- 'Deluder' von K. Richebächer................. - Emerald, 17.04.2004, 11:25
- Und hier in Deutsch - siggi, 17.04.2004, 16:48
- Danke für die Übersetzung (o.Text) - Kleinanleger, 18.04.2004, 13:40
- Und hier in Deutsch - siggi, 17.04.2004, 16:48
Und hier in Deutsch
-->Freitag, 16. April 2004
Der Täuscher der Ã-ffentlichkeit
von Dr. Kurt Richebächer
Für mich täuscht Mr. Greenspan der amerikanischen Ã-ffentlichkeit - er täuscht sie in Bezug auf die wirkliche wirtschaftliche Situation und die wirtschaftlichen Aussichten. Seine Reden erwecken immer den Eindruck von außerordentlicher Kultiviertheit, aber die Realität sieht so aus, dass sich ihm die grundlegenden volkswirtschaftlichen Weisheiten in Bezug auf Sparen und Aufbau von Reichtum offensichtlich entziehen. Es ist für mich weiterhin erstaunlich, wie wenig kritische Antworten er findet.
Ein Grund für die allgemeine ruhige Selbstzufriedenheit ist meiner Ansicht nach ein überwältigendes Bedürfnis unter Ã-konomen, die vorherrschende positive Stimmung der Ã-ffentlichkeit nicht zu stören. Man sollte im Hinterkopf behalten, dass es in den USA die Ã-konomen der Wall Street sind, die die wirtschaftliche Diskussion dominieren. Ihre Hauptbesorgnis gilt dem Aktienmarkt.
Aber ich stelle auch fest, dass selbst den wichtigsten volkswirtschaftlichen Themen kaum Interesse zuteil wird, und es fehlt auch das entsprechende Wissen. Niemand kümmert sich um Sparen, niemand kümmert sich darum, dass die Kreditexpansion völlig außer Kontrolle geraten ist, und niemand scheint zu realisieren, dass das riesige Handelsbilanzdefizit auf Jahre hinaus der größte Gewinn-Killer für die US-Wirtschaft sein wird. Stattdessen wird dieses Defizit sogar als Emblem der wirtschaftlichen Stärke begrüßt.
Die andere Gefahr des Handelsbilanzdefizits ist natürlich das immense Risiko, das es für den Dollar und das gesamte finanzielle amerikanische System darstellt, die beide sehr stark von unaufhörlichen, immensen Kapitalzuströmen abhängig geworden sind. Es scheint mir, dass auch dies eine entsetzliche Gefahr ist, die die Allgemeinheit überhaupt nicht erkannt hat.
Die Kreditexzesse der Spekulationsblasen-Wirtschaft der späten 1990er haben die Strukturen von Nachfrage, Output, relativen Preisen und Gewinnen auf unterschiedliche Weise verändert. Man muss realisieren, dass diese Fehlallokationen im Zuge der Spekulationsblase der Wirtschaft geschädigt haben, was wir in den USA 2000-2001 sehen konnten.
Wenn man wieder nachhaltiges wirtschaftliches Wachstum erzielen will, dann muss man die Verzerrungen beseitigen, die sich in der Wirtschaft und dem Finanzsystem angesammelt haben.
Ich sehe absolute keine Hinweise dafür, dass dies passiert ist. Stattdessen hat Mr. Greenspan diese Verzerrungen nur umgelenkt, und er hat sie zu nur noch größeren Fehlallokationen werden lassen, in anderen Teilen der Volkswirtschaft.
Laut der herrschenden bullishen Einschätzung hat Mr. Greenspan seine Arbeit brillant verrichtet, da er eine tiefe und lange Rezession vermieden hat, mit der man hätte rechnen können. Diese Einschätzung ignoriert aber natürlich die Lage am Arbeitsmarkt und das Desaster bei den persönlichen Einkommen. Meiner Ansicht nach hat Greenspan die Ã-ffentlichkeit sehr getäuscht, und er hat seine Arbeit miserabel erledigt: Er hat die Verzerrungen des Booms noch durch größere, neuere volkswirtschaftliche Verzerrungen übertroffen, was für die Zukunft wirtschaftlich nichts Gutes ahnen lässt.
Der strukturelle Schaden für die US-Wirtschaft ist zu groß geworden, um mit einer milden Korrektur beseitigt werden zu können. Der nächste Abschwung wird nicht angenehm werden.
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