- Japans Blick vom Schuldenberg (Artikel) - Sascha, 22.11.2000, 11:48
- Re: Japans Blick vom Schuldenberg - Toni, 22.11.2000, 12:04
Japans Blick vom Schuldenberg (Artikel)
Hier ein interessanter Kurzartikel über Japan:
<font size=6> Japans Blick vom Schuldenberg </font>
<font size=5> Silberstreifen am Horizont oder Talfahrt? </font>
In Japan stehen die Zeichen auf Sturm. Regierung und Wirtschaft haben große Probleme zu bewältigen. Gegen Premierminister Yoshiro Mori läuft ein Mißtrauensvotum.Und auch für den Fall, dass Mori es übersteht, könnte ein Regierungswechsel anstehen. Der Schuldenberg in Japan erreichte mittlerweile schwindelnde Höhen. Die Staatsverschuldung ist in den vergangenen acht Jahren von knapp 60 Prozent auf 130 Prozent des Bruttosozialproduktes geklettert - Weltrekord unter den Industrienationen. Die Finanzierungslücke durch Pensionskassen und Kosten für die Bankenstabilisierung hinzugerechnet, ergibt sich eine reale Verschuldung von fast 300 Prozent. Die Konjunktur erholt sich erst seit kurzem von ihrer schweren Rezession und die Prognosen fallen höchst unterschiedlich aus.
Bank of Japan optimistisch
Ein Silberstreif am Horizont zeigt sich seit dem letzten Tankan-Report. Im Oktober hat die vierteljährlich erscheinenden Umfrage der japanischen Notenbank (BoJ) ein spürbare Erholung der Konjunktur in Aussicht gestellt. Der Klima-Indikator kletterte auf den höchsten Wert seit drei Jahren.
Der Monatsbericht der Bank of Japan für November fiel genauso positiv aus. Die Wirtschaftslage bessere sich und dies solle mit einer lockeren Geldpolitik unterstützt werden. Die BoJ hatte im August erstmals seit zehn Jahren die Zinsen auf 0,25 Prozent erhöht.
Aufgrund steigender Unternehmensgewinne sieht die Nationalbank auch private Einkommen und Ausgaben schrittweise anziehen. Der private Verbrauch, der in Japan 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausmacht, war bislang ins Hintertreffen geraten. Deshalb hatte die Regierung die optimistischen Konjunkturerwartungen gedämpft.
Regierung pessimistisch
Die staatlichen Institutionen blicken dagegen in die andere Richtung. Der Index der japanischen Frühindikatoren ist im September erstmals seit Mai nach unten revidiert worden. Die Wirtschaftsplanungsbehörde EPA veröffentlichte Mitte November einen Indexstand von 45 nach zuvor 56,3 Punkten. Ein Indexstand von unter 50 Punkten zeige einen Rückgang des Wirtschaftswachstums in den kommenden Monaten an, hieß es.
Das Finanzministerium meldete zum vierten Mal in Folge für Oktober einen rückläufigen Handelsbilanzüberschuss. Der Aktivsaldo reduzierte sich gegenüber dem Vorjahresmonat um 40,8 Prozent auf 692,6 Mrd. Yen. Analysten hatten nur mit einem Rückgang auf eine Billion Yen gerechnet.
Erst vor Kurzem hatte die Regierung Mori ein Konjunkturprogramm für 237 Mrd. DM angeschoben, dass der desolaten Wirtschaftslage auf die Sprünge helfen sollte. Die Prognosen für das Bruttoinlandsprodukt wurden daraufhin von einem auf 1,5 Prozent erhöht. Mit dem Premierminister steht auch das Konjunkturprogramm in Frage.
Börse fällt
Und die Aktienmärkte verzeichnen aufgrund der Regierungskrise deutliche Kursverluste. Der Nikkei-225 schloss den vierten Tag in Folge im Minus. Besonders Standardwerte wie Sony und Fujitsu verloren aktuell Prozente. Händler raten gegenwärtig zu einer sorgfältigen Aktienauswahl.
Da sich die Anleger zum Teil in die sicheren Anleihemärkte flüchten und in Staatsanleihen umschichten, konnten die japanischen Bondmärkte Kursgewinne verbuchen. Auch der Yen litt unter der politischen Situation und geriet unter Druck. Sollten Mori an der Regierungsspitze ersetzt werden, könnte sich die Wirtschaft Japans nach Einschätzung von Analysten weiter erholen und der Yen davon profitieren.
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