- Daily Reckoning - Sorrento, 08.06.2004, 09:03
- Vielen Dank für diesen immer wieder mit Schmankerln versehenen Bericht - Euklid, 08.06.2004, 09:38
- Quelle? - fridolin, 08.06.2004, 10:01
- Re: Quelle? - Euklid, 08.06.2004, 15:01
- Quelle? - fridolin, 08.06.2004, 10:01
- Vielen Dank für diesen immer wieder mit Schmankerln versehenen Bericht - Euklid, 08.06.2004, 09:38
Daily Reckoning
-->Heute leider mit etwas Verspätung: ich konnte gestern mit Arcor nicht die Seite erreichen- alle anderen Parsimonyforen gingen daggegen anstandslos [img][/img]! Weiß da jemand vielleicht mehr?
Gruß,
Sorrento
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I N V E S T O R ' S D A I L Y
Der E-Mail-Dienst für Investoren, Ausgabe vom 7. Juni 2004
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* Intuition, Angst und Verlust-Mentalität - Misserfolg vorprogrammiert
* Postbank: Und sie kommt doch...
* Gerüchte im Bankensegment
* Lufthansa erhöht Preise für Langstreckenflüge
* Durchwachsene Daten...
* Selbst in Baltimore boomt der Immobilienmarkt!
* Zinserhöhung im Juni zu 100 % wahrscheinlich
* Goldkonferenz in New York
* Drei Denker: Newton, Keynes und Friedman
* Über den Investor Verlag
* Empfehlen Sie"Investor's Daily" weiter
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Montag, 7. Juni 2004
Intuition, Angst und Verlust-Mentalität - Misserfolg vorprogrammiert
von Jochen Steffens
Normalerweise sollten Sie sich an den Börsen auf die Dinge
konzentrieren, die erfolgreich sind. Doch gerade beim Traden gehört
zum Erfolg unbedingt die"Fehleranalyse" dazu.
Immer wieder höre ich von Tradern die gleiche Geschichte:"Ich sehe so
viele Anzeichen, so viele Einstiegssignale, die ich nicht trade, die
aber wunderbar gelaufen wären. Sobald ich dann jedoch in den Markt
gehe, bricht der Kurs zusammen und ich mache einen Verlust."
Hierfür gibt es zwei Erklärungsmodelle, die dieses Phänomen erklären:
Das erste Modell ist recht simpel. Aus mittlerweile empirisch
gesicherten Untersuchungen weiß man, dass der Mensch selektiv
wahrnimmt. Das heißt, er nimmt überwiegend das wahr, was er wahrnehmen
will. Auf das Traden übertragen:
Sie sehen ein Einstiegssignal. Ein Woche später schauen Sie sich die
Aktie wieder an und erkennen:"Mist, das wären 15 % gewesen." Sie
ärgern sich. Und genau dieses Ärger vertieft den Eindruck:"Ich hab's
doch gesagt", beziehungsweise:"Ich habe es doch gleich gesehen."
Dieses Ereignis wird als"Erfolg" des eigenen Könnens abgespeichert.
Manchmal sogar noch durch eine Diskussion mit einem anderen Trader
verstärkt:"Weist Du, ich habe dieses Signal doch gesehen, warum habe
ich es nicht getradet". Aus lerntheoretischer Sicht sind das alles
Prozesse, die dieses Erlebnis tief in die Erinnerung brennen.
Das Signal, das nicht eingetroffen ist (und das man nicht getradet
hat) wird nur nebenbei und sehr kurz zur Kenntnis genommen. Es wird
NICHT mit dem befreundeten Trader diskutiert, man ärgert sich NICHT
den ganzen Tag damit rum. Kurz: Dieser"Misserfolg" der eigenen
Analyse wird möglichst schnell verdrängt. Die Folge: Man vergisst es
sehr schnell.
Betrachtet dieser Trader seine Vergangenheit, wird er eine Vielzahl
von"Ich habe es doch richtig gesehen" Erlebnisse erinnern und fast
keine"Das war eine falsche Analyse!" So wird die Wahrnehmung
selektiert und der Eindruck entsteht, man würde immer die
Einstiegsignale verpassen, die funtioniert hätten.
Dieses Phänomen kann man ganz einfach mit einem Trading-Tagebuch
ausmerzen, in das man die Signale, die man analysiert hat, fein
säuberlich aufzeichnet. Eine subjektive Selektion ist nicht mehr
möglich.
Dieses Modell ist jedoch nur ein Teil der Wahrheit, denn oft genug
geschieht etwas Erstaunliches: Immer wieder gibt es Trader, die auch
trotz eines solchen Trading-Tagebuches die Erfahrung machen, dass sie
nur die schlechten Signale traden.
Hier kommt ein zweiter Aspekt zum tragen, der nicht so"einfach"
aufgebaut ist und der deswegen auch nicht so einfach abzustellen ist:
Wenn man sich lange Zeit mit der Börse beschäftigt erlangt man eine
Art Instinkt dafür, was die Börse als nächstes machen wird - die
Intuition. Ich bin davon überzeugt, dass die Intuition dem
analytischen Verstand in vielen Dingen deutlich überlegen ist.
Nun stellen Sie sich vor, Sie fangen an zu traden. Ganz natürlich ist
es, zunächst Verluste zu machen. Es fehlt einfach die Erfahrung. Mit
diesen Verlusten schleicht sich aber auch eine"Verlust-Mentalität"
ein. Man gewöhnt sich an den Verlust. Wenn dann zu dieser
"Verlust-Mentalität" auch noch Angst kommt, weil vielleicht das
Vermögen immer mehr zusammenschrumpft, dann gibt das eine brisante
Mischung:
Immer, wenn ein solcher Trader in den Markt geht, wird die Angst ihn
gedanklich mit dem"Verlust" in Verbindung bringen. Sein Gedanken
werden sorgenvoll:"Hoffentlich geht es nicht schon wieder schief."
Ganz unbemerkt ist damit das gesamte Denken auf"Verlieren"
ausgerichtet. Wir wissen mittlerweile aus dem Sport, wie gefährlich so
ein negatives Denken ist. Dort werden viele Spiele"mental"
ausgefochten. Das heißt etwas vereinfacht: Bei zwei ungefähr gleich
starken Spieler, wird derjenige gewinnen, der sich am erfolgreichsten
motivieren kann, der sich am erfolgreichsten auf"Gewinn"
programmiert. Ein Spieler der nur sorgenvoll denken würde."Oh,
hoffentlich geht der nächste Ball nicht daneben!", hätte KEINE Chance.
Vielleicht kennen einige von Ihnen diesen Effekt.
Mittlerweile ist die Intuition dieses Traders schon soweit geschult,
dass dieser arme Mensch also immer genau dann in den Markt gehen wird,
wenn seine Intuition einen bevorstehenden Verlust erahnt. Er wird sich
sozusagen die eigene Geschichte des Verlierens jeden Tag neu erzählen.
Das geht bis zu dem Gefühl:"Ich sollte eigentlich immer das Gegenteil
von dem traden, was ich denke!" Natürlich klappt das auch nicht, siehe
oben.
So verrückt es klingen mag, diese Menschen habe eigentlich eine hohe
Begabung und könnte eigentlich sehr erfolgreich traden - ihre
Intuition ist ausgezeichnet. Leider ist es sehr schwer, diesen
Teufelskreis, diese unheilbringende Verbindung zwischen:"Intuition,
Angst und Verlust-Mentalität" auszuschalten. Ich habe ein Buch
gelesen, dass diesen Prozess sogar mit"Sucht" vergleicht und das
Prinzip der anonymen Alkoholiker darauf anwendet. Ich weiß nicht, ob
das funktioniert, es schien mir zudem sehr aufwendig.
Ich würde auch hier etwas Einfacheres empfehlen: Eine zweite Spalte in
dem Tradingbuch, in der Sie versuchen ihre Gedanken, Stimmungen und
Gefühle vor und bei einem Trade zu notieren. Vielleicht erkennen Sie
dann Zusammenhänge zwischen erfolgreichen und weniger erfolgreichen
Trades und ihren Gedanken, Gefühlen und Stimmungen. Bekannt ist zum
Beispiel, dass, wenn ein Trader mit Wut oder Ärger im Bauch tradet,
die Ergebnisse deutlich schlechter werden, wenn er jedoch bei schönem
Wetter und guter Laune tradet, wesentlich besser Ergebnisse erzielt
werden. (Weswegen schon Untersuchungen angestellt wurden, die einen
Zusammenhang zwischen dem Wetter in New York und der Entwicklung an
den Börsen erkennen wollen - ganz abwegig ist das also nicht.)
Und zur Börse:
Der Dax über 4000 Punkte und damit auf dem besten Wege zur oberen
Begrenzung der Seitwärtsbewegung. Im Laufe der nächsten beiden Wochen
wird das Thema"Zinserhöhung" zunehmend den Markt in die Zange nehmen,
denn Ende Juni steht die Fed-Sitzung an. Es kann also gut sein, das
die obere Begrenzung der Seitwärtsbewegung auch diesmal das Ende des
Trends ist.
Aktuell ist der Dax jedoch etwas überhitzt, so dass eine
Konsolidierung denkbar ist.
Montag, 7. Juni 2004
Postbank: Und sie kommt doch...
von Jochen Steffens
Die Postbank will an den Markt, da helfen auch nicht Strategiepapiere
der Deutschen Bank oder Querelen um den Wert dieser Bank. Und die
Postbank kommt zu höheren Preisen als allgemein erwartet und eben in
diesem Strategiepapier ausgewiesen. So sollen die Aktien der Postbank
in einer Spanne zwischen 31,5 und 36,5 Euro zur Zeichnung angeboten
werden. Es macht so ein wenig den Eindruck, als solle diese
Neuemission salopp ausgedrückt"durchgeprügelt" werden.
Einige Analysten reagierte entsetzt über diese hohe Spanne. Ich bin
gespannt, wie das Spiel weiter geht. Nach Aussagen der Post sollen die
Aktien bereits entsprechend auf Nachfrage, besonders aus dem
angelsächsischen Raum stoßen.
Obwohl ich die Postbank generell für interessant halte, könnte ich bei
dieser Spanne nicht mit ruhigem Gewissen eine Zeichnung empfehlen.
Die Deutsche Post steigt um 0,24 % auf 16,77 Euro.
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Montag, 7. Juni 2004
Gerüchte im Bankensegment
von Jochen Steffens
Heute steht wieder ein Gerücht im Blickpunkt: Die Deutsche Bank solle
Gespräche mit der Credit Suisse und der Großbank Barclays über eine
Fusion führen. Das Gerücht wurde bisher nicht bestätigt.
Generell sieht die Deutsche Bank die Notwendigkeit, dass es in der
europäischen Bankenlandschaft zu Fusionen kommen muss.
Die Aktien der Deutschen Bank steigen um 1,64 % auf 66,80 Euro.
Ein anderes"Gerücht" hat sich indes bestätigt. Demnach ist die
Commerzbank an der deutschen Tochter ING BHF des niederländischen
Finanzkonzerns ING interessiert. Es solle bereits Gespräche geben, so
die Commerzbank.
Es wird dabei drauf ankommen für welchen Preis diese Übernahme
stattfinden soll. Die ING BHF hat erst gerade im abgelaufenen Quaral
durch massiven Stellenabbau und Restrukturierungsmaßnahmen den Sprung
in die Gewinnzone geschafft. Das operative Ergebnis belief sich auf
34 Mio. Euro.
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Montag, 7. Juni 2004
Lufthansa erhöht Preise für Langstreckenflüge
von Jochen Steffens
Die Lufthansa will ab dem 1. Juli 2004 die Preise für
Langstreckenflüge erhöhen und zwar weltweit um 3 %. Damit werde einer
Empfehlung des Weltluftfahrtverbandes IATA entsprochen, so Lufthansa.
Die Preise für Flüge innerhalb Europas sollen nicht angepasst werden.
Auch ein Treibstoffzuschlag solle nicht eingeführt werden.
Lufthansa reagiert kaum auf diese Nachricht und steigt 0,35 % auf
11,39 Euro.
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Montag, 7. Juni 2004
Durchwachsene Daten...
von Martin Weiss
In der ersten Juni-Woche des Jahres 2004 gingen die deutschen
Standardwerte am Freitag erneut fester aus dem Handel. Nicht zuletzt
zeichneten sich die vom Markt positiv aufgenommenen
US-Arbeitsmarktdaten dafür verantwortlich.
Sicherlich, auf den ersten Blick scheint der US-Arbeitsmarkt unter
"Volldampf" zu stehen. 248000 neue Arbeitsplätze im Monat Mai lösen
bei manchen Wall Street Analysten Jubelstürme aus. Nicht zuletzt gewiß
auch daher, zumal die Zahl der im März und April neu geschaffenen
Stellen deutlich nach oben revidiert wurde.
Ohne Zweifel, die extremen Stimulierungsmaßnahmen seitens der
US-Notenbank und der Administration scheinen auch ein wenig am
Arbeitsmarkt angekommen zu sein. Nichtsdestoweniger bleibt aber die
Frage, was wäre, wenn diese Politik des leichten Geldes nicht in
solchem Extremmaß betrieben worden wäre? Und, viel spannender aber
ist, was geschieht, wenn dieser Extrem-Push ausläuft bzw. nicht mehr
getoppt werden kann? Sprich, wenn die US-Regierung beginnen muß, das
aus dem Ruder gelaufene Staatsdefizit bzw. die exorbitant gestiegene
Staatsschuld einzudämmen bzw. die US-Notenbank die
Niedrigst-Zins-Phase beendet.
Abgesehen davon, auch bei den Arbeitsmarktdaten für den Monat Mai gibt
es"dunkle Flecken". So ist die Arbeitslosenrate bei"teenagern" auf
beklemmende 17,2 Prozent gestiegen. Und dies schon den dritten Monat
in Folge, ausgehend von 16,5 Prozent im Monat März.
Außerdem ist laut einer Studie von Challenger, Gray & Christmas die
Zahl der angekündigten (!!) Entlassungen im Mai auf 73000 ebenfalls
zum dritten Mal in Folge angestiegen. Nur am Rande sei erwähnt, daß in
konjunkturellen"Normalzeiten" nur durchschnittlich 51000 Entlassungen
angekündigt werden.
An der"Preisfront" in den USA gibt es weiterhin keine Entwarnung.
Trotz der aktuellen Konsolidierung beim Ã-lpreis nach der Opec-Sitzung
in der letzten Woche. So reißt die Zahl der Unternehmen nicht ab, die
signifikante Preiserhöhungen ankündigen. Schon jetzt ist absehbar, daß
die Kosten für die Gesundheit geradezu explodieren. Nach einem
gewaltigen Anstieg von 18 Prozent in diesem Jahr wird ein weiterer
Zuwachs um knapp ein Siebtel 2005 erwartet.
Insofern sei bereits auf den kommenden Freitag verwiesen, an dem die
jüngsten Daten zu den Us-Produzentenpreisen für den Monat Mai bekannt
gegeben werden. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen bleibt auch
genau zu beobachten, wie sich die Stimmung der Verbraucher darstellt.
Wie auch immer, die Stimmung am Goldmarkt trübte sich in der letzten
Woche etwas ein. Letztlich konnte der Goldpreis am Freitag dennoch
knapp über der 200-Tage-Line aus dem Handel gehen. Obwohl fundamental
weiter sehr vieles auf eine sehr, sehr robuste Langzeit-Hausse
hindeutet. So ist in den ersten drei Monaten 2004 die Nachfrage nach
dem gelben Edelmetall dem World Gold Council zufolge um beachtliche
zwölf Prozent auf insgesamt 680 Tonnen angestiegen.
Und dies, obwohl der Preis für die Feinunze, bewertet in US-Dollar, im
Vergleich zum ersten Quartal des Jahres 2003 deutlich höher lag.
Sicherlich, für europäische Goldkäufer hat sich ob der enormen
$-Abwertung noch nicht wirklich viel getan. Aber, letztlich dürfte es
nur eine Frage der Zeit sein, ehe der Goldpreis auch gegenüber der
europäischen Einheitswährung in den Steigflug übergehen wird. Insofern
bieten sich auch gerade jetzt wieder physische Engagements an.
Montag, 7. Juni 2004
Selbst in Baltimore boomt der Immobilienmarkt!
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Letzten Donnerstag bin ich von Baltimore nach New York gefahren...
per Eisenbahn.
Sobald ich in Baltimore eingestiegen war, wurden überall die Laptops
herausgeholt und die Finger begannen zu schreiben. Mobiltelefone
klingelten... und die Leute unterhielten sich.
Der Mann hinter mir verbrachte fast die gesamte Fahrt mit dem Versuch,
ein Immobiliengeschäft abzuschließen. Die Frau vor mir sprach gerade
darüber, für wie viel ihr Nachbar sein Haus verkauft hatte. Das
erinnerte mich an das letzte Mal, als ich Leute im Zug so beschäftigt
gesehen hatte. Das war ungefähr 5 Jahre her, und damals hatten sie
sich über Hightech-Aktien unterhalten. Die Besserwisser dachten, dass
es völlig normal sei, Technologieaktien zu himmelhohen Kursen zu
kaufen. Sie merkten noch nicht einmal, dass die Kurse himmelhoch
waren. Jeder wusste, dass es sich um eine"Neue Ära" handelte und die
Kurse für immer steigen würden. Sie sagten, dass man für AOL/Time
Warner nicht zuviel zahlen könne.
Jetzt sehen sie nichts Merkwürdiges daran, dass sich die
amerikanischen Immobilienpreise alle drei Jahre fast verdoppeln.
Selbst in Baltimore hat sich eine Art"Immobilien-Manie" der Menschen
bemächtigt. Der Immobilienmarkt von Baltimore hatte in den 1920ern
sein letztes Topp erreicht. Seitdem ging es bergab, real gesehen
(unter Berücksichtigung der Inflationsrate sind die Preise also
gefallen). Und seit 40 Jahren geht die Bevölkerung von Baltimore
zurück... ein Drittel der Einwohner hat die Stadt verlassen, ganze
Blocks stehen leer.
Aber jetzt finden sich Käufer für Häuser, die jahrelange niemand haben
wollte. Sie werden wie Hightech-Aktien gesucht... und mit Hypotheken
ohne Zinsbindung finanziert, von denen niemand damit rechnet, sie
zurückzahlen zu müssen.
Ich habe gehört, dass ein Haus beim Patterson Park seinen Preis immer
wieder verdoppelt hat. Nebenbei gesagt: Patterson Park war einmal ein
Ort, an dem man nachts spazieren ging - und dann nicht mehr nach Hause
kam. Die Polizei hätte dann am Morgen eine Leiche gefunden, mit vielen
Messerstichen im Rücken. Sie würden es dann"Selbstmord" genannt
haben. Denn"niemand geht dort nachts spazieren, außer er will sich
umbringen", hätten die Polizisten gesagt.
Aber jetzt ist ein Haus bei diesem Park kein Gesundheitsrisiko mehr;
es ist ein Ticket zum Reichtum.
Wie kann das sein?"Der Park ist eine schöne Attraktion", sagen die
Zeitungen in ihrem Versuch, die Manie zu erklären."Er liegt nah beim
Krankenhaus", sagen die Nachbarn."Die Kneipen sind direkt die Straße
runter", sagen die Anwohner. Aber die Kneipen, der Park und das
Krankenhaus sind da schon seit zumindest 150 Jahren. Warum steigen die
Preise JETZT?
Ich weiß es nicht, aber ich kann raten. Seit über einem Jahr hält die
Fed den Leitzins bei 1 %... was deutlich unter der Inflationsrate
liegt... und aktuell steigt die Geldmenge in einem Tempo, das einem
Zuwachs von 2 Billionen Dollar pro Jahr entsprechen würde. Diese
"Politik des leichten Geldes" hat zu einer klassischen spekulativen
Blase bei den privat genutzten Immobilien geführt.
Aber wer kümmert sich schon darum? Die Häuser bekommen Flügel und
fliegen. Selbst in Baltimore verdienen Spekulanten mit Häusern wieder
richtig Geld.
Jetzt zu Addison Wiggin, der aktuell in Baltimore ist und mehr News
für Sie hat:
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Montag, 7. Juni 2004
Zinserhöhung im Juni zu 100 % wahrscheinlich
von unserem Korrespondenten Addison Wiggin, derzeit in Baltimore
Wenn man den Fed Fund-Futures glauben kann, dann liegt die
Wahrscheinlichkeit dafür, dass die Fed bei ihrem nächsten Treffen im
Juni die Zinsen um 25 Basispunkte erhöhen wird, bei 100 %. Außerdem
liegt die Wahrscheinlichkeit dafür, dass die Zinsen dann am 10. August
noch einmal um 25 Basispunkte erhöht werden, bei ebenfalls 100 %. Der
Futures-Markt liegt nur selten mit seinen Prognosen daneben.
Werden höhere Zinsen die Spekulationsblase platzen lassen? Ich weiß
nicht, wann diese ganze durch Kredite herbeigeführte Verrücktheit
aufhören wird - aber ich denke, dass das Ende nicht zu weit entfernt
sein kann, oder?
Aber es ist unwahrscheinlich, dass eine Zinserhöhung um insgesamt 50
Basispunkte in dieser Phase zu einer großen Alarmierung führen wird.
Tatsächlich haben die Märkte diese Zinserhöhung bereits
vorweggenommen. Wir haben gesehen, dass der Goldpreis von seinem Topp
bei 428 Dollar je Unze deutlich gefallen ist. Selbst der stinkende
Dollar hat es geschafft, im letzten Quartal eine kleine Rally
hinzulegen.
Die amerikanische Geldmenge M3 ist in den letzten 4 Wochen um 155
Milliarden Dollar gewachsen! Verschwörungstheoretiker haben dafür alle
möglichen Erklärungen gefunden. Ein Essayist bei Safehaven.com
schreibt:"Ich bin gegen die Ansicht, dass die Fed unverantwortlich
handelt. Nein, irgendwas läuft da ab, etwas Größeres, als wir es in
der Geschichte der USA jemals gesehen haben... dafür ist die Summe an
Liquidität zu groß. Die Fed hat den Wert der monetären Basis um ein
Fünftel verringert! Warum will sie das tun? Die Weisheit sagt, dass da
irgendetwas Schlechtes dahinter steckt - eine große Sache."
Bitte setzen Sie sich hin, liebe(r) Leser(in), es gibt keinen Grund
für Panik. Wenn es etwas Verschwörerisches gibt, dann sind die
jüngsten Geldmengenzahlen kein Grund dafür. Denn die Expansion der
Geldmenge ist nur eine Fortsetzung des jahrzehntelangen Trends der
Verschuldung der amerikanischen Konsumenten.
Paradoxerweise ist eine gute Dosis Deflation genau das, was der Doktor
verordnen würde - weil das Problem mit einer Deflation nicht die
Deflation ist, sondern die vorhergegangene Inflation. Aber rechnen Sie
nicht damit, dass dies Alan Greenspan auch so sehen wird.
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Montag, 7. Juni 2004
Goldkonferenz in New York
von unserem Korrespondenten Bill Bonner, derzeit mitten in Manhattan
*** Sie werden es mitbekommen haben: Letzten Freitag wurden die
neuesten Zahlen zum US-Arbeitsmarkt im Mai veröffentlicht. Es wurden
248.000 neue Jobs geschaffen. Und die Zahl der im März und April neu
geschaffenen Jobs wurde nach oben revidiert. Damit sind seit Anfang
März fast 1 Million neue Jobs in den USA geschaffen worden, was der
stärkste Zuwachs auf Quartalsbasis seit Beginn der Rezession im Jahr
2000 ist.
*** Ich habe gerade eine Rede auf der Institutional Gold Conference in
New York gehalten... und jetzt muss ich mich beeilen, um mein
Flugzeug zu bekommen...
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Montag, 7. Juni 2004
Drei Denker: Newton, Keynes und Friedman
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Vor Keynes und Friedman wurde das Weltbild der Ã-konomen durch Newton
geprägt. Einem Boom folgte demnach eine Gegenreaktion zur
Wiederherstellung des Gleichgewichts. Je stärker die Aufwärtsbewegung
ausfiel - je mehr Geld die Menschen sich ausliehen und sinnlos
verpulverten -, desto stärker hätten sie im notwendigerweise folgenden
Abschwung zu leiden. Da waren sich Ã-konomen und Moralphilosophen
völlig einig. Die Weltwirtschaftskrise wurde vor dem Hintergrund
dieser Überzeugung als unvermeidliche Reaktion auf den Boom der 1920er
gesehen, und sie war durch staatliche Eingriffe in die
Korrekturmechanismen des Marktes noch verschlimmert worden.
Aber dann schrieben Milton Friedman und Anna Jacobson Schwartz in
Ihrem Buch"A Monetary History of the United States" die Geschichte
der Weltwirtschaftskrise neu. Damit machten sie Politikern und
Investoren Hoffnung auf Wiederauferstehung ohne Kreuzigung, Ostern
ohne Fastenzeit, Völlerei ohne Fett, Aufschwung ohne Abschwung.
"Die Weltwirtschaftskrise war keineswegs eine unvermeidliche Folge des
vorangegangenen Booms", so Friedman & Schwartz."Sie war das Ergebnis
der politischen Fehlentscheidungen, die während dieser Jahre getroffen
wurden. Geldpolitische Alternativen, die dem monetären Debakel ein
Ende hätten bereiten können, gab es jederzeit. Obwohl nämlich die Fed
vorgab, eine lockere Geldpolitik zu praktizieren, war ihre Geldpolitik
in Wahrheit viel zu restriktiv. Die Geldbehörde hätte das
Zusammenschmelzen der Geldbestände verhindern können und hätte sogar
im Gegenteil jede gewünschte Zunahme der Geldbestände erzeugen
können."
Alan Greenspan war fest entschlossen, die alten Fehler nicht zu
wiederholen. Er würde Friedmans Ratschlag beherzigen und das
Geldangebot so lange vergrößern, bis selbst die letzten Dämpfer der
Wirtschaft beseitigt waren. Aber was würde passieren, wenn Friedman
doch nicht Recht behielt? Was wäre, wenn die Politik doch nicht jeden
gewünschten Effekt erzeugen könnte? Wenn der Crash und die
Weltwirtschaftskrise nicht nur geldpolitische Phänomene, sondern
realwirtschaftliche (und menschliche!) Ereignisse gewesen waren? Was,
wenn nicht die Bankenkrise all die Kursverluste verursacht hätte,
sondern umgekehrt?
Eine niedrigere Fed Funds Rate (das ist der Zinssatz, den die Fed
ihren Mitgliedsbanken als Schuldnern in Rechnung stellt) erlaubt es
diesen Banken wiederum, billiger Geld auszuleihen. So weit, so gut. In
einem deflationären Abschwung verlieren Menschen ihre Arbeit, die
Aktienkurse fallen und auch andere Vermögenswerte verlieren an Wert.
Umsätze und Gewinne gehen zurück, die Schuldenberge bleiben. Eine
Verbilligung des Geldes bringt in einer solchen Situation sicher etwas
- aber nicht unbedingt den gewünschten Effekt.
Ach wäre es schön, wenn Alan Greenspan in so einer Situation eine Art
Zaubermaschine zur Verfügung haben würde! Ein Knopfdruck hier... ein
umgelegter Hebel da... und alles wäre wieder im Lot. Leider hatte in
der Wirklichkeit ein solcher Knopfdruck eine unerwartete Wirkung.
Große Marktbewegungen funktionieren ähnlich wie Bestseller - also mit
einer Handlung, die ein oder zwei überraschende oder ironische
Wendungen bereithält. So kann man sich keinen Bestseller vorstellen,
in dem die Hauptperson genau das bekommt, was sie ursprünglich wollte.
(Stellen Sie sich bei"Vom Winde verweht" vor, Scarlett hätte Ashley
Wilkes geheiratet und dann glücklich und zufrieden mit ihm
zusammengelebt. Margret Mitchell hätte mit solch einer Handlung
vielleicht ein paar Kopien ihres Manuskripts an ihre Freunde und
Verwandten verkauft - das wäre es dann aber auch schon gewesen.) In
solch einer Welt wollten wir doch auch gar nicht leben. Das wäre so
langweilig und wohlmeinend wie ein Gedicht von Maya Angelou. Also: Wie
ein tragischer Held bekam auch Greenspan nicht das, was er erwartet
hatte... oder zumindest nicht das, was er vorgegeben hatte, zu
erwarten.
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