- STRATEGIC ALERT vom 25. Mai - lie, 25.05.2000, 13:47
STRATEGIC ALERT vom 25. Mai
LaRouche über Chiang Mai-Initiative und Weltfinanzkrise
Lyndon H. LaRouche veröffentlichte am 16.5. die folgende Stellungnahme.
Ende 1997 hatte ich mich für einen Währungsfonds für Asien ausgesprochen. Ich bin seitdem niemals davon abwichen und unterstütze dieses Vorhaben heute nachdrücklicher als zuvor. Heute ist es - insbesondere angesichts der Beratungen der ASEAN-Staaten in Chiang Mai - einfach ungeheuerlich, daß die US-Regierung den Asiatischen Währungfonds (AWF) ablehnt.
Hier einige Beobachtungen zu den jüngsten Entwicklungen im Zusammenhang mit der Frage des AWF:
1. Nicht nur, daß das derzeitige Weltfinanzsystem und der Internationale Währungsfonds in seiner jetzigen Form hoffnungslos bankrott sind. Zusätzlich haben Kreise um US-Finanzminister Summers und den Vorsitzenden der Federal Reserve Greenspan mit ihren Bemühungen zur kurzfristigen Bewältigung der Krise das Risiko erhöht, daß es im Weltfinanzsystem entweder zu einer Kettenreaktion und Implosion kommt oder zu einer hyperinflationären Explosion, vergleichbar den Entwicklungen in Deutschland von März bis Oktober 1923. Es ist eine der größten Torheiten der letzten hundert Jahre, daß die USA gegenwärtig hartnäckig bemüht sind, diese Tatsachen zu leugnen.
2. Mit ihren Bemühungen haben Summers, Greenspan et al. die USA zu einer Bedrohung für die lebenswichtigen Interessen ihrer trilateralen Partner Europa und Japan gemacht. Die strategischen Krisenherde verbreiten und vervielfachen sich weltweit, meist als Folge der derzeitigen anglo-amerikanischen strategischen Politik und momentan hauptsächlich als Resultat der US-Politik.
3. Es gibt keine Hoffnung, einen sehr schnellen Absturz in ein Jahrzehnte andauerndes neues finsteres Zeitalter - vergleichbar der Zeit Mitte des 14. Jahrhunderts in Europa - aufhalten zu können, wenn nicht eine Politik in Gang gesetzt wird, wie wir sie von Franklin D. Roosevelt kennen, und schnellstens ein neues Weltwährungssystem schaffen, das in den entscheidenen Punkten dem Modell des alten Bretton Woods-Währungssystems folgt, das die Beziehungen zwischen den USA und Europa in den Jahren 1945 bis 1958 regelte.
4. Es wurden Jahre vertan, die zur Vorbereitung und Entwicklung dieser Alternative hätten genutzt werden können. Unter diesen Umständen wäre ein Asiatischer Währungsfonds für die ASEAN(+3)-Staaten ein unentbehrlicher, neuer regionaler Baustein für ein neues Finanzsystem nach dem Vorbild von Bretton Woods - für ein Finanzssystem, das die einzige Alternative zur schlimmsten Finanz-, Währungs- und Wirtschaftskatastrophe darstellt, die die Welt seit mehr als hundert Jahren gesehen hat.
5. Die einzige Art von Währungssystem, die die Nationen dazu befähigen kann, der derzeit hereinbrechenden globalen Krise zu begegnen, muß folgende Hauptpunkte enthalten:
a) Die Wiedereinführung des Prinzips der vollkommenen Souveränität für die Nationalstaaten.
b) Die Anwendung protektionistischer Maßnahmen in Form von Zöllen sowie bei Handel-, Währungs-, Finanz- und Wirtschaftskooperation ähnlich der Maßnahmen, die 1945-1958 von den USA und Westeuropa gemeinsam für Wiederaufbau und Wirtschaftswachstum angewendet wurden.
c) Bei dieser Politik muß der Schwerpunkt auf der Vergabe langfristiger Staatskredite zu nominellen Zinsraten liegen, um die Kapitalgüterproduktion zu unterstützen und so die physikalische Produktivkraft der Produzenten pro Kopf und Quadratkilometer zu erhöhen - vor allem im sogenannten Entwicklungssektor. Dies ist der Dreh- und Angelpunkt der gemeinsamen Interessen der Nationen, die ehemals Technologieexporteure für den sogenannten Entwicklungssektor waren.
6. Die potentielle Rolle, die die Wirtschaftskooperation der ASEAN-Länder über einen asiatischen Währungsfonds spielen könnte, wäre: einer der verschiedenen regionalen Bausteine zu sein, die von Natur aus geeignet sind, unter einem neuen Währungssystem eine globale wirtschaftliche Erholung zu befördern.
a) Japan ist der Prototyp eines Landes, das den für die eigene Wirtschaft und Bevölkerung notwendigen Import von Rohstoffen und anderen Produkten nur sicherstellen kann, wenn es im Entwicklungssektor über dauerhafte Märkte für Hochtechnologie- und Kapitalgüter-Exporte verfügt. Die ASEAN-Gruppe ist ein natürlicher Mechanismus der Zusammenarbeit zur Verteidigung stabiler Währungswerte und zur Erleichterung langfristiger Investitionen in die Kapitalgüter-Entwicklung, von denen das Wohlergehen der ASEAN-Länder abhängig ist.
b) Unter sich verschärfenden Krisenbedingungen wie heute muß der Schwerpunkt der Politik vor allem auf die langfristigen beiderseitigen Interessen von Handelspartnern gelegt werden und nicht auf bloße Zufälligkeiten der jetzigen und der zuvor herrschenden Politik. Eine gesunde Wahl der Politik und Partnerschaften auf lange Sicht liegt im langfristigen wahren Interesse der zukünftigen Handels- und Vertragspartner am eigenen realwirtschaftlichen Wohlergehen.
Wie ich sehe, hat die Mehrheit der politischen Entscheidungsträger in den USA eine eventuelle Rückkehr zur nationalen Vernunft auf die Zeit nach dem Konvent der Demokratischen Partei im August, vielleicht sogar bis nach den Wahlen im November verschoben. Zu Illusionen, wie sie hier zum Ausdruck kommen, sollte man im Auge behalten:"Der Mensch denkt, aber Gott lenkt." Es ist Zeit, daß die USA zur Vernunft kommen. Wenn die USA die Resolutionen der ASEAN-Länder für einen asiatischen Währungsfonds unterstützen, wäre dies ein hoffnungsvolles Zeichen, daß das Land die dringend notwendige Rückkehr zur Vernunft eingeleitet hat.
Mehr"trilateraler Kannibalismus"
Am 19.5. veröffentlichte das US-Handelsministerium seine Zahlen für den März, die wiederum ein Rekorddefizit der US-Handelsbilanz aufweisen. Das Defizit stieg im März auf 30,2 Mrd.$, ein Anstieg um 1Mrd. gegenüber dem Vormonat (29,2 Mrd.$). Falls der Trend anhält, schätzt die OECD für das Jahr 2000 ein Zahlungsbilanzdefizit von 440 Mrd.$, d.h. selbst ein täglicher Kapitalzufluß von 1Mrd.$ würde nicht ausreichen, um die Blase auf den US-Finanzmärkten zu retten. Um den Kapitalzufluß aus Europa und Asien aufrecht zu erhalten, versuchen Finanzminister Larry Summers und Zentralbankchef Alan Greenspan regionale Währungsinitiativen wie die Chiang Mai-Initiative mit zunehmend verzweifelten Maßnahmen abzuwürgen (siehe SAS 18-20/00).
Am 16.5. erhob man überraschend Korruptionsvorwürfe gegen den japanischen Finanzminister Kiichi Miyazawa, einen der Autoren des Asiatischen Währungsfonds; dies erinnert an die jüngsten Korruptionsvorwürfe gegen den Chef der Banque de France und designierten nächsten Chef der Europäischen Zentralbank Jean-Claude Trichet. Gleichzeitig läuft der Kapitalabfluß von den japanischen Finanzmärkten ungebremst weiter, und der Tokioter Nikkei-Index fiel auf 16300 Punkte, den niedrigsten Stand seit 11 Monaten.
Am 19.5. trat Ministerpräsident Park Tae-Joon von Südkorea - einer der Chiang Mai-Staaten - zurück, weil ein Gericht entschieden hatte, Park habe im Rahmen von Immobiliengeschäften Steuern hinterzogen.
Die asiatischen Währungen gerieten unter starken Druck, insbesondere nach der letzten Zinserhöhung der Fed in den USA. Der koreanische Won fiel auf ein Dreimonatstief, nachdem das Finanzhaus J.P. Morgan in seinem Asian Markets Research Report am 17.5. geschrieben hatte, der Won sei jetzt die"riskanteste Währung in Asien". Der philippinische Peso fiel am 19.5. fast auf den Tiefstand vom Oktober 1998, obwohl die Zentralbank innerhalb einer Woche zweimal die Zinsen erhöht hatte. In den letzten 30 Tagen hat die philippinische Notenbank die Zinsrate um insgesamt 125 Basispunkte erhöht, um den Kapitalabfluß zu verhindern. Einige kleinere asiatische Märkte, z.B. in Manila, sind bereits auf das Niveau vom Oktober 1998 zurückgefallen, als das Weltfinanzsystem kurz vor der"Kernschmelze" stand.
Derweil unterliegen alle wichtigen Aktienmärkte der größten Volatilität seit dem 30%-Crash des NASDAQ zwischen 11.3. und 14.4. Vom 17.-19.5. sank der NASDAQ um insgesamt 327 Punkte oder 9%. Große Medienaufmerksamkeit erregte der erste Bankrott eines großen Internetunternehmens in Europa, boo.com. Nach Einschätzung von Pricewaterhouse (PwC) wird 25 der 28 an der britischen Börse gehandelten Internetfirmen bis August 2001 das Geld ausgehen, was zu Massenverkäufen von"dot.com"-Aktien weltweit beiträgt. Ein Blick auf den deutschen DAX zeigt, daß auch die größten und"solideren" Aktien im"Technologie"-Sektor hart getroffen wurden. Am 19.5. lag der Preis der Telekom-Aktie 47% unter dem Höchststand vom März, beim größten europäischen Software-Unternehmen SAP waren es sogar 50%.
Ã-l, Inflation und Realität
Nur sechs Wochen nach dem weithin begrüßten OPEC-Abkommen vom März zur Ausweitung der Ã-lförderung hat der Preis der Standard-Rohölsorte West Texas Intermediate die Grenze von 30$/Barrel überschritten. Man hört viele"Erklärungen" für den plötzlichen neuen Ã-lpreisanstieg: Explosionen in wichtigen nigerianischen Pipelines, Rückgang der russischen und irakischen Ã-lexporte, zeitweise Schließung einer großen Förderplattform im Nordsee-Ã-lfeld Ekofisk aufgrund von Reparaturen oder"saisonale" Ausweitung der Ã-llagerhaltung zu Beginn der Ferienzeit in Europa und Amerika. Keine dieser"Erklärungen" trifft den entscheidenden, zugrundeliegenden Prozeß auf den Weltölmärkten.
Als 1973 der Ã-lpreis um 400% hochschnellte, wurde die Schuld in einer koordinierte internationale Medienkampagne den OPEC-Ländern und besonders dem saudischen Ã-lminister Scheich Zaki Yamani zuzuschieben. Spätere Nachforschungen von EIR u.a. ergaben jedoch, daß der Ã-lpreisschock ein halbes Jahr vorher im Mai 1973 auf einem Geheimtreffen im schwedischen Saltsjoebaden geplant worden war, wo sich die Spitzen der britischen, amerikanischen und französischen Ã-lkonzerne, führende Bankiers der Londoner City und einflußreiche Politiker trafen.
Auch heute tut man wohl, die Schuldigen für den Preisanstieg um 300% seit März 1999 nicht in erster Linie bei den OPEC-Ã-lförderländern zu suchen. Lyndon LaRouche schlug sinnvollere Ziele für entsprechende Nachforschungen vor: die Handvoll riesiger anglo-amerikanischer und französischer Ã-lkonzerne, die in den letzten 18 Monaten beispiellose Megafusionen durchgeführt haben (siehe SAS 12/2000). Die Kartellmacht der sechs größten privaten Ã-lkonzerne der Welt ist heute noch stärker als in den 70er Jahren, die Kartellisierung im Ã-lsektor hat ein Ausmaß angenommen wie seit der Aufspaltung von Rockefellers Standard Trust im Jahr 1914 nicht mehr.
Mit den Megafusionen haben sich die Konzerne mit den Megafusionen enorme Schuldenlasten aufgebürdet. Es liegt nahe, daß das Ã-lkartell versucht, diese Schuldenlast durch Manipulation von Angebot und Preisen abzubauen. Weiterhin betonte LaRouche, mächtige Finanzinteressen stiegen angesichts des weltweiten Finanzzusammenbruchs aus"Papierwerten" aus und rafften statt dessen reale Werte an sich, insbesondere Energieträger und strategische Mineralien. Nach fundierten Berichten der OPEC ist die jüngste Preisexplosion auf über 30$ auf Spekulationen mit Ã-lderivaten zurückzuführen. LaRouche sagte dazu, wenn er US-Präsident wäre, würde er rasch dafür sorgen, daß die wirtschaftliche Macht des Ã-lkartells gebrochen werde, indem eine zu gründende Regierungsinstitution das Ã-l für den internen Verbrauch der USA direkt von den Förderländern kaufe.
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