- Akten, Akten, Akten: Was lähmt ganz Deutschland? Bürokratie! - kizkalesi, 25.04.2004, 19:55
- Was lähmt Deutschland? Neid. Fundsache zur Steuerverteilung @Eichelhäher&Co. - Baldur der Ketzer, 25.04.2004, 20:50
- Re: Was lähmt Deutschland? Neid. Fundsache zur Steuerverteilung @Eichelhäher&Co. - Euklid, 25.04.2004, 21:16
- Was lähmt Deutschland? Neid. Fundsache zur Steuerverteilung @Eichelhäher&Co. - Baldur der Ketzer, 25.04.2004, 20:50
Akten, Akten, Akten: Was lähmt ganz Deutschland? Bürokratie!
-->Jeden Tag gäbe es in Deutschland neue Regeln. Bürger und Unternehmen ersticken an der bis zur Perfektion getriebenen Bürokratie.
Es gäbe nichts in Deutschland, was nicht geregelt ist. Allein 70 000 (!) Vorschriften gäbe es im deutschen Arbeitsrecht. Seit 1999 seien laut Angaben der FDP 300 Gesetze und Verordnungen mehr geschaffen als abgeschafft worden. Der Bundestag habe bis Mitte letzen Jahres ganze 2197 Gesetze mit 46 799 Einzelvorschriften verabschiedet. In der letzten Legislatur-Periode seien 400 Gesetze und fast 1400 zusätzliche Verordnungen beschlossen worden.
H Müller rauft sich die grauen Haare und kaut auf den Bügeln seiner randlosen Brille. Der Blick auf die Fabrikhalle seiner Hago-GmbH macht ihn noch immer nervös.
Zwei Jahre ist es her, da habe der 60-jährige Unternehmer den für das Unternehmen so wichtige Zulieferauftrag für die 5er-Reihe von BMW erhalten. Dazu mussten wir innerhalb von sechs Monaten die Produktion aus dem Boden stampfen, erzählt der Unternehmer. Eine neue Halle wäre nötig geworden.
Anträge seien geschrieben worden, dutzende Behördengänge wären nötig geworden. Bis die notwendigen Genehmigungen vorgelegen hätten, wären viele wichtige Wochen verganegn. Er erzählt, dass sie einfach einfach schon mit dem Aufbau der neuen Produktionshalle begonnen hätten, denn schließlich sei die neue Halle baugleich mit einem Gebäude gewesen, das längst genehmigt da gstanden habe.Die Quittung für unternehmerisches Handeln: 5000 Euro Strafe.
Siegfried Hanse aus Frankfurt ist Fleischermeister. Doch anstatt sich um seine Würste, Frikadellen und Braten zu kümmern, verbringe er Stunde um Stunde am Schreibtisch. Von einem Wust an statistischen Erhebungen weiß der Fleischer zu berichten, Papierkram von der Gewerbeaufsicht über die Lebensmittelkontrolle bis hin zur Müllabfuhr. Und das für seinen Sechs-Mann-Betrieb. Lidl und Aldi können sich das vielleicht leisten. Er als Fleischermeister nicht.
Und Hartmut Willmenan, 65, dessen grosses Familienunternehmen für Gebäudemanagement von Reinigung bis Sicherheit im vergangenen Jahr die Mitarbeiterzahl von 1377 auf 23 407 aufgestockt habe, kann über die emsigen Verwaltungen nur den Kopf schütteln. Er erzählt: Wenn er nur daran denke, dass sie vom Förderkreis Deutsche Oper in Berlin für das Aufstellen eines Fahnenmastes ganze 22 Genehmigungen gebraucht hätten, dann zeige das, wie viel Bürokratie in Deutschland überflüssig sei....
Kaum ein Land auf der Welt habe sich derart mit Auflagen und Verordnungen selbst gefesselt wie Deutschland. Wer hier zu Lande durchstarten will, bliebe meist sofort im Regelwerk hängen. Das belegt eine Weltbank-Studie.
Durchschnittlich 45 Tage benötige ein deutscher Gründer, um seine Firma registrieren zu lassen. In England dauere es 18, in den USA gerade mal vier Tage. Eine Studie der OECD über"administrative Belastungen für Gründer" in 20 Industriestaaten zeige, dass nur fünf Länder ihre prospektiven Unternehmer noch mehr gängeln.
Und es ist noch schlimmer: Laut einer Untersuchung des Instituts für Mittelstandsforschung koste Bürokratie deutsche Unternehmen jährlich 46 Milliarden Euro. Davon entfielen 84 Prozent auf den Mittelstand. Die Bürokratie-Ausgaben seien der Studie zufolge seit 1994 um 50 Prozent gestiegen.

gesamter Thread: