- US Finanzkrise aufgrund Chinas Finanzierungsproblematik? - EM-financial, 03.05.2004, 14:16
- Churchill-Zitat - fridolin, 03.05.2004, 14:26
- Danke habe ich schon mal hier gelesen - EM-financial, 03.05.2004, 17:41
- Churchill-Zitat - fridolin, 03.05.2004, 14:26
US Finanzkrise aufgrund Chinas Finanzierungsproblematik?
-->Obwohl China sich in den letzten Jahren gewandelt hat, war der Staat immer noch die Instanz welche am meisten Macht ausübte. In wirtschaftlicher Hinsicht scheint sich das Land zwar geöffnet zu haben, aber wenn man sich vor Augen führt zu welchen Kosten diese Ã-ffnung vollzogen wurde, erkennt man die Probleme.
Offiziell liegen die Schätzungen für die chinesische Staatsverschuldung bei rund 33 % seines BIP. Doch wie schon Winston Churchill sagte „glaube keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast“. Inoffiziell sieht die Finanzlage des chinesischen Staates viel schlechter aus. Nicht nur, dass China ein jährliches Defizit in Höhe von 3 % des BIP fährt, es versteckt auch einen großen Teil seiner Verschuldung (siehe Grafik).
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Insgesamt liegt die Verschuldung des chinesischen Staates damit bei 156 % des BIP
Rechnet man mit Schätzungen privater Prüfer, so liegen die Problemkredite bei den Banken (NPL’s) mit 60 % und die ungedeckten Pensionsverbindlichkeiten mit 80 % des BIP noch wesentlich höher.
Doch wie kam es zu dem starken Anstieg der Verschuldung?
Nach den Wirtschaftsreformen des Jahres 1978 zog sich der Staat vielfach von seinen früheren Verpflichtungen zurück und räumte dem Privatsektor einen höheren Stellenwert ein. Trotzdem wurden über verschiedene Finanzierungstöpfe weiter „Geschenke“ an die staatlichen Unternehmen verteilt. Obwohl die Finanzierung offiziell den Namen Kredit trug, machten sich die Unternehmen bis Ende der 90er keine Gedanken über eine mögliche Rückzahlung. Erst als es vielfach zu Pleiten der so genannten TIC’s (Staatlich gestützte Infrastruktur- und Finanzierungsfonds) kam, die bekannteste war die in Hong Kong Aktiennotierte Guangdong International Trust Investment Corp. (GITIC), wurde ausländischen Banken und Kapitalgebern das Problem der chinesischen Problemkredite bewusst.
China reagierte und rief zur Lösung des Problems vier Asset-Management Unternehmen ins Leben, die Problemkredite der Banken mit Hilfe von Staatsgeldern zum Nominalwert aufkaufen und versuchen durch eine Restrukturierung, zumeist in Form von debt/equity swaps (Tausch von Fremd- in Eigenkapital) einen Restwert, in der Regel etwa 20 % des früheren Volumens, zu erlösen.
Die vier Asset-Manager sind:
Huarong Asset Management = Industrial & Commercial Bank
Cinda Asset Management = Agricultural Bank
China Orient Asset Management = China Construction Bank
China Great Wall Asset Management = Bank of China
Aufgrund der Transaktionen dieser Asset Manager, bleiben diese auf einer Vielzahl mehr oder weniger erfolgreich restrukturierten Unternehmen sitzen und werden in Zukunft versuchen diese über den Kapitalmarkt zu veräußern, oder untereinander zu fusionieren um Liquidität für neue Projekte zu schaffen.
Chinas Asset Manager spielen so die Rolle einer Investmentbank und dürften in Zukunft verstärkt international auftreten. Vielleicht schafft es eines dieser Unternehmen einmal in die Spitze der Investmentbanken. Verwunderlich wäre es jedenfalls nicht.
Doch wie das Problem der Problemkredite lösen, wenn weiterhin enorme Summen in fragliche Projekte investiert werden?
Der Economist schrieb in seiner letzten Ausgabe, dass China 4 USD benötigt, um 1 USD an zusätzlichem Wachstum zu erzeugen. Diese Zahl errechnet sich wenn man das Wirtschaftswachstum von 8-10 % ins Verhältnis zu den Investitionen in Höhe von über 40 % des BIP setzt. Vor 1997 betrug dieses Verhältnis noch eins zu zwei und beschleunigte sich seitdem unaufhörlich.
Zum Vergleich, in Korea betrug die Investitionsquote während seines atemberaubenden Aufstiegs zur Industrienation während der 70er bei 25 % des BIP, so der Economist.
Weiter hat China im letzten Jahr den unrühmlichen Platz Indiens, als „ineffizientester Investierer“ Asiens erreicht.
Die Lösung des Staatsanleihenproblems liegt also in einer effizienteren Verteilung des Kapitals. Ein Balanceakt den China nur über die graduelle Liberalisierung und Ã-ffnung seiner Finanzmärkte erreichen kann. Dazu gehört auch eine freie Anpassung der Wechselkurse und der Verkauf US-amerikanischer Staatsanleihen, die sich mittlerweile auf 400 Mrd. USD belaufen. Am effizientesten könnte China sein Verschuldungsproblem durch den Kauf von Gold lösen, welches zur Sicherung der Passiva der Zentralbank dienen könnte. Sollte der Goldpreis im Zuge einer Finanzkrise in den USA bis auf 1000 USD laufen, so wären die Probleme im Binnenmarkt Chinas nahezu vollständig gelöst.
Ein solcher drastischer Schritt ist allerdings erst dann zu erwarten, wenn China seine Binnenkaufkraft stark gemacht hat und nicht mehr von Exporten abhängig ist.
Eine Währungsaufwertung des RMB steht aber vermutlich unmittelbar bevor, wie auch Finanzgurus wie Sir John Templeton oder Warren Buffet es erwarten.

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