- Daily Reckoning - Sorrento, 03.06.2004, 22:19
Daily Reckoning
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I N V E S T O R ' S D A I L Y
Der E-Mail-Dienst für Investoren, Ausgabe vom 3. Juni 2004
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* Opec erhöht Fördermenge auf 2 Mio. Barrel je Tag
* US-Konjunkturdaten
* Münchener Rück: Erstversicherung wieder im Plus
* Siemens erhält UMTS-Auftrag aus Italien
* Spekulationsblasen-Müdigkeit
* Der Kampf von Hyänen
* Euro-Snobs in Baltimore
* Sind die USA eine imperiale Macht?
* Über den Investor Verlag
* Empfehlen Sie"Investor's Daily" weiter
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Donnerstag, 3. Juni 2004
Opec erhöht Fördermenge auf 2 Mio. Barrel je Tag
von Jochen Steffens
Heute Nacht war erst einmal zu hören, dass aus Opec Kreisen
durchgesickert sei, die Ã-lförderquote würde nur auf 1-1,5 Mio. Barrel
je Tag angehoben - erwartet wurde eine Anhebung um 2-2,5 Mio. Barrel.
Dieses"Gerücht" schickte unter anderem die asiatischen Märkte
deutlich ins Minus. Wieder einmal hat ein Gerücht den Markt bewegt und
wiedereinmal scheinen hier mehr Eigeninteressen als Tatsachen Ursache
für dieses Gerücht gewesen zu sein.
Die Opec hat nämlich soeben (nach den letzten Meldungen) beschlossen,
die Ã-lförderquote um 2 Mio. Barrel anzuheben, behält sich zudem vor,
im Sommer die Förderquote noch einmal um 0,5 Mio. auf 2,5 Mio.
anzuheben. Sehr geschickt. Die Erwartungen erfüllt, aber das Pulver
noch nicht verschossen.
Immer wieder ist von Seiten der Opec zu hören, dass der Ã-lpreis durch
Spekulanten hoch getrieben wird. Das unterstützt meine These zum Ã-l
und dem amerikanischen Wahlkampf. Lustig ist, dass sich die
amerikanische Regierung so beständig"besorgt" über die Entwicklung
des Ã-lpreises zeigt. Dabei hatte gerade die US- Regierung die
Möglichkeit gehabt, den Ã-lpreis allein durch eine Äußerung zu
beeinflussen. Ich hatte es letztens geschrieben: Die US-Regierung hat
es kategorisch abgelehnt, die strategischen US-Reserven anzugehen.
Hier hätte eine weniger kategorische Aussage, eine vielmehr
diplomatische Aussage, die diese Option offen lässt, den Ã-lpreis
sicherlich deutlich einbrechen lassen. Für mich war diese kategorische
Ablehnung ein Zeichen dafür, dass der US-Regierung der hohe Ã-lpreis im
Moment nur Recht ist, um den Markt unten zu halten. Ich bin mir
mittlerweile fast sicher, dass ab September der Ã-lpreis deutlich
nachgeben wird, damit rechtzeitig vor der Wahl eine Kursrallye starten
kann.
Da fällt mir ein, ein Leser schrieb mir, ich solle doch mal erwähnen,
dass die Fed keine staatliche Organisation sei. Offenbar hat aus meine
Texten ein anderer Eindruck entstehen können. Das möchte ich hiermit
noch einmal deutlich nachholen. Natürlich gibt es jedoch eine enge
Verbindung zwischen Staat und Fed. Die eigentlich Kontrolle über die
Fed hat ein siebenköpfiges Board of Goveneurs. Dessen Mitglieder
werden auf 14 Jahre von niemand geringerem als dem amerikanischen
Präsidenten ernannt. Der Vorsitzende, zur Zeit Alan Greenspan, wird
auf vier Jahre ernannt.
Aber auch sonst ist die Verbindung zwischen Fed und Präsidenten sehr
groß. Aktuell sogar so groß wie nie zuvor. Die"Tiefe der Verbindung"
wird an den Besuchen von Alan Greenspan beim Präsidenten Bush
gemessen, die aktuell ein Rekordniveau erreicht haben sollen - wie so
vieles im Moment. Ob die beiden vielleicht einfach nur gerne zusammen
Brezeln essen, anstatt über den desaströses Zustand der Staatsfinanzen
zu debattieren, vermag ich dabei nicht zu beurteilen...
Kommen wir zur europäischen"Fed", der EZB, die aber im Gegensatz zur
Fed nur für die Preistabilität sorgen soll und die Geldmenge steuert,
sich jedoch nicht direkt um das europäische Wirtschaftswachstum
kümmert.
So hat die EZB heute auch die europäischen Leitzinsen unverändert
gelassen. Nichts anderes war, auch angesichts der durch den Ã-lpreis
anziehenden Inflation, erwartet worden.
Und was macht der Dax? Er notiert nach dem Ergebnis der Opec Konferenz
uneinheitlich um die Null-Marke herum. Die wirklichen Impulse werden
gleich wieder die amerikanischen Märkte geben. Auch wenn einige
Analysten es anders sehen, diese Ã-lfördererhöhung sollte zu einem
sinkenden Ã-lpreis führen, der sich in Folge stabilisierend auf die
Märkte auswirken wird. Mehr dazu in den US-Konjunkturdaten.
Zum Schluss möchte ich noch einmal auf das Thema"Astrologie"
eingehen. Ich erhielt einige bitterböse und einige sehr informative
Mails von Ihnen, in denen mir einhellig vorgeworfen wurde, ich hätte
mich bei diesem Thema zu weit aus dem Fenster gelehnt. Ich gebe offen
zu, dass ich kein vertieftes Wissen über Astrologie habe - aber darum
ging es (zumindest mir) auch überhaupt nicht (Mir ging es auch schon
gar nicht darum, das Thema Astrologie generell zu verunglimpfen). Mir
ging es lediglich darum, dass in diesem speziellen Fall eine Analyse
vorgelegt wurde, die nichts"Überraschendes" enthielt, die nichts
enthielt, dass man nicht auch so erahnen konnte, die sich aber rasend
schnell verbreitete. Und da bin ich und bleibe ich skeptisch.
Würde mir das Funktionalität"bewiesen", wie es offenbar einigen
Lesern geschehen ist, dann würde ich meine Skepsis (die ich wie gesagt
eigentlich ALLEN Dingen des Lebens gegenüber habe) wohl gegen ein
intensives Studium der Börsen - Astrologie eintauschen, das ist aber
bisher noch nicht geschehen.
Donnerstag, 3. Juni 2004
US-Konjunkturdaten
von Jochen Steffens
Im Moment sind keine wirklichen Überraschungen mehr vom US-Arbeitsmart
zu vermelden, vielleicht ändert sich das, wenn morgen die Zahl der
neuen Stellen gemeldet wird.
Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe ist in der letzten
Woche auf 339.000 zurückgegangen. Damit pendelt sich der Wert auf
einen Wert um 340.000 ein. Erwartet wurden 335.000 bis 337.000 neue
Anträge nach zuvor 345.000 (revidiert von 344.000).
Die Industrieaufträge sind um 1,7 % zurückgegangen. Erwartet wurde ein
Rückgang um 1,2 bis 1,5 % nach zuvor noch +4,3 %.
Der ISM Dienstleistungsindex notiert bei 65,2. Erwartet wurde der
Service-Index bei 66,0 nach zuvor 68,4.
Diese beiden letztgenannten Wert weisen wiederum auf eine
Verlangsamung der Wirtschaftsaktivität in den USA hin. Dadurch wird
der besser ausgefallene ISM Index des verarbeitenden Gewerbes wieder
etwas relativiert.
So, nun sollten die Märkte eigentlich wieder steigen. Auch wenn manche
Markteilnehmer mit 2,5 Mio. Barrel gerechnet hatten, ist diese
moderatere Taktik der Opec im Prinzip langfristig besser für den
Markt, da das Pulver noch nicht verschossen wurde. Auch die
schlechteren Konjunkturdaten sollten sich positiv auswirken, da die
Zinserhöhungsangst wieder gedämpft wird.
Dass die Amis im Moment noch im Minus sind, dürfte die erste Reaktion
sein, die gerne mal die falsche Richtung einschlägt. Wir kennen das
Spiel, die Amis müssen erst ihre Rechenschieber rauskramen und alles
genau durchkalkulieren, bevor sie sich dann entsprechend
positionieren. Die wirklich Richtung wird, wie so oft, erst nach
20.00 Uhr eingeschlagen.
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Donnerstag, 3. Juni 2004
Münchener Rück: Erstversicherung wieder im Plus
von Jochen Steffens
Die Münchner Rück konnte ihr Ergebnis vor Abschreibungen auf
Geschäfts- und Firmenwerte bis Ende März auf 855 Mio. Euro steigern,
nach einem Vorjahresverlust von revidierten 190 Mio. Euro. In Bereich
der Rückversicherung stieg das operative Ergebnis auf 714 Mio. Euro.
Die Erstversicherung schaffte es im ersten Quartal das Ergebnis vor
Abschreibung auf Firmenwerte auf 149 Mio. Euro in die Gewinnzone zu
bringen, nach einem Verlust von 498 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum.
Auch die betriebliche Altersversorgung konnte zwar zulegen, hier
wirkte sich jedoch die Steuerdiskussion und die gesenkte
Gewinnbeteiligung negativ aus.
Die Beitragseinnahmen der Rückversicherung sanken zwar aufgrund des
schwachen Dollars und einer strengeren Abwägung von Prämien und
Risiken um 5,4 %, die Schaden-Kosten-Quote konnte sich jedoch auf
96,3 % verbessern.
Begründet wurde das gute Ergebnis unter anderem mit dem Ausbleiben von
Großschäden wie Naturkatastrophen und natürlich mit der guten
Entwicklung an den Finanzmärkte.
In der Rückversicherungssparte könnte sich der teilweise Einsturz des
Terminals am Pariser Flughafen Charles de Gaulle mit einem
zweistelligen Millionenbetrag auswirken. Hier kommt es jedoch noch auf
die wirkliche Unglücksursache an. Die Überschwemmungen in der Karibik
und das jüngste Erdbeben im Iran haben hingegen keine direkten
Auswirkungen.
Beim Ausblick strebt die Münchner Rück 2004 weiterhin eine
Schaden-Kosten-Quote von unter 97 % Prozent an. Mit der
Ergebnisverbesserung im ersten Quartal wird auch das Ergebnisziel von
rund 2 Mrd. Euro für das Gesamtjahr erreichbar.
Die Aktien der Münchner Rück konnten heute um 1,29 % zulegen.
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Donnerstag, 3. Juni 2004
Siemens erhält UMTS-Auftrag aus Italien
von Jochen Steffens
Siemens hat von dem italienischen Mobilfunkbetreiber Wind einen
Großauftrag zum Aufbau eines UMTS-Netzes erhalten. Dieser Großauftrag
hat einen Auftragswert von mehr als 300 Mio. Euro über eine Laufzeit
von drei Jahren verteilt. So soll Siemens Mobile Netztechnik und
Funkstationen der dritten Mobilfunkgeneration liefern und
installieren.
Siemens gilt als drittgrößte Mobilfunk-Ausrüster hinter Ericsson und
Nokia.
Siemens sinkt heute um 0,63 % auf 57,16 Euro.
Donnerstag, 3. Juni 2004
Spekulationsblasen-Müdigkeit
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Die jüngsten Zahlen zur amerikanischen Geldmengenentwicklung zeigen,
dass sich eine neue Spekulationsblase aufbaut; die Geldmenge M3 wächst
mit einer atemberaubenden Jahresrate von 20 %. In den letzten 4 Wochen
ist die Geldmenge M3 um 155 Milliarden Dollar gestiegen. Wenn das in
dem Tempo weitergehen würde, dann hätte sich die amerikanische
Geldmenge in einem Jahr um 2 Billionen Dollar erhöht - das ist ein
Betrag, der grob einem Fünftel des nationalen Outputs entspricht.
Aber wie lange kann das weitergehen?
Sie werden sich erinnern, liebe(r) Leser(in), dass Alan Greenspan
einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hat... und George W. Bush hat
einen Pakt mit Alan Greenspan geschlossen. Sie werden beide tun, was
sie können, um die Spekulationsblase weiter wachsen zu lassen -
zumindest bis zur Wahl. Und jetzt, wo der Krieg im Irak so läuft, wie
man es hätte erwarten können, ist die Wirtschaftslage in den USA
wichtiger als je zuvor geworden. Denn wenn am Wahltag die Lage an
beiden Fronten schlecht ist, dann wird es auch für Amerikas
Spekulationsblasen Präsidenten schlecht aussehen.
Aber ich habe langsam genug von Spekulationsblasen. Sie scheinen zu
expandieren... und zu expandieren... und immer weiter zu
expandieren. Jedes Mal, wenn ich erwarte, dass sie schrumpfen, werden
sie noch größer.
"Du wirst nicht glauben, was am US-Immobilienmarkt passiert - sogar
hier in Baltimore", sagte mir vorgestern ein Freund."In Deiner alten
Nachbarschaft ist vor kurzem ein Haus für über 300.000 Dollar verkauft
worden. Das ist unglaublich."
Wirklich unglaublich. Vor ein paar Jahren konnten in vielen Teilen von
Baltimore Häuser einfach nicht verkauft werden. Ernsthaft. Der
Bürgermeister hat es versucht. Er hat versucht, Hunderte von
verlassenen Häusern für jeweils 1 Dollar zu verkaufen. Viele fanden
keinen Käufer.
Die Bedingung war, dass man zustimmen musste, dort einzuziehen. Aber
jetzt genießt sogar Baltimore - das seit den 1920ern einen
Immobilien-Bärenmarkt erlebte - die Spekulationsblasen-Welt des frühen
21. Jahrhunderts. Die Leute wollen jetzt nicht nur mitten in der Stadt
leben; sie wollen dafür auch viel zahlen."In Hampden (einer
heruntergekommenen Gegend mit kleinen Häusern, die im letzten
Jahrhundert für Arbeiter gebaut worden waren) werden Häuser für
150.000 Dollar verkauft", so mein Freund weiter.
Spekulationsblasen links, Spekulationsblasen rechts,
Spekulationsblasen vor uns... wie lange wird es noch dauern, bis eine
von denen platzen wird? Das Warten ist mir langweilig geworden.
Haushaltsdefizite, Handelsbilanzdefizite, Konsumentenschulden - die
Trends, von denen ich dachte, sie würden kaum noch einen Tag dauern,
scheinen fast ewig zu sein. Bei mir zeigt sich eine Art von
"Spekulationsblasen-Müdigkeit". Wir leben wie die Einwohner am Fuße
des Vesuvs. Wir ignorieren den Rauch und die Asche und gehen unseren
Geschäften nach... und vergessen, dass der Vulkan jede Minute
explodieren könnte."Es gibt drei Regeln für Spekulationsblasen",
schreibt Jim Jubak.
Regel Nummer 1: Sie dauern viel länger, als man erwartet.
Regel Nummer 2: Sie expandieren gegen Ende des Zyklus schneller...
also wenn man denkt, dass sie schon lange vorbei sein sollten, dann
scheinen sie robuster als zuvor zu sein.
Regel Nummer 3: Niemand will es zugeben, wenn sie wirklich vorbei
sind.
Jubak weiter:"Ich bin mir allerdings sicher, dass jetzt nicht die
Zeit für die Investoren ist, ihre Wachsamkeit aufzugeben. Diese
Spekulationsblase wird wahrscheinlich nicht so platzen, wie wir es bei
der Spekulationsblase am Aktienmarkt des Jahres 2000 gesehen hatten.
Aber es ist noch unwahrscheinlicher, dass sie sanft und schmerzlos
schrumpfen wird."
Jetzt zu Addison mit mehr News:
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Donnerstag, 3. Juni 2004
Der Kampf von Hyänen
von unserem Korrespondenten Addison Wiggin, derzeit in Baltimore
Wie ein paar Hyänen um die letzten Fleischstücke eines toten Tiers
streiten, so streiten derzeit die USA und China verzweifelt um knappe
Rohstoffe. Wer wird diesen Kampf gewinnen? Diese Geschichte beginnt im
Süden der USA...
In Florida sind Bauprojekte auf Eis gelegt worden, der Zement ist
ausgegangen. Alles wird von China aufgesaugt. Der Grund ist einfach:
Eine Volkswirtschaft, die so groß wie Frankreich oder Italien ist,
wächst in einem solchen Tempo, das normalerweise nur kleinen
Insel-Volkswirtschaften vorbehalten ist; Chinas Wirtschaftswachstum
lag in den ersten 3 Monaten des Jahres bei 9,8 % (gegenüber dem
entsprechenden Vorjahreswert).
China hat 4.813 Zementfabriken, mehr als der Rest der Welt
zusammengenommen, und hat trotzdem noch nicht genug. Projekte wie die
Olympiade in Peking haben China dazu gezwungen, 55 % des weltweiten
Zementangebots zu schlucken, 40 % der Stahlproduktion und rund 25 %
der Aluminium-Produktion. Und laut der Detroit Free Press sind die
Immobilienpreise in Shanghai im ersten Quartal um 28,3 % gestiegen,
was die örtlichen Bürokraten dazu bewegt hat, den Verkauf von
Apartments vor ihrer Fertigstellung zu verbieten.
Natürlich ist das für aufmerksame Investor's Daily Leser(innen) nichts
Neues. Sie wissen, dass diese Story keine neue Story ist.
Aber auch die USA wachsen schnell. Es werden weiter gute
Wirtschaftszahlen präsentiert... wie z.B. zuletzt der ISM-Index. Der
hatte einen Wert von 62,8 Zählern und lag damit das siebte Mal in
Folge über 60, was ein weiterer Beweis für einen robusten Turnaround
des produzierenden Sektors ist.
Und die weltweiten Verkäufe von Computerchips sind im April um 4,1 %
gewachsen - das ist der höchste Zuwachs seit Ende 2000...
Oder dies:"Die Bauausgaben (in den USA) sind im April um 1,3 %
gestiegen, was deutlich über der Konsensschätzung lag, die mit einem
Zuwachs von 0,4 % gerechnet hatte. Das bereitet einen starken Start
ins zweite Quartal vor."
Weder Nasdaq noch Dow Jones konnten von diesen News deutlich
profitieren. Derzeit wird alles eher negativ gesehen, was auch die
Tatsache zeigt, dass sich die Einschätzung zu China vom Positiven ins
Negative verwandelt hat:"Einige Analysten fürchten, dass der
Investmentboom (in China) kollabieren könnte, wenn er nicht unter
Kontrolle gebracht wird, ähnlich wie der Kollaps der
Hightech-Spekulationsblase des Jahres 2000", warnt ein Artikel von Ken
Moritsugu und Tim Johnson in der Detroit Free Press.
Ihre Befürchtungen sind nicht unbegründet; aber die Behörden in Peking
haben - anders als ihre Gegenstücke in den USA - das Potenzial einer
Spekulationsblase erkannt, und sie unternehmen Gegenmaßnahmen.
Aggressive Kreditvergabepraktiken der staatseigenen Banken sind
bereits beschränkt werden.
Glücklicherweise müssen wir vom Investor's Daily unsere
Investmententscheidungen nicht auf Basis von"Hörensagen" fällen - wir
haben schließlich einen frischen Bericht von unserem Mann in Asien,
Dann Denning.
Sind die Befürchtungen einer Spekulationsblase in China berechtigt?
Keineswegs, so Dan."Zunächst einmal ist all die Besorgnis vor einer
Abkühlung in China mit sanfter Landung der Wirtschaft fehl platziert.
In Wirklichkeit überlässt die Regierung immer mehr Kontrolle über die
Wirtschaft an die Kräfte des freien Marktes. Man kann das in zwei
große Kategorien aufteilen: Finanzdienstleistungen und Landwirtschaft
Und in diesen beiden Bereichen gibt es große Chancen für Investoren,
ohne das Risiko einer Spekulationsblase."
Jetzt, wo sowohl die chinesische als auch die amerikanische
Volkswirtschaft voll durchstarten - sie treten beide um Zement, Ã-l und
andere Ressourcen in Wettbewerb - sollte es bei den Rohstoffpreisen
eine Zeitlang ziemlich volatil zugehen.
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Donnerstag, 3. Juni 2004
Euro-Snobs in Baltimore
von unserem Korrespondenten Bill Bonner, derzeit in... Baltimore!
*** Addison ist in Baltimore. Und ich bin es auch.
"Wie ist es in Baltimore", hat mich ein Kollege aus Paris gefragt.
Amerikaner aus Frankreich sind zu Euro-Snobs geworden; wenn sie in die
USA zurückkehren, dann finden sie, dass nichts gut genug ist. Das
Leben in den USA ist einfacher, aber nicht so schön. Die Leute in den
USA nehmen die Politik und ihre Mahlzeiten nicht ernst genug.
Ich schrieb meinem Kollegen:"Die Umstellung war einfach. Ich habe
hier ja schließlich einmal gelebt. Aber es war fast zu einfach,
zurückzukehren. Es war ein bisschen so wie das Anziehen von einem
alten Paar Socken."
*** Amerikas Imperium mag sich auf dem absteigenden Ast befinden...
aber das bedeutet nicht, dass wir Amerikaner nicht eine gute Zeit
haben könnten. Wenn auch nicht in unserem Heimatland selbst. Aber
Tyler Brule listet in der Financial Times die zum Leben besten Städte
der Welt auf. Keine befindet sich in Nordamerika: Sydney, London,
Barcelona, Kopenhagen, Melbourne, Stockholm, Beirut, Zürich, Sao Paulo
und Paris.
*** Vergessen Sie das Nachdenken über Imperien... und machen Sie sich
lieber Sorgen darüber, dass Sie genug zu Essen haben. Das sagt Merryn
Somerset-Webb in der MoneyWeek. Aktuell tritt China mit dem Westen in
Konkurrenz, um Arbeit und Ressourcen. So ist z.B. der Ã-lpreis ja auf
über 40 Dollar je Barrel gestiegen. Und bald werden auch die mehr als
eine Milliarde Chinesen mehr Nahrungsmittel wollen. Die Preise für
Nahrungsmittel werden dann steigen, so Somerset-Webb. Vielleicht
sollte man Ackerland kaufen?
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Donnerstag, 3. Juni 2004
Sind die USA eine imperiale Macht?
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
*** Niall Ferguson, der Autor des Buches"Colossus: The Price of
America's Empire" scheint die Idee eines amerikanischen Imperiums zu
mögen. Aber er denkt, dass die Amerikaner darauf nicht vorbereitet
sind."Die größte der heutigen maritim-industriellen Mächte, die USA,
hat sich selbst ins Zentrum eines Wirbelsturms projiziert, in einem
Ausmaß, das die Gründungsväter, Teddy Roosevelt, Wilson, Franklin
Delano Roosevelt und Eisenhower überrascht hätte", schreibt Paul
Kennedy in seiner Rezension dieses Buchs."Das
US-Verteidigungsministerium berichtet, dass die Zahl der im Ausland
eingesetzten Truppen von Monat zu Monat schwankt, aber grob gesagt
sind 130.000 amerikanische Truppen im Irak, 30.000 in Kuwait und
15.000 in Afghanistan. Die USA nutzen Luft- und Traingsbasen in der
Türkei, Usbekistan und Kasachstan. Sie sind weiter ins Herzland
vorgedrungen, als Lord Curzon sich jemals über eine Macht von einem
anderen Kontinent vorgestellt hätte." Aber haben die Amerikaner das,
was notwendig ist, um ein Imperium zu führen? Wahrscheinlich nicht.
Zunächst einmal haben sie nicht das notwendige Geld. Ferguson
wiederholt das, was wir hier schon seit Jahren sagen: Amerikas
Imperium ist auf einer Blase von Schulden, Defiziten und
Selbsttäuschungen errichtet worden. Eines Tages... wird das platzen.
Aber Ferguson nennt auch einen anderen interessanten Grund, warum die
Amerikaner nicht lange eine imperiale Macht sein könnten. Der
Rezensent Kennedy erklärt:"(Sie) haben nicht die soziale, kulturelle
und politische Stärke, um eine Oberschicht zu produzieren, die den
Irak z.B. die 70 Jahre lang kontrollieren könnte, die es die Briten in
Ägypten geschafft haben. Die Söhne der britischen Elite standen in
hartem Wettbewerb untereinander um die Plätze im India Civil Service,
im Colonial Service oder im Sudan Service. Heute gehen die Harvard-
oder Yale-Absolventen (...) an die Wall Street.
Nebenbei gesagt - welche Mitglieder der Proselyten neokonservativen
Elite waren eigentlich beim Militär oder haben ein Kind beim Militär?
Wie viele Mitglieder des US-Senats haben ein Kind beim Militär? Wer
unserer kräftigen Neokonservativen würde seine Tochter nach Mossul
schicken, um dort die nächsten 30 Jahre zu bleiben? Wir befinden uns
immer noch unter dem Schatten von Vietnam. Und deshalb ärgert uns
Ferguson: Wir sollten eine imperiale Nation sein, aber wir haben nicht
den Mumm dazu, es auch zu sein. Und wenn wir dem Weg von Richard Perle
und Paul Wolfowitz folgen würden und im Mittleren Osten das neue
westliche Imperium würden, dann würden wir da auf ewig gebunden sein.
Und eines Tages würden wir - wie Curzon und Cromer und der Rest -
gehen müssen."
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