- Pflegeversicherung - steht vor dem Fiasko - Altenheime zu Spottpreisen - EM-financial, 19.05.2004, 11:39
- Re: Altenheime demnächst halt in Odessa oder Tanger - Baldur der Ketzer, 19.05.2004, 12:01
- Alte exportiern - nix neues. Vorschlag tauchte vor ca. 3 Jahren in Japan auf. (o.Text) - Easy, 19.05.2004, 12:21
- Re: Altenheime demnächst halt in Odessa oder Tanger - Tierfreund, 19.05.2004, 12:54
- Re: Altenheime demnächst halt in Odessa oder Tanger - Euklid, 19.05.2004, 13:01
- Re: Altenheime demnächst halt in Odessa oder Tanger - Tierfreund, 19.05.2004, 13:15
- Re: Altenheime demnächst halt in Odessa oder Tanger - Euklid, 19.05.2004, 13:36
- Re: Altenheime demnächst halt in Odessa oder Tanger - Tierfreund, 19.05.2004, 13:15
- Re: Altenheime demnächst halt in Odessa oder Tanger - Baldur der Ketzer, 19.05.2004, 13:20
- Re: Altenheime demnächst halt in Odessa oder Tanger - Euklid, 19.05.2004, 13:01
- Re: Altenheime demnächst halt in Odessa oder Tanger - Baldur der Ketzer, 19.05.2004, 12:01
Pflegeversicherung - steht vor dem Fiasko - Altenheime zu Spottpreisen
-->Die Pflegeversicherung sollte ursprünglich mit dem Ziel eingeführt werden, die Zahl der sozialhilfebedürftigen unter den Pflegebedürftigen zu verringern. Nach ersten Erfolgen, die hauptsächlich durch die frühe Erheebung der Beiträge im Jahr 1995 und das verspätete Inkrafttreten erreicht wurden, scheint dieses ursprüngliche Ziel nicht mehr erreichbar zu sein.
2002 betrug das Defizit in der Pflegeversicherung schon 400 Mio. Euro jährlich. 2003 stieg es auf 700 Mio. Euro und steuert unaufhaltsam auf die Milliarde zu.
Natürlich hat die Regierung diesen Umstand erkannt und versucht über „Rürup“ gegenzusteuern. Doch weder Herr Rürup noch sonst jemand in dieser Kommission scheinen sich jemals mit dem Problem des hohen Alters befasst zu haben, oder bereits unter stark fortgeschrittener Demenz zu leiden. Denn der Vorschlag sieht vor, dass die monatlichen Pflegepauschalen der Pflegestufen 1 und 2 um 523 auf 400 Euro respektive 279 auf 1000 Euro pro Person gekürzt werden sollen. Dagegen würde die ambulante Pflege mit 68 und 116 Euro stärker gefördert. Dieser zunächst sehr pragmatisch anmutende Schritt lässt dabei unbeachtet, dass heute niemand ein stationäres Pflegeheim freiwillig aufsucht, selbst wenn es noch so schön und modern eingerichtet ist. So liegt die Zahl der Doppelzimmer beispielsweise bei 50 % und für spartanisch eingerichtete Einzelzimmer müssen erhebliche Mehrkosten aufgebracht werden, die in keinem Verhältnis mehr zum Standart der Unterbringung stehen. Wer einmal bei einer dieser Einstufungen zugegen war der weis, wie schwer es ist eine angemessene Pflegestufe zugeteilt zu bekommen. Denn die Kostenträger sind aufgrund der desolaten Finanzlage nicht willens eine realistische Einstufung vorzunehmen.
So dürfte die Zahl der Sozialhilfeempfänger nach Umsetzung von Rürup 2 wieder deulich zunehmen und bald über der Zahl von 1995 liegen.
Die Pflegeversicherung war also nichts weiter als ein riesiger bürokratischer Betrug, der was weis ich wieviel Verwaltungskosten verursacht hat und die Lohnnebenkosten nach oben trieb.
Der Zustand in deutschen Altenheimen ist heute schon in vielen Fällen absolut untragbar.
Es gibt nur zwei Möglichkeiten:
1.) Die Beiträge zur PV werden massiv (100 %) angehoben. Aufgrund der schon jetzt am Anschlag befindlichen Lohnnebenkosten dürfte dies nicht möglich sein, oder nur auf Kosten von Arbeitsplätzen vonstatten gehen.
2.) Die Sozialkassen springen wieder ein und treiben damit das Staatsdefizit immer weiter nach oben bis zum großen Knall.
Um den Pflegezustand zu verbessern wäre es meines Erachtens notwendig die Pflegeangestellten komplett von der Sozialversicherungspflicht zu befreien. Mit entsprechenden Problemen auf der Einnahmenseite... --> Bumm
Wie man es auch dreht und wendet, es wird sich so schnell keine gangbare Lösung finden lassen. Ein radikaler Umbau wäre notwendig, doch der wird nicht kommen.
Alte Leute können sich nicht wehren und kein pflegebedürftiger wird lautstark auf die Straßen gehen. Also macht man das, was in jedem kommunistischen Staatssystem passiert, man schiebt sie aufs Abstellgleis.
Wohl dem, der selbst nicht pflegebedürftig wird. Früher dachte ich, dass das Heil in der privaten häuslichen Pflege durch Familienangehörige liegt. Doch in vielen Fällen ist dies einfach nicht mehr möglich. Jedenfalls nicht ohne eine Umschulung und unter Aufgabe des Jobs.
Osteuropäer? Sicher das ist eine Möglichkeit. Doch wer bildet diese Leute dann aus? Zudem sind die Löhne verglichen mit der Arbeit Netto wirklich nicht besonders hoch. Die Lage im Pflegebereich ist mindestens genauso dramatisch, wie im Bausektor. Zumal die Preisadministration durch Fallpauschalen und Pflegesätze noch wesentlich größer ist, als beim Bau.
Einsparungen müssen also auch auf Seiten der Verwaltung vorgenommen werden. Doch die immer stärker werdende Administration der Preise verhindert dies.
Womit wir beim nächsten Reinfall der Gesundheitspolitik (Fallpauschalen oder DRG's), doch dazu ein anderes mal.
Euklid dürfte es vielleicht interessieren, dass die öffentliche Hand ihre Immobiliensubventionierung (zinslose Kredite) nicht mehr tragen kann und deshalb massiv in Verkaufsnot von staatlichen und gemeinnützig organisierten Heimen steckt. Resultat sind Übernahmepreise von 10.000 Euro pro Bett. Ein Neubau würde 80.000 kosten. Also durchaus Chancen für Investoren mit genügend Eigenkapital.
Fremdkapitalfinanzierungen scheiden aufgrund der schwierigen operativen Situation leider aus. Im letzten Jahr gab es die Pleite von WKM und davor die der bekannten Refugium.
Da der öffentliche Sektor sowieso kein Geld mehr hat, wird der Privatsektor für die Neuinvestitionen sorgen müssen. Dies wird er allerdings nur dann tun, wnen die Profitaussichten größer werden und sich eine Investition rechnet. Der deutsche Klinikmarkt offeriert daher durchaus noch einiges an Möglichkeiten für den Anleger.
Leider nur für ganz große, denn die bislang börsennotierten AG's haben kaum Eigenkapitalquoten von über 25 % und eine ganze Reihe von ihnen stehen auf Messersschneide zum Bankrott...

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