- Aktuelle Markteinschätzung: Cash is king - Morpheus, 21.04.2004, 09:53
Aktuelle Markteinschätzung: Cash is king
-->21.04.2004
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Besucher/innen der TAC2000-Website,
nun ist das Thema Deflation von offizieller Seite aus erledigt. US-Notenbankchef Alan Greenspan sagte gestern vor dem Bankenausschluss des Senats, dass nach seiner Einschätzung"das US-Bankensystem stark und gut positioniert ist um mögliche Zinserhöhungen zu verkraften". Wie in der"Börseninfo" und zuletzt auch via Email dargestellt wird Inflation nun mehr und mehr ein Thema, was aber ironischerweise zu einer Deflation der Vermögenswerte führt:"alles" fällt. Die Befürchtung steigender Zinsen belastet neben den Aktien- und Anleihenmärkten auch die Edelmetalle.
Gold ist nun unter seine 200-Tage-Linie gefallen, was - sollte sich dies nicht als Bärenfalle erweisen - weitere Verluste zur Folge haben könnte. Die am 19.04. dargestellte Spekulation auf ein aufsteigendes Dreieck ist nicht aufgegangen. Wie immer heißt es dann, Verluste zu begrenzen. Gold ist nun abermals auf 390 USD gefallen. Wenn von hier aus keine Gegenbewegung über 400 USD startet sondern der Preis weiter unter 390 USD rutscht, realisiert sich neben dem Bruch der 200-Tage-Linie auch ein Doppeltopp, woraus sich ein Kursziel von 360 USD herleiten lässt. Die Goldminenindizes haben gestern zentrale charttechnische Unterstützungen verletzt, was Böses ahnen lässt. Glauben Sie bitte nicht daran, es würde auch nur ein Wert verschont wenn Gold weiter nachgibt. Dies gilt im Übrigen auch für alle anderen Edelmetalle und Rohstoffe. Wenn Sie sich an die 70er Jahre zurückerinnern, war ähnliches geschehen. Auszüge aus meiner Kolumne für Bluebull"Gold - auch in 2004 ein Favorit?" vom 19.12.2003:
"Der letzte Bullenmarkt in Gold fand während der inflationären 1970er Jahre statt. Bis 1975 konnte sich der Goldpreis mehr als verdreifachen, bevor eine 1 ½ -jährige Abwärtsbewegung einsetze, während derer sich der Preis des edlen Metalls halbierte. Dem folgte dann der imposanteste Anstieg: bis ins erste Quartal 1980 vervielfachte sich der Goldpreis auf in der Spitze 892,10 US-Dollar! Anschließend allerdings begann ein langer zermürbender Bärenmarkt, der 2001 wahrscheinlich beendet wurde. [...] China löst die USA mehr und mehr als Motor der Weltwirtschaft ab. Die Preissteigerungen bei Rohstoffen in 2003 sind fast ausschließlich auf den riesigen Bedarfs Chinas zurückzuführen, doch die „China-Story" ist inzwischen in aller Munde und es deutet einiges darauf hin, dass in 2004 eine Überhitzung in einem ersten Abschwung münden wird. Dies dürfte die gesamte Weltwirtschaft belasten und könnte sich auch negativ auf den Goldpreis auswirken. In Anbetracht der anfangs dargestellten historischen Entwicklung während der 1970er könnte Gold in 2004 somit ein erstes markantes Hoch innerhalb seines Bullenmarktes bilden und anschließend in eine längere Konsolidierungsphase übergehen."
Was allerdings beachtet werden sollte: solange die Löhne in den USA nicht steigen kann die FED die Zinsen nicht anheben, weil dies den Konsum einbrechen lassen würde. Zudem sehe ich nach wie vor die Gefahr, dass eine Deflation der Vermögenswerte in eine Deflation der Realwirtschaft übergeht. Wenn aus Angst vor steigenden Zinsen die Immobilienblase in den USA und Großbritannien platzt - und danach sieht es aus - dann fällt ein zentraler Dominostein um. Auch die Aktien- und Anleihenmärkte werden weitere Verluste erleiden, wenn die Zinsen steigen. Mit anderen Worten: der"wealth effect", also steigende Einkommen über die Finanzmärkte zu generieren fällt völlig weg und es erscheint mir utopisch anzunehmen, dass die Löhne und Gehälter in einem dies überkompensierendem Maße steigen werden - eher werden sie dann fallen. Ich glaube daher weiterhin daran, dass letztlich eine Deflation sehr viel wahrscheinlicher ist!
Berücksichtigen muss man jedoch auch das Ã-l. Wie schon einmal erwähnt ist Ã-l als Basisrohstoff unserer heutigen Zivilisation zentral für die Preisentwicklung sämtlicher Produkte. Gestern war zu vernehmen:
OPEC (News - Websites) has quietly introduced a new formula for assessing its reference crude price that takes into account exchange rate moves and for now works out lower than the official basket price, officials from the oil cartel said on Tuesday. (Quelle)
Demnach wird also der bekannte OPEC-Korbpreis, nach dem die OPEC ihre Förderquote ausrichtet, versuchsweise in ein Währungspaket umgerechnet und inflationsbereinigt. Eine weitere"Prophezeiung" aus"Börseninfo Ausgabe 23" (http://www.new-sense.net/wirtschaft/sonstiges/boerseninfo23.pdf) bewahrheitet sich. Dies dürfte mittelfristig zu weiter steigenden Ã-lpreisen führen, was global inflationär wirken würde. In der Summe kommen wir so zu einer Stagflation, was längerfristig für den Goldpreis immenses Potenzial verspricht.
Abschließend wiederhole ich aus meinem Fazit vom 13.04.:
Wir werden wohl in 2004 erhebliche Kursverluste insbesondere an den US-Märkten sehen. Ich habe erst vergangene Woche abermals meine Put-Position auf den Dow Jones aufgestockt. Da ich nicht weiß wann wir das absolute Hoch sehen werden (vielleicht haben wir es auch schon gesehen) versuche ich meinen Einstieg zu mitteln, also gewissermaßen"cost-averaging" durchzuführen, indem ich immer wieder an starken Tagen die Shorts ausbaue. Ich denke, die Märkte sind eindeutig"angeknackst". Aktien habe ich wie beim letzten Update angekündigt keine mehr und fühle mich damit sehr wohl. Ich glaube, dass es keinen"sicheren Hafen" mehr gibt, selbst Gold und Silber könnten in einer turbulenten Marktphase substanziell zurückgeworfen werden. Wie schnell das gehen kann hat man heute beobachten können. Dennoch sehe ich die Edelmetalle und Rohstoffe langfristig äußerst positiv. Für die nächsten Monate halte ich mich jedoch an eine alte"Weisheit": Cash is king!
Mit besten Wünschen,
Marco Feiten
- Geschäftsführer TAC2000 -
http://www.TAC2000.de
Die Elliott-Gemeinde grüßend,
Morpheus
P.S Dank an Cosa für dein m.E. zu wenig beachtetes gestriges OPEC-Posting.

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