- Kostenexplosionen wohin das Auge reicht! - EM-financial, 19.04.2004, 22:51
- China bleibt auf Staatsanleihen sitzen - RK, 19.04.2004, 23:43
- und bald sitzen wieder alle auf 'chinesischen Non-Valeurs' - Emerald, 20.04.2004, 07:45
- und die Staatsschulden werden weiter explodieren - EM-financial, 20.04.2004, 16:14
- Re: China bleibt auf Staatsanleihen sitzen Wie gerade bekannt wurde...?? - CRASH_GURU, 20.04.2004, 09:09
- und bald sitzen wieder alle auf 'chinesischen Non-Valeurs' - Emerald, 20.04.2004, 07:45
- China bleibt auf Staatsanleihen sitzen - RK, 19.04.2004, 23:43
Kostenexplosionen wohin das Auge reicht!
-->Was hat die weltweite Aktien- und Immobilienblase mit der Energienachfrage in China zu tun? Sehr viel wenn Sie mich fragen, denn wie wir in den letzten Jahren eindrucksvoll gesehen haben sind die Zusammenhänge oft so komplex verstrickt, dass man schon einiges an Recherche und Phantasie braucht um alle Faktoren erkennen und gewinnbringend danach handeln zu können.
In meiner letzten Kolumne beschrieb ich, dass die Investitionsnachfrage in China während der ersten zwei Monate dieses Jahres um 55 % gegenüber dem Vorjahr gestiegen ist.
Doch das Geld für diese massive Expansion stammt nicht von China allein, sondern wurde von ausländischen Kapitalanlegern und Investoren bereitgestellt, die aufgrund des billigen Geldes in den USA überall auf der Welt nach einer Möglichkeit suchen, die Renditen zu steigern. Damit sind die Chinesen nicht unbedingt eigenverantwortlich für ihre Blase, sondern könnten dafür Herrn Greenspan bzw. Sir Printalot, wie er umgangssprachlich genannt wird danken. Sicher hat Greenspan damit erreicht, dass das Wachstum in den USA stabil blieb, doch scheint er sich der globalen Konsequenzen seiner kurzfristigen Politik selbst nicht bewusst zu sein. Wie sonst könnte man es sich erklären, dass er in den letzten Monaten vehement vor einem Zusammenbruch der beiden Hypothekenriesen Fannie Mae und Freddie Mac gewarnt hat, der bei einem Zinsanstieg nicht auszuschließen ist.
Der US Kongress reagierte sofort und verabschiedete noch letzter Woche ein Papier, welches die Verstaatlichung dieser beiden Institutionen vorsieht. Denn die Eigenkapitaldecke dieser beiden Unternehmen ist bezogen auf ihr fast 4000 Mrd. USD großes Hypothekenportfolio und 1000 Mrd. USD an Absicherungsderivaten mit jeweils knapp über 20 Mrd. USD minimal.
Ein großes Problem liegt aber auch darin, dass es China versäumt hat die Zinsen aus Angst vor einem wirtschaftlichen Einbruch zumindest ein wenig höher zu setzen. Die dauernde Erhöhung der Mindestreserven bringt bei so einer akuten Investment-Bubble nicht sehr viel. Doch jetzt ist es fast zu spät, denn wenn man jetzt die Zinsen anheben würde, dann würde der Kapitalmarkt vermutlich äußerst gereizt reagieren und zusammenbrechen, denn dieser ist zumindest auf dem Festland mit einem KGV von etwa 40 für eienn Emerging-Market extrem überzockt. Die Notenbank hätte dann ungewollt auf Jahre hinweg ihr Vertrauen verloren. Doch genau dieses Vertrauen verhindert letztlich den völligen Staatsbankrott, der übrigens nicht nur in China sondern in jeder Volkswirtschaft, die mit einer Zentralbank an der Spitze und einem einzig durch zukünftige Steuereinnahmen gedeckten Geldstandard (im Gegensatz zu einem Goldstandard) arbeitet.
Überall wohin das Auge reicht werden neue Kapazitäten geschaffen. Dabei spielen vor allem die ehemaligen Staatsbetriebe eine große Rolle, denn diese arbeiten oft immer noch sehr ineffizient und defizitär, werden aber von den lokalen Behörden weiterhin unterstützt, um das Problem der Arbeitslosigkeit nicht aufkommen zu lassen.
Doch die Importkapazitäten sind längst ausgeschöpft und die Nachfrage nach Rohstoffen führt zu einem erheblichen Anstieg der Rohstoffpreise. Dieser Anstieg ist mittlerweile so stark geworden, dass man in China bereits von einer beschleunigten Inflation sprechen könnte.
Andy Xie China-Ã-konom von Morgan Stanley spricht bereits davon, dass die Inflation in China zurzeit bei etwa 7-8 % liegen könnte. Dagegen melden die Staatsstatistiker nur einen Anstieg von maximal 3 % (Glaube keiner Statistik die Du nicht selbst gefälscht hast). Ein Zinsniveau von 3-4 % ist damit auf Dauer schädlich, denn der Markt wird bei steigender Inflation einen Risikoausgleich fordern. Entgegenwirken könnte man nur indem man den Kapazitätsausbau stoppt, oder indem man darauf wartet, bis die ersten Unternehmen unter der Last der Kostensteigerungen zusammenbrechen, ohne ihnen neuen Kredit zu gewähren. Bei der letzten wöchentlichen Staatsanleihenauktion in China wurden von Anleihen im Wert von 20 Milliarden RMB nur 1,79 Milliarden RMB verkauft. Angesichts der Budgetdefizite der chinesischen Regierung ist dieser Umstand äußerst gefährlich.
Am deutlichsten werden diese Engpässe an den Stromausfällen, die momentan in nahezu jedem Unternehmen Chinas ein Problem darstellt. Die Elektrizitätsnachfrage steigt mit 15 % p.a. über dem langfristigen Trend
von 8 % p.a. Demgegenüber steht eine Kapazitätsausweitung von 10 %
Ein Großteil der Energienachfrage ist zyklischer Natur und auf die
Investitionsprojekte der lokalen Regierungen zurückzuführen, die entgegen
der staatlichen Absichten die Blase weiter anheizen. Lokale Behörden haben
im Vergleich zum Vorjahr 70 % mehr investiert als letztes Jahr.
Schließlich investiert China mittlerweile 43 % seines BIP-Volumens, dass
ist nicht durchzuhalten. Die hohen Energiekosten macht doch viele Projekte
unrentabel und verschärft das Problem mit den Problemkrediten.
Das Problem vor welchem die chinesische Wirtschaft zurzeit steht ist die
Frage: Wie viel langfristige Energieerzeugungskapazitäten müssen geschaffen
werden um Überkapazitäten zu vermeiden, die in anderen asiatischen Ländern
nach der Asienkrise zu Problemen geführt hat?
Eine kurzfristige Lösung ist der Einsatz von Dieselgeneratoren sowie die
Ausweitung der umweltschädlichen Kohleverbrennung. Allerdings explodieren
sowohl die Dieselpreise als auch die Kohlepreise.
Eine Kettenreaktion. Die Aktien der Versorger müssten steigen, da die Energienachfrage steigt, aber die Kohlepreise klettern immer weiter und die Energiepreise sind relativ stark gebunden. Das heißt die Produktionskosten steigen ohne, dass diese an den Verbraucher weitergereicht werden könnten (Zum Wohle der ehem. Staatsbetriebe). Eine gefährliche Situation, denn sie erinnert stark an die Energiekrise an der Westküste in den USA, die zur Fast-Pleite von großen Versorgern wie Pacific Gas & Electric führte. Deswegen besteht in China eine akute Gefahr von Gewinnminimierung, so sind die Kraftwerke bspw. Auf riesige Mengen Wasser angewiesen, aber Wasser wird immer knapper und die Preise sollen angehoben werden.
Dies ist nur ein Beispiel und so geht es in allen Bereichen weiter.
Das entscheidende dürfte sein, dass das Wirtschaftswachstum damit auch an
seine Grenzen stößt. Das Energieloch wird in diesem Jahr bereits etwa 2,4 % des BIP betragen, welches durch Importe ausgeglichen werden muss und dieses Defizit steigt zurzeit mit 70 % p.a. an.
Theoretisch sind die Aktien der Versorger auf lange Sicht damit die
Hauptprofiteure der ganzen Misere. Vielleicht gibt es ja bald einige Aktien
mit Atomenergieprojekten. Sollten die Preisfestsetzungen den Gewinn stark
drücken sollte man dies auf jeden Fall zum massiven Einstieg in diesem
Sektor nutzen. Die Frage ist nur, wie stark wird der Gewinn kurzfristig
leiden und wie tief kann die Bewertung noch sinken? Aber der Energiesektor
bleibt in jedem Fall einer der interessantesten von allen.
Interessant sind in diesem Zusammenhang vor allem die Aktien von Huaneng Power (WKN 911541), Chinas größtem unabhängigen Stromversorger. Nach erfolgtem Kurssturz und 2:1 Aktiensplitt beträgt das KGV (2005) nur etwa 12 und die Dividendenrendite liegt mit ca. 4 % immer noch sehr hoch. Aufgrund der aktuellen Probleme könnte es zwar noch etwas billiger werden wenn man Glück hat, doch sollte dies für den langfristigen China-Investor kein Problem darstellen.
<ul> ~ http://www.asia-economy.de/php_fe/index.php?sektion=reiter&tab=kolumne&ID=21</ul>

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