- Daily Reckoning/ Deutsch - Sorrento, 05.05.2004, 19:59
Daily Reckoning/ Deutsch
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I N V E S T O R ' S D A I L Y
Der E-Mail-Dienst für Investoren, Ausgabe vom 5. Mai 2004
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* Der Beweis? - Die US-Leitzinsen bleiben unverändert
* US-Konjunkturdaten
* Allianz überrascht mit Zahlen zum ersten Quartal
* Adidas hegt Hoffnungen für den US-Markt
* BMW mit Umsatzwachstum
* RWE verkauft Heidelberger Druck
* Ich würde das tun, was Warren Buffett tut
* Nachtrag zur Fed-Sitzung
* Das Hindenburg-Omen
* Wie hältst Du's mit der Religion?
* Über den Investor Verlag
* Empfehlen Sie"Investor's Daily" weiter
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Mittwoch, 5. Mai 2004
Der Beweis? - Die US-Leitzinsen bleiben unverändert
von Jochen Steffens
Für mich war das Statement der Fed gestern der erste deutliche Beweis dafür, dass meine These stimmt. Die Fed versucht eine"verdeckte Inflation" zu initiieren. Ich habe Sie hier im Investor's Daily in den letzen Wochen auf all die deutlichen Hinweise für Inflation in den USA aufmerksam gemacht. Und was höre ich aus dem Statement der Fed heraus: Die Inflation stellt kein Problem dar.
Gleichzeitig kündigte die Fed an, dass kleinere Zinsschritte in nächster Zeit möglich seien. Warum, sollte die Fed die Zinsen anheben, wenn keine Inflationsgefahr besteht, aber gleichzeitig der Arbeitsmarkt, die neu geschaffenen Stellen, noch nicht den Zielkorridor der Fed erreicht haben?
Gehen wir aber davon aus, dass die Fed eine Inflation initiieren will und dabei gleichzeitig versucht, das möglichst unbemerkt zu machen, dann macht das Statement der Fed erstens Sinn und zweitens erklärt es auch, warum die Zinsen nicht angehoben wurden und die Aussagen derart ungenau blieben.
Für mich ist das ein klarer Hinweis darauf, dass wir in den USA mindestens in den nächsten ein bis zwei Jahren mit eine Inflation zu tun haben werden, die vielleicht wesentlich stärker ausfallen wird als allgemein angenommen.
Ich hatte es schon einmal geschrieben: Einige Volkswirte vertreten, dass eine Inflation von 10 % aus volkswirtschaftlicher Sicht so gerade noch vertretbar sei, wenn gleichzeitig die Wirtschaft boomt. Natürlich nur, wenn keine Inflationsangst aufkommt! Solchen Ängsten ist die Fed gestern entschieden entgegengetreten.
Ich habe Meinungen gelesen, die davon ausgehen, dass die inoffizielle Inflationsrate der USA bereits jetzt bei deutlich über 5 % liegen solle. Bei einer Inflationsrate von 6 % verliert jeder vermögende Bürger in den USA (gut nach der Baisse sind das auch nicht mehr so viele) faktisch jedes Jahr 6 %. Natürlich haben die vermögenden US-Bürger das Geld angelegt - vielleicht in Staatsanleihen. Dann werden sie trotzdem bei solchen Inflationsraten Geld verlieren. Dann also mit dem Geld an die Aktienmärkte - breit gestreut = sicher. Wenn jedoch die Börse weiter so seitwärts laufen, wie in den ersten 4 Monaten des Jahres, bleibt unter dem Strich auch nur ein Verlust. Wenn die Börsen sogar fallen, addiert sich zu dem Verlust noch 6 % Inflation dazu.
Es gibt natürlich gerade in Phasen ausufernder Inflation sichere Häfen: Gold und Rohstoffe und vielleicht sogar der Euro. Sobald die ersten Amerikaner spitz kriegen, was da mit ihrem Dollar gemacht wird, werden sie natürlich zumindest teilweise ihr Geld aus den Märkten und den den Anleihen in Gold, Rohstoffe oder andere Währungen investieren. Das dürfte auch der eigentliche Grund sein, warum Warren Buffett einen großen Teil des Geldes in fremde Währungen angelegt hat, zum ersten Mal überhaupt. Aber was glauben Sie, was mit Gold passieren wird, wenn irgendwann die Masse bemerkt, was da los ist?
Bis dahin ist sicherlich noch etwas Zeit. Die Fed taktiert sehr geschickt. Und so sehr ich auf Inflation rumreite, es gibt immer noch auch deflationäre Gefahren. Im Moment überwiegen jedoch eindeutig inflationäre Tendenzen. Das könnte sich nur dadurch schnell ändern, dass aufgrund eines Nachfrageeinbruchs durch Probleme in China die Rohstoffpreise in den Keller sacken, kurz nach dem die Fed drastisch die Zinsen angehoben hat. Davon gehe ich im Moment jedoch nicht aus.
Zu einem anderen Thema: Was mich ein wenig nachdenklich gemacht hat, sind die heutigen Anschläge in Griechenland. Die El-Kaida hat sich in Spanien bedrohlich zurückgemeldet. Welches Ereignis hat einen größeren Verbreitungsgrad als die olympischen Spiele, die schließlich bis in den letzten Winkel der Welt ausgestrahlt werden. Ich erinnerte mich dann an verschiedene etwas ältere Drohungen der El-Kaida, dass 2004 etwas ganz besonderes, etwas Großes geplant sei. Solche Gedanken hinterlassen ein unschönes Gefühl.
Doch wie sagt der Kölner:"Et hät noch imma jut jejonge"
Mittwoch, 5. Mai 2004
US-Konjunkturdaten
von Jochen Steffens
Um 16.00 Uhr wurden die Zahlen zum ISM Dienstleistungsindex für April 2004
Der Dienstleistungsindex notiert bei 68,4. Erwartet wurde der ISM Service-Index bei 63,0 bis 65,0 nach zuvor 65,8 Punkten.
Analysten fragen sich, ob die Fed nicht mit der gestrigen Zinssitzung eine Chance vertan hat, rechtzeitig auf die Konjunkturerholung zu reagieren. Würde man von einem normalen Verlauf ausgehen, dann stimmt diese Befürchtung sicherlich. Wie ich bereits erläutert hatte, eine moderate Zinserhöhung wäre sicherlich das sinnvollste gewesen. Aber, wie gesagt, ich vermute dass die Fed ein wenig Inflation will.
Erstaunlicherweise reagieren auch die US-Märkte irgendwie seltsam unentschlossen. Offenbar wissen sie selbst nichts mit den Aussagen der Fed anzufangen. Eventuell warten die Anleger aber auch noch auf die Arbeitsmarktdaten vom Freitag und dort insbesondere auf die neuen geschaffenen Stellen.
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Mittwoch, 5. Mai 2004
Allianz überrascht mit Zahlen zum ersten Quartal
von Jochen Steffens
Der Finanzkonzern Allianz hat nach vorläufigen Zahlen sein operatives Ergebnis im ersten Quartal um rund 35 % auf 1,1 Mrd. Euro steigern können. Nach Steuern verblieb ein Gewinn von rund 650 Mio. Euro, nach einem Verlust im Vorjahr von 546 Mio. Euro. Die Beitragseinnahmen sollen mit 25 Mrd. Euro auf dem Vorjahresniveau liegen. In der Sach- und Unfallversicherung verbesserte sich die Schaden-Kosten-Quote (Verhältnis der Aufwendungen für Schäden und Kosten zu den Prämieneinnahmen) auf unter 96 % nach 97,7 % im Vorjahr.
Die Allianz teilte mit, dass im Bankgeschäft die Aufwendungen und die Risikovorsorge im ersten Quartal deutlich gesenkt werden konnten. Erfreulich ist, dass die Tochter, Dresdner Bank, ein operatives Ergebnis von 170 Mio. Euro erzielen konnte und damit zum ersten Mal seit Ende 2002 wieder die Gewinnzone erreichte.
Die heutige Veröffentlichung dieser Zahlen kam überraschend, der Quartalsberichts ist erst für den 14. Mai vorgesehen.
Eine konkrete Prognose für 2004 wurde noch nicht abgegeben, aber bisher hatte die Allianz mit einem steigenden operativen Ergebnis gerechnet.
Nach dieser überraschenden Nachricht stieg die Allianz um 4,16 % auf 91,35 Euro.
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Mittwoch, 5. Mai 2004
Adidas hegt Hoffnungen für den US-Markt
von Jochen Steffens
Der Sportartikelhersteller Adidas konnte im ersten Quartal 2004 seinen Konzerngewinn um 41 % auf 72 Mio. Euro steigern, nach einem Gewinn von 51 Mio. Euro im Vorjahresquartal. Analysten hatten im Schnitt mit einem Gewinn von 58 Mio. Euro gerechnet. Auch das Vorsteuerergebnis stieg 33 % auf 130 Mio. Euro und lag damit ebenfalls über dem Analystenkonsens von 107 Mio. Euro. Obwohl der Umsatz um 3 % auf 1,62 Mrd. Euro sank, übertraf er dennoch die Erwartungen.
In den USA kam es zwar weiter zu einem Rückgang der Auftragsbestände, jedoch scheint sich hier die Entwicklung abzubremsen. So erwartet Adidas dort in der zweiten Jahreshälfte wieder eine positive Umsatzentwicklung.
Beim Ausblick erhöhte Adidas die Gewinnprognose und geht nun von einem Wachstum von 10-15 % aus.
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Mittwoch, 5. Mai 2004
BMW mit Umsatzwachstum
von Jochen Steffens
Der Autobauer BMW konnte im ersten Quartal einen Gewinn vor Steuern von 851 Mio. Euro erzielen nach einem 830 Mio. Euro im Vorjahresquartal. Der Überschuss stieg auf 523 Mio. Euro nach 510 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum. Auch der Umsatz konnte um 4,9 % auf 10,81 Mrd. Euro zulegen.
Der Absatz im ersten Quartal stieg um gut 3 % auf knapp 270.000 verkaufte Autos.
Beim Ausblick auf das Gesamtjahr bekräftigte der Konzern die Prognosen und geht weiterhin von Absatzsteigerungen bei allen Marken aus. Auch das Ergebnis soll einem neuen Rekordwert erreichen.
Die BMW Aktie fällt um 0,14 % auf 36,40 Euro.
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Mittwoch, 5. Mai 2004
RWE verkauft Heidelberger Druck
von Jochen Steffens
Die Gunst der Stunde nach den guten Zahlen von Heidelberger Druck war es wohl, die RWE nun dazu veranlasst sich von der Beteiligung an dem Unternehmen zu trennen. RWE will sich mit der Trennung von den Industriebeteiligungen wieder mehr auf das Kerngeschäft konzentrieren.
Heidelberger Druck geriet nach dieser Nachricht unter Druck, die Aktie verliert 11,52 % auf 26,72 Euro.
RWE kann im Gegenzug um 1,47 % auf 37,29 Euro zulegen.
Mittwoch, 5. Mai 2004
Ich würde das tun, was Warren Buffett tut
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Viele Investoren glauben daran, dass Warren Buffett auf dem Wasser gehen kann. Viele denken, dass er in die Zukunft sehen kann. Selbst die zynische Finanzpresse sieht ihn als kleinere Gottheit an, die Metall in pures Gold verwandeln kann.
Das"Orakel von Omaha"... gibt es ein Lob, das der zweitreichste Mann der Welt nicht verdient hätte?
Natürlich ist Warren Buffett auch nur ein Narr, wie wir alle. Und ein größerer als viele. Und zwar merkt man das nicht daran, wenn man sein Geld zählt... sondern daran, wenn man seine Politik untersucht. Ich habe gelesen, dass er John Kerry im Wahlkampf um das US-Präsidentenamt unterstützt. Warum? Was denkt er sich? Die einzige schlechtere Wahl wäre George W. Bush! Aber Buffett mag Kerry, weil dieser Kandidat der Demokraten versprochen hat, die Steuern für die Reichen zu erhöhen. Buffett würde gerne mehr zahlen (das will er wirklich!).
Natürlich könnte Buffett auch einfach so Geld nach Washington schicken. Was er sagen will, ist nicht, dass er persönlich mehr Steuern zahlen will... sondern, dass amerikanische Millionäre allgemein mehr Steuern zahlen sollten. Da sehe ich eine Ungerechtigkeit. Denn selbst wenn der Grenzsteuersatz bei 90 % liegen würde, dann würde das den bescheidenen Lebensstil des Milliardärs Buffett nicht im Geringsten beeinflussen. Aber ich würde das schon merken.
Aber hier beim Investor's Daily geht es um Geld, nicht um Politik. Wir haben uns für das Thema Geld entschieden, weil es unterhaltsamer ist und weniger kostspielig.
Also was würde Warren Buffett jetzt tun?
Das habe ich letztes Wochenende herausgefunden, als Warren Buffett bei der jährlichen Hauptversammlung seiner Gesellschaft Berkshire Hathaway sprach. Dieses Treffen ist das jährliche"Woodstock des Kapitalismus".
Ich weiß bereits, was die amerikanischen Kleinanleger tun. Sie nehmen Hypotheken auf ihre Häuser auf... und stecken Geld in Aktien. Die Zuflüsse in die Aktienfonds sind im Januar auf 43,8 Milliarden Dollar gestiegen... und auf insgesamt 75 Milliarden Dollar im ersten Quartal. Damit ist schon fast wieder das Niveau erreicht, das zu Zeiten der Spekulationsblase Anfang 2000 bestand.
Ich weiß auch, dass sowohl Investoren als auch Vermögensberater selten so positiv gestimmt waren wie derzeit. Eine überwältigende Mehrheit erwartet, dass die Aktienkurse zumindest bis zu den amerikanischen Wahlen steigen werden; und fast genauso viele denken, dass die Kurse für immer steigen werden.
Da kann ich mich nur wundern. Jeder, der Zeitung liest, muss doch jetzt wissen, dass der beste Investor, der jemals lebte (Warren Buffett) die Sache anders sieht. Seiner Meinung nach sind fast alle Anlagekategorien"mehr als hoch bewertet". Er sieht keine Aktien, die kaufenswert wären. Er will keine Google-Aktien zeichnen. Er glaubt, dass sich die Inflation in den USA beschleunigen wird. Und er setzt jetzt gegen die Währung, in der der amerikanische Reichtum gemessen wird - den Dollar. Buffett hat mehr als ein Drittel seiner gewaltigen Bargeld-Bestände in ausländischen Währungen investiert.
Ich würde das tun, was Warren Buffet tut. Mehr oder weniger. Ich würde hoch bewertete Aktien verkaufen und Bargeld halten - entweder in Euro, oder in Gold.
Aber die Kleinanleger investieren so, als ob Buffett Unrecht haben würde. Was müssen die sich denken? Dass sie klüger sind als Buffett? Dass sie die Finanzmärkte besser als er verstehen? Dass sie - durch ein Geschenk der Götter - mehr Glück haben werden als der Mann, der der Glücklichste von allen war?
Natürlich könnte es sein, dass die Kleinanleger mit allen Punkten recht haben werden. Aber es ist eine bemerkenswerte Wette.
Jetzt in die USA zu Addison, der mehr Nachrichten hat:
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Mittwoch, 5. Mai 2004
Nachtrag zur Fed-Sitzung
von unserem Korrespondenten Addison Wiggin an der amerikanischen Ostküste
Jeder Trader, Analyst oder Investor, der sein Gewicht in Salz wert ist, weiß, dass gestern eine Fed-Sitzung war. Und wie wir mittlerweile wissen, hat die Fed die Zinsen unverändert gelassen. Alles andere wäre auch eine Überraschung gewesen. Ich möchte Ihnen die Stimmung wiedergeben, die hier vor Ort kurz vor der Pressekonferenz bestand:
"Niemand rechnet damit, dass die amerikanische Zentralbank bei ihrer Sitzung am Dienstag die Zinsen erhöhen wird", so Reuters,"aber Fed-Beobachter sagten, dass das Statement nach dem Treffen die jüngsten starken wirtschaftlichen Zahlen würdigen sollte und der Fed freie Hand für mögliche Handlungen geben sollte... Volkswirte sind zunehmend davon überzeugt, dass die Wirtschaftserholung nachhaltig ist - die letzten drei Quartal haben das stärkste Wirtschaftswachstum seit 20 Jahren gesehen - und einige denken, dass die Fed riskiert, zu spät zu wenig zu tun, um eine Inflation abzuwenden."
Aber was wäre, wenn wir einfach einen Moment spekulieren würden, liebe(r) Leser(in), was passieren würde, wenn die Fed die Zinsen gestern erhöht hätte? Ich habe meinen Lieblings-Analysten Dan Denning angerufen und ihn um seine Meinung gefragt. Seine Antwort:"Jetzt die Zinsen erhöhen? Vor den neuesten Zahlen zum US-Arbeitsmarkt? Das wäre ein vollkommenes Desaster. Niemand würde voraussagen können, das dann passieren könnte. Die Fed muss es langsam angehen, erst alles vorbereiten, bevor sie handelt. Eine Zinserhöhung hätte den Beigeschmack einer Verzweiflungstat gehabt. Und nebenbei - die durch Schulden gestützten Konsumausgaben wären tot umgefallen. Und auch die Auswirkungen auf den Immobilien-Bullenmarkt wären nicht schön gewesen..."
Wo wir gerade vom Bullenmarkt am Immobilienmarkt sprechen... es ist schwer, bei diesem Markt nicht von einem Bullenmarkt zu sprechen. Jeder, der ein Haus gekauft hat, fühlt sich reich und clever. Jetzt wollen sie weitere Häuser kaufen, und es gibt keinen Mangel an Banken und Pseudo-Banken, die Kredite bereitstellen. Aber ein Zinsanstieg - und sei es nur ein kleiner Zinsanstieg - würde starke Konsequenzen haben. Zwangsversteigerungen, kollabierende Aktienkurse, kollabierende Anleihenkurse... vielleicht sogar den Zusammenbruch von Banken.
Kenneth Barry schreibt bei Reuters:"Die Konsumausgaben, die eine große Stütze für die Kursgewinne am Aktienmarkt waren, könnten in den kommenden Monaten schwächeln, was die Frage aufkommen lässt, woher die Wirtschaft und die Aktien zukünftige Stärke beziehen können. Die Konsumausgaben, die für 70 % der amerikanischen wirtschaftlichen Aktivität verantwortlich sind, haben von fiskalischen Stimulierungen wie Steuersenkungen und leichten Krediten, die von der Fed begünstigt wurden, profitiert. Aber die Wirkung dieser Stimulierungen läuft jetzt größtenteils aus."
Übrigens ist der Dollar leicht gefallen, Gold und Silber dafür moderat gestiegen.
Und der ISM-Index (Produktion) für April fügte dem schon bewölkten Ausblick weitere Wolken hinzu. Der Wert für April blieb ziemlich konstant, bei 62,4 Punkten (nach 62,5 Zählern im März). Mit"bewölktem Ausblick" meine ich die Aussicht auf eine Zinserhöhung. Denn bei diesem Index sprechen Werte von über 50 für Wachstum im produzierenden Gewerbe. Und der Wert liegt jetzt seit 6 Monaten in Folge bei über 60, und nur knapp unter dem Wert vom Januar, der mit 63,6 Punkten der höchste Wert seit 2 Jahrzehnten gewesen war. Dieser Bericht spricht also tendenziell für steigende Zinsen. Auch, wenn die Fed die Leitzinsen gestern unverändert gelassen hat. Hmmm...
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Mittwoch, 5. Mai 2004
Das Hindenburg-Omen
von unserem Korrespondenten Bill Bonner, derzeit in London
*** Passen Sie auf! Richard Russell hat mir gesagt, dass wir derzeit eine Kombination von Faktoren sehen, die er als"Hindenburg Omen" bezeichnet. Hindenburg war nicht nur der deutsche oberste Heeresführer im Ersten Weltkrieg und deutscher Reichspräsident zu Zeiten der Weimarer Republik, sondern so hieß auch ein deutscher Zeppelin, der über New Jersey in Flammen aufging und verbrannte. Es gab nur wenige Überlebende. Russell warnt, dass sich der Aktienmarkt in einem"potenziellen Crash-Modus" befindet.
*** Armer Frank Quattrone. Als die amerikanische Börsenaufsicht begann, in seiner Firma herumzuschnüffeln, da befahl er seinen Angestellten,"diese Aktien zu säubern". Dieser Sauberkeitsdrang wird dem Mann wahrscheinlich 1 bis 2 Jahre Gefängnis einbringen. Nachdem er während der Hightech-Spekulationsblase 120 Millionen Dollar pro Jahr verdient hat, wird dieser arme Mann jetzt nur 4 Dollar pro Tag mit Tütenkleben im Knast verdienen.
Zumindest muss er sich keine Sorgen darüber machen, dass sein Job nach Indien"outgesourct" wird.
*** Was stimmt nicht mit den britischen Lords? Die Londoner Times vermeldet, dass die Lords einen Plan vorgestellt werden, nach dem das britische Oberhaus, (das"House of Lords") indirekt gewählt" werden solle.
Die Lords hatten das Glück, dass sie nicht gewählt werden mussten; sie wurden durch das Glück ihrer Geburt für ihr Amt im Oberhaus ausgewählt.
*** Und jetzt etwas zum Thema Religion - siehe nächster Beitrag!
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Mittwoch, 5. Mai 2004
Wie hältst Du's mit der Religion?
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Und jetzt komme ich zur Religion.
Auf der Seite 22 berichtet die Londoner Times:
"Der Vatikan ändert die Rituale zur Kommunion."
Das sind für mich gute News. Ich erinnere mich noch an die ehrfürchtigen Messen der 1970er: Da gab es noch keine Umarmungen und Küsse und Herumwandern, wenn es darum ging"einander ein Zeichen des Friedens zu geben". Das schien die feierliche Atmosphäre zu zerstören; die Magie des Moments wurde dadurch zerbrochen.
Meine Familie wurde katholisch, ohne die Absicht dazu zu haben. Eigentlich sind wir Episkopalisten, also Anglikaner. Aber seit einigen Jahren wohnen wir - wie Sie wissen - auf dem Land in Frankreich, und da fanden wir keine anglikanischen Kirchen in halbwegs erreichbarer Entfernung.
Viele unserer Freunde können das nicht verstehen. Wie unser Sohn Jules, 16, der sich fragt, warum wir überhaupt in die Kirche gehen sollen.
"Man weiß doch nicht, ob irgendetwas davon überhaupt stimmt", sagen sie."Warum soll man seine Zeit damit verschwenden, an Mysterien zu glauben... und zur Kirche zu gehen?"
Dafür habe ich keine Antwort parat.
Vorgestern traf ich einen alten Freund zum Abendessen... und ich fragte ihn nach Neuigkeiten über einen gemeinsamen Freund, der gegen den Krebs kämpft.
"Schlecht...", kam die Antwort."Er ist in eine Klinik nach Mexiko geflogen, aber es war zu spät. Sie haben ihn wieder nach Hause gebracht. Er hat nur noch ein paar Tage zu leben."
"Möge Gott mit ihm sein..."
"Aber er ist doch Atheist..."
"Nun, ich bezweifle, dass Gott sich darum kümmert, was er denkt. Er mag in diesem Leben keine gute Gesundheit gehabt haben... aber Gott wird für sich selbst entscheiden, was er im nächsten Leben bekommen wird."
Anders als die billigen und geschmacklosen Einbildungen des säkularen Lebens ist das Versprechen des Christentums so prächtig und elegant... ich würde das bewundern, selbst wenn ich nicht wirklich gläubig wäre.
Meine Erwartungen sind bescheiden - eher poetisch als logisch. Vielleicht werde ich in den Himmel kommen, vielleicht auch nicht; aber zumindest kann ich, solange ich lebe, meiner Familie mit dem Kirchgang das bieten, was W.B. Yeats als ein wenig"Brauchtum und Zeremoniell" beschrieben hat, wo"Unschuld und Schönheit" blühen könnten.
Und nebenbei gesagt: Ich mag es, zu Gott zu beten, bevor ich eine wichtige Entscheidung treffe. Ich bekomme dann die Antwort, die ich ohnehin wollte... und ich habe dann jemanden, dem ich Vorwürfe machen kann, wenn es nicht klappt.
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