- Der nächste Weltuntergang - Euklid, 25.05.2004, 16:59
- oder auch nicht (siehe Text) - H. Thieme, 25.05.2004, 17:31
- Es ist zum kotzen - rocca, 25.05.2004, 17:36
- Also... - MarkXzzz, 25.05.2004, 18:09
- Re: 1 Bier???.......Ich würde Ihm sogar 3 ausgeben..........:-)) (o.Text) - Tierfreund, 25.05.2004, 19:15
- Re: 1 Bier???.......Ich würde Ihm sogar 3 ausgeben..........:-)) (o.Text) - Cujo, 25.05.2004, 20:18
- Re: 1 Bier???.......Ich würde Ihm sogar 3 ausgeben..........:-)) (o.Text) - Tierfreund, 25.05.2004, 19:15
- was ist denn mit Dir los???? - nasowas, 25.05.2004, 20:09
- Also... - MarkXzzz, 25.05.2004, 18:09
- Haha:-))) - MarkXzzz, 25.05.2004, 17:36
- Re: Der nächste Weltuntergang -- Hmmm, arbeitet RK jetzt beim Spiegel? ;))) (o.Text) - JoBar, 25.05.2004, 17:50
- wenn alles wirklich so schlimm wäre, Klimakatastrophe,...etc... - R1, 25.05.2004, 19:47
- Re: bei den Wohnungsmieten scheint Euklid Recht zu bekommen/behalten.... - Baldur der Ketzer, 25.05.2004, 20:25
- Re: bei den Wohnungsmieten scheint Euklid Recht zu bekommen/behalten.... - MattB, 25.05.2004, 20:49
- Re: bei den Wohnungsmieten scheint Euklid Recht zu bekommen/behalten.... - Euklid, 25.05.2004, 21:40
oder auch nicht (siehe Text)
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Hitze für alle!
Um bis zu 7,5 Grad zu kalt ist es für diese Jahreszeit - einer von zehn Gründen, sich auf die globale Erwärmung zu freuen. Wirklich.
von Ulli Kulke
Passt alles prima: Die Heizungen werden aufgedreht, die Wintermäntel wieder hervorgeholt und der Gedanke an Grog ist gar nicht mehr so abwegig: Das Wetter derzeit scheint wie eine gigantische Werbeaktion Hollywoods für den Eiszeit-Thriller"The Day After Tomorrow", der am Donnerstag in die Kinos kommt. Die globale Erwärmung käme also gerade recht. Und die Experten sagen: Es wird warm.
Wir fragen: Warum auch nicht? Mögen manche von Klimakatastrophe und Weltuntergang reden. Hier sind die positiven Folgen der globalen Erwärmung. Sie sind beträchtlich.
1. Damit wir wissen, worüber wir sprechen: Die durchschnittlichen Sommertemperaturen in unseren Breiten sollen bis zum Jahr 2050 um 1,5 bis 4,5 Grad ansteigen. Endlich, müsste doch jeder sagen, der jetzt, in bis zu siebeneinhalb Grad zu kalten Mai-Tagen, aus dem Haus geht. Haben wir uns nicht zu oft über unwirtliche Juli- und August-Monate beklagt? Nur vergangenes Jahr nicht - und das war doch schon mal ein guter Vorgeschmack. Zwischen 60 und 70 Prozent der Bevölkerung empfinden Jahrhundertsommer - wie wir sie etwa 1992, 1995 oder eben 2003 erlebten - als"gesundheitlich vorteilhaft". Was wollen wir eigentlich? Wieder zurück zu den die Niesel-Tiefs aus den 80er Jahren, in die grauen Zeiten, als das Wetter noch politisch korrekt war, und Rudi Carrell aus dem Radio jammerte"Wann wird's wieder richtig Sommer"? In einigen Jahren heißt es: Mehr Sonnenschein - nämlich eine Stunde zusätzlich pro Tag - und mehr Wolkenbrüche. Das Wetter wird klarer strukturiert.
2. Der Winterurlaub in den Bergen muss beileibe nicht flach fallen. Die Temperaturen steigen nämlich im Sommer stärker an als im Winter.
3. Eine Erhöhung der Jahresmitteltemperatur in unseren Breiten verringert die Sterberate deutlich. Gewiss: Im vergangenen heißen August alarmierten uns Meldungen über viele Hitzetote in Europa, heizten die Debatte über den Klimawandel an. Aber warum kommen in der Debatte die Kältetoten nicht vor? Erhebungen aus England zeigen, dass allein dort im Winter jedes Grad weniger 8000 Todesfälle mehr verursacht. Eine Studie zog Bilanz: Die Jahre 1994/95, als die Temperaturen in England und Wales um bis zu extremen drei Grad über dem Durchschnitt lagen, forderten - trotz hitzebedingter Sterbefälle im Sommer - unterm Strich 7000 Tote weniger.
4. Dieselbe Untersuchung ergab auch: Zwar hatten Klimaanlagen und Kühlschränke mehr zu arbeiten, aber die kürzere Heizperiode im Winter sparte gehörige Energiekosten: Rund 355 Millionen britische Pfund. Dies schreiben die Experten von der Schweizer Rückversicherung"Swiss Re", die die Klimaerwärmung weniger katastrophal einschätzen als ihre Kollegen von der"Münchner Rück". Sollte also jemand zynischerweise beklagen, das schönere Wetter strapaziere wegen der geringeren Todesfälle die Rentenkassen: Die finanzielle Entlastung ist bereits eingebaut.
5. Die Folgen für Ackerbau und Viehzucht auf der Welt sind umstritten. Aber abgesehen davon, dass zusätzliches Kohlendioxid wie Dünger wirkt: Auf Grund der höheren Niederschläge könnte sich - was lange nicht mehr geschah - die bewässerte Anbaufläche wieder mal ausdehnen, und zwar um rund vier Prozent weltweit.
6. Auch was die verschiedenen Regionen angeht: Die Klimavorhersagen in vielen für die Welternährung entscheidenden Ländern laufen auf einen deutlichen Schub für die Bewässerungslandwirtschaft hinaus. Die Getreideproduktion hätte vor allem in den gemäßigten Breiten, etwa in Kanada, Russland, Australien, Südafrika, Nordeuropa, Argentinien, Peru oder Chile, aber auch in Gegenden mit dem höchsten Bevölkerungsdruck wie Nahost, China, Algerien und Teilen Zentralafrikas günstigere Bedingungen. Natürlich gibt es auch Verlierer: Andere Länder Afrikas. Auch in der EU und den USA gingen die Erträge zurück. Doch kämpft man dort sowieso mit Überschüssen. Und unter den Klimagewinnern sind Länder, die eine effiziente Nutzung der besseren Situation erwarten lassen.
7. Schluss mit weiterer Verwüstung und fatalen Dürren im Sahel-Gürtel: Die Sahara, vor 8000 Jahren ein wahrer Garten Eden, wird von Süden her wieder grün und fruchtbar. Wie zu Zeiten, als die Felsenmalereien in der"Höhle der Schwimmer" (!) im Gilf Kebir entstanden. Theoretisch könnten wie einst wieder Elefanten, Antilopen, Giraffen und anderes Großwild an den Hängen des Hoggar-Gebirges leben. Und in den neuen Sümpfen dann sogar Sahara-Krokodile.
8. Die Nordostpassage, der einst so mühevoll, opferreich und vergeblich gesuchte kurze Seeweg nach Ostasien, ist seit einigen Jahren ab und zu befahrbar. Wird es noch wärmer, dürfte die Strecke, auf der Frachtschiffe so viel Zeit und Treibstoff sparen, dauerhaft ohne Eisgefahr offen sein - japanische Autos und Alaska-Lachs könnten erschwinglicher werden. Auch die Nordwestpassage um Nordamerika herum dürfte bald frei sein.
9. Überhaupt rückte der hohe Norden, der von einer Klimaerwärmung überdurchschnittlich beglückt wäre, stärker in unser Blickfeld. Die Erde würde buchstäblich größer für uns, wenn erst die arktischen Gefilde befreit sind aus dem exklusiven Griff der Survival-Fans. Urlaubsparadiese in der Tundra könnten Sibirien endlich das Dauerimage als Straflager nehmen.
10. Die nördlichsten für den Weinanbau noch geeigneten Breitengrade könnten wieder ihre historischen Höhen erreichen. Solche"Isovinarien" sind für Kulturhistoriker wichtige Klimaindikatoren. England müsste den Roten nicht mehr widerwillig in Frankreich einkaufen. Und wir dürften die edlen Tropfen aus dem"Vinland" (heute Neufundland), von denen Leif Erikson vor 1000 Jahren berichtete, selbst genießen.
Und auf die besseren Zeiten anstoßen.
Artikel erschienen am 25. Mai 2004
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