- Daily Reckoning/ Deutsch - Sorrento, 11.05.2004, 18:07
Daily Reckoning/ Deutsch
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I N V E S T O R ' S D A I L Y
Der E-Mail-Dienst für Investoren, Ausgabe vom 11. Mai 2004
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* Trauen Sie Marktgerüchten nicht über den Weg
* US- Konjunkturdaten
* Deutsche Exporte: höchster Wert seit 38 Jahren!
* RWE erfreut die Anleger
* Rheinmetall steigert Gewinn um 45 %
* Ursus interruptus
* Was stimmt nicht mit dem Gold?
* Auf der Suche nach einem Schloss in Frankreich
* Über den Investor Verlag
* Empfehlen Sie"Investor's Daily" weiter
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Dienstag, 11. Mai 2004
Trauen Sie Marktgerüchten nicht über den Weg
von Jochen Steffens
Es gibt ein Gerücht im Markt, die amerikanische Notenbank soll
Präsident Bush informiert haben, dass es im Herbst, also direkt vor
der Präsidentschaftswahl zu einer Zinsanhebung kommen wird. Gerüchte
sind an der Börse so weit verbreitet, wie der Schnupfen im Winter und
meistens genauso unangenehm - da falsch. Doch manchmal verbirgt sich
hinter einem Schnupfen auch eine schwere Krankheit. Genauso gibt es
Gerüchte, die ein Körnchen Wahrheit in sich tragen.
Natürlich ist es bezeichnend, dass so ein Gerücht gerade jetzt
aufkommt, zu einem Zeitpunkt, da die Märkte aufgrund von
Zinserhöhungsängsten unkontrolliert und völlig übertrieben fallen. Zu
nahe liegt die Vermutung, dass ein Verzweifelter, ein völlig auf dem
falschen Fuß erwischter Investor versucht, zu retten was noch zu
retten ist (rein hypothetisch, da ich keinen Schimmer habe, wo dieses
Gerücht entstanden ist). Generell sollte man sich fragen, warum die
Fed, wenn Sie schon bis zum Herbst warten will, nicht auch noch bis
nach der Wahl warten kann. Es wäre sehr untypisch, die Zinsen direkt
vor der Wahl zu erhöhen.
Trotz aller gerechtfertigten Bedenken, mir gefällt dieses Gerücht
natürlich (was es keine Deut zuverlässiger macht), denn es würde
bestätigen, was ich hier die ganze Zeit sage. Die Fed wird eine
Zinserhöhung so lange aufschieben, wie irgend möglich und auch dann
nur kleine Zinsschritte beschließen, eher zur Beruhigung der Märkte.
Denn meines Erachtens will die Fed, eine verdeckte Inflation. Aber
dazu habe ich in den letzten Wochen genug geschrieben, deswegen zu den
Folgen: Sollte meine These von einer ausufernden Inflation stimmen,
und erst dann, sind Euro und Gold DIE Anlagetipps schlechthin. Und
gerade zu Gold habe ich etwas sehr"erfreuliches" gelesen:
Sehr gut - sehr gut. Es freut mich wirklich, dass ich heute endlich
die ersten Warnung vor Gold lesen kann. Darauf warte ich schon länger.
Unsere Kollegen vom Trader's Daily weisen auf Adam Lass hin, der Gold
in einem Bear-Markt sieht, in einem weiterführenden Link waren die
Worte zu lesen: Warning: Gold Price Shock Coming! (Warnung: Goldpreis
Schock steht bevor).
Das ist ein gutes, wenn auch noch sehr frühes Zeichen und leider ein
noch ebenso vereinzeltes Signal. Trotzdem finde ich es interessant,
dass diese Warnung kurz vor dem Zeitpunkt kommt, wo Gold die untere
Linie seines nunmehr zweieinhalbjährigen Aufwärtstrends berührt. Es
ist das alte Spiel, so typisch für einen großen Aufwärtstrendkanal:
Oben, an der oberen Trendlinie schreien Sie alle: Kaufen! Gold ist der
Trade des Jahrhunderts. So war es, als Gold die obere Trendlinie bei
430 Dollar berührte, Sie erinnern sich vielleicht. Unten mehren sich
die Stimmen: Verkaufen, der große Crash steht bevor!
So ist das Gesetzt, denn auch in Aufwärtstrends gilt: Verkaufe die
Euphorie und kaufe die Angst. Und natürlich hat man an der unteren
Linie eines Aufwärtstrends die Angst, dass der Trend diesmal bricht,
das wird man allerdings jedes Mal an der unteren Linie haben (Selbst
Bill Bonner zeigt erste Zweifel, s.u.). Genauso, wie man an der oberen
Linien denkt, bloß nicht verkaufen, die Rallye geht noch viel weiter.
Viele lassen sich hier sogar ermuntern einzusteigen. Das beschreibt
genau die psychischen Faktoren, die viele Investoren in den Ruin
treiben. Sie halten/kaufen die Euphorie und verkaufen die Angst.
Sie können sich vorstellen, dass ich schmunzeln musste, als ich nun
diese Warnung hörte. Ich weiß natürlich nicht, ob der Trend diesmal
hält. Kein Mensch auf dieser Welt weiß das. Aber ich weiß, dass man
solange ein Trend intakt ist, davon ausgeht, dass er hält. Denn ein
Trend bricht nur einmal, bestätigt sich aber mehrere Male. Damit ist
es von der Wahrscheinlichkeit her effektiver auf eine Fortsetzung
eines Trends zu traden, als auf einen Bruch. Hoffen wir, dass mein
Kollege viele findet, die seiner Meinung sind, denn dann könnte er mit
dieser Meinung ein wenig dazu beitragen, dass der Trend hält...
Und so wäre ich fast geneigt diese Headline zu übernehmen:"Achtung
Goldpreisschock steht uns bevor!" Nur, hätte ich dabei wohl eine etwas
andere Intention als mein Kollege und müsste darunter schreiben: Gold
bald bei 480 Dollar. Doch dazu ist es noch etwas zu früh, ich warte
ruhig ab, ob der Goldpreis den Trend bestätigt oder ihn nachhaltig
bricht, bevor ich solche Thesen vertrete.
Zu den Märkten: Offenbar wird gerade der erste Bodenversuch gestartet.
Doch relativ selten entpuppt sich der erste Bodenversuch als der
entscheidende. Es kann also gut sein, dass es noch einen kleinen
weiteren Abwärtsrutsch gibt, bevor es wieder aufwärts geht. In diesem
Falle wären die 3692 Punkte im Dax in erreichbarer Nähe.
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Dienstag, 11. Mai 2004
US- Konjunkturdaten
von Jochen Steffens
Heute wurden keine relevanten US-Konjunkturdaten veröffentlicht, doch
morgen erwarten wir um 14.30 Uhr die Ein-Ausfuhrpreise und die
US-Handelsbilanz, sowie um 20.00 Uhr den US-Staatshaushalt für April.
Es wird dabei erwartet, dass das Defizit von zuvor 51,1 Mrd. Dollar
auf 46,8 Mrd. Dollar gesunken ist. Ich bin mal gespannt, ob diese
Schätzung nicht zu optimistisch ist.
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Dienstag, 11. Mai 2004
Deutsche Exporte: höchster Wert seit 38 Jahren!
von Jochen Steffens
Und mal endlich etwas erfreuliches. Sie sind sicherlich auch schon
etwas genervt von den vielen schlechten Nachrichten aus Deutschland,
hier also mal was fürs Gemüt:
Die deutsche Wirtschaft konnte ihre Exportleistung deutlich steigern
und zwar auf den höchsten Wert seit 1966. Im März dieses Jahres wurden
Waren im Wert von 65 Mrd. Euro ausgeführt, 16,6 % mehr als im
Vorjahreszeitraum. Die Einfuhren stiegen um 5,3 % auf 48,5 Mrd. Euro.
Der Exportüberschuss erreichte so 16,5 Mrd. Euro, nach 9,7 Mrd. Euro
Im Vorjahresmonat.
Analysten hatten im Schnitt nur mit einem Handelsbilanzüberschuss von
12,3 Mrd. Euro gerechnet.
Im gesamten ersten Quartal wurde damit ein Handelsbilanzüberschuss von
41,1 Mrd. Euro erzielt.
Die Weltwirtschaft boomt und zieht auch den deutschen Export mit. Doch
in Deutschland sind die Menschen besorgt - besorgt über ihren
Arbeitsplatz, über die Rente über die Zukunft. Das beeinträchtigt die
Binnenkonjunktur nachhaltig. Solange sich diese Einstellung nicht
ändert...
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Dienstag, 11. Mai 2004
RWE erfreut die Anleger
von Jochen Steffens
Der Versorgungskonzern RWE konnte im ersten Quartal 2004 das
betriebliche Konzernergebnis um 12,4 % auf 1,97 Mrd. Euro steigern.
Der nach den neuen Bilanzierungsregeln des IFRS berechnete Nettogewinn
stieg um 12 % auf 925 Mio. Euro. Der Verkauf der HeidelbergerDruck
trug mit 94 Mio. Euro zum Quartalsergebnis bei. Positiv entwickelte
sich das Gas- und Stromgeschäft. Der Umsatz ging um 5 % auf 12,2 Mrd.
Euro zurück.
Analysten hatten im Durchschnitt mit einem Betriebsergebnis von nur
1,82 Mrd. Euro gerechnet, den Umsatz allerdings bei 12,33 Mrd. Euro
angesiedelt.
Der Schuldenabbau geht zügig voran. Die Nettoverschuldung solle
bereits Ende 2004 unter 17 Mrd. Euro liegen.
Beim Ausblick auf das Jahr 2004 bekräftigte RWE seine Prognosen. So
soll das betriebliche Konzernergebnis gegenüber dem Vorjahr um einen
einstelligen Prozentbereich wachsen. Der Reingewinn soll sogar um
einen zweistelligen Prozentbereich zulegen können.
Die Aktien von RWE steigen heute um 3,27 % auf 35,40 Euro.
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Dienstag, 11. Mai 2004
Rheinmetall steigert Gewinn um 45 %
von Jochen Stefffens
Rheinmetall konnte im ersten Quartal den Gewinn vor Zinsen und Steuern
um rund 45 % auf 32 Mio. Euro steigern, nach 22 Mio. im
Vorjahresquartal. Der Gewinn vor Steuern stieg auf 14 Mio. Euro nach
3 Mio. Euro im Vorjahreszeitrau. Das Ergebnis nach Steuern kletterte
auf 12,0 Mio. Euro nach 2 Mio. Euro im Vorjahr. Damit konnte
Rheinmetall die Analystenschätzungen übertreffen. Der Umsatz ging von
zuvor 1 Mrd. Euro auf 821 Mio. Euro zurück.
Der Auftragseingang sank zwar auf 884 Mio. Euro nach 1,1 Mrd. Euro im
Vorjahreszeitraum. Auf vergleichbarer Basis gerechnet hätte sich
allerdings ein Plus von über 10 % ergeben.
Beim Ausblick auf 2004 rechnet Rheinmetall mit einem Umsatzanstieg auf
3,5 Mrd. Euro nach 3,2 Mrd. Euro im Vorjahr.
Rheinmetall bricht um 5,39 % auf 32,31 Euro ein.
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Dienstag, 11. Mai 2004
Ursus interruptus
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Ursus interruptus. Ursus recommensus.
Die Finanzpresse schreibt wieder in ihrem üblichen Kauderwelsch.
Welche Gesellschaft die Erwartungen schlagen konnte... welcher
Aktienfonds seinen Sektor outperformen konnte... wie Alan Greenspan
die Wirtschaft managt.
Niemand scheint bemerkt zu haben, dass die Phase II des großen
Bärenmarktes begonnen hat.
Am Freitag fiel der Dow Jones deutlich. Aber es geht nicht nur um
diesen einen Tag - denn die Aktienmärkte allgemein befinden sich in
allgemeinem Rückzug. Für jede Aktie, die steigt, fallen 10.
Jetzt nimmt der Dow Jones Kurs auf die Marke von 10.000 Punkten...
und keiner scheint das zu bemerken. Die Aktienkurse von zwei führenden
Gesellschaften der Kreditblase von Greenspan - die Hypothekenbank
Fannie Mae... und Wal-Mart, der Einzelhandelsriese - fallen. Und laut
Richard Russell gilt immer noch das"Hindenburg Omen" (ich hatte
darüber im Investor's Daily berichtet)... die Wall Street befindet
sich in"einem potenziellen Crash-Modus."
Natürlich wird das nicht das erste Mal sein, dass Sie mich das sagen
hören. Ich habe das schon oft gesagt, und ich war ein bisschen zu
früh... und vielleicht bin ich auch diesmal noch etwas zu früh.
Einige Dinge sind es wert, dass man die ganze Zeit mit ihnen rechnet -
auch wenn sie niemals eintreten. Aber wenn man zum Beispiel mit seiner
Geliebten im Bett liegt, dann ist es wahrscheinlich eine gute Idee,
damit zu rechnen, dass die Ehefrau jeden Moment nach Hause kommen
könnte. Und wenn man sehr hoch bewertete Aktien im Depot hat... dann
ist es ebenfalls eine gute Idee, damit zu rechnen, dass jeder Tag der
letzte Tag des Bullenmarktes sein könnte.
Sie werden sich daran erinnern, dass der erste"Bruch" des
Bullenmarktes vor rund 4 Jahren eintrat, im März 2000. Aber nach einem
Vierteljahrhundert steigender Aktienkurse waren die Leute noch nicht
dazu bereit, ihren Traum von leichtem Reichtum aufzugeben. Sie hatten
alle Sprüche der Wall Street geschluckt: Sie hielten sich für
"Investoren", nicht für"Spekulanten". Und sie dachten, dass sie die
Gewinne, die sie erzielten, nicht nur wollten, sondern auch verdient
hatten. Sie dachten:"Wenn ich mir ein gut diversifiziertes
Aktiendepot zulege und langfristig halte, dann werde ich irgendwie
(aus einem nicht erklärbaren Grund) reich werden."
Natürlich ist das Quatsch. Unsinn. Flimmflamm. Die alte Masche.
Es gibt keinen Grund, warum ein Dollar Unternehmensgewinn in der
Zukunft mehr wert sein soll als in der Vergangenheit. Im Gegenteil: Im
Zeitablauf vergeht alles, es verschwindet. Früher oder später
verschwinden alle Unternehmen... und jede Aktie wird wertlos.
Wirkliche Investoren kaufen Unternehmen, und keine Aktie. Warren
Buffett kauft gute Gesellschaften zu einem"fairen" Preis. Die
Kleinanleger suchen nach"heißen Tipps", und sie kaufen nur dann, wenn
es gar keine gibt. Sie kaufen zur schlechtmöglichsten Zeit - nämlich
genau dann, wenn ein Bullenmarkt schon weit fortgeschritten ist. Und
dann suchen sie nicht nach guten Unternehmen... sondern nach Aktien,
von denen sie denken, dass sie steigen werden.
Zunächst kaufen die Kleinanleger nur sehr zögerlich. Sie sind stolz,
an diesem Spiel beteiligt zu sein - an dem auch Soros, Buffett und
andere Profis teilnehmen. Dann - wenn sich immer mehr Kleinanleger am
Spiel beteiligen - steigt ihre Zuversicht. Bald werden sie immer
kaufwütiger... ohne Ahnung und ohne Gebet. Die wirklichen Investoren
hingegen verkaufen da schon.
Schließlich fallen die Kurse, und die Kleinanleger verkaufen in der
Nähe des Tiefs mit hohen Verlusten. Dann werden sie die Aktien
verfluchen.
Aber als der erste Bruch im Jahr 2000 eintrat, da waren die
Kleinanleger noch nicht bereit dazu, aufzugeben. Der Bärenmarkt konnte
seine Arbeit noch nicht beendet... es gab eine Unterbrechung...
ursus interruptus...
"Die Investoren" haben sich zwar zu einem großen Teil von der Nasdaq
zurückgezogen, aber nicht vom Aktienmarkt insgesamt. Und dann, nach
einem Zeitraum, in dem sie wegen ihrer Verluste mit Hightech-Aktien
gejammert haben, sind sie bereit für einen weiteren Versuch. Für
Tausende von Investoren kam die Google-Neuemission genau zum richtigen
Zeitpunkt - denn sie suchten nach ein bisschen Spannung. Kurz vor dem
ersten"Bruch" des Bullenmarktes Anfang 2000 gab es die Fusion von AOL
und Time Warner... und die aktuelle Google-Neuemission könnte wieder
so einen Bruch ankündigen.
Dazwischen lag die aggressivste"Kampagne der leichten Kredite", die
die Welt jemals gesehen hat. Ich erwähne das nur, um Ihnen das
vollständige Bild aufzuzeigen. Sie haben mich schon so oft über diese
Dinge sprechen hören - Sie müssen das schon nicht mehr hören können.
Aber die Billionen Dollar von Schulden und Konsumausgaben sahen für
Ã-konomen wie"Wachstum" aus; sie konnten keinen Unterschied erkennen.
Die Zeitungen konnten freudige Schlagzeilen bringen. Die Unternehmen
konnten höhere Gewinne vermelden. Und die"Wirtschaftserholung" sah
wie eine sichere Sache aus.
Selbst die Zahlen vom US-Arbeitsmarkt - die hartnäckig negativ
geblieben waren - schienen sich zuletzt doch zu verbessern. Wenn man
sie nicht näher unter die Lupe nahm und feststellte, dass die Leute
tatsächlich weniger arbeiten und weniger verdienen. Die
Geschäftszahlen von Wal Mart zeigen, dass sich die Umsätze gegen
Monatsende abschwächen: Den Leuten geht dann das Geld aus. Und überall
in der englischsprachigen Welt gehen so viele Leute wie nie zuvor
Pleite; sie werden unter der Wucht der Greenspan-Schulden erdrückt!
Wie können Gesellschaften Geld verdienen, wenn ihre Kunden Pleite
gehen? Wie können sie ihre Gewinnmargen halten, wenn die Chinesen die
gleichen Waren zum halben Preis herstellen? Wie können die Aktienkurse
steigen, wenn jeder, der Aktien haben wollte, schon mehr hat, als er
braucht? Wie lange werden die Kleinanleger noch glauben, dass die
Aktienkurse"langfristig immer steigen"?
Die Antworten auf diese... und so viele weitere Fragen... werden
ganz bestimmt dann beantwortet werden, wenn die Phase II des großen
Bärenmarktes ihren Weg nimmt.
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Dienstag, 11. Mai 2004
Was stimmt nicht mit dem Gold?
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
*** Unsere Korrespondenten blieben heute merkwürdig ruhig. Aber egal,
liebe(r) Leser(in), denn Sie kennen die Story ja schon - die
Aktienmärkte fallen wieder. *** In den USA sind die Hypothekenzinsen
die siebte Woche in Folge gestiegen.
*** Der Goldpreis ist letzte Woche um über 8 Dollar gefallen. Nun,
soviel zum Thema"Boden bei 400" und"Unterstützung bei 380/385
Dollar."
***"Was stimmt nicht mit dem Gold?" hatte ich Dr. Kurt Richebächer
gefragt. Ich weiß nicht, ob wir in den USA auf einen inflationären
Kollaps hinlaufen... oder auf einen deflationären Abschwung. So oder
so müsste es aber meiner Meinung nach gut für den Goldpreis sein.
"Nun", antwortete mir der alte Mann,"ich verfolge den Goldpreis nicht
wirklich. Ich verstehe es nicht. Aber wenn die Entwicklung der USA auf
eine Liquiditätskrise à là LTCM hinausläuft... dann wird alles
fallen."
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Dienstag, 11. Mai 2004
Auf der Suche nach einem Schloss in Frankreich
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Frankreich ist gelb.
Ich bin letzten Sonntag durch das Tal der Loire gefahren - auf der
Suche nach einem Château, das ich kaufen könnte. Überall waren gelbe
Felder - denn es blühten die Senffelder. Es war so, als ob sich das
gesamte Land für den Frühling gelb angezogen hätte.
Menschen sind unsichere, nervöse Tiere. Das zeigt sich an den dubiosen
Werbe-Emails, die ich immer in meiner Mailbox finde."A&d 2innch@s to
your P3nicz", so eine typische Werbe-Email. Von denen erhalte ich
täglich Dutzende. Woher weiß der Absender, dass ich diesen Service
benötige? Woher weiß ich, dass ich es nicht tue?
Es gibt viele Mysterien im Leben. Männer scheinen sich immer Sorge
darüber zu machen, dass das, was sie haben, nicht groß genug ist.
Deshalb war ich letzten Sonntag auch auf der Suche nach einem Château.
Einige Männer wollen größere Autos. Einige wollen größere P3niXYse.
Aber mir geht es um ein größeres Château. Und deshalb bin ich mit
einem Freund, dessen Frau, meiner Mutter und meinen beiden Söhnen
Henry, 13, und Edward, 10, losgefahren. Und da, in der Nähe von
Chinon, sah ich das, was ich suchte - ein verlassenes Château. Aus der
Ferne sah es wie eine gute Filmkulisse. Es war sehr groß... es stand
auf der Spitze eines Hügels, mit Türmen und Wasserspeiern und einem
Wassergraben und einem Verlies. Es gab auch eine hohe Steinmauer, um
Eindringlinge abzuhalten.
"Ich habe bei den Nachbarn nachgefragt", sagte mein Freund."Es steht
immer noch zum Verkauf."
"Dad", fragte mein Sohn Henry."Warum würdest Du das kaufen wollen?"
"Nun, ich weiß nicht... das könnte ein gutes Geschäft sein...
vielleicht ein gutes Investment..."
"Nein, ich meine, warum willst Du es KAUFEN? Hier ist doch niemand.
Lass uns das doch einfach so in Besitz nehmen, wie es früher einmal
war. Lass uns dieses Schloss doch erobern."
Hmmmm...
Innerhalb von Sekunden hatten Edward, Henry und die schöne Frau meines
Freundes - Cecilia, argentinische Opernsängerin, Alter unwichtig - die
Steinmauer erklommen. An einer Stelle war die Mauer eingebrochen, und
dort waren sie die 3 oder 4 Meter bis nach oben hochgeklettert. Dann
wanderten sie auf der Mauer herum, bis sie auf der anderen Seite eine
Stelle fanden, an der sie wieder herunterkamen.
Ich wollte da nicht zurückstehen. Da ich die Mauer unverteidigt
vorfand, schaffte auch ich es, heraufzuklettern... und fiel dann auf
der anderen Seite herunter, in Brennnesseln und wilde Rosen. Dann
rückte die kleine Invasionstruppe - angeführt von ihrem jüngsten
Mitglied - auf das Schloss selbst vor. Je näher wir kamen, desto
größer schien es zu werden.
"Das ist ein lebenslanges Projekt für einen Wahnsinnigen... es würde
Millionen Kosten, dieses Schloss zu renovieren", bemerkte ich.
"Deshalb habe ich Dich hierhin gebracht", sagte mein Freund.
"Dad, ich denke, wir brauchen Belagerungstürme", sagte Henry.
"Vielleicht einige Katapulte und Leitern... oder zumindest einen
Rammbock, um das Tor einzurammen."
"Vielleicht sollten wir einfach den Makler anrufen..."
"Was es interessant macht", so mein Freund,"ist, dass es so billig
ist. Es ist ein weißer Elefant. Niemand weiß, was er mit diesem
Schloss anfangen soll. Die Besitzer versuchen einfach, es
loszuwerden."
Als wir zurück nach Paris fuhren, da ging die Sonne in den Senffeldern
unter - und es gab einen der spektakulärsten Sonnenuntergänge, die ich
jemals gesehen habe. Rot, orange, gelb - es war so, als ob in der Nähe
ein Kernkraftreaktor geschmolzen wäre.
Ich dachte über das Schloss nach, als wir nach Hause fuhren:
"Selbst geschenkt wäre es zu teuer", meinte meine Mutter auf dem
Rücksitz.
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