- The Daily Reckoning - World Class Imbeciles (Mogambo Guru) - Firmian, 14.06.2004, 23:47
- und dazu noch die Deutsche Version vom Daily Reckoning - Sorrento, 15.06.2004, 07:52
- Re: Ã-limporte - Cosa, 15.06.2004, 08:28
- Re: Die zugehörige germanische Wiedergabe - Firmian, 15.06.2004, 21:49
- und dazu noch die Deutsche Version vom Daily Reckoning - Sorrento, 15.06.2004, 07:52
und dazu noch die Deutsche Version vom Daily Reckoning
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I N V E S T O R ' S D A I L Y
Der E-Mail-Dienst für Investoren, Ausgabe vom 14. Juni 2004
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* Das Euro-Dollar Verhältnis: Weiter seitwärts, bis ein Ende der
US-Zinserhöhungsphase in Sicht ist
* US-Konjunkturdaten
* Deutsche Unternehmen wenig zuversichtlich
* Autoabsatz und Herabstufung
* Auf wackligem Fundament...
* Der zähe amerikanische Konsument steht noch
* Mein Anlagetipp: Bargeld und Tagesgeld!
* Der Weg der Venus
* Über den Investor Verlag
* Empfehlen Sie"Investor's Daily" weiter
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Montag, 14. Juni 2004
Das Euro-Dollar Verhältnis: Weiter seitwärts, bis ein Ende der
US-Zinserhöhungsphase in Sicht ist
von Jochen Steffens
Natürlich hängt das Wohl und Wehe des Dollars nicht nur von den Zinsen
ab. Es gibt eine ganze Reihe wichtiger Faktoren, die eine Währung
gegenüber anderen Währungen stärken oder schwächen können. Aber eine
Zinserhöhung ist ein einfach zu verstehendes, nahezu greifbares
Ereignis bei Devisen. Die restlichen Faktoren sind in ihrer Auswirkung
schwer bestimmbar und meistens eher von unterschwelliger,
schleichender Natur. Eine Zinserhöhung steht an, also spekulieren die
Devisenhändler auf dieses Ereignis. Deswegen warne ich nach wie vor,
vor Investitionen in den Euro. Solange bis die Zinserhöhungsphase
abgeschlossen ist wird ein eindeutiger Trend wohl kaum auszumachen
sein.
Und das aus folgendem Grund: Die immense Staatsverschuldung und das
ausufernde Außenhandelsdefizit wirken sich belastend auf den Dollar
auf. Aber noch ein anderer Faktor sollte den Dollar im Verhältnis zum
Euro belasten: In Europa tendieren wir eher zur Deflation, die aktuell
durch die explosionsartig angestiegenen Ã-lpreise"verdeckt" wird. Vor
diesem Ã-lpreisanstieg ist die Inflationsrate unter die von der EZB
anvisierte Spanne gefallen.
Beste Beispiele für deflationäre Tendenzen in Deutschland sind: z.B.
der aktuell ausufernde Preiskampf im Bereich Lebensmittel zwischen
Aldi, Lidl, Metro, Penny und Plus etc, der Preisverfall der
Elektrogeräte, Kleider, Möbel - überall wird versucht, über niedrige
Preise Waren an den Kunden zu bringen. Im Prinzip können wir
Verbraucher uns freuen, wenn wir die Produkte immer billiger erhalten.
Aber es ist ein Teufelskreislauf: Preissenkungen zwingen die Firmen
produktiver und kosteneffizienter zu arbeiten. Letzten Endes bedeutet
das: Weitere Stellen werden eingespart, die Arbeitslosigkeit nimmt zu.
Daraus folgt, dass noch weniger zahlungskräftige Konsumenten einer
"Überproduktion" einem"Zuviel an Waren" gegenüberstehen. Die Firmen
versuchen ihre Produkte vor der Konkurrenz an den Kunden zu bringen.
Nicht Qualität, sondern der Preis entscheidet. Die Folge: Weitere
Preissenkungen, die Firmen müssen noch preiswerter produzieren - der
gefährliche Kreislauf der Deflation hat begonnen.
Doch zurück zum Dollar/Euro Verhältnis: Die USA, mit ihrer anziehenden
Konjunktur, steht deutlich in Gefahr einer Inflation, Europa hat immer
noch deutliche Tendenzen in Richtung Deflation, bzw. deutlich
niedrigeren Inflationsraten. Aus dieser Sicht müsste der Dollar
gegenüber dem Euro immer mehr an Wert verlieren - theoretisch.
Praktisch steht jedoch, wie gesagt, erst einmal eine Zinserhöhung an.
Im Vorfeld dieser Zinserhöhung wird der Euro unter Druck geraten. Nach
einer möglichen Zinserhöhung wird man wieder auf andere Aspekte
schauen, der Euro erstarkt wieder etwas, bis der nächste
Fed-Sitzungstermin näher rückt. Das Spiel beginnt von vorne. Die
Folge: Eine Seitwärtsbewegung im Euro/Dollarverhältnis.
Erst wenn die Zinserhöhungsphase als vorläufig abgeschlossen gilt,
wird der Euro, wenn sich hier in Europa bis dahin nichts fundamental
geändert haben sollte, aus seiner Seitwärtsbewegung nach oben
ausbrechen. Bis dahin bleibt der Euro ein Spielball wilder
Spekulationen und unorthodoxer Kursbewegungen. Warten Sie also ab,
bevor Sie sich in Investitionen stürzen.
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Montag, 14. Juni 2004
US-Konjunkturdaten
von Jochen Steffens
Die US-Handelsbilanz weist ein Defizit in Höhe von 48,3 Mrd. US-Dollar
aus. Erwartet wurde ein Defizit in Höhe von 45,0 Mrd. US-Dollar nach
zuvor 46,6 Mrd. US-Dollar (revidiert von 46,0 Mrd.).
Das dürfte ein Rekordergebnis sein und das trotz des schwachen
Dollars. Beachtlich. Obwohl sich hier die starken Ã-lkaufe zu hohen
Preisen auf die Importe ausgewirkt haben, die mit 142 Mrd. Dollar,
Exporten von 93,94 Mrd. gegenüber standen. Ach ja, wenn diese Käufe
eingestellt werden, wird auch das Außenhandelsdefizit drastisch
sinken. Ein weiterer positiver Faktor, der die Märkte vor der US-Wahl
stützen wird. Es mehren sich die Hinweise...
Natürlich zog der Euro nach dieser Nachricht sofort stark an, denn das
Handelsdefizit ist, wie oben bereits erwähnt, ein weiterer wichtiger
Faktor für das Euro/Dollar Verhältnis.
Insgesamt sollte mit diesem Ergebnis auch übertriebene
Zinserhöhungssorgen etwas nachlassen. Das könnte nach dem ersten
Schock wieder zu steigenden Märkten führen.
Der Umsatz im Einzelhandel ist um 1,2 % gestiegen. Erwartet wurde ein
Umsatzanstieg um 1,0 bis 1,4 % nach zuvor -0,6 % (revidiert von
-0,5 %).
Ohne die Autoverkäufe ist der Einzelhandelsumsatz um 0,7 % gestiegen.
Erwartet wurde ein Umsatzanstieg um 0,4 bis 1,0 % nach zuletzt -0,1 %.
Beide Zahlen sind im Rahmen der Erwartungen, haben also wenig
Aussagekraft für die Börsen. Aber es ist ein Zeichen für die
anhaltende Konsumfreudigkeit der Amerikaner - dazu noch gleich etwas
mehr von Bill Bonner.
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Montag, 14. Juni 2004
Deutsche Unternehmen wenig zuversichtlich
von Jochen Steffens
Nach einer Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK)
wird die wirtschaftliche Erholung in Deutschland bereits zum
Jahresende wieder an Tempo verlieren. Befragt wurden 22.000
Unternehmen. Die befragten Unternehmen befürchten, dass die
Weltwirtschaft stärker an Schwung verlieren könnte, als die
Binnennachfrage Tritt fasst. Aus diesem Grund rechnen die Unternehmen
mit eine abflauenden Exportnachfrage und wollen darum auch ihre
Investitionen nur mäßig erhöhen. Auch für den Arbeitsmarkt schlechte
Nachrichten, der Stellenabbau soll sich zumindest bis zum Jahresende
abflauen.
Als Grund wird unter anderem genannt, dass die Verbraucher nach wie
vor keine Bereitschaft zum Konsum zeigen. Immer noch herrscht
Unsicherheit über die Zukunft vor, welche die meisten Menschen zum
Sparen animiert.
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Montag, 14. Juni 2004
Autoabsatz und Herabstufung
von Jochen Steffens
Die Absatzzahlen des neuen VW Golf haben erneut zugelegt. So wurden in
Europa im Mai 41.000 Golf ausgeliefert - das ist ein Plus von 11,2 %
im Vergleich zum Absatz des alten Golfs im Vorjahr. Allein in den
ersten fünf Monaten ist das ein Anstieg von 5 % zum Vorjahreszeitraum.
Nach dieser positiven Nachricht sollte die Volkswagen-Aktie eigentlich
anziehen.
Aber eine Herabstufung von den Analysten der UBS hat heute den Kurs
deutlich ins Minus gedrückt. UBS geht nun von einem Kursziel von 29,00
Euro für die Aktie von Volkswagen aus.
Aktuell notiert die Aktie mit -2,35 % bei 34,53 Euro. Warum die UBS
bei sich verbessernden Absatzzahlen die Aktie herabstuft...?
Porsche hingegen bleibt auf Erfolgskurs. Vorstandschef Wendeling
Wiedeking bestätigte bei der Präsentation des neuen Porsche Modells
911 die bisherigen Prognosen. Trotzdem verliert Porsche heute mit dem
Markt 1,67 % auf 558,52 Euro.
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Montag, 14. Juni 2004
Auf wackligem Fundament...
von Martin Weiss
In der vergangenen Woche konnten die deutschen Standardwerte deutlich
zulegen. Am Freitag ging der Dax schließlich über der
4000-Punkte-Marke aus dem Handel. Wie dem auch sei, die Bullen
versuchen nach wie vor, den Aktienmarkt auf hohem Niveau zu
stabilisieren. Und, insoweit ist es sicherlich nicht ausgeschlossen,
daß der Dax erneut auf das Jahreshoch bei 4175 getrieben wird.
Vielleicht sogar auch noch einen"Schnaps" drüber... Fundamental
sieht es aber nicht so aus, als ob diese kurzzeitige Stärke auch
nachhaltiger Natur sein kann. Denn, die Grundlage für weiter
anziehende Notierungen schwindet mehr denn je.
So bleibt die Situation am deutschen Arbeitsmarkt trostlos. Die
"offizielle" Zahl der Arbeitslosen ging im Mai zwar saisonal bedingt
zurück. Saisonbereinigt ergibt sich aber ein Anstieg der Zahl der
Erwerbslosen von 9000 im Monatsvergleich. Und, im Vergleich zum
Vorjahr ist die Zahl der Arbeitsosen gar um 43000 angestiegen, wenn
man die sich aus der Statistikänderung zum 1.1.2004 ergebenden Effekte
herausrechnet. Noch bedenklicher stimmt die Entwicklung bei der Zahl
der Erwerbstätigen in Deutschland. Seit fast zwei Jahren ist die
Entwicklung rückläufig, im März 2004 wurde der tiefste Wert seit der
Wiedervereinigung erreicht.
Insofern, und auch nicht zuletzt vor dem Hintergrund der gestiegenen
Benzinpreise, ist es nicht verwunderlich, daß im Mai auch die Zahl der
Pkw-Neuzulassungen binnen Jahresfrist um über sieben Prozent
eingebrochen ist. Auch im Gebrauchtwagenmarkt war ein Einbruch um
knapp acht Prozent zu verzeichnen.
Zudem müssen die Verbraucher bei gleichzeitig stagnierenden Einkommen
bisweilen deutlich anziehende Preise schultern. Die Verbraucherpreise
zogen im Mai im Vorjahresvergleich um zwei Prozent an. Vor allem
Kraftstoffe mit einem Plus von 11,6 Prozent bzw. rasant steigende
Kosten für die Gesundheitspflege (hier ergab sich ein Anstieg von 19,5
Prozent) waren für diese Entwicklung verantwortlich.
Angesichts derartiger Tendenzen ist es gewiß nicht überraschend, daß
sich die deutsche Binnenkonjunktur weiter sehr, sehr zäh entwickeln
dürfte. Einzige Hoffnung für Deutschland bleibt, daß der Export nicht
erlahmt. Was wiederum nicht zuletzt an der Weltwirtschaftslokomotive
USA hängt. Jenseits des Atlantiks deutet es sich schon aber an, daß
nach dem"Verpuffen" der Stimulierungsbemühungen seitens der Regierung
und der Notenbank diese"Lok" eher wieder abbremsen als an
Geschwindigkeit zulegen wird.
Bestes Beispiel ist, daß seit fünf Wochen in Folge die Nachfrage nach
Hypothekendarlehen rückläufig ist. Und der Refinanzierungsboom scheint
auch an ein Ende gekommen zu sein, zumal die jüngsten Zahlen
hinsichtlich der Nachfrage nach Refinanzierungen sich auf dem tiefsten
Stand seit Dezember 2001 befinden!
Insofern, seien sie auf gewiße"Turbulenzen" am US-Immobilienmarkt
vorbereitet. In den letzten Tagen konnte der $ gegenüber dem Euro
wieder deutlich an Boden gewinnen. Nicht zuletzt die Äußerungen von
Fed-Chef Alan Greenspan hinsichtlich künftiger Zinserhöhungen in den
USA mußten als Begründung für diese Entwicklung herhalten. Sicherlich,
daß der Notenbank-Zinssatz noch lange auf dem gegenwärtigen Niveau
verharren wird, ist nicht sehr wahrscheinlich.
Aber, es bleibt auch fraglich, ob sich die Fed angesichts der
gigantischen US-Schuldenblase (immerhin beträgt die Gesamtverschuldung
über 300 Prozent im Verhältnis zum BIP) zu drastischen Erhöhungen
durchringen kann. Im Zuge der Konsolidierung beim Euro im Verhältnis
zum US-Dollar war auch der Goldpreis rückläufig. Momentan tendiert er
innerhalb der Bandbreite von 370 bis 400 $ seitwärts. Erst ein
nachhaltiger Ausbruch aus dieser"trading range" eröffnet weiteres
Potenzial.
Montag, 14. Juni 2004
Der zähe amerikanische Konsument steht noch
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Der zähe amerikanische Konsument steht immer noch. Er kann einen
Schlag einstecken.
Wie ein Preisboxer könnte er aber immer noch das Opfer des Schwindels
seines Managers werden... und ein Opfer seines Selbstbetrugs. Es ist
ein bisschen traurig, ihn jetzt so zu sehen - voller Illusionen, aber
immer noch auf seinen Füßen.
"Ich bin nicht besonders optimistisch, was den Dollar angeht", begann
ich ein Gespräch mit einem Analysten in London, bei einer
Hotel-Rezeption im Hyde Park."
"Die Zwillings-Defizite?"
"Ja."
Mehr brauchte ich nicht zu sagen. Wir verstanden uns gegenseitig
komplett. Die"Zwillings-Defizite", auf die er sich bezog, waren das
amerikanische Handelsbilanz- und das amerikanische Haushaltsdefizit.
Zusammengenommen erreichen sie fast 1 Billion Dollar pro Jahr. Sie
können nicht auf ewig weiter wachsen. Deshalb müssen sie schrumpfen.
Aber wie? Der traditionelle Weg - der gleichzeitig auch der
wahrscheinlichste ist - beinhaltet einen starken Rückgang des
Dollarkurses.
Der Dollar muss nicht sofort drastisch fallen. Zu viele Leute brauchen
Dollar, um ihre Schulden bezahlen zu können. Aber er wird fast sicher
fallen, wenn auch nicht heute.
Der Status des Dollars als Reservewährung der Welt ist bedroht. Und
der Euro ist ein ernsthafter Bewerbe für den Top-Job der
Reservewährung der Welt. Der Anteil der EU am globalen Output liegt
bei 16 %, und damit nicht drastisch unter dem amerikanischen Wert von
21 %. Und noch wichtiger: Die EU hat im Gegensatz zu den USA einen
Leistungsbilanzüberschuss. Kein monetäres System dauert ewig. Und die
Tages des Dollarstandards sind gezählt.
Der arme Mann... der amerikanische Boxer... wird heute, Morgen, oder
erst in Monaten fallen.
"Lass Dich fallen", ist mein Rat."Und bete, dass Du nach dem Kampf
noch aufstehen kannst".
Und jetzt mehr News aus den USA:
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Montag, 14. Juni 2004
Mein Anlagetipp: Bargeld und Tagesgeld!
von unserem neuen Korrespondenten Tom Dyson aus St. Michaels an der
amerikanischen Ostküste
St. Michaels, die"Stadt, die die Briten reingelegt hat", ist eine
charmante Stadt an der Ostküste von Maryland. Im Krieg von 1812 (USA
gegen Großbritannien) erschienen britische Schiffe an der Küste, um
St. Michaels zu bombardieren. Aber die örtlichen Handwerker legten die
britischen Kanoniere rein, indem sie hoch in den Bäumen abseits der
Stadt Lampen platzierten. Die britischen Kugeln landeten deshalb in
der Botanik, weit von der Stadt entfernt.
Ich bin derzeit für 2 Tage in dieser Stadt, um an einem Seminar über
Investieren teilzunehmen. Und am Wochenende ging ich dort Golf
spielen. Ich wollte eigentlich alleine spielen, aber ein älterer
Gentleman und seine weibliche Begleitung (die den Buggy fuhr) luden
mich ein, mit ihnen zu spielen. Ich nahm an.
Sie werden es bemerkt haben, liebe(r) Leser(in). Wir vom Investor's
Daily sind bescheiden, und wir haben starke Meinungen zu den Märkten.
Aber in höflicher Gesellschaft behalten wir unsere Meinungen für uns.
Besonders dann, wenn man sich zwischen 2 Leuten befindet, die zusammen
164 Jahre akkumuliertes Wissen bedeuten.
Aber als Beweis ihrer Bescheidenheit waren Hank und Ella-Louise mehr
an dem interessiert, was ich zu sagen hatte. Beim 9. Loch war das
Gespräch auf Aktien gekommen. Beim 18. Loch hatte sich Hank dazu
entschlossen, seinen gesamten Bestand an Aktienfonds zu verkaufen und
in kurz laufende Schatzpapiere zu investieren.
Als Teil des Seminars sollte jeder eine Investmentidee vorstellen.
Mein Vorschlag war: Alle Aktien zu verkaufen und in kurz laufende
Schatzpapiere bzw. Tagesgeld zu investieren.
Man könnte einwenden: Aber bekommt man dann nicht nur niedrige Zinsen?
Liegt die Inflationsrate nicht schon darüber? Und befindet der Dollar
sich nicht in einem Bärenmarkt? Ja, ja und ja. Also warum mein
Vorschlag?
Ich mag das, was nicht jeder tut. Ich tue das, was nicht jeder andere
tut, ich kaufe das, was nicht jeder andere kauft. Wenn das Angebot
groß und die Nachfrage gering ist, dann kaufe ich.
Und das gilt gerade für Bargeld oder Tagesgeld (auch wenn man das
nicht wirklich"kauft"). Denn wer will heutzutage schon Bargeld? Geld
will spekulieren... es will Häuser oder Technologieaktien oder
Konsumgüter kaufen. Aber niemand außer mir will es einfach in der Bank
deponieren.
Und wie reagierten die anderen Seminarteilnehmer auf meinen Vorschlag?
Sie hassten ihn. Sie lachten mich aus. Sie sagten, das sei dumm.
Übrigens: Hank, der über 80-jährige, hat mich beim Golfspielen
besiegt.
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Montag, 14. Juni 2004
Der Weg der Venus
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
"Hearts that are broken, dreams left undone... These are just part of
the game..."
- Leo Kottke, Folksänger -
Ein alter Freund von mir ist gestorben.
Ich hatte ihn vor ein paar Wochen angerufen; ich wollte mich einfach
von ihm verabschieden.
Ich hätte mich auch bei ihm bedanken sollen. Denn Bob Kephart hat mich
praktisch ins Geschäft gebracht. In den 1970ern war er mit seinem
Börsenbrief"Inflation Survival Letter" DIE Institution unter den
amerikanischen Anlegern. Ich arbeitete mit ihm.
Er war ein fordernder Mann, der sich selbst und diejenigen um ihn
herum immer dazu drängte, es besser zu machen, klarer zu denken,
härter zu arbeiten. Aber er hatte auch eine sentimentale Seite. Er
konnte nicht widerstehen, Leuten zu helfen, die er kannte - selbst
dann, wenn er ihnen nicht helfen konnte. Er war der Mann, an den sich
Leute wendeten, wenn sie aus dem Gefängnis geholt werden, wenn sie von
einem hoffnungslosen Geschäftsabschluss zurücktreten oder wenn sie ein
gebrochenes Herz wieder zusammenfügen wollten. Er hatte immer den Mut,
den Leuten zu helfen - selbst denen, die Schande über sich gebracht
hatten, die sich selbst zerstört hatten und von ihren Freunden
verlassen worden waren.
Dann, wenn ihn die Objekte seiner Nächstenliebe manchmal enttäuschten,
schrieb er ihnen einen Brief:"Ich dachte, Du wärst mein Freund",
schrieb er dann. Bob nahm das alles persönlich, und er war zutiefst
enttäuscht, wenn andere die Hilfe, die er ihnen gegeben hatte, nicht
nutzten.
Bob war ein Kämpfer. Als er vom Krebs angegriffen wurde, da studierte
er drei lange Jahre lang seinen Feind und versuchte, dessen Schwäche
herauszufinden. Er las alles, was er zu diesem Thema finden konnte,
und er sprach mit Experten - wo immer er sie finden konnte. Der Krebs
war ein Problem; und er wollte alles tun, um eine Lösung zu finden.
Er war überall in den USA in Krankenhäusern, auch in Buenos Aires. In
einem letzten Versuch ging er nach Mexiko, für eine experimentelle
"Alles oder Nichts"-Behandlung. Dieses Experiment funktionierte nicht.
Bob sagte, dass er niemals Beweise für die Existenz von Gott gesehen
hat. Aber Gott kann Bob nicht übersehen haben. Bob hat sein Herz und
sein Hirn voll eingesetzt. Er gab niemals eine Idee auf, er verließ
niemals einen Freund, und er gab niemals auf. Wenn Gott ihn holen
wollte - dann müsste ER um ihn kämpfen.
Letzte Woche war es vorbei. Bobs Transit endete ungefähr zur gleichen
Zeit, als die Venus ihren seltenen Weg zwischen Sonne und Erde nahm.
Bobs Tod hat mich in eine nachdenkliche Stimmung versetzt. Warum,
fragte ich mich.
Es war ein großes"Warum", das mich beschäftigte.
"Seratonin", war die Antwort, die ich erhielt.
"Das ist der Grund, warum die Bewegung der Venus die Aktienkurse
verändert", sagte Merryn Somerset-Webb vom englischen Magazin
Moneyweek.
"Das ist bewiesen", so Merryn Somerset-Webb weiter,"dass die Sonne,
der Mond und andere Himmelskörper die Menge von Seratonin in den
menschlichen Gehirnen beeinflussen. Seratonin beeinflusst die
Stimmung. Das ist der Grund, warum die Astrologie wirklich nützlich
ist, um Trends am Aktienmarkt prognostizieren zu können."
Einige Leute sind ewige Optimisten. Andere sehen bei jedem
Silberstreif am Himmel trotzdem nur die Wolken. Einige werden an
Verlustpositionen bis zum bitteren Ende festhalten. Andere werde immer
ohne Kampf aufgeben und weiterziehen. Aber die meisten Menschen sind
für Suggestionen offen. Sie können immer von den News, dem Wetter, den
Sternen... und selbst Werbung beeinflusst werden.
Das erinnerte mich an ein Gespräch, das ich mit Bob kurz vor seinem
Tod hatte. Er hatte mir erklärt, wie der Krebs ihn töten würde. Ich
hatte mich gefragt, warum.
Soll die Venus alles erklären können?
Ein russischer Milliardär wurde zu diesem Thema in den Londoner
Zeitungen zitiert:
"Ich war sehr glücklich mit meiner ersten Frau, sehr glücklich mit
meiner zweiten, und jetzt bin ich mit meiner dritten Frau sehr
glücklich. Die einfache Wahrheit ist, dass ich jedes Mal die Liebe
verloren hatte. Liebe wird zur Gewohnheit, wenn man Kinder bekommen
hat. Deine Frau ist nicht mehr nur Dein sexuelles Objekt, sondern auch
Deine Freundin. Aber dann eines Tages ist sie nur noch ein Freund; man
ist nicht länger verliebt. Ich folge natürlich meinen finanziellen
Verpflichtungen, die ich für meine Kinder und Ex-Frauen habe, aber
nicht der Verpflichtung, sie weiterhin zu lieben. Es ist nicht möglich
für mich, Sex zu haben, wenn ich nicht mehr verliebt bin."
Oh Venus... wohin führst Du uns!
Aber nein: Selbst nach allen Studien über Hormone und evolutionäre
Biologie sind die Geheimnisse des Herzens genauso wie zuvor völlig
versteckt. Das"Warum" ist weiterhin außer Reichweite.
Dann hat am 8. Juni die Reise für ein kleines Herz geendet. Denn es
wurde per DNA-Test festgestellt, dass dieses Herz wirklich das Herz
von Louis XVII. war, des"verlorenen Dauphin", der im Alter von 10
Jahren im Gefängnis starb, nachdem sein Vater und seine Mutter
Marie-Antoinette auf der Guillotine gestorben waren.
Wieder einmal hat uns die Wissenschaft erleuchtet... wir wissen auch
hier jetzt das"Wie", aber nicht das"Warum". Warum wollte jemand,
dass dieser 10-jährige starb? In seinen letzten Monaten saß er in
seiner Zelle und keuchte unter Tuberkulose. Die Geschichte teilt uns
mit, dass er in den Armen seines einzigen Wächters starb, der das Herz
hatte, ihn zu trösten, denn er war der Sohn eines gehassten Königs.
Ich weiß nichts über diesen barmherzigen Wächter. Aber ich habe das
Gefühl, dass- wenn das Versprechen des Himmels kein leeres Versprechen
ist - Bob ihn finden wird.
"Was ist die Bedeutung von allem", hatte sich Bob auf seinem Totenbett
gefragt."Ich weiß es nicht. Ich habe viel Zeit mit dem Nachdenken
darüber verbracht, während ich dieses Ding bekämpfte. Und jetzt ist
der Kampf vorbei..."
"Ich hoffe, dass ich Dich im Jenseits wiedersehen werde... wir werden
uns wieder treffen, in einer großen Versammlung von Heiligen... mit
vielen Plattitüden... ich weiß nicht, was auf mich zukommen wird.
Aber ich bin bereit..."
Der Kampf war vorbei. Aber Bob konnte nicht aufgeben. Jetzt - unter
Medikamenten stehend und schwach - gab er einen Bericht, der sich mehr
wie der Bericht eines deutschen Generals im Zweiten Weltkrieg von der
Ostfront anhörte:
"Der Krebs ist über die Leber vorgerückt. In den Lungen sind
Metastasen gefunden wurden. Die Einfälle im Gehirn und im Rückenmarkt
wachsen. Ich habe jegliche Behandlung aufgegeben." Das war seine
letzte Mitteilung an mich.
Gott hatte seinen Mann.
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