- Daily Reckoning/ Deutsch - Sorrento, 13.05.2004, 21:10
- Danke - FOX-NEWS, 13.05.2004, 22:22
Daily Reckoning/ Deutsch
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I N V E S T O R ' S D A I L Y
Der E-Mail-Dienst für Investoren, Ausgabe vom 13. Mai 2004
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* Warum Sie mit Angst im Rücken keinen Börsen-Erfolg haben können...
* US-Konjunkturdaten
* E.ON profitiert von höheren Strompreisen
* TUI erwartet bessere Ergebnisse in der Touristiksparte
* MAN mit deutlichem Zuwachs bei den Auftragseingängen
* Auf was wird es hinauslaufen?
* Was wir von John Law lernen können
* Die größten Fehler des letzten Jahrhunderts
* Nachtrag zu Dien Bien Phu
* Über den Investor Verlag
* Empfehlen Sie"Investor's Daily" weiter
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Donnerstag, 13. Mai 2004
Warum Sie mit Angst im Rücken keinen Börsen-Erfolg haben können...
von Jochen Steffens
Morgen ist der nächste entscheidende Tag. Am Freitag wird der
Verbraucherpreisindex mit Spannung erwartet. Er wird die nächsten
Hinweise auf die Inflation in den USA geben. Je nach dem wie stark er
ausfällt, werden die Märkte entsprechend reagieren. Bis dahin, und da
der Dax heute wenig Schwung besitzt, kann ich die Zeit nutzen und
etwas über Traden und Angst schreiben.
Einer der schlimmsten Feinde des Traders ist nicht die Börse selbst,
auch wenn es manch einem so scheinen mag, der schlimmste Feind ist die
Angst.
Es gibt dazu eine Geschichte, die ich einmal vor langer Zeit irgendwo
gelesen haben und leider nicht wiederfinde. Ich erzähle sie also aus
dem Gedächtnis: Ein sehr erfolgreicher und somit auch überaus
bekannter Broker in New York tätigte sehr gewinnträchtige Geschäfte
für seine Kunden. So wurden die Kunden immer reicher und reicher.
Obwohl er auch gut verdiente, verwundert es nicht, dass er sich
irgendwann fragte, warum er nicht Schluss mit diesem stressigen Job
macht und auf eigene Rechnung tradet. Schließlich hatte er sich ja
ausreichend bewiesen, dass er wirklich gut ist. Gesagt getan, das
Arbeitsverhältnis wurde gekündigt, zu Hause ein entsprechende
Equipment aufgestellt, Geld war auch genug da und los.
Es kam wie es kommen musste, sonst wäre es keine Geschichte, die ich
hier erzählen würde: Der arme Mann machte pleite. Innerhalb eines
Jahres war er arm wie eine Kirchenmaus. Ein wahrscheinlich wahres
Börsenmärchen. Es ist ein Phänomen, um so mehr ein Trader mit dem
Rücken an der Wand steht, um so mehr"Angst" er hat, desto schlechter
werden seine Trades. Gerade wenn man vom Traden lebt und weiß, dass
man jeden Monat mindestens das Geld für seine alltägliche Ausgaben
eintraden muss, wird die Anspannung groß.
Diese Geschichte bestätigte meine Erkenntnis, die sich über die Jahre
immer mehr verfestigt hat: Traden ist zum überwiegenden Teil Psyche
und nur zu einem vergleichbar geringen Teil, Technik, Wissen oder
System. Aus der Psychologie weiß man, dass ein Mensch der Angst hat,
eine Art"Tunnelblick" entwickelt. Das bedeutet, er sieht nicht mehr
vernünftig die vielen logischen Fakten um sich herum, sondern sein
Blick fokussiert sich auf das angstauslösende Moment. Das
angstauslösende Moment eines Traders ist der Verlust.
Um das mal ein wenig überspitzt darzustellen, nehmen wir einmal den
ängstlichen Trader, der bereits viel Geld verloren hat und mit dem
Rücken an der Wand steht, ich nenne ihn kurz: den"ängstlichen
Trader".
Der ängstliche Trader ist aufgrund der Erfahrung mit allen seinen
Sinnen auf"Verlust" ausgerichtet, geradezu auf Verlust getrimmt, auch
wenn er noch so sehr auf einen Gewinn hofft. Dadurch verbindet er sich
tief in seinem Inneren mit dem Verlust. Und da traden auch eine ganze
Menge mit Intuition und Gefühl zu tun hat, ist die Wahrscheinlichkeit
höher, dass er sich genau diese Trades aussucht, die dieses starke
Gefühl des"Verlustes" erfüllen werden. Auch das ist ein bekanntes
Phänomen in der Psychologie (Denken Sie an Opfermentalitäten, Menschen
die erstaunlicherweise immer und immer wieder Opfer von Verbrechen
werden.).
Es ist ganz leicht zu erkennen, ob Sie zu einem solchen ängstlichen
Tradertyp gehören. Wenn Sie immer und immer wieder feststellen, dass
die Trades, die Sie NICHT machen erfolgreich gewesen wären und die
Trades, die sie machen ein Verlust werden, dann ist das bereits ein
guter Hinweis. Dazu zwei erläuternde Beispiele:
Ein Trader, der Angst hat, wird den sicheren Trade suchen. Das
Problem: Der sicherste Trade ist der, den die Masse der Anleger ebenso
als solchen ansieht. Der ängstliche Trader sieht, dass ein Kurs
steigt. Dann wartet er darauf, dass eine wichtige Widerstandslinie
bricht, dann dass Volumen in den Markt kommt, dann dass das Tageshoch
überboten wird und dann noch, dass das die Märkte positiv gestimmt
sind. Erst wenn er sich ganz sicher ist, steigt er ein, vorher traut
er sich nicht: Die Folge: Er wird der Letzte sein, der in eine Aktie
einsteigt und dann, ganz oben das Licht ausmachen.
Ein anderes Beispiel: Ein ängstlicher Trader, der um seinen letzten
Cent tradet, wird seine Verlust-Trades extrem überbewerten. Dabei
gehören Verluste zum traden dazu. Es ist der alte Casino Effekt: Ein
Casino verdient hauptsächlich deswegen so viel Geld, da die Leute, die
gewinnen weiterspielen, bis sie das Geld wieder verloren haben und die
Leute, die verlieren gehen raus. Mit anderen Worten: Die meisten
Casinospieler verlassen das Casino mit Verlusten.
Für den ängstlichen Trader bedeutet das: Er wird nach einem Verlust
alles hinwerfen und den Computer ausmachen und dem Traden abschwören
wollen. Dabei gilt gerade nach einem Verlusttrade: Weitertraden
(sofern es der Markt hergibt). Sobald der ängstliche Trader jedoch
Gewinn macht, wird er weiter traden, wahrscheinlich immer riskanter,
denn jetzt läuft es ja, jetzt ist der Tag an dem er sich alle Verluste
wieder zurückerobert. Wozu das führt, ist abzusehen.
Das sind nur zwei Beispiele für die vielen Fallen, die Ihnen die
"Angst" stellen kann. Und natürlich trifft das nicht auf jeden Trader
zu, es gibt auch Menschen, die brauchen diese Angst. Aber generell ist
das ein weit verbreitetes Phänomen. Der erste Schritt zu Lösung ist,
zu erkennen, dass man so handelt.
Donnerstag, 13. Mai 2004
US-Konjunkturdaten
von Jochen Steffens
Die amerikanische Haushaltsbilanz weist für den Monat April ein Plus
von 17,62 Mrd. Dollar auf. Erwartet wurden 15-18 Mrd. Die positive
Bilanz hat etwas damit zu tun, dass die Einkommenssteuer anfällt. Doch
ist dieser Wert im Vergleich zum Vorjahr deutlich schlechter, denn im
April 2003 fiel noch ein Plus von 51,1 Mrd. Dollar an. Wirkten sich
hier vielleicht Steuererleichterungen negativ aus? Das wird so
natürlich nicht von der US-Regierung dargestellt, deswegen das
Fragezeichen.
Der Umsatz im Einzelhandel ist um 0,5 % zurückgegangen. Erwartet
wurden -0,2 bis 0,0 % nach zuvor +2,0 % (revidiert von +1,8 %).
Ohne die Autoverkäufe ist der Einzelhandelsumsatz um 0,1 %
zurückgegangen. Erwartet wurden -0,2 bis +0,2 % nach zuletzt +1,8 %
(revidiert von +1,7 %).
Was ist das? Eigentlich sollten die Einzelhandelsumsätze doch
ansteigen. Offenbar hatten die im letzten Monat angestiegenen Umsätze
als doch etwas mit Steuerzurückzahlungen zu tun. Das Ergebnis gibt
einer Zinserhöhung von dieser Seite etwas Luft.
Die Zahl der Erstanträge ist auf 331.000 gestiegen. Erwartet wurden
320.000 bis 325.000 neue Anträge nach zuvor 318.000 (revidiert von
315.000). Auch wenn die Zahl die Erwartungen enttäuscht, ist eine Zahl
unter 350.000 eher positiv zu werten. Die Zahl ist schließlich sehr
schwankungsfreudig. Von der Seite der Erstanträge auf Arbeitslosigkeit
gibt es also insgesamt keine Impulse für den Markt.
Bedenklicher ist das schon, dass die Erzeugerpreise um 0,7 %
angestiegen sind. Erwartet wurden 0,3-0,4 % nach zuvor 0,5 %. Die
Kernrate ist wie erwartet um 0,2 % gestiegen. Da kann man morgen
gespannt auf den Verbraucherpreisindex sein. Ich rechne damit, dass er
stärker steigen wird, als erwartet. Inflation bleibt weiter das Thema.
Deswegen rechne ich auch damit, dass die Amis heute etwas schlechter
abschneiden, da die höheren Erzeugerpreise indirekt darauf hinweisen,
dass der Verbraucherpreisindex auch nach oben enttäuschen könnte.
Um 17.00 Uhr wird Alan Greenspan reden. Dazu morgen dann mehr.
Und kurz nach Deutschland:
Das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland ist im ersten Quartal 2004 zum
Vorquartal saison- und kalenderbereinigt um 0,4 % gestiegen. Erwartet
wurde ein Plus in Höhe von 0,3 % nach zuvor +0,3 % (revidiert von
0,2 %).
Zum Vorjahr steig das BIP um satte 1,5 %.Erwartet wurde ein Plus von
1,3 % nach zuletzt +0,2 %. Erfreuliche Zahlen, die nach den sehr guten
Exportzahlen kaum verwundern.
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Donnerstag, 13. Mai 2004
E.ON profitiert von höheren Strompreisen
von Jochen Steffens
Der größte Energiekonzern in Deutschland, E.ON. konnte sein Ergebnis
vor Zinsen und Steuern (Ebit) um 21 % auf 2,35 Mrd. Euro verbessern.
Analysten hatten im Schnitt ein Ebit von 2,1 Mrd. Euro prognostiziert.
Der Konzernüberschuss stieg auf 1,46 Mrd. Euro. Der Umsatz stieg um
7 % auf 14,62 Mrd. Euro. Begründet wurde das Ergebnis mit höheren
Strompreisen und der vollen Einbeziehung neuer Töchter.
Für das Gesamtjahr 2004 bekräftigte der Konzern seine Prognosen.
Danach soll das Ebit weiter steigen, allerdings weniger stark als im
ersten Quartal, das durch Veräußerungsgewinne deutlich besser
ausgefallen war. Im Kerngeschäft Energie wird in diesem Jahr mit einem
prozentual zweistelligen Ergebniszuwachs gerechnet.
E.ON steigt um 1,87 % auf 54,47 Euro.
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Donnerstag, 13. Mai 2004
TUI erwartet bessere Ergebnisse in der Touristiksparte
von Jochen Steffens
Europas größter Touristikkonzern TUI muss im ersten Quartal einen
operativen Verlust vor Steuern und Abschreibungen (Ebta) von 209 Mio.
Euro hinnehmen, nach einem Minus von 88 Mio. Euro im Vorjahresquartal.
Das lag aber im Rahmen der Analystenerwartungen. Der Konzernverlust
stieg um 50 % auf 149 Mio. Euro. Begründet wurde das schlechtere
Ergebnis damit, dass 2003 Verkaufserlöse das Ergebnis verbessert
hatten. Bereinigt man das Ergebnis um diese Sondererträge, weitete
sich der Verlust lediglich um 21 % auf 227 Mio. Euro aus. Der Umsatz
sank, aufgrund der fehlenden Umsätze der im vorigen Jahr verkauften
Handelstochter AMC, um 6,8 % auf 3,52 Mrd. Euro.
TUI weist auf die besseren Ergebnisse in der Touristikbranche hin und
sieht darin ein wieder zunehmendes Vertrauen der Verbraucher. Der
Umsatz in der Touristiksparte stieg um 5 % auf 2,33 Mrd. Euro. Der
operative Verlust verringerte um 27 % auf 185 Mio. Euro.
Beim Ausblick auf 2004 zeigt sich TUI besonders für die
Touristiksparte aus oben genannten Gründen optimistisch.
TUI steigt um 2,25 % auf 17,28 Euro
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Donnerstag, 13. Mai 2004
MAN mit deutlichem Zuwachs bei den Auftragseingängen
von Jochen Steffens
Der Münchner Lastwagen- und Maschinenbauer MAN konnte das Ergebnis vor
Steuern (Ebt) im ersten Quartal von zuvor minus 31 Mio. Euro auf ein
Plus von 32 Mio. Euro steigern. Analysten hatten im Schnitt doch noch
mit etwas mehr, nämlich mit einem Ebt von 33 Mio. Euro gerechnet. Das
gute Ergebnis wurde mit mehrere Großaufträge und einem guten Geschäfte
mit Nutzfahrzeugen begründet.
Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) stieg von zuvor 12 Mio. auf
72 Mio. Euro und traf damit die Erwartungen. Unter dem Strich
verdiente MAN 21 Mio. Euro nach einem Verlust von 19 Mio. Euro im
Vorjahresquartal. Analysten hatten im Schnitt mit 20 Mio. Euro
gerechnet. Der Umsatz stieg um 8 % auf knapp 3 Mrd. Euro.
Erfreulich: Der Auftragseingang legte um 23 % auf 3,7 Mrd. Euro zu.
Beim Ausblick auf 2004 erwartet MAN unter der Vorraussetzung einer
weiter günstigen Konjunktur, das Ergebnis vor Steuern von 261 Mio. auf
400 Mio. Euro steigern zu können. Die Auftragseingänge sollen auf
13,7 Mrd. Euro wachsen. Der Umsatz wird bei 13,5 Mrd. Euro gesehen.
Man steigt um 1,24 % auf 27,85 Euro.
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Donnerstag, 13. Mai 2004
Auf was wird es hinauslaufen?
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Lassen Sie mich mal sehen, ob ich es auf die Reihe bekomme.
Der Ã-lpreis ist auf über 40 Dollar je Barrel gestiegen. Sowohl die
Unternehmen als auch die Konsumenten leiden darunter. So werden zum
Beispiel Fluggesellschaften hart und schnell getroffen...
Und auch die Zinsen steigen. Deshalb müssen Schuldner mehr Zinsen
bezahlen. Und da in den USA fast jeder ein Schuldner ist - bedenken
Sie, dass Alan Greenspan die Hausbesitzer dazu ermuntert hat, neue
Hypotheken ohne Zinsbindung aufzunehmen -, trifft auch dies die
gesamte amerikanische Volkswirtschaft.
Und natürlich steigen die Preise für Holz, Milch, Bildung, Gesundheit,
und so weiter. Das merken besonders die Leute, bei denen die Ausgaben
und die Einnahmen übereinstimmen.
Was können die tun? Sich verschulden? Nun, ja, aber das funktioniert
nur, wenn sie einen Gegenwert haben, den sie beleihen können. Es geht
um Sicherheiten.
Aber jetzt scheinen die Aktienkurse zu fallen... in die Phase des
großen Bärenmarktes - Ursa major -, vor dem ich schon länger warne.
Es muss angenehm sein für Kleinanleger, TV-Moderatoren und
Fed-Gouverneure, sich vorzustellen, dass die Aktienkurse für immer
steigen... und dass normale Leute damit Geld verdienen können, wenn
sie einfach nur"im Markt sind". Aber so funktioniert das nicht.
Stattdessen steigen die Aktienkurse für Perioden von 17-20 Jahren...
und fallen dann etwa genauso lang. Kaum jemand bemerkt es, aber das
Geld, in dem die Aktienkurse notiert sind, ist fast genauso zittrig
wie die Leute, die es kontrollieren.
Sie werden sich vielleicht daran erinnern, dass im Jahr 1971 die
Goldpreisbindung des Dollar aufgegeben wurde. Seitdem ist nicht nur
die Dollarmenge, sondern auch die Summe der in Dollar notierten
Schulden, Kredite, Obligationen, Derivate um unglaubliche Weise
gestiegen. Jetzt braucht man schon mehr als Vertrauen, um an den
Dollar zu glauben... dafür braucht man jetzt schon harte Drogen.
Die US-Regierung alleine hat schon so extravagante Versprechungen und
Schulden gemacht, dass Volkswirte darüber lachen und Buchhalter
weinen. Laurence Kotlikoff erklärte in der aktuellen Ausgabe des
Magazins"Fortune", dass die"Verpflichtungen" der amerikanischen
Nation auf 51 Billionen (wirklich,"Billionen"!) gestiegen seien - das
ist mehr als der Wert aller Vermögensanlagen in den USA.
Wie kann man diese Lücke schließen? Entweder indem man die
amerikanische Einkommensteuer auf 78 % erhöht. Oder, indem man die
Sozialleistungen um 51 % kürzt. Das wäre das amerikanische"Menü des
Schmerzes", so Kotlikoff.
Also, auf was wird es hinauslaufen?
"Auf nichts von beidem", das ist meine Einschätzung. Ein ehrenwerter
Mann bezahlt seine Schulden mit seinem eigenen Geld zurück, sagte de
Gaulle. Aber die Amerikaner können sich Ehre nicht mehr leisten. Sie
sind konfrontiert mit steigenden Kosten und Rechnungen, die sie nicht
bezahlen können. Der Ausweg: Sie werden ihre Schulden durch eine
Inflation entwerten und abschreiben.
Irgendwann.
Bis dahin kann noch eine Menge passieren - darunter all die Dinge, die
nicht passieren sollten.
Der Goldpreis hält sich knapp behauptet, genauso wie der Euro.
Kurzfristig sollten Sie mit allem rechnen. Chinas Wirtschaft könnte
heiß gelaufen sein. Die Wall Street könnte vor einem Crash stehen...
oder vor einem Rebound. Der Dollar steht vor der Zerstörung, aber da
immer mehr Dollar benötigt werden, um die Schulden bezahlen zu können,
brauchen die Leute mehr als je zuvor Dollar.
Nichts ist klar. Nichts ist leicht. Nichts ist direkt. Nichts ist
sicher. Ich liebe das!
Richtig, Addison? Hast Du mehr News für uns?
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Donnerstag, 13. Mai 2004
Was wir von John Law lernen können
von unserem Korrespondenten Addison Wiggin, derzeit in Baltimore
John Law war ein freundlicher Schurke; sein Lebenslauf liest sich wie
der einer Legende. Seine Verrufenheit wurde bestätigt, als er 1694 bei
einem Duell in London einen Mann tötete. Die nächsten 20 Jahre
verbrachte er auf der Flucht.
Aber 1720 war der Sohn eines Goldschmieds aus Edinburgh der reichste
Mann der Welt. Auf dem Höhepunkt seiner Popularität und seines
Reichtums besaß John Law unter anderem die französische Zentralbank
und das gesamte Gebiet von Louisiana, das sich vom Golf von Mexiko bis
zum Eriesee erstreckte, und von den Appalachen bis zu den Rocky
Montains. Er hatte es alles - Frauen belagerten ihn, Soldaten
beschützten ihn, und Könige verbeugten sich vor ihm.
"Aber alle Dinge werden korrigiert", so schrieb Bill Bonner zusammen
mit mir in unserem neuen Buch (das demnächst auf dem deutschen Markt
erscheinen wird),"selbst der Ruf von Menschen." Wir bezogen uns da
auf John Law, aber das könnte auch auf Alan Greenspan angewendet
werden.
Laws Experiment mit Papiergeld führte zu Beginn des 18. Jahrhunderts
in Zentralfrankreich zu einem spekulativen Hype. Aber Laws Experiment
mit Papiergeld wurde durch eine Inflation unterminiert - die Chinesen
hatten das übrigens schon im 10. Jahrhundert entdeckt. Die
Spekulationsblase von Law platzte, und Law war gezwungen, in Ungnade
zu fliehen - in Frankreich war er Pleite. Bis heute sind die Franzosen
zurückhaltende Investoren - vielleicht sind sie immer noch durch John
Law traumatisiert.
Alan Greenspan ist jetzt 78 Jahre alt, und seit 17 Jahren ist er der
Vorsitzende der amerikanischen Zentralbank. Er wird allgemein als
Genie bezeichnet, das Amerika reich gemacht hat... aber das ist alles
nur wie eine Sandburg am Strand. Und das wird sich bestimmt in seinem
Ruf widerspiegeln - vielleicht früher, vielleicht später. Greenspan
hat ein Schneeball-System kreiert, das von immer neuen Schulden
abhängig ist, ein großes Monster, das von neuen Krediten lebt. Wie
wird das enden? Was wird der Katalysator für das Ende sein?
Auch die Anleihenmärkte beginnen sich zu wundern. So hohe Renditen wie
jetzt haben wir am US-Anleihenmarkt seit Juli 2002 nicht mehr gesehen.
Wird man sich an Greenspan erinnern, als denjenigen, der die
schuldenüberladene Wirtschaft mit Inflation angeheizt hat, bis er die
Kontrolle verlor?
Der Goldpreis ist jetzt von seinem Topp aus rund 50 Dollar gefallen.
Das ist wieder einmal so eine bizarre, obskure Unbekanntheit des
Marktes: Die Währungen und die Edelmetalle scheinen eine völlig
unterschiedliche Botschaft zu senden als der US-Anleihenmarkt.
Wenn der Dollar weiter steigen würde und der Goldpreis weiter fallen
würde - könnte dann die Dollar-Rally der Katalysator sein, der die
US-Wirtschaft in die Knie zwingt? Die dann folgende massive
deflationäre Spirale würde dann ganz bestimmt die Reputation von"Big
Al" schädigen - besonders, da er ja gerade verkündet hat:"Die
Deflation ist tot."
Der Ã-lpreis dreht die Uhr zurück. Es steht wieder da, wo er im Oktober
1990 stand, als der Irak in Kuwait einfiel. Danach wurde dieses hohe
Niveau nie wieder erreicht - bis auf jetzt. Könnte es auch eine
Energiekrise sein, die bei der Party von Greenspan die Lichter
ausgehen lassen wird? Und was ist mit dem Abenteuer im Irak? Könnte
Desert Storm II die Rakete abfeuern, die die Schuldenbombe hochgehen
lässt? Oder vielleicht Osama bin Laden?
Ich bin benebelt... und räume bereitwillig ein, dass ich keine Ahnung
habe. Ich weiß nicht, wann die massive Entschuldung von Amerika
stattfinden wird. Es gibt zu viele unkontrollierbare Faktoren,
ungeachtet der Fehler, die die Zentralbank macht. Der Dollar könnte
steigen. Der Dollar könnte kollabieren. Gold könnte weitere 50 Dollar
verlieren. Aber das wären bloß Katalysatoren für die Korrektur - denn
am Ende würde Amerikas Allianz mit dem Papiergeld im Fiasko enden. Das
hat schon John Law entdeckt.
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Donnerstag, 13. Mai 2004
Die größten Fehler des letzten Jahrhunderts
von unserem Korrespondenten Bill Bonner in Paris
*** Nun, eigentlich bin ich momentan gar nicht in Paris. Denn ich bin
auf dem Weg nach Las Vegas, wo ich ein paar Reden halten werde... und
die Gelegenheit nutzen will, um ein paar alte Freunde zu treffen. Wenn
Sie gerade zufällig ebenfalls dort sein sollten - vielleicht treffen
wir uns ja dort?
*** Wenn man die amerikanischen Zeitungen liest, entdeckt man immer
noch eine weit verbreitete Unterstützung für die Außenpolitik von
Präsident Bush. Die vorherrschende Meinung im gestrigen Herald Tribune
war unerschütterlicher Optimismus:"Es ist wahr, nicht alles läuft so
wie es laufen sollte", waren sich die Kommentatoren einig,"aber
trotzdem sind wir überzeugt davon, dass sie das Richtige machen".
Richtig? Falsch? Ich habe keine Ahnung, wie das enden wird. Aber es
fällt schon auf, wie widerwillig die Masse ihre innere Überzeugung
über den Haufen wirft - selbst wenn sie noch so grotesk ist.
Beispielsweise ist die Vorstellung absurd, dass durchschnittliche
Investoren dadurch reich werden, dass sie die Aktien oder Häuser von
anderen durchschnittlichen Investoren kaufen. Betrachtet man diese
Investoren als eine Gruppe, dann verdient diese Gruppe keinen einzigen
Cent dadurch, dass sie sich gegenseitig ihre Aktien und Häuser
verkauft.
Immer noch geben die Menschen ihren Glauben an Aktien nicht auf. Am
Montag fiel der Dow Jones unter 10 000 Punkte. Die Aktien haben keinen
höheren Wert als vor sechs Jahren. Und jetzt scheint es mit den
Aktienkursen abwärts zu gehen. Aber die Investoren bleiben dran, sie
glauben immer noch an die Aktien...
Und sie glauben ebenfalls an ihre Regierung.
Als ich am Bahnhof an einem Zeitschriftenkiosk halt machte, fiel mir
ein deutsches Hochglanzmagazin ins Auge."Die größten Fehler des
letzten Jahrhunderts", so lautete der Titel des Covers, wenn ich mich
richtig erinnere. Die Fotos sagten alles. Erster Weltkrieg, Zweiter
Weltkrieg, Konzentrationslager usw. Für Katastrophen haben die
Deutschen eine besondere Begabung.
Aber wir sind in einem neuen Jahrhundert. Katastrophen scheinen
ausgewandert zu sein. Heutzutage scheinen sie einen amerikanischen
Pass zu haben.
Niemand weiß, was passieren wird. Aber auch George W. Bush scheint den
größten Fehler der amerikanischen Geschichte gemacht zu haben.
Tausende sind im"Abenteuer Irak" umgekommen - ohne triftigen Grund.
Die Kriegskosten steigen, sie wurden heute Morgen auf 300 Milliarden
US$ geschätzt. Der Integrität des amerikanischen Militärs hat die
ganze Aktion nur geschadet. Die moralische Begründung für diese
"Zivilisations-Mission" ist hinfällig.
Aber je mehr Schaden ein Präsident anrichtet, umso mehr lieben ihn
seine Wähler. Bush hat den Status noch nicht erreicht, Amerikas größte
Katastrophe ausgelöst zu haben - mit Lincolns Bürgerkrieg und Wilsons
Eintritt in den Ersten Weltkrieg kann er noch nicht mithalten - aber
wenn er weiter so macht, wird auch er noch ein Gedenkporträt am Mount
Rushmore erhalten
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Donnerstag, 13. Mai 2004
Nachtrag zu Dien Bien Phu
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Jetzt noch ein kleiner Nachtrag zur Schlacht von Dien Bien Phu (ich
hatte hier im Investor's Daily darüber geschrieben, zum 50. Jahrestag
dieser Schlacht im damaligen Französisch-Indochina):
Die Schlacht begann am 13. März 1954 und endete nach einer Belagerung
von 57 Tagen. Als das Ende kam - die Vietnamesen nutzten den
Grabenkrieg offensiv, sie rückten Meter um Meter vor, sie überrannten
unhaltbare französische Stellungen mit Hilfe von Flutungen; sie hatten
Flüsse angestaut und sie dann ins Tal umgeleitet.
Colonel (Christian Marie Ferdinand de la Croix) de Castries rief das
französische Hauptquartier in Hanoi an. Und hier kommt der Moment der
"Beau Geste":
"Hissen Sie die weiße Flagge", sagte der Oberbefehlshaber Cogny, und
dann fügte er hinzu:"Aber es wäre wirklich schade, nach so einer
heldenhaften Verteidigung."
Am Ende weigerte sich de Castries, die weiße Flagge zu hissen. Er
befahl seinen Männern einfach, das Feuer einzustellen und die Waffen
niederzulegen. Der vietnamesische General Giap nahm diese französische
Bastion ein. Kurz vor der Kapitulation hatte de Castries noch einmal
mit einer Frau in Frankreich telefoniert. Wenigstens einmal konnte sie
sich sicher sein, dass er sie nicht betrügt. Sie verabschiedeten sich
zärtlich voneinander.
Von den 15.000 Verteidigern auf französischer Seite (darunter auch
zahlreiche deutsche Fremdenlegionäre) fielen 3.600, 4.400 wurden
verwundet. Und von den 9.000 Gefangenen starb mehr als die Hälfte in
der Gefangenschaft der Vietminh.
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Über den Investor Verlag
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Und heute noch ein zusätzliches Leckerli, wenn auch leider auf Englisch:
PAYING OFF THE PIPER
By John Myers
"I place economy among the first and most important of republican virtues, and public debt as the greatest of dangers to be feared."
- Thomas Jefferson
The majority of stock and bond investors are facing a dire future. The only thing higher than tensions in the Middle East is the price of crude oil. Meanwhile, the popular press openly questions whether the president has the leadership skills to warrant re-election.
Sound like today's situation? Actually, I am referring to 1979...but the parallels to 2004 are undeniable. President George W. Bush is certainly cut from a different cloth than President Jimmy Carter, but the problems America faced in the late 1970s - rising debt, slow growth and an explosive Middle East - have returned in droves.
Those of us with a few gray hairs remember the '70s, not just for the outlandish clothes and mindless music, but also for the long lines of cars snaking from gas stations during the Arab oil embargo. And who could forget the decade-long bear market in stocks and bonds? In the 1970s, the concept of perpetual government debt was still a relatively new idea in the United States. In fact, at the dawn of that decade, the United States was the world's largest creditor. Since then, however, successive presidents and Congresses have refused to let a large deflationary period occur on their watch. Big companies like Chrysler near bankruptcy? No problem - taxpayer money will bail them out. The same solution was used for reviving both the banking and thrift industries during the S&L crisis of the 1980s.
It seems as if there is no problem that Washington cannot wash away with taxpayer money. But just as there are limits to how much oil we can draw from the Earth, there are limits to how much money Uncle Sam can borrow without triggering an economic crisis. After all, our government does not earn money. It can only fill its coffers in two ways: taxation and borrowing. But borrowing has become an albatross around the government's neck. Currently, the federal government is spending half a trillion dollars more than it collects. Even in the face of this troubling fact, the president and Congress continue to contract new obligations. There is the $100 billion - and growing - tab for our involvement in Iraq and the $14 billion conscripted for the war on terrorism. That is even before we spend a nickel on traditional social and defense spending. In the midst of this, our president is determined to cut taxes to revive a mature economy. And then there are the interest costs on all this debt.
The U.S.'s financial obligation is so big that it is hard to fathom. One way to look at it is to consider the fact that America's annual deficit almost matches the total value of goods and services that Canada produces in a single year. U.S. federal debt was relatively flat until the mid-'70s. But from then on, it has been on an almost uninterrupted upward trajectory. We have reached a point where federal debt stands at a level equivalent to each American owing roughly $25,000. A bit of arithmetic shows that a family of four is on the hook for $100,000 in federal IOUs. Most shocking is that half of this debt - some $3.5 trillion - has been borrowed since 1990! That is amazing when you consider that since the creation of our nation until the mid-1970s - a span of 200 years that included two world wars - our federal government accumulated a debt of less than $1 trillion. Fast forward to 2004. Washington's guns-and-butter course of action will result in a debt of $1 trillion a year by the end of this decade.
Not that long ago economists argued that federal debt was of little consequence, since it was money we owed to ourselves. That is no longer the case today. Of the $3 trillion in Treasury debt outstanding, foreigners hold more than half of it. In other words, the rest of the world - much of it envious of the American way of life - is financing America's social spending, the government's interest payments and even our defense spending.
Today, the United States no longer faces the threat of Soviet aggression, but the country now faces a much more subtle menace - mass selling of Treasury bonds by foreigners. The results of any rush for the exits by our foreign creditors would make the stock market crash of October 1929 look like an inconvenience. The fact is that the greenback is vulnerable to a sudden and devastating vote of no confidence.
The divestment of Treasury debt by foreigners would send the dollar reeling and wreak havoc in the bond markets. America has made itself so dependent on the lending of foreign interests - most notably foreign central banks - that it wouldn't know how to survive without it.
In military terms, the United States' power is unparalleled...but it is nevertheless vulnerable to the economic whims of foreigners, who own $8 trillion of U.S. financial assets - including 13% of all stocks and 24% of corporate bonds. And foreigners have the ability to slowly but surely divest themselves out of dollars. In fact, I believe this is exactly what has been happening over the past year.
But keeping foreign nations committed to U.S. dollars and Treasurys is becoming tougher by the day as the value of the dollar slides and America keeps spending money it doesn't have. The United States must try to manage a delicate balancing act between borrowing heavily from foreigners and keeping rates low for the folks at home.
To keep the economy out of the ditch, the Fed must not only keep rates low to make government borrowing affordable, but also they must create an atmosphere where the vast majority of Americans can afford to spend now and pay later. Just how long this loop can continue remains to be seen, but if the government has its way, the payments promised in the future will exact a lot less pain than most anticipate.
One thing seems certain - with a total debt load now measuring four times America's GDP, the nation's ability to pay back what it has borrowed is next to impossible. It is probably safe to say that no empire has faced such a startling predicament since Rome.
America's debt bubble has grown so big that there is only one way out - inflating the dollar and reducing the real cost of its payments. In order to do this, the Fed will not be able to raise interest rates.
It wouldn't take much in the way of interest rate hikes to collapse this debt-laden economy. The last time the Fed raised rates (1999 to 2000), it brought about a collapse in the stock market and a subsequent recession. Today the economy is far more dependent on asset inflation in real estate, stocks, bonds and mortgages. Therefore, a sharp rise in rates would bring about severe deflation in paper assets.
The long and short of it is that credit will continue to be expanded in this country until no more borrowers can be found. Then, when borrowing dries up, the government will become the borrower-of-last-resort, with the Fed monetizing all the government's excess borrowing or budget deficits. This monetary inflation virtually guarantees a bull market in gold, silver and commodities.
Keep printing, Mr. Greenspan, keep printing...
Regards,
John Myers
for The Daily Reckoning
Editor's note: John Myers - son of the great goldbug C.V. Myers - is the editor of Outstanding Investments, a monthly advisory on commodities and other hard assets. Our man on the scene in Calgary, John has his fingers on the pulse of natural resource profits - including oil, gas, energy and gold. This essay was adapted from an article in the May

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