- Daily Reckoning/ Deutsch - Sorrento, 11.05.2004, 00:31
Daily Reckoning/ Deutsch
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I N V E S T O R ' S D A I L Y
Der E-Mail-Dienst für Investoren, Ausgabe vom 10. Mai 2004
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* Dax, Silber, Gold, Euro und der Ã-lpreis
* Bayer bekräftigt die Prognosen
* Zugreifen!
* Inflation versus Deflation
* Die amerikanischen Zinsen werden steigen
* Beerdigung in Pittsburgh
* Das Feiern einer Niederlage
* Über den Investor Verlag
* Empfehlen Sie"Investor's Daily" weiter
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Montag, 10. Mai 2004
Dax, Silber, Gold, Euro und der Ã-lpreis
von Jochen Steffens
Sehr undurchsichtig, was die Amis da am Freitag abgeliefert haben.
Zunächst hielten sich die Indizes sehr stark. Direkt nach 20.00 Uhr
kam es doch zu den allseits erwarteten Abgaben.
Der Nikkei 225 nützte diese Vorgaben und stürzte heute um 4,84 % in
ungewisse Tiefen. Dem Dax blieb kaum etwas anderes übrig, als diese
schlechten Vorgaben aus den USA und Asien umzusetzen, er tat es mit
einem Tiefstkurs von 3776 Punkten.
Im Prinzip wartet auf uns jetzt nur noch das Tief, welches der Dax
nach den Anschlägen in Spanien ausgebildet hat, bei 3692 Punkten. Doch
es könnte sein, dass die Märkte bereits vorher drehen, denn der
exorbitant hohe Ã-lpreis, der in den letzten Wochen zusätzlich Druck
auf die Märkte ausübte, kommt heute deutlich zurück und verliert zum
Teil über 7 %. Hintergrund für diesen Einbruch: Die Opec will nun doch
so langsam auf den hohen Ã-lpreis reagieren. Damit will sie verhindern,
dass die westlichen Industriestaaten sich durch Einsparmaßnahmen an
den teuren Ã-lpreis anpassen. Ich hatte über diesen Prozess berichtet.
Interessant ist auch, dass der Euro nun wieder in Richtung 1,18 Dollar
läuft. Der Ausbruchsversuch nach oben in der letzten Woche ist damit
auch wieder gescheitert. Findet der Euro nun bei 1,18 Dollar keine
Boden, drohen deutlich tiefere Kurse. Seit Anfang des Jahres warne ich
vor dem Euro - zu Recht. Für die Amerikaner könnte der stärkere Dollar
und der sinkende Ã-lpreis durchaus von Vorteil sein. Für die Europäer
wird ein Teil des positiven Effekts des niedrigeren Ã-lpreises durch
den stärkeren Dollar wieder vernichtet.
Es ist schon beachtlich, wie stark eine bisher lediglich angekündigte
US-Zinserhöhung sich auf den Dollar (und die gesamten Märkte)
auswirkt. Dabei sind die grundsätzlichen Faktoren, die den Dollar
schwächen, mit einer kleinen Zinserhöhung nicht aus der Welt zu
schaffen (z.B. Außenhandelsdefizit). Langfristig rechne ich sowieso
damit, dass der Dollar noch viel weiter unter Druck kommt und der Euro
neue Hochs erklimmen wird. Doch im Moment reagieren die
Devisenmarkthändler mehr auf die nahe Zukunft und da droht nun einmal
eine Zinserhöhung.
Dabei ist es natürlich völlig abwegig, dass die Fed die Zinsen
dramatisch anheben wird, denn das wäre der beste Weg, die monetär
verursachte konjunkturelle Erholung in den USA auf brutalste Weise in
die Knie zu zwingen. Mit anderen Worten, die stützende Wirkung einer
Zinserhöhung auf den Dollar wird real relativ gering ausfallen und
wahrscheinlich schnell verpuffen. Im Moment ist also viel mehr
aufgeheizte Psychologie und nur sehr wenig reale Vernunft im Markt.
Das zeigt sich auch bei den Rohstoffen. Nur die Ankündigung, dass
China ein wenig das Wachstum bremsen wird, hat die Rohstoffpreise
einbrechen lassen. Auch diese Reaktion war natürlich völlig
übertrieben. China wird auch weiterhin viel zu viele der sich
verknappenden Rohstoffe verbrauchen.
Eines der auffälligsten Beispiele ist Silber. Als Silber nach der
langen Seitwärtsbewegung von 5 Dollar innerhalb weniger Monate auf
fast 8,5 Dollar anstieg, war das genauso übertrieben, wie der aktuelle
Einbruch auf 5,50 Dollar nach unten übertrieben ist. Das Schöne ist,
wer den ersten Zug verpasst hat, erhält gerade eine neue Möglichkeit
einzusteigen. Natürlich ist es diesmal kein ICE sondern nur ein
Bummelzug. Langfristig ist Silber auf diesem Niveau jedoch ein Kauf.
Langfristig, für Menschen die Geduld und einiges an Nerven mitbringen.
Das gleiche gilt für Gold. Grundsätzlich geht eine konjunkturelle
Erholung mit einer Inflation einher, wenn die Zinsen so niedrig sind,
wie in den USA, besteht die Gefahr, dass die Inflation jederzeit
ausufert. Welches Medium sollte, bei anhaltend weltpolitischer
Unsicherheit, davon mehr profitieren als Gold?
Nur, Gold wurde Ende letzten Jahres gepushed und durch die Medien
gejagt. Ich hatte damals darauf hingewiesen, dass das nicht gesund
sei. Viele Menschen sind selbst bei den Höchstkursen noch
eingestiegen. Doch Gold hat enttäuscht, wurde fallengelassen und
braucht nun nach dem Hin und Her etwas Ruhe. Aktuell sinkt Gold
deswegen immer und immer weiter und raubt den verbliebenen Investoren
die Nachruhe: Verkaufen oder halten. Derweil sehen diese Investoren
zu, wie ihre Gewinn dahin schmelzen. Und auch hier gehen die Börsen
wieder einmal den Weg des größten Schmerzes. Erst wenn der letzte
Zittrige aus dem Markt ist, wenn der letzte Zweifler verkauft hat,
wenn das letzte Loblied auf Gold in der Presse verklungen ist, werdet
ihr merken, dass man Gold nicht inflationieren kann.
Wann das sein wird? Bei welchem Niveau? Keine Ahnung. Gut, ich wage
eine Prognose: 365 Dollar etwas drunter oder drüber. Dort könnte Gold
sehr gut einen Boden finden. Langfristig wird es egal sein, wann Sie
eingestiegen sind. Langfristig wird, wenn der Dollar tatsächlich
weiter inflationiert, Gold weiter steigen - auf Niveaus, die wir uns
heute kaum vorstellen können.
Montag, 10. Mai 2004
Bayer bekräftigt die Prognosen
von Jochen Steffes
Bayer bekräftigt die Prognosen
Das Konzernergebnis des Chemie- und Pharmakonzern Bayer sank im ersten
Quartal 2004 um fast ein Drittel auf 400 Mio. Euro, nach 586 Mio. Euro
im Vorjahresquartal. Das um Sondereinflüsse bereinigte operative
Ergebnis vor Zinsen und Steuern schrumpfte von zuvor 841 Mio. Euro auf
knapp 830 Mio. Euro. Im Vorjahreszeitraum hatten Sondereinflüsse das
Konzernergebnis positiv beeinflusst. Der Umsatz stieg jedoch trotz des
hohen Euros in den ersten drei Monaten leicht auf 7,36 Mrd. Euro.
Der Focus lag aber auch dem Ausblick: Bayer bekräftigte für 2004
seinen bisherigen Geschäftsausblick, mit dem Hinweis, dass die
Entwicklung der ersten drei Monate bestätige, dass der Konzern auf
Kurs sei. Prognostiziert wird ein Anstieg von über 10 % beim
bereinigten Ebit und dem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und
Abschreibungen (Ebitda).
Bayer sinkt um 2,84 % auf 21,21 Euro.
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Montag, 10. Mai 2004
Zugreifen!
von Martin Weiss
In den vergangenen Tagen tendierten die deutschen Aktien erneut
schwächer. Auf Wochenbasis verlor der Dax zwei Prozent.
Nun ist also der deutsche Standardwerteindex nach unten ausgebrochen.
Spannend wird nun sein, ob sich der Dax in den nächsten Tagen wird
stabilisieren können oder ob die deutschen Aktien mehr oder minder in
den freien Fall in Richtung 3000 Punkten beim Dax übergehen. Es wäre
wahrlich nicht überraschend, wenn Zweiteres der Fall wäre.
Denn, die realwirtschaftliche Lage Deutschlands ist dramatisch. Die
Rechnungshöfe des Bundes und der Länder sehen die ausufernde
Staatsverschuldung mittlerweile mit größter Sorge. Der
Gestaltungsspielraum der öffentlichen Hand werde immer
eingeschränkter, ein Ausweg aus der Schuldenfalle immer schwieriger.
Zudem bleibt die Situation am deutschen Arbeitsmarkt schlichtweg
desaströs. Saisonbereinigt nahm die Zahl der Arbeitslosen im
ehemaligen Wirtschaftswunderland im April diesen Jahres um 23000 zu.
Aussicht auf Besserung ist angesichts eines fast schon am Rande des
Kollaps befindlichen Mittelstands in bälde nicht zu erwarten.
Jenseits des Atlantiks jubilierten Analysten hingegen über starke
Arbeitsmarktdaten. 288000 neue jobs im April, das ist schon
beachtlich. Wie auch immer, abermals gaben knapp 500000 Menschen im
April entmutigt die Suche nach einem Arbeitsplatz auf. Die
Wochenarbeitszeit war im verarbeitenden Gewerbe sogar rückläufig.
Ebenfalls gab es bei den monatlichen Durchschnittseinkommen nur sehr
leichte Zuwächse.
Besonders auffällig aber war, daß die Arbeitslosigkeit unter
"Teenagern" gar um 0,4 Prozent auf eine beklemmende Quote von 16,9 %
zunahm.
Kurzum, noch vermögen die Stützungs- und Stimulierungsbemühungen
seitens der Regierung und der US-Notenbank den Arbeitsmarkt halbwegs
stabil zu halten. Von der Zinsfront her bahnt sich aber schon Ungemach
an, zumal - wie schon in der letzten Woche gesagt - die Rentenmärkte
mehr denn je unter Druck geraten. Zehnjährige US-Staatsanleihen
rentieren gegenwärtig bei 4,76 % auf einem Zwei-Jahres-Hoch. Verfolgen
Sie weiterhin die Entwicklung bei den Anleihen genau! Ferner trüben
sich die Aussichten für die US-Konjunktur bzw. die Weltwirtschaft auch
nicht zuletzt aufgrund eines immer stärker werdenden Ã-lpreises
merklich ein. Am Freitag stiegen die Futures auf Rohöl im New Yorker
Handel auf über 40 $ pro barrel. Der Ã-lpreis befindet sich auf einem
13-Jahres-Hoch. Nicht wenige Energieexperten gehen von weiter
anziehenden Preisen aus. Sollte sich die Krisenlage im Nahen bzw.
Mittleren Osten weiter verschlechtern, so werden gar Lieferausfälle
befürchtet.
Insofern gilt es weiterhin auch den Ã-lpreis zu beobachten! Beim König
der Währungen, sprich beim Gold, hält die Korrekturphase weiterhin an.
Gerade nach Bekanntgabe der Arbeitsmarktdaten fiel der Preis für die
Feinunze erneut unter 380 $. Sicherlich ist die technische Situation
weiterhin sehr angespannt. Und ein weiterer Preisverfall bis in den
Bereich von 360 $ nicht auszuschließen. Dennoch sind die momentanen
Preise für die Feinunze Gold exzellente langfristige
Einstiegsgelegenheiten. Unter der Marke von 320 Euro sollte auch Gold
in physischer Form zur Absicherung gekauft werden!
Montag, 10. Mai 2004
Inflation versus Deflation
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
"Die Ära des 'billigen Geldes' ist vorüber", verkündet das Magazin
Economist.
Da scheint jeder zuzustimmen."Die Inflation ist zurück", so die
Schlagzeile vom"News Observer".
In den USA steigen die Preise für Milchprodukte stark an. Der Ã-lpreis
steht auf 13-Jahres-Hoch. Bildung, Gesundheit, Wohnen- alles, das
nicht in China hergestellt werden können, verteuert sich drastisch.
Natürlich mögen es die Leute, Geld auszugeben. Aber nur, wenn sie das
wirklich ohne Nachzudenken tun können. So wollen sie z.B. massenweise
die neue Google-Aktie zeichnen... obwohl die ein KGV von 183 hat.
Wenn diese Aktie zu einem Zehntel des Preises angeboten würde, dann
würden diese Leute ihre Nase rümpfen und den Titel nicht anrühren.
Adidas hat neue Turnschuhe präsentiert, die 250 Dollar kosten. Bei
denen sind elektronische Sensoren mit kleinen Kabeln verbunden... die
dann mit kleinen Motoren verbunden sind... die dann wiederum mit
irgendetwas verbunden sind... und das alles ist direkt mit dem Gehirn
des/der Laufenden verbunden, was dazu führt, dass er/sie sich Leuten,
die nur normale Turnschuhe haben, überlegen fühlt.
Dann habe ich noch gelesen, dass ein Mann mit mehr Geld als Verstand
in einer Kunstauktion 104 Millionen Dollar für ein Gemälde von Picasso
bezahlt hat. Das Bild - ein Junge mit einer Pfeife - stammt aus der
sogenannten"Rosenperiode" des Künstlers, und es war 1950 von einem
gewissen John Hay Whitney für die damals riesige Summe von 50.000
Dollar gekauft worden.
Andererseits kann man natürlich argumentieren, dass sich niemand
besser fühlt, wenn er auch für Dinge wie für Quark oder Milch mehr
bezahlen muss. Denn dann gratuliert man sich nicht selbst dafür, dass
man ein gutes Auge oder einen guten Gaumen hat. Dann wird einem nicht
gesagt, was für ein scharfsinniger Investor man sei. Niemand bewundert
den Milchkarton oder fragt, wo man den her hat.
Und deshalb ist eine Inflation auf Konsumentenpreisebene immer
unwillkommen - im Gegensatz zu einer Inflation bei den Preisen von
Vermögensanlagen.
Und ja, genau darauf setzt die Fed. Die Investoren hängen davon ab.
Amerika, der größte Schuldner der Welt, braucht das verzweifelt.
Viele Volkswirte sagen: Gott sei Dank - die Inflation ist zurück. Die
Wirtschaftserholung läuft. Bald wird die Fed die Leitzinsen erhöhen
müssen, um das Wachstum kontrollieren und die Inflation akzeptabel
moderat halten zu können.
Aber wir hier vom Investor's Daily glauben das nicht. Nicht wirklich.
Noch nicht. Ich sehe mehr monumentale Kämpfe, nachdem gerade der 50.
Jahrestag der französischen Kapitulation bei Dien Bien Phu war (mehr
dazu siehe unten, im letzten Beitrag).
Inflation auf der einen Seite - gestützt von jedem Zentralbanker,
jedem Schuldner, jedem Finanzinstitut (sogar General Motors, denn die
erzielen mit ihrer Finanzabteilung mehr Gewinne als mit dem Verkauf
von Autos!), und fast jedem Hausbesitzer und Kreditkartenbesitzer in
den USA... Deflation auf der anderen Seite - mit massiven
Überschusskapazitäten, die in China bereitstehen... steigenden
Zinsen... 10 Millionen Amerikanern, die vor der Pleite stehen... 100
Billionen in Derivaten, die darauf warten, in die Luft zu fliegen!
Oh Leser(in!) Bezahlen Sie Ihre Schulden. Horten Sie Ihr Gold. Horten
Sie Feuerholz und Weinflaschen. Und bereiten Sie sich darauf vor,
diese Show zu genießen.
Während wir warten, ist hier Addison mit seiner ganz eigenen Show:
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Montag, 10. Mai 2004
Die amerikanischen Zinsen werden steigen
von unserem Korrespondenten Addison Wiggin in Baltimore
Die Goldanhänger haben einen neuen Freund - Osama bin Laden. Er hat
demjenigen, der Paul Bremer, den US-Beauftragten für den Irak, oder
den Kommandeur der US-Truppen tötet, 10 Kilo Gold versprochen. 10
Kilo... das sind 357 Feinunzen... das würde einem Preis von ca.
138.571 Dollar entsprechen.
Der bärtige Freak hat auch jedem, der einen amerikanischen oder
britischen Soldaten oder Bürger im Irak tötet, 1 Kilo Gold
versprochen. Für im Irak stationierte Soldaten aus anderen alliierten
Ländern wie Japan und Italien soll es 500 Gramm... 17,8 Feinunzen...
Gold pro Kopf geben, das sind ca. 6.929 Dollar.
Andy Smith von Mitsui Global schreibt dazu:"Zunächst ein 244 Jahre
altes Zitat: Voltaire schrieb am 28. August 1760 an den Comte
d'Argental: 'Wenn wir Neuigkeiten hören, dann sollten wir immer auf
das Sakrament der Bestätigung warten'. Deshalb sollte betont werden,
dass das, was wir als angebliche Botschaft von Osama bin Laden auf
einer Website lesen konnten (...) noch nicht dieses 'Sakrament der
Bestätigung' genossen hat."
"Wenn man annimmt, dass Osama bin Laden - wenn das wirklich seine
Botschaft war - alle 132.000 US-Truppen und 24.000 Alliierte aus
anderen Ländern töten will, dann impliziert das eine Long-Position
beim Gold von 144 Tonnen", so Smith weiter.
Wenn man Freunde wie Osama bin Laden hat - wer braucht da noch Feinde?
John Myers betont:"Der Goldmarkt ist so dünn, dass der Goldpreis
explodieren würde, wenn nur jeder Tausendste der Neureichen der Welt
ein paar Feinunzen des Metall des Midas kaufen würde."
Letzten Freitag hat der Goldpreis deutlich verloren.
Die amerikanischen Zinsen werden steigen - und sie werden bald
steigen. Das ist ein Fakt. Oder vielleicht auch nicht. Aber es scheint
wahrscheinlich. Im April wurden in den USA 288.000 neue Arbeitsplätze
geschaffen. Und die Zahlen für Februar und März wurden nach oben
korrigiert. Letzten Dienstag hat die Fed die Leitzinsen noch
unverändert gelassen. Aber angesichts der neuesten Zahlen vom
US-Arbeitsmarkt wird sie die Leitzinsen auf ihrer nächsten Sitzung am
29. Juni wahrscheinlich um ca. 50 Basispunkte erhöhen. Anderswo haben
die Zinsen schon begonnen, zu steigen. Die Bank of England hat die
Leitzinsen letzte Woche schon um einen Viertel Prozentpunkt auf 4,25 %
erhöht.
Wenn die Zinsen steigen, dann fallen die Immobilienpreise und die
Konsumenten werden geizig. Das ist schlecht für die Unternehmen und
deren Aktienkurse. Die Konsumenten sind laut der Washington Times
immer noch für 71 % der amerikanischen Wirtschaftsleistung
verantwortlich.
Die Rendite der langfristigen US-Staatsanleihen (30 Jahre Laufzeit)
ist letzten Freitag auf 5,375 % gestiegen - ein Wochenplus von 8
Basispunkten. Auch der Dow Jones hat letzte Woche per saldo
verloren... und zwar 70 Punkte oder 0,68 %. Beim Nasdaq betrug das
Minus 1 %, auf 1.937 Punkte.
"Wenn die Zinsen vom aktuellen Niveau aus steigen, dann werden die
amerikanischen Konsumenten, Unternehmen und der Staat verdammt viel
mehr bezahlen müssen", warnt Richard Russell."Die Gesamtverschuldung
der USA liegt jetzt bei ungefähr 22 Billionen Dollar. Das Volumen der
ausstehenden Derivate ist etwa 7 Mal so hoch. Rund 85 % dieser
Derivate sind zinsorientiert. Also die Wahrheit ist... dass niemand,
ich wiederhole, NIEMAND einschließlich der Fed die Antwort auf die
Frage kennt, was passieren könnte, wenn die Zinsen plötzlich zu
steigen beginnen."
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Montag, 10. Mai 2004
Beerdigung in Pittsburgh
von unserem Korrespondenten Bill Bonner in Paris
*** Ich erinnere mich an die Worte eines Freundes, eines alten
französischen Obersten.
"Wir konnten jede Schlacht in Algerien gewinnen. Aber die Integrität
unserer Armee wurde zerstört." Mehr dazu im nächsten Beitrag...
*** Unser unbezahlter Korrespondent in Pittsburgh, Byron King,
schreibt von dort:
"Letzte Woche war ich bei der Beerdigung eines Verwandten. Er war
einer der 1.000 oder so amerikanischen Veteranen des Zweiten
Weltkriegs, die jeden Tagen sterben. Er hatte in der US-Marine
gedient. Das Schicksal ließ in 1944 und 1945 im Pazifik gegen die
Japaner kämpfen, und auch in Korea, 1950 bis 1952. Er hatte nicht viel
von seinen Kriegserlebnissen erzählt. Er sagte nur, dass er 'eine
Menge schlimmer Dinge' gesehen hatte. Er war ein großartiger Mensch.
Er war freundlich und gesund, ein guter Tänzer und er sang gerne und
gut. Nach dem Krieg hatte er als Geschäftsmann in verschiedenen
Bereichen Erfolg gehabt, und er hatte sich ein respektables Vermögen
erarbeitet. Er war ein guter Ehemann und Vater. Er lebte seine
Religion und glaubte an die Dinge, die wirklich wichtig sind. Er starb
geliebt von seiner Familie und von seinen Freunden, und sein Leben
wurde nach katholischer Tradition gefeiert."
"Bei der Beerdigung läuteten die Glocken, als sein Sarg in die Kapelle
getragen wurde. Ich erkannte auf einmal im Läuten eine hier in den USA
bekannte Melodie: 'From the Halls of Montezuma, to the shores of
Tripoli...'".
"Die Liturgie ging weiter, eine Mischung aus alten und modernen Riten,
gemischt mit privaten, persönlichen Worten und stillen Gebeten. Am
Ende der Zeremonie beugte sich der Priester nach vorne, er küsste den
Sarg und segnete den Mann und sein Leben: 'Gut gemacht, guter und
gläubiger Diener. Tritt jetzt ins Himmelreich ein.'"
"Wo dieser Verwandte von mir seinen Glauben fand, das kann ich nicht
sagen. Aber er glaubte bis zu seinem Tod an seine Religion. Und seine
Religion ließ ihn den Glauben bewahren, um ihn in das große Mysterium
zu verabschieden, das jenseits des menschlichen Verständnisses liegt."
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Montag, 10. Mai 2004
Das Feiern einer Niederlage
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
"Und die Letzten werden die Ersten sein..."
- Jesus of Nazareth
Jeder bejubelt die Gewinner. Ich werde heute laut für die Verlierer
Hurrah rufen.
Laut Zeitungsberichten hat Alan Greenspan seinen Kampf gegen die
Deflation gewinnen. Greenspan scheint alle scheine Kämpfe gewonnen zu
haben. Er hat die Aktienkurse wieder in die Nähe ihrer epischen
Höchstkurse gebracht; Die Bewertung von Google ist heute genauso
absurd wie die von AOL im Jahr 2000. Er hat die Inflation gezähmt. Er
hat den Geschäftszyklus bewusstlos geprügelt. Er hat die Zinsen in die
Form gequält, die er wollte. Er hat die US-Konsumenten dazu gebracht,
dass sie die schwerste Schuldenlast der Geschichte tragen.
Laut einem Kommentar"könnten die Amerikaner Schlimmeres tun als Alan
Greenspan."
Ja, sie könnten etwas Schlimmeres tun; sie könnten ihm glauben.
Wenn man zum Beispiel einen Kampf gegen Krebs gewinnt, dann verdient
das Feiern. Aber ein Triumph in den Bereichen Krieg, Zentralbanking
oder Investieren ist oft schlimmer als eine Niederlage. Manchmal,
liebe(r) Leser(in), verlieren Verlierer am wenigsten.
Ich sage das, weil ich gerade in der Pariser Zeitung Figaro einen
Bericht über die Schlacht von Dien Bien Phu gelesen habe. Denn am 7.
Mai war der 50. Jahrestag dieser französischen Niederlage gegen die
vietnamesischen Unabhängigkeitskämpfer.
Die Franzosen hatten eine Reihe von Vorteilen - ganz ähnlich wie die
Amerikaner, die 10 Jahre später nach Vietnam kamen. Sie hatten die
Lufthoheit. Sie brachten per Luftlandung 15.000 Soldaten zu einem
abgelegenen Flugplatz westlich von Hanoi. Die Idee war, sich dort
festzusetzen, den Nachschub des vietnamesischen Generals Giap zu
unterbrechen, seinen Vormarsch nach Laos zu blockieren und ihn zu
einer Schlacht mit der überlegenen französischen Feuerkraft zu
zwingen, die entscheidend sein würde.
"Eine Niederlage kann zu einem Sieg führen", beginnt der Rückblick des
Figaro."Um Dien Bien Phu zu verstehen, muss man sich an Na-San
erinnern. Diese Schlacht, die von der französischen Armee gewonnen
worden war, erklärt Dien Bien Phu... und führte diese ganze Sache zu
einem Desaster. Beide Schlachten lagen 18 Monate auseinander. General
Giap, Kommendeur der Vietminh-Truppen, nutzte diese 18 Monate, um aus
seiner Niederlage zu lernen. Auf der anderen Seite wurde der
französische Oberkommandierende selbstsicherer als je zuvor."
In Na-San errichteten die Franzosen eine Basis... auf einem Plateau.
General Giap griff an. Die Franzosen hielten ihre Stellungen, während
die Vietminh-Truppen hohe Verluste hinnehmen mussten: Giap verlor in
einer einzigen Nacht 3.000 Mann.
Wenn die Franzosen sich in Südostasien selbst zerstören wollten, dann
mussten sie sich etwas Besseres ausdenken. Sie fanden es: Dien Bien
Phu.
Die grobe Beschreibung der Schlacht bei Dien Bien Phu lautet so:
Französische Fallschirmjäger besetzten den genannten Flugplatz, per
Luftlandungen wurde die Truppenstärke dann auf 15.000 Mann erhöht,
unter Oberst Christian de Castries. Die Franzosen gruben
Schützengräben und bauten ihre Basis auf, den einzelnen Stellungen
gaben sie Frauennamen.
Dien Bien Phu lag nicht auf einem Plateau, sondern in einem Tal, es
war von Hügeln umgeben und mitten im Dschungel. Wenn die Vietminh
schwere Artillerie dorthin bringen könnten, dann würden die Franzosen
in der Falle sitzen. Aber weder de Castries noch das französische
Oberkommando dachten, dass General Giap das schaffen würde.
Die Überraschung begann am 13. März 1954. Die Artillerie von Giap -
die tatsächlich dorthin geschafft worden war - beseitigte ihre Tarnung
und eröffnete am Nachmittag das Feuer. Alle 6 Sekunden wurden die
Franzosen von einer Granate getroffen... immer weiter... für die
nächsten 56 Tage.
Dann schickte Giap seine Infanteriewellen. Das Camp"Gabrielle" wurde
von den Vietminh erobert... und dann von den französischen
Fremdenlegionären zurückerobert, bevor es endgültig von den Franzosen
aufgegeben wurde."Beatrice" wurde aufgegeben, nachdem der Kommandeur
dieses Camps getötet worden war... dann fiel auch Anne-Marie.
Die Franzosen hielten aber ihre restlichen Stellungen. Die Vietminh
schlossen sie ein. Am 26. März schaffte es ein Flugzeug, aus dem
Kessel Verwundete auszufliegen. Das war das letzte Flugzeug, das das
schaffte. Danach hatten die Franzosen die Kontrolle über die
Flugfelder verloren. Sie konnten nur noch per Luftabwurf Nachschub
erhalten; oft fiel der in die Hände der Feinde.
Laut dem Figaro wendete sich auch das Wetter gegen die Franzosen. Sie
kämpften tapfer. Dann kamen die Regenfälle, und sie standen bis zu
ihren Knien im Schlamm. Die französischen Ärzte operierten im Schlamm.
Am 6. Mai befahl Giap einen Großangriff. Dominique und Eliane waren
schnell überrannt. Am 7. Mai befahl der französische Kommandeur, die
Munitionsvorräte zu sprengen. Colonel Piroth beging Selbstmord. Um
17.30 Uhr begann ein vereinbarter Waffenstillstand, obwohl Isabelle
bis zum nächsten Morgen 1:00 Uhr weiterkämpfte.
Tausende Franzosen wurden gefangen genommen. Laut Quellen waren die
Vietminh nicht besonders gemein zu ihnen, sie waren ihnen eher
gleichgültig. Die Sieger hatten selbst nur wenig zu essen, und sie
hatten kaum Medizin. Die Franzosen - viele von ihnen verwundet -
starben schnell. Sie wurden dazu gezwungen, 500 bis 600 Kilometer zu
marschieren; nur wenige schafften das. Nur 3.900 Männer kehrten nach
Frankreich zurück.
Aber die Franzosen sollten dennoch froh sein. Denn das war noch ein
relativ kleiner Preis, der dafür gezahlt werden musste, um"die
Illusionen zu beenden", wie es die Zeitung Figaro beschreibt.
General Giap hätte glücklich sein sollen. Vietnam ging es
wahrscheinlich nie so gut wie zu dieser Zeit. Aber als er seine
eigenen Illusionen des Erfolgs hatte, da griff er Südvietnam an...
und dann die gesamte amerikanische Armee.
Die Amerikaner schienen nichts vom Beispiel der Franzosen gelernt zu
haben. De Gaulle warnte Kennedy davor, dass Vietnam ein Friedhof für
die amerikanischen Soldaten werden würde. Aber im inflationären Boom
der 'Kanonen und Butter'-Administration von Lyndon B. Johnson müssen
die Amerikaner gedacht haben, dass sie könnten, was die Franzosen
nicht geschafft hatten. Sie gaben viel mehr Geld aus für den
Vietnam-Krieg als die Franzosen, sie verloren erheblich mehr Männer -
aber Giap schlug sie... genauso, wie er die Franzosen geschlagen
hatte.
P.S. General Giap lebt immer noch. Der alte Mann, 91 Jahre alt, wurde
vom Figaro interviewt und wurde gefragt, wie er die Situation Amerikas
im Irak einschätzt:
"Wenn man versucht, seinen Willen einer anderen Nation überzustülpen,
dann wird man besiegt werden. Jede Nation, die für ihre Unabhängigkeit
kämpft, wird gewinnen."
"Was wir getan haben", so der alte Mann weiter, träumend,"war, zu
kämpfen, für das Recht jedes Menschen, so zu leben und sich so zu
entwickeln, wie er es will... und für das Recht aller Menschen, ihre
nationale Souveränität zu genießen."
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