- Hatten wir das hier schon? Aus Eirna: - BossCube, 23.11.2000, 20:52
- Es wäre mal eine schöne Fleissarbeit, eine Tabelle aufzustellen... - Hardy, 24.11.2000, 09:26
Hatten wir das hier schon? Aus Eirna:
Märkte brechen weiter ein, US-Notenbank springt erneut ein
In den sechs Tagen bis einschließlich 13.11. verlor der NASDAQ-Index der US-Hochtechnologieaktien 17% und fiel unter 2900
Punkte, den niedrigsten Stand seit dem 3.11.1999. Im März 2000 hatte der NASDAQ seinen historischen Höchststand von 5123
Punkten erklommen, er hat also nun innerhalb von acht Monaten 44,3% seines Wertes verloren. Auf diese Weise haben sich 1700
Mrd.$ an Aktienwerten (Marktkapitalisierung) in Luft aufgelöst (etwa 3700 Mrd. DM), was fast dem BIP Deutschlands
entspricht. Viele Familien in Amerika haben in den letzten Jahren ihre Sparbücher oder andere traditionelle, relativ sichere
Anlageformen aufgegeben, um das Geld statt dessen in die vermeintlich gewinnträchtigeren Aktienmärkte zu investieren - einen
großen Teil davon in die wunderversprechenden"Technologiewerte".
Als am 13.11. die Ungewißheit über den Ausgang der Präsidentschaftswahl neben dem Aktiencrash noch eine Dollarkrise
heraufbeschwor, mußte wieder einmal die Federal Reserve mit ihrem"Absturz-Verhinderungsteam" eingreifen. Die Fed
intervenierte diskret mit einer Liquiditätsspritze für das Bankensystem in Form eines 3,01 Mrd.$ Repo-Kredits mit 28tägiger
Laufzeit. Minuten später schoß sie weitere 2,71 Mrd.$ an Übernachtkrediten für die Banken zu. Das reichte, um den Kursverfall
am NASDAQ aufzuhalten, aber nicht, um ihn wieder über die psychologisch wichtige Marke von 3000 Punkten zu hieven. Das
"Absturz-Verhinderungsteam" setzt sich aus einer kleinen Gruppe von Spitzenvertretern aus Regierung und Finanzwelt
zusammen: neben Notenbankchef Alan Greenspan und Finanzminister Larry Summers ausgewählte Wallstreet-Brokerhäuser wie
Goldman Sachs und Banken wie J.P. Morgan und Citigroup, in deren Vorstand der ehemalige Finanzminister Robert Rubin sitzt.
Am 14.11. schaltete das Team einen Gang höher. Gleich am frühen Morgen gab die Fed eine weitere Spritze von 2 Mrd.$.
Zeitlich genau passend verkündete dann Minuten später das"Marktorakel", Abby Joseph Cohen von Goldman Sachs, die
Aktienmärkte seien unterbewertet und müßten"um wenigstens 15% bis Jahresende" steigen. Schon seit dem Crash und der
anschließenden Erholung der Börse im Oktober 1987 spielt Abby Cohen diese ganz besondere Rolle. Jedesmal, wenn den
Märkten die Kernschmelze drohte, wurde sie losgeschickt, um eine Markterholung zu"prognostizieren". Wallstreet-Insider wissen:
wenn Frau Cohen einen Anstieg"vorhersagt", dann sind Goldman Sachs und andere wichtige Finanzhäuser an diesem Tag
angewiesen, zu kaufen. Weil entsprechend viele Spekulanten mitziehen, geht die"Vorhersage" dann auch in der Regel in
Erfüllung. Hinzu kommt noch die Hebelwirkung von Derivaten oder Aktien-Termingeschäften auf die NASDAQ- oder Dow
Jones-Indices: Damit können mit relativ kleinen Summen kurzfristig ganze Marktsegmente in die Höhe getrieben werden. Am
14.11. stieg der NASDAQ nur Minuten nach der Intervention durch die Fed und Goldman Sachs wieder an und schloß den Tag
deutlich über 3100 Punkten, ein Anstieg von 5,7%.
Marktkennern zufolge wäre es ohne die Fed-Intervention zu einer finanziellen Katastrophe und in deren Folge auch zu einer
schweren Dollarkrise gekommen.
J.
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