- Daily Reckoning/ Deutsche FAssung - Sorrento, 25.05.2004, 08:14
Daily Reckoning/ Deutsche FAssung
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I N V E S T O R ' S D A I L Y
Der E-Mail-Dienst für Investoren, Ausgabe vom 24. Mai 2004
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* Das"Nichtwissen" ist der Anfang Ihres Börsenerfolges
* Ã-lpreis gerät unter Druck - Seitwärtsbewegung weiter intakt!
* Lufthansa: Kapitalerhöhung mit Fragezeichen
* Erste Stabilisierung...
* Der Teufel, der Präsident und Alan Greenspan
* Anteil der Gold-Bullen auf Rekordtief
* Aufstieg und Fall von Zivilisationen
* Trends, die von falschen Prämissen ausgehen
* Über den Investor Verlag
* Empfehlen Sie"Investor's Daily" weiter
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Montag, 24. Mai 2004
Das"Nichtwissen" ist der Anfang Ihres Börsenerfolges
von Jochen Steffens
Um welchen Wissen dieser Welt wird die Menschheit betrogen? Das könnte
man sich fragen, wenn man die vielen verschieden Texte der
Verschwörungstheorien anschaut. Was geschieht wirklich hinter den
verschlossenen Türen der Politik und Hochfinanz? Umso weniger bekannt
ist, umso größer die Kluft zwischen Politik und Bürger wird, desto
mehr wird vermutet, spekuliert und hineininterpretiert, desto mehr
Bereitschaft entsteht, Gerüchte für bare Münze zu nehmen. Viele der
populären Theorien zum 11. September, zur El Kaida und anderen Themen
entstammen dem Bereich der Halbwahrheiten, anderes ist komplett frei
erlogen, wieder anderes, ich vermute der geringste Teil, ist
tatsächlich wahr. Doch insgesamt bleibt die Erkenntnis: Wir wissen
nichts.
Wenn Sie sich nun fragen, warum ich einen solchen Aufhänger für diese
Ausgabe des Investor's Daily genommen habe: Es geht eigentlich um das
Thema Börse.
Wenn das"Nichtwissen" in der Politik noch unbefriedigend sein mag, so
ist es an den Börsen eine der grundlegensten und wichtigsten
Erkenntnisse schlechthin. Es mag sein, dass es etwas braucht, bis ein
Investor zu dieser Erkenntnis gelangt. Denn zunächst erscheint die
Börse einem logisch, strukturiert. Das Gefühl, nur genügend
Informationen haben zu müssen, um erfolgreich zu handeln, prägt fast
jeden Börsenneuling. Und so jagen tagaus, tagein unzählige Investoren
auf der Suche der Logik, der inneren Formel der Börse durch die Kurs-
und Fundamentaldaten.
"Ich weiß nichts!", ist die endgültige und dringend erforderliche
Kapitulation, die nicht das Ende des Börsenengagements einleitet,
sondern die ersten Schritte in die Richtung des Erfolges ermöglicht.
So lange sich ein Investor einbildet, er wüsste etwas, so lange er
glaubt, die Börse sei beherrschbar, sogar kontrollierbar, wird er über
kurz oder lang zu den Verlieren zählen. So ein Investor läuft Gefahr,
das Risiko zu überschätzen oder Aktien zu weit in den Verlust laufen
zu lassen, schließlich weiß er, dass die Firma gut ist. Er läuft
Gefahr, den schlimmsten Fehler zu machen, den es gibt: Sich in eine
Investition, in eine Spekulation zu verlieben (Eine sehr verbreitet
Angewohnheit von Menschen, die ihr Hauptengagement auf eine Aktie
beschränkt haben. Allerdings auch wirklich erfahrene Investoren
scheinen hin und wieder solche Verliebtheiten zu entwickeln, meistens
mit schmerzhaften Ausgang - aber so ist die Liebe wohl.).
Was passiert aber, wenn eine Aktie, ein Index sich nicht so verhält,
wie solch ein Investor das will und einfach scheinbar gegen jede
Vernunft anfängt zu fallen, statt zu steigen?
Wenn man weiß, sich also sicher ist, wird man den Fehler machen,
Verluste laufen zu lassen, in der sicheren Überzeugung, das kommt
schon wieder. Das kann viele Male gut gehen, aber das eine Mal wo es
nicht gut geht, können die Verluste ruinös werden. Wenn man weiß, dass
man nichts (sicher) weiß, wird man egal was man auch denken mag, eine
Position verkaufen, wenn sie zu weit in die falsche Richtung läuft.
Das ist einer der maßgeblichen Unterschiede.
Von dem Tag, an dem ein Investor begreift, dass er nichts weiß, ist er
vor größeren Fehlspekulationen gefeit. Er wird verkaufen, wenn eine
Aktie fällt und sie behalten, wenn sie steigt.
Und dieser Investor wird von diesem Tag an nur noch nach
Wahrscheinlichkeiten suchen. Das einzige, was ein Investor tun kann,
ist die Wahrscheinlichkeiten zu bestimmen und auf die Dinge zu
setzten, die wesentlich wahrscheinlicher sind als andere. In diesem
Moment tritt er aus der Nichtwissen wieder heraus und läuft nicht mehr
Gefahr aufs Ungewisse zu spekulieren. In diesem Moment wird eine
Spekulation zu einem kalkulierbaren Geschäft. Die meisten
erfolgreichen Investoren, die ich kenne, haben diese Eigenschaft
perfektioniert. Es ist das offene Geheimnis des Börsenerfolgs, dass es
die höchste Kunst an den Börsen ist, die Wahrscheinlichkeiten auf
seine Seite zu ziehen und so aus einer Vielzahl von
Wahrscheinlichkeiten die Sicherheit des Börsenerfolges zu machen.
So war Anfang der Jahres die Wahrscheinlichkeit groß, dass es zu einer
Seitwärtsbewegung kommen wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass Gold auf
lange Sicht zulegen wird, ist ebenfalls sehr hoch. Die
Wahrscheinlichkeit, dass die Immobilienblase in den USA platzt ist
extrem hoch, die Frage ist nur wann. Die Wahrscheinlichkeit, dass
Silber weiter steigt ist ziemlich hoch. Die Wahrscheinlichkeit, dass
Ã-l vor der Wahl wieder fällt ist auch groß - aber noch sehr
spekulativ. Wenn Sie nun auf diese Wahrscheinlichkeiten setzen dabei
ihre Anlagen breit streuen und die Unsicherheiten, die noch besteht
durch eine Verlustbegrenzung absichern, wird sich auf lange Sicht der
sichere Erfolg einstellen.
Übrigens: Die Wahrscheinlichkeit, dass die USA auf irgendetwas
ziemlich Heftiges zusteuern ist auch groß und sei es nur auf eine
verlangsamte Emmerische Umweltkatastrophe.
Montag, 24. Mai 2004
Ã-lpreis gerät unter Druck - Seitwärtsbewegung weiter intakt!
von Jochen Steffens
Davon war ich ausgegangen: Dass der Ã-lpreis heute unter Druck gerät,
aber unter ganz anderen Vorraussetzungen. Eigentlich hatte ich damit
gerechnet, dass auf dem informellen Treffen der Opec bereits jetzt
eine Anhebung der Förderquoten verkündet würde. Doch die Opec hat die
Entscheidung auf den 3. Juni vertagt. Gleichzeitig hat die Opec
verlauten lassen, dass sie sich besorgt über den hohen Ã-lpreis zeigt.
Natürlich hätte nach dieser Nachricht der Ã-lpreis weiter steigen
müssen. Aber Saudi Arabien hat nach diesem Treffen verlautbaren
lassen, dass es die Förderquoten notfalls auch im Alleingang um bis zu
15 % erhöhen will.
Der Markt honorierte diese Aussage mit fallenden Ã-lpreisen und dadurch
kräftig steigenden Aktienmärkte. Der Dax konnte zeitweise über 1,7 %
zulegen. Sollte er die 3930 Punkte nun auch noch nachhaltig
überwinden, dann werden wir die 4050 Punkten und vielleicht auch noch
das obere Ende der Seitwärtsbewegung bei 4170 Punkten sehen.
Hintergrund: Analysten bewerten die Aussage Saudi Arabiens als
deutliches Zeichen dafür, dass eine wirkliche Bereitschaft dazu
vorhanden ist, etwas gegen den hohen Ã-lpreis zu tun.
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Montag, 24. Mai 2004
Lufthansa: Kapitalerhöhung mit Fragezeichen
von Jochen Steffens
Die Deutsche Lufthansa will sich über eine Kapitalerhöhung Geld für
die Anschaffung der 15 Großraumflugzeuge des Typs Airbus A380
verschaffen. Durch diese Kapitalerhöhung würde die Deutsche Lufthansa
bis zu 750 Mio. Euro einnehmen. Der Airbus A380 ist ein
Großraumflugzeug in dem über 550 Passagiere auf 2 Ebenen befördert
werden können. Lufthansa erhofft sich durch die Einführung dieses
Flugzeugtyps einen Wachstumsschub in den nächsten Jahren.
Für die Kapitalerhöhung werden 76,32 Millionen neue Aktien zum Preis
von mindestens 9,85 Euro ausgegeben.
Insgesamt muss die Lufthansa 4,7 Mrd. Euro für die Einführung des A380
aufbringen. Analsten zeigen sich unsicher, ob das Geld der
Kapitalerhöhung nicht doch aus anderen Gründen gebraucht wird.
Eventuell sind weitere Zukäufe geplant.
Die deutsche Lufthansa fällt um 4,71 % auf 11,54 Euro. Völlig falsch
wurden damit die Anleger erwischt, die in der Annahme sinkender
Ã-lpreise bereits am Freitag auf die Lufthansa gesetzt haben.
Nun aber zu Bill Bonner, der sich heute auf Alan Greenspan
eingeschossen hat.
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Montag, 24. Mai 2004
Erste Stabilisierung...
von Martin Weiss
In den vergangenen Tagen konnten sich die deutschen Standardwerte
wieder leicht stabilisieren. Im Wochenvergleich legte der Dax leicht
zu.
Ja, noch vermochten es die Bullen, die wichtige 200-Tages-Linie
halbwegs zu verteidigen. Obwohl der deutsche Leitindex im Verlauf der
Woche bisweilen gar in den Bereich der 3700 Punkte zurückfiel.
Sicherlich, auch künftig werden die Optimisten gewiß nicht so leicht
aufgeben. Trotz der schwierigen, um nicht zu sagen dramatischen
Wirtschaftslage. In der nächsten Woche wird insofern die Bekanntgabe
des ifo-Geschäftsklimaindex die Richtung vorgeben. Es bleibt also
spannend, vor allem, ob sich aktuelle Lage und Geschäftsaussichten
weiter eintrüben.
Aus den USA erreichten uns in jüngster Vergangenheit sehr gemischte
Wirtschaftsdaten. Speziell aus dem Bereich"Immobilien" im weitesten
Sinne sind es eher Alarmsignale. Zum einen ist im Monat April diesen
Jahres die Zahl der Hausneubauten um 2,1 Prozent zurückgegangen, und
zwar auf 1,969 Millionen. Auffällig war, daß vor allem im Westen ein
signifikanter Rückgang um 14 Prozent zu verzeichnen. Gewiß, es mag
auch an regionalen Wettereinflüssen gelegen haben. Aber mit Sicherheit
trägt zu dieser Entwicklung auch der scharfe Anstieg der
Finanzierungskosten bei. So beträgt zum Beispiel der Zinssatz für
30-jährige Hypothekenkredite nunmehr 6,34 Prozent, Tendenz weiter
steigend.
Zusätzlich müssen Häuslebauer mit erheblich anziehenden Baustoffkosten
auskommen. Die Preise für Zement ziehen bspw. gewaltig an, um ein
Drittel im Jahresvergleich. Bisweilen ist gar von einer
Angebotsverknappung die Rede.
Insofern verschärfen sich also die Rahmenbedingungen zusehends. Auch
von der US-"Konsumfront" gibt es nicht wirklich viel Positives zu
berichten. So waren die für die Woche bis zum 15.5. die Umsätze beim
Einzelhandel um 0,8 Prozent rückläufig. Erwartet wurde aber ein
Anstieg um 0,3 Prozent.
Die Sorgenfalten der Verantwortlichen dürften sicherlich nicht
geringer werden. Nicht zuletzt auch deshalb, da sowohl in Deutschland
als auch in den USA Rekordspritpreise an den Tankstellen zu bezahlen
sind. Und, es sieht momentan keineswegs danach aus, daß sich insofern
nachhaltig-wirkende Verbesserungen einstellen. Der Preis des
"schwarzen Goldes" bleibt weiter sehr hoch und belastet zusätzlich als
"Sondersteuer" die wirtschaftliche Entwicklung in den
Industrieländern.
Sicherlich kann es nach dem heftigen Kursanstieg beim Ã-lpreis immer
wieder zu scharfen Konsolidierungen kommen. Aber, es geht kein Weg
daran vorbei, daß der Ã-lpreis mittel- bis langfristig betrachtet
weiter tendenziell steigen wird. Und, nur am Rande sei erwähnt, daß
die gegenwärtigen Ã-lpreise inflationsbereinigt (!!) nicht wirklich
dramatisch hoch sind.
Dramatisch niedrig ist jedoch das Verhältnis Goldpreis (gemessen an
einer Feinunze) zum Ã-l (gemessen am barrel). Historisch"normal" bzw.
Durchschnitt ist es, daß man für eine Feinunze Gold um die 20 Barrel
Ã-l kaufen kann. Aktuell beträgt dieses Verhältnis nur an die 10, was
im historischen Vergleich sehr, sehr niedrig ist und deutliches Indiz
wiederum für eine klare Unterbewertung des gelben Edelmetalls ist.
In den letzten Tagen konnte sich der Goldpreis nach der
vorangegangenen heftigen Korrektur erstmals wieder etwas
stabilisieren. Charttechnisch wichtig wäre, wenn die Widerstandszone
bei ca. 388 $ auf Tagesschlußkursbasis überwunden werden könnte. Denn
dann wäre der Weg in Richtung 400 $ wieder frei.
Hoffen wir, daß dies in der letzten vollen Maiwoche gelingen möge...
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Montag, 24. Mai 2004
Der Teufel, der Präsident und Alan Greenspan
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Der Dow Jones hat seit dem 11. Februar fast genau 800 Punkte verloren.
Ein solcher Rückgang führt normalerweise dazu, dass der Index als
"überverkauft" bezeichnet wird, und zumindest eine technische Rally zu
erwarten ist. Und letzten Freitag stieg er dann ja auch wirklich.
Währenddessen pendelt der Goldpreis immer noch um die Marke von 380
Dollar.
Und außerhalb der Märkte stieg die Zahl der Amerikaner, die das erste
Mal einen Antrag auf Arbeitslosenhilfe gestellt haben.
All diese Dinge müssen natürlich den Fed-Vorsitzenden, stören. Alan
"Spekulationsblasen" Greenspan hat seinen Pakt mit dem Teufel gemacht,
und mit dem US-Präsidenten. Für den Teufel hält er die Zinsen
künstlich niedrig, um die Kleinanleger tiefer in die Schulden zu
treiben. Dafür wird er weiter der hoch gelobte Fed-Vorsitzende
bleiben. Für den Präsidenten wird er genau dasselbe tun, aus genau
denselben Gründen.
Dafür erhält der Teufel die Seele von Alan... und hofft, ein paar
weitere einsammeln zu können, unter den Millionen von verzweifelten,
von Bankrott bedrohten Menschen, die die niedrigen Zinsen kreieren
werden. Der Präsident hofft, wiedergewählt zu werden.
Aber manchmal funktionieren niedrige Zinsen nicht. Die Leute leihen
sich Geld und geben es aus... und dann leihen sie sich noch mehr, um
die Zinsen zu bezahlen. Aber all das neue Geld und die neuen Kredite
treffen auf eine gleich bleibende Zahl an Ressourcen. Das ist -
allgemein gesagt - der Grund dafür, dass zum Beispiel in Orange
County, Kalifornien, der durchschnittliche Preis für ein
Einfamilienhaus in den letzten 12 Monaten um 30 % gestiegen ist.
Alan"Spekulationsblasen" Greenspan hat die größte inflationäre
Anstrengung der Geschichte durchgeführt - er hat mehr Geld drucken
lassen, als alle seine Vorgänger zusammengenommen. Er hat die
Leitzinsen auf 1 % gesenkt... so tief waren sie nur zwei Mal
überhaupt... und er hat sie länger auf diesem Niveau gehalten als je
zuvor. Das erste Mal, dass der Leitzins bei 1 % lag, war in der
Weltwirtschaftskrise. Das zweite Mal hat er den Leitzins bei 1 %
gelassen, obwohl die Wirtschaft so schnell wie immer wachsen soll.
Er hat eine Spekulationsblase am US-Aktienmarkt begründet... eine
Spekulationsblase am amerikanischen Immobilienmarkt... und eine
Mammut-Schuldenblase an Schulden.
Was diesem Mann jetzt wirklich Sorge bereiten muss, ist die Tatsache,
dass seine Spekulationsblasen Luft verlieren. Die Aktienkurse
fallen... auch wenn es eine technische Erholung geben sollte. Und
selbst das Gold, das in Antizipation einer Inflation steigen"sollte",
fällt!
Was bedeutet das? Wo führt das hin? Explodieren die
Spekulationsblasen? Nimmt die US-Wirtschaft Kurs auf eine
Deflation... und nicht auf eine Inflation? Sind die USA immer noch
auf dem Weg, den Japan 10 Jahre früher genommen hat... nach all
diesen Jahren? Ich weiß es nicht. Aber, wie üblich, habe ich eine
Einschätzung dazu:
Der Teufel wird seine Beute bekommen. Aber der Präsident wird
wünschen, dass er niemals mit Alan Greenspan zu Abend gegessen hätte.
Jetzt zu Eric, für mehr News:
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Montag, 24. Mai 2004
Anteil der Gold-Bullen auf Rekordtief
von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York City
Wenn man derzeit US-Aktien besitzt, dann ist das so, als wenn man mit
einer Hornisse im Auto durch die Stadt fährt... die Anspannung ist
fast unerträglich, auch wenn der Aktienmarkt in neutralem Gebiet zu
sein scheint.
Unter der Oberfläche des derzeit ziemlich ruhig aussehenden"Dow
Jones"-Sees brauen sich viele besorgniserregende Trends zusammen. Zum
einen wäre da der Ã-lpreis, der fast jeden Tag auf neue Rekordhochs
steigt - egal, wieviel Erdöl die OPEC auf den Weltmarkt pumpt. Im
letzten Monat förderte die OPEC (ohne Irak) 26 Millionen Barrel pro
Tag (Quelle: Middle East Economic Survey) - das lag 2,5 Millionen
Barrel über der OPEC-Vorgabe von 23,5 Millionen Barrel pro Tag. Mit
anderen Worten: Die OPEC pumpt derzeit das Ã-l fast so schnell wie sie
es kann aus der Erde, und dennoch steht der Ã-lpreis bei 40 Dollar je
Barrel.
Die Straße zum hohen Ã-lpreis und den daraus abgeleiteten hohen
Benzinpreisen ist gepflastert mit den Verkaufsaufträgen der
Anleiheninvestoren. Die Rendite der 10jährigen US-Staatsanleihen, die
vor zwei Monaten bei rund 3,65 % stand,"kampiert" gerade im Bereich
von 4,75 %.
Offensichtlich riecht der US-Anleihenmarkt da etwas, das ein bisschen
wie Inflation riecht. Auch Warren Buffett sieht das, weshalb er mit
seiner Anlagegesellschaft Berkshire Hathaway für rund 12 Milliarden
Dollar ausländische Währungen gekauft hat. Ich frage mich: Was sehen
die Anleiheninvestoren, das die Goldinvestoren nicht sehen? Können
denn nicht auch die Goldinvestoren sehen, dass der Ã-lpreis bei über 40
Dollar je Barrel steht?
Das Problem könnte sein, dass es nur noch sehr wenige hart gesottene
Goldinvestoren gibt."Eine Umfrage von MBH Commodity zeigt, dass die
Zahl der Gold-Bullen auf Rekordtief steht", so Jay Shartsis von
Lafferty."In einer der Umfragen (von MBH Commodity) ist der Anteil
der Gold-Bullen auf 10-Tages-Basis unter 10 % gefallen. So tief war
dieser Wert noch nie in der 17jährigen Geschichte dieser Umfragen. Das
an sich öffnet einem die Augen - und das wird noch verstärkt, wenn man
bedenkt, was für eine Preisentwicklung zu dem Kollaps der bullishen
Einschätzung geführt hat: Es war etwas weniger als ein Kollaps des
Goldpreises. Denn ein Rückgang von 430 Dollar auf 375 Dollar ist kein
Kollaps - ein Rücksetzer, aber kein Kollaps."
"Gold ist ohne Frage ein saisonales Investment", so John Hathaway,
Fondsmanager bei Tocqueville."Es können Jahrzehnte vergehen, in denen
der Goldpreis stagniert, oder schlimmer. Allerdings bekommt manchmal
die Sicherheit Priorität (...), wenn Gläubiger und Investoren in
Phasen ausgedehnter Kreditkontraktion das Risiko scheuen. In den
(...) 1930ern und 1970ern stieg der Goldpreis gegenüber den anderen
Vermögensanlagen. Er tat das nicht, weil er Teil eines
'Reflations-Cocktails' war (...). Sondern deshalb, weil es eine
generelle Bewegung hin zu Sicherheit gab - was durch schlechte
Erfahrungen in diversen Anlagekategorien verursacht worden war. Das
trieb den Goldpreis nach oben..."
Die Geschichte könnte sich bald wiederholen.
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Montag, 24. Mai 2004
Aufstieg und Fall von Zivilisationen
von unserem Korrespondenten Bill Bonner in Paris.
*** Ich habe gerade das Buch"Man Against Climate" von Lucian Boia
gelesen, in dem er zeigt, wie die führenden Zivilisationen nach
Erklärungen für ihren eigenen Erfolg suchen. Das Klima ist ein oft
genannter Grund, weil es - wie die Geographie - permanent ist. Jede
dominierende Gruppe tendiert dazu, zu glauben, dass sie aufgrund von
unveränderlichen, ewigen Gründen an der Spitze steht. Aber Fakt ist,
dass nur wenige sehr lange an der Spitze stehen - und niemand für
immer.
Die Amerikaner, die derzeit unangefochten an der Spitze der Welt
stehen, glauben, dass ihre Institutionen und Ideen sie überlegen
machen. Viele Amerikaner - wie Dinesh D'Sousa und die
"Neokonservativen" - wollen diese exportieren, und sei es mit der
Waffe in der Hand.
"Aber Gesetze und Institutionen haben keinen universalen Wert",
erklärt Boia."Sie müssen an jede Kultur und an die Psychologie der
Menschen angepasst werden. Psychologie und das Verhalten der Menschen
hängen von dem Umfeld ab, in dem sie aufwachsen..."
*** Es ist fast unvorstellbar - aber einst nahm man an, dass das
Zentrum der Welt Bagdad sei, und nicht Washington. Im Mittelalter war
es die arabische Zivilisation, die dynamisch, nach vorne schauend,
expansionistisch und aggressiv war. Es wurde angenommen, dass Bagdad
die fortgeschrittenste Kultur der Welt hätte... und das beste Wetter
der Welt.
Im 8. Jahrhundert hatten die Mauren ihre Zivilisation bis nach
Südfrankreich exportiert - nicht weit weg von Poitiers, wo ich mich
gerade aufhalte. Da wurden sie von Karl Martell zurückgeschlagen - und
in den nächsten 700 Jahren mussten sie den Rücktritt aus Europa
antreten. Die letzten Mauren wurden zur gleichen Zeit, als Kolumbus
Amerika entdeckte, vertrieben.
***"Deshalb will ich diese Reform-Initiative für den größeren
Mittleren Osten forcieren", erklärte George Bush vorletzte Woche,"um
die Freiheit zu verbreiten. Und wir werden das weiter tun. Solange ich
Präsident bin, werde ich die Freiheit forcieren. Ich glaube stark an
die Macht der Freiheit."
"Und wissen Sie, warum ich das tue? Ich habe gesehen, dass die
Freiheit hier in unserem eigenen Land funktioniert hat. Und ich habe
diesen Glauben, diesen starken Glauben, dass die Freiheit nicht das
Geschenk unseres Landes für die Welt ist; Freiheit ist die Gabe des
Allmächtigen für jeden Mann und jede Frau in dieser Welt. Und als die
größte Macht auf der Erde haben wir eine Verpflichtung, die
Verbreitung der Freiheit zu fördern..."
*** Vielleicht hat er Recht. Vielleicht hat der Allmächtige George W.
Bush auserwählt, damit dieser SEINE Gabe für die Welt ausliefert.
Vielleicht.
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Montag, 24. Mai 2004
Trends, die von falschen Prämissen ausgehen
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Nach Auffassung von George Soros ist der beste Weg, um richtig Geld zu
verdienen der: Spüren sie einen Trend auf, dessen Prämissen ganz
einfach falsch sind, und wetten sie dagegen. Das hat sich in der
Vergangenheit immer wieder als erfolgreiche Strategie erwiesen.
Blicken wir 3 Jahre zurück:
Die Prämisse des 2001 an der Wall Street erreichten Aktienkursniveaus
war, dass Staatsdiener Alan Greenspan schaffen würde, was vor ihm noch
niemand geschafft hatte: Die Aktienkurse davon abzuhalten, sich nach
einer Übertreibung wieder in Richtung eines durchschnittlichen
Bewertungsniveaus zu entwickeln.
Zur Untermauerung der Hoffnung, dass Greenspan doch Erfolg haben
könnte, wurden jede Menge Argumente ins Feld geführt. Besonders
populär war das Argument"Produktivitäts-Wunder" - bis schließlich die
meisten Zahlen anzeigten, dass sich die Produktivität wieder in
Richtung eines recht durchschnittlichen Niveaus entwickelte. Beliebt
war auch das Argument"höhere Wirtschaftswachstumsraten" - bis das
Wachstum deutlich langsamer wurde."Informationstechnologie" büßte
seine Beliebtheit wegen der hohen Korrelation zu Produktivität und
Wachstum ebenfalls ein. Was war mit"höheren Unternehmensgewinnen"?
Auch das wurde in die Gullis der Wall Street gespült, weil die
Unternehmensgewinne natürlich parallel zu allen anderen Makro-Größen
in die Knie gingen und damit auch dem Mythos vom"immerwährenden
Wachstum" und"perfekten Lagerhaltungsbestandssystemen" den Garaus
machten. Nur ein Schilfrohr knickte nicht im Wind: die Idee, dass
Greenspan weiterhin der Lenker von US-Wirtschaft und US$ sei.
Bei näherem Hinsehen war das Vertrauen, das die Leute in die Fed
hatten, durch deren Geschichte eigentlich nicht gerechtfertigt. Erste
Pflicht der Bank war es, den Dollar und das Bankensystem zu schützen.
Seit der Gründung im Jahr 1913 sind jedoch mehr Banken Pleite gegangen
als je zuvor - allein 10.000 während der Weltwirtschaftskrise. Und im
Verlauf ihres 87jährigen Bestehens hat die Fed den Dollar von einer
Hartwährung in etwas verwandelt, was wohl eher die Konsistenz eines
Vanillepuddings aufweist.
Soviel zum Thema"Trends, die von falschen Prämissen ausgehen"...
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