- @Uwe - ver sacrum - Popeye, 15.05.2004, 18:54
- Re: man kann sich auch täuschen, zB bei der mtDNA:) - JoBar, 16.05.2004, 10:55
- Re: man kann sich auch täuschen, zB bei der mtDNA:) - Popeye, 16.05.2004, 11:54
- Re: @Popeye - ver sacrum (nochm. Thema: Etrusker) - Uwe, 18.05.2004, 00:02
- Re: man kann sich auch täuschen, zB bei der mtDNA:) - JoBar, 16.05.2004, 10:55
Re: @Popeye - ver sacrum (nochm. Thema: Etrusker)
-->Hallo, Popeye!
Besten Dank für Deine Informationen, wobei ich jedoch zu Protokoll gebe, dass ich mit den Grundlagen der mtDNA nicht so vertraut bin, um daraus selbst eigene Erkenntisse ableiten zu können, so dass ich mich vorerst auf das"Konsumieren" beschränken werde.
Popeye:[i] >Also die klassische Version des"ver sacrum", des geheiligten Frühlings.[/i]
... der, so las ich, noch in historischen Zeiten als Brauch bei zahlreichen Völkern Italiens als religöser Ritus fortbestand, indem dem Kriegsgott im Falle von Not - Krieg, Epedimien oder Hungersnot - alles dargebracht wurde, was im kommenden Frühjahr geboren werden sollte. Das bezog sich auch auf junge Menschen (denkbar waren wohl in Vorhistorischen Zeiten auch Kindsopfer; dottore wies auf die Vielschichtigkeit von Kindesmord hin), für die es dann, waren sie im heiligen Frühling geboren, mit dem Erreichen des 21. Lebensjahr galt, die Heimat zu verlassen.
Doch wie ich schon vorher in meiner Antwort erwähnte, meine ich, dass die Variante der"Volkwerdung" nach den derzeitig Sichtstand durchaus viele mögliche Antworten, die zu den Fragen über die Herkunft der (Kultur der) Etrusker gestellt werden können, beinhaltet.
Übrigens könnte dieses Geschichte, die Du vorgetragen hast, eine Quelle der Spruchs"Spiel statt Brot" sein, wenn man die etwas andere Fassung zugrunde legt (s.u.).
Zur Möglichkeit, dass sich die Etrusker aus Teilen der"Seevölker" entwickelten (dottore lenkte bereits die Aufmerksam darauf), kann ergänzend angemerkt werden, was Giovannangelo Camporeale (Prof. für Etruskologie und Archäoligie an der Uni Florenz) schreibt:
«Ein Völkername, der demjenigen entspricht, mit dem die Griechen die Etrusker in historischen Zeiten bezeichneten, Tyrrhenio oder Tyrsenio, ist in einer ägyptischen Hieroglypheninschrift belegt. Auf ihr ist von"Seevölkern" die Rede, die zwischen 1230 und 1170 v. Chr. versucht hätten, Ägypten zu erobern; eines davon wird als Trs(ch).w bezeichnet, was viele mit den Tyrsenoi gleichzusetzen vorschlugen....» (mehr in einer Post der nächsten Tage, Popeye; G. Camporeale: Die Etrusker, Geschichte und Kultur)
Dieser Gesichtspunkt, würde vermutlich auch eine Argument liefern, warum die"Voretrusker" nach dem Mißerfolg der Eroberung einen derartigen Weg zur Westküste Italiens nahmen. War es möglicherweise gar ihr Ausgangspunkt, an denen sie mit gesammelten Erfahrungen aus vorderen Orient, zurückkehrten? (m.E. denkbare Herleitung aus Kartendarstellung in:"Die Indoeuropäer", R. Schmoeckel, S. 214/215 -> Ausgangsgebiet der Urnenbestattung -> Illyrer? -> Seevölker?...)
Gruß,
Uwe
Auszug aus: Jecques Heurgon, Die Etrusker (ISBN 3-491-96109-2):
Unter der Herrschaft von Atys, dem Sohn des Manes, (diese Angabe versetzt uns ins 13. Jahrhundert v. Chr.) entstand in ganz Lydien eine große Teuerung. Einige Zeit hindurch versuchten die Lydier, ihr Leben wie gewohnt weiterzuführen; als die Teuerung nicht nachließ, suchten sie nach Gegenmaßnahmen: die einen schlugen dies vor, die anderen jenes. Zu dieser Zeit sollen das Würfelspiel, das Knöchelchenspiel, das Ballspiel und alle anderen Spiele entstanden sein, das Damespiel ausgenommen; seine Erfindung beanspruchen die Lydier nicht. Folgendermaßen setzten sie ihre Erfindungen gegen den Hunger ein: Je einen Tag lang lenkten sie sich durch Spiel von ihrem Verlangen nach Nahrung ab, am zweiten Tag aßen sie. Achtzehn Jahre lebten sie so. Als aber die Not, anstatt abzunehmen, immer mehr wuchs, teilte der König das lydisdie Volk in zwei Gruppen; zwischen ihnen entschied das Los, welche im Land bleiben durfte und welche es verlassen mußte. Er selbst stellte sich an die Spitze derjenigen, die verblieben; mit der Führung der Auswanderer betraute er seinen Sohn, Tyrrhenos mit Namen. Diejenigen, die das Land verlassen mußten, begaben sich nach Smyrna, bauten Schiffe, beluden sie mit allem, was sie an Wertvollem besaßen, und stachen in See auf der Suche nach Land und neuen Lebensmöglichkeiten. Nachdem sie mit mehreren Völkern in Berührung gekommen waren, gelangten sie schließlich zu den Umbrern; dort bauten sie Städte, und dort wohnen sie bis heute. Aber sie tauschten den Namen Lydier gegen einen anderen, den sie von dem Königssohn, der sie geführt hatte, ableiteten: sie nannten sich nach ihm Tyrrhenier.«
Herodot 5.Jh. v.Chr.

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