- Marktbericht - JüKü, 22.11.2000, 14:12
Marktbericht
"Frankfurt, 22. Nov - Die Indizes am Frankfurter Neuen Markt haben am Mittwoch auch in Folge schwacher Vorgaben aus den USA jeweils fast acht Prozent nachgegeben und sind damit zum Teil auf neue Allzeittiefs gefallen. Der alle Werte umfassende Nemax-Index rutschte bis auf 3048,95 Punkte ab, der Blue-Chip-Index Nemax-50 fiel mit 3177,25 Zählern auf den tiefsten Stand seit seinem Bestehen. Auch die Standardwerte verbuchten deutliche Verluste. Der Deutsche Aktienindex (Dax) büßte 2,47 Prozent auf 6512,80 Punkte ein. In den USA lagen der S&P-Furture zu dem Zeitpunkt mit 14,3 Punkten und der Nasdaq-Future mit 63 Stellen im Minus und deuteten damit auf einen schwächeren Auftakt der Wall Street hin.
Die zuletzt oft genannte Begründung, wonach der weiter offene Ausgang der US-Präsidentenwahl für die weltweit schwachen Aktienkurse verantwortlich sei, wurde am Mittwoch von Frankfurter Händlern relativiert. Dieses Argument sei nur vorgeschoben, hieß es etwa. Ein Händler der Deutschen Bank geht davon aus, dass sich eine endgültige Entscheidung bei den Wahlen zwar positiv auswirken, aber keine grundsätzliche Trendwende bringen werde.
Am Dienstag waren an der Wall Street die Aktien mehrerer großer US-Technologiekonzerne deutlich gefallen. Die Titel des Internet-Portals Yahoo gaben nach Angaben von Händlern aus Sorge über die Schwäche des Internet-Werbemarktes um 15 Prozent auf knapp 42 Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren nach. Novell fiel zunächst um 3/32 Dollar auf ein Jahrestief von 7-7/16 Dollar und verlor nachbörslich weiter auf 6-3/4 Dollar, nachdem das Softwarehaus Quartalszahlen unter Vorjahresniveau vorlegte, die allerdings die Analysten-Erwartungen erfüllten. Lucent fielen nach einer Warnung über eine mögliche Umsatzkorrektur um 16 Prozent.
Ein Händler beschrieb die Situation am Neuen Markt als"grausam". Angesichts der jüngsten Gewinnwarnungen in den USA sei eine Verbesserung der Grundstimmung am Markt nicht in Sicht. Es fehlten einfach die Käufer. Die zu erwartende schwächere Eröffnung der Nasdaq ist nach Angaben eines anderen Börsianers bereits in Deutschland eingepreist. Es gebe sogar Hoffnung auf eine Erholung, da der Nemax im laufenden Jahr im Vergleich zum Nasdaq stärker verloren habe. Außerdem seien die jüngsten Kurseinbußen übertrieben.
Größter Verlierer am Neuen Markt waren BOV, die um 34,21 Prozent auf 11,00 Euro einbrachen. Massive Verluste verbuchten mit einem Minus von 19,23 Prozent auf 11,47 Euro auch Girindus. Händler konnten allerdings keine unmittelbaren Gründe für die Kurseinbrüche ausmachen. Unter den Schwergewichten verloren T-Online 5,02 Prozent auf 17,20 Euro und Comdirect 9,35 Prozent auf 21,43 Euro. Letztere litten unter einer Verkaufsempfehlung.
Im Dax standen vor allem SAP unter Druck und verloren 7,57 Prozent auf 176,90 Euro. Allianz büßten unterdessen 1,68 Prozent auf 396,43 Euro und Münchener Rückversicherung 2,51 Prozent auf 368,45 Euro ein. Die Aussichten auf eine abgeschwächte Automobilnachfrage in den USA belastete Marktbeobachtern zufolge die Fahrzeughersteller. BMW gaben um 4,31 Prozent auf 34,88 Euro und Volkswagen um 2,97 Prozent auf 55,60 Euro nach. DaimlerChrysler standen ebenfalls weiter unter Druck und verloren mehr als zweieinhalb Prozent auf ein Jahrestief von 45,34 Euro.
MAN verbuchten nach Zahlen ohne positive Überraschungen Verluste von 3,58 Prozent und tendierten bei 30,44 Euro. Epcos, die ebenfalls Geschäftszahlen vorgelegt hatten, verloren 1,5 Prozent auf 88,20 Euro.
Zu den wenigen Gewinnern gehörten mit einem Plus von 2,31 Prozent auf 72,75 Euro Henkel, die damit ihre Aufwärtsbewegung vom Dienstag fortsetzten."
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