- Freut euch auf Multikulti (Link):-( - SchlauFuchs, 30.04.2004, 09:47
- Re: Freut euch auf Multikulti (Link):-( - Amanito, 30.04.2004, 13:13
- auch in (d): Eine türkische Schülerin soll ihren Vergewaltiger heiraten - LenzHannover, 30.04.2004, 20:43
auch in (d): Eine türkische Schülerin soll ihren Vergewaltiger heiraten
-->Lebenslange Strafe - für das Opfer
Eine türkische Schülerin soll ihren Vergewaltiger heiraten
Istanbul. Erst die Lehrer schlugen Alarm. Als die elfjährige Ayse aus der fünften Klasse sichtbar schwanger zum Unterricht erschien, holten ihre Lehrer die Polizei. Sie beendeten das seit fast zwei Jahren andauernde Martyrium des Mädchens, das sich auf seinen dicken Bauch selbst keinen Reim machen konnte.
Seit sie zehn Jahre alt war, so stellte sich im Polizeiverhör heraus, wurde Ayse in ihrem Heimatdorf im Südwesten der Türkei regelmäßig von einem benachbarten Bauern vergewaltigt und mit Todesdrohungen zum Schweigen gezwungen. Inzwischen wurde das Baby geboren, der Vergewaltiger ist verurteilt - und nun flehte die inzwischen 13-jährige Ayse ihre Lehrer an, ihr nochmals zu Hilfe zu kommen. Ihre Eltern wollen sie mit dem Vergewaltiger verheiraten, um ihm das Gefängnis zu ersparen und ihre eigene „Ehre“ zu retten.
Kader, zu Deutsch Schicksal, heißt das Baby, das Ayse mit zwölf Jahren unter Qualen zur Welt brachte. Eine gerichtlich angeordnete DNS-Untersuchung ergab zweifelsfrei die Vaterschaft des angeklagten Bauern Ferit C., der das vor Gericht auch zugab. Zu 18 Jahren und sechs Monaten Gefängnis verurteilte das Strafgericht den 25-Jährigen wegen Vergewaltigung. Das Baby ließ der Richter in einem staatlichen Kinderheim unterbringen, Ayse kehrte auf die Schulbank zurück.
Dem Gesetz war Genüge getan. Doch auf dem türkischen Land gilt vielfach noch ein anderes, älteres Gerechtigkeitsempfinden - das Gesetz der Ehre. Die Ehre einer Familie wird demnach durch die Unkeuschheit eines weiblichen Familienmitglieds so unerträglich verletzt, dass ihre Angehörigen von ihrer Dorfgemeinschaft geächtet werden; ob die Jungfräulichkeit freiwillig oder unfreiwillig preisgegeben wurde, spielt keine Rolle. Wiederhergestellt werden kann die Familienehre nach dieser unerbittlichen Tradition nur durch den Tod der „Sünderin“ oder durch ihre Verheiratung mit dem verantwortlichen Mann.
Ayses Familie einigte sich deshalb mit der Familie des Vergewaltigers auf einen Handel. Das Mädchen sollte dem Täter zur Ehefrau gegeben werden und so den Ruf der Familie reinigen. Zwar hat Ayse das gesetzliche Heiratsalter noch nicht erreicht, doch sollte das mit frisierten Papieren und einer elterlichen Zustimmungserklärung vertuscht werden. Im Gegenzug sollte Ferit C. ungestraft davonkommen. Das türkische Gesetz erlaubt das: Ein Vergewaltiger bleibt straffrei, wenn er sein Opfer ehelicht.
Dass ein Vergewaltigungsopfer vom Gesetzgeber gewissermaßen dazu aufgefordert wird, den Täter zu heiraten, ist auch für viele Türken skandalös. Im Rahmen einer breit angelegten Strafrechtsreform, die in Kürze ins Parlament eingebracht wird, soll diese Praxis abgeschafft werden. Die Strafen für Vergewaltiger werden verschärft; erstmals in der Türkei soll zudem auch die Vergewaltigung in der Ehe unter Strafe gestellt werden.
Doch das geltende Recht hat durchaus seine Anhänger. Sie argumentieren, dass es letztendlich vergewaltigte Frauen schützt. In einem Land wie der Türkei, wo Mädchen auch heute noch von ihren eigenen Familien getötet werden, weil sie keine Jungfrauen mehr sind, sei es immer noch besser, einen Vergewaltiger zu heiraten, als sozial ausgegrenzt oder gar ermordet zu werden.
Zu jenen, die so denken, gehört der Rechtsprofessor Dogan Soyaslan, ein Berater des Justizministeriums in Ankara. Soyaslan sorgte für viel Wirbel, als er in Ausschussberatungen über das neue Strafgesetzbuch dafür plädierte, die Praxis der Vergewaltigerheirat beizubehalten. „Die Wirklichkeit in der Türkei ist: Niemand will eine Frau heiraten, die keine Jungfrau mehr ist“, sagte der Professor. „Jeder, der das Gegenteil behauptet, macht sich etwas vor.“ Dass die Beschreibung der türkischen Realität durch den Professor korrekt war, bezweifelte kaum jemand. Doch dass der Ministeriumsberater diese Wirklichkeit als unveränderlich hinnahm, statt sich für ihre Verbesserung einzusetzen, sorgte für einen Skandal.
Noch ist die Reform nicht beschlossen. Daher greifen in Ayses Fall noch die alten Gesetze und die alten Gebräuche. „Wir haben uns mit Ferits Familie geeinigt, haltet euch da raus“, sagte der Vater des Mädchens zu türkischen Reportern. „So was kommt hier zu Lande öfters vor. Was geschehen ist, können wir auch nicht mehr ändern. Wir verheiraten unsere Tochter, um unsere Familienehre zu reinigen.“ Ähnlich verständnislos reagierte der Vater des Vergewaltigers auf die Fragen der Reporter. „Ja, es ist ein Unrecht geschehen, aber jetzt werden wir die zwei schnellstmöglich verheiraten und den Fehltritt ausmerzen“, sagte er.
Nur Ayse selbst ist mit dem Handel nicht einverstanden und wandte sich in ihrer Not wieder an ihre Lehrer. „Dieser Mann hat mein Leben jahrelang zum Albtraum gemacht“, sagte sie. „Lasst nicht zu, dass sie mich mit ihm verheiraten!“ Ihren Lehrern ist es offenbar zu verdanken, dass der Fall nun von der verschwiegenen Dorfgemeinschaft an die türkische Ã-ffentlichkeit gelangte - und dass Ayse ihrem Schicksal noch entgehen könnte.

gesamter Thread: