Fronstispiz)"erkühne mich, gegenwärtiges Buch in unterthänigster Devotion zu überreichen..." kann ich mir nicht bei einer späteren Auflage vorstellen. Die Auflage 1737 ist in der Seitenzahl (708) identisch mit der mir vorliegenden. Allerdings sind Widmung und Vorrede in die Paginierung nicht einbezogen.
>Also hat wohl zunächst nur einer anonym geplaudert und der andere hat es aufgeschrieben - auch anonym - (Hervorhebungen im Titel von mir)
>Zugeschrieben:
> Rüdiger, Andreas, 1673-1731 - ziemlich sichere Zuschreibung von Kress über alle anderen...
>Unsichere Zuschreibung:
>Entweder
> Buddeus, Johann Franz *1667-1729*
Dies beiden Zuschreibungen halte ich für falsch. Sowohl in der Vorrede als auch im Anhang ist eine deutliche Distanzierung von dem an"Politik" usw. zu lesen, was an den Universitäten Halle, Jena, Wittenberg, Leipzig gelehrt wird (just den Lehrstätten der beiden) und das im Ton: Ihr habt doch keine Ahnung vom wirklichen und erfolgreichen geschäftlichen Leben, das sich in den westlichen Staaten wie den Niederlanden, Frankreich und England abspiele.
Außerdem ist im Anhang beim Durchrechnen der"Bäncke" nicht nur die Rede von Hannover, sondern auch von Pattensen (Calenberger Land) und Calenberg. Ich halte es für ausgeschlossen, dass sich die Herren Rüdiger und Buddaeus in der nordwestdeutschen Geographie derart ausgekannt haben, dass sie diese Orte als Beispiel anführen. Sie hätten doch die Beispiele viel besser nach Sachsen (Leipzig hatte eine Kaufmannsbörse usw.) oder wenigstens Halle verlegen können.
>oder
>Bode oder Boden, Heinrich von *1652-1720* - über ihn konnte ich nichts finden.
Vielleicht eher? Im Buch hatte ich vor Jahrenden einen Zettel mit"Boden" gelegt, aber zu dem habe ich dann auch nichts mehr gefunden. Aber posthum? Als Autoren (lt. Ausgabe 1733) heißt es:"Zwey grosse, gelehrte und erfahrne Männer, nemlich den bekannten Staatsmann Baron von B. und den Hochgelahrten B. welche aber lieber hierunter unerkannt zu seyn belieben wollen."
Ob die"B." überhaupt recte sind, wer weiß?
>Im Anhang dazu Cap. 8, Vom Credit Wesen und Verlag. Die Autoren (v.B. und B. - wer mag's gewesen sein?) schlagen darin ein Projekt zur Errichtung einer"Wechselbank" vor.
>In keiner gesichteten Bibliographie wird der Anhang gesondert erwähnt; Deine 1733-Ausgabe spricht im Titel aber wohl von"...in zwey Theilen verfasset",
>ich kann deshalb nach Sichtung der Bibliographien nicht sicher beurteilen, ob der 'Anhang' lediglich beigeheftet (wie nicht unüblich) oder zum Buch gehört.
Der Anhang gehört zum Buch und ist ab 544 durchpaginiert, wenn auch in einer deutlich anderen Type gesetzt.
Vermutlich werden wir bei der Suche nach dem ersten Notenbank-Theoretiker deutscher Zunge zunächst nicht weiterkommen. Gewagter Tipp: Heinrich von Brühl, der 1732 Kammerpräsident geworden war. Die zahlreichen Hinweise auf das Manufacturwesen, das Lob Frankreichs, der übliche klassische Merkantilismus ("Gold und Silber ist des Landes Reichthum...", 655), der sich um das Bank-Projekt rankt, könnten ein Hinweis sein. Aber dann doch wohl ein zu verwegener Gedanke.
Vielleicht hilft noch ein Zufallsfund, ansonsten muss ich wohl in die Archive. Denn reizen tät's mich ungemein - die heutige ZB schon im 18. Jh."erdacht".
Staub, Staub... drum umso herzlicheren Gruß!

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