- The Daily Reckoning - The Fortune Of Loss (Dan Ferris) - Firmian, 15.06.2004, 21:45
- The Daily Reckoning -Deutsche Fassung - Sorrento, 15.06.2004, 21:49
- Re: Die zugehörige germanische Wiedergabe - Firmian, 16.06.2004, 20:11
Re: Die zugehörige germanische Wiedergabe
-->Ronald Reagan: Ein Nachruf
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Ronald Reagan hätte etwas Besseres verdient gehabt. Als netter und
anständiger Mann hätte sein Sarg von 6 Cowboys getragen werden sollen,
und ehrliche Betrunkene hätten ihm zum Abschied winken sollen, mit
tränenreichen Erinnerungen.
Mit anderen Worten: Seine Nation hätte ihn mit einem weichen Herzen
verabschieden sollen. Stattdessen waren die Nachrufe so voll mit
feierlichem Humbug, den man sonst nur bei nationalen Wahlen sieht.
Mir ist gesagt worden, dass Reagan einen großen Wirtschaftsboom im
Land der Freiheit in Gang gebracht hat. Er half mit, dass sich die
Regierung weniger in die Angelegenheiten der Menschen einmischte.
Amerika raste seinen Wettbewerbern davon. Die Chinesen waren so
beeindruckt, dass sie sich dazu entschlossen, die Hunde des
Kapitalismus loszulassen. Die Sowjets wurden so entmutigt, dass sie
sich dazu entschieden, keine Sowjets mehr zu sein. Jetzt sind sie
Russen, Litauer oder Kasachen.
Natürlich waren die USA besser dran, als sie noch nicht mit 3
Milliarden befreiten Unternehmern und Konsumenten in Wettbewerb treten
mussten. Der Ã-lpreis steigt... bald wird er dem Preis von Rindfleisch
entsprechen.
Aber wenn Amerika soviel reicher geworden ist - warum sind dann die
Reallöhne nicht gestiegen? Der durchschnittliche Amerikaner schuftet
heute im Durchschnitt für ungefähr den gleichen Lohn (unter
Berücksichtigung der Inflationsrate) wie zu dem Zeitpunkt, bevor die
Reagan-Revolution ihren ersten Schuss gefeuert hatte.
Und jetzt liefert die Internationale Herald Tribune mehr Beweise
dafür, dass der große amerikanische Boom nicht ganz so groß war, wie
zuvor gedacht:
"Mehr als 2 Drittel der älteren Haushalte - mit Bewohnern zwischen 47
und 64 - hatten 1983 einen Bewohner, der eine Pension bezog. 2001 war
das nur bei weniger als der Hälfte der Fall..."
Die Amerikaner sind in den Reagan-Jahren nicht reicher geworden. Ich
erinnere mich noch an die Carter-Jahre: Die Nation hatte Frieden.
Trotz Inflation wurden die Amerikaner reicher. Die Löhne stiegen. Das
Land genoss eine positive Handelsbilanz... und der Rest der Welt
schuldete den USA mehr, als diese dem Ausland schuldeten.
Aber 1980 waren die Aktienkurse seit 14 Jahren auf Tauchfahrt, und die
Anleihen befanden sich immer noch in einem Bärenmarkt, der 1945
begonnen hatte. Und der Vietnamkrieg war erst wenige Jahre vorüber. Es
heißt, die Amerikaner waren entmutigt; sie hatten ihr Selbstverstrauen
verloren.
Und dann kam Ronald Reagan mit seiner Botschaft, die aus Hoffnung,
Optimismus und"für nichts gibt es doch etwas" bestand. Die
Angebots-Orientierung - plötzlich schien es möglich, mehr Geld
auszugeben... und trotzdem mehr zu haben!"Vergessen Sie das
Defizit", hieß es. Der durchschnittliche Amerikaner dachte, dass das
auch für ihn gelten würde: Mehr Schulden... und er würde reich
werden.
Und die Unternehmen mussten sich auch nicht länger um ihre
Angestellten kümmern. Die Manager konnten sich darauf konzentrieren,
mit den Bilanzen zu tricksen, um den Eindruck einer"Maximierung des
Shareholder Value" zu vermitteln. Amerika wurde bald eine"Nation von
Aktionären".
Und jetzt, ein Vierteljahrhundert nach dem Amtsantritt Reagans, haben
wir in den USA Folgendes: Das Land befindet sich im Krieg, hat das
höchste Handelsbilanzdefizit (im April wurde einer neuer Rekord
erreicht, von 48,3 Milliarden Dollar), die höchsten Staatsschulden,
die größte Finanzierungslücke, die niedrigsten Zinsen seit 45 Jahren
und die größte Schuldenlast der Konsumenten, die es jemals gab. Real
gesehen verdient der durchschnittliche Amerikaner heute sogar weniger
als in den Carter-Jahren. Und der durchschnittliche Rentner ist bei
Erreichen des Renteneintrittsalters ärmer als 1980.
Aber seit 1980 sind die Aktienkurse gestiegen. Und die Amerikaner
waren nie zuversichtlicher... optimistischer... oder
illusionsbeladener.
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Mittwoch, 16. Juni 2004
US-Handelsbilanzdefizit auf Rekordhoch
von unserem Korrespondenten Eric Fry in Manhattan
Im April haben die Amerikaner den 320. Monat in Folge mehr importiert
als exportiert, und das Handelsbilanzdefizit hat einen neuen
Rekordwert erreicht. Bloomberg nannte diesen neuen Rekordwert
"unerwartet". Nun, wir hier vom Investor's Daily haben nicht unbedingt
mit dem Erreichen eines neuen Rekordwertes gerechnet, aber wir waren
auch nicht überrascht. Für uns ist alles unerwartet, aber nichts ist
überraschend. Am wenigsten der Rekorde erreichende amerikanische
Konsum.
Das US-Handelsbilanzdefizit erreichte im April das neue Allzeithoch
von 48,3 Milliarden Dollar, was wieder einmal zeigte, dass die
Abwertung des Dollar nicht die Wunderkur gegen ein
Handelsbilanzdefizit ist. Hat nicht der US-Finanzminister Snow
versichert, dass sich der negative Trend beim US-Handelsbilanzdefizit
mit fallendem Dollarkurs umkehren würde? Und hat der Dollar in den
letzten drei Jahren nicht tatsächlich an Wert verloren? Und dennoch
bleibt das US-Handelsbilanzdefizit so hoch. Es wächst sogar. Einige
Dinge sollten einfach nicht sein - wie ein über Achtzigjähriger in
String-Bikini.
Aber eines Tages werden die Amerikaner, theoretisch, zu viele Anleihen
zur Finanzierung ihrer Defizite ausgeben haben. An diesem Tag werden
die Ausländer nicht mehr zu den gegebenen Zinsen Geld leihen wollen.
Sie werden höhere Zinsen verlangen. Oder sie könnten auch die
Rückzahlung in einer anderen Währung als Dollar verlangen.
Was bedeutet also die sich verschlechternde US-Handelsbilanz für den
Dollar?
Nichts gutes, könnte ich mir vorstellen. Selbst Alan Greenspan, der
oberste Beschützer des Dollars, räumt die Möglichkeit einer
bedeutenden"Anpassung" der Wechselkurse ein.
Und der Fed-Vorsitzende beobachtet, dass die in den USA erzielbaren
Renditen weiterhin einen großen Anteil der Ersparnisse der Welt
anziehen sollten.
Jim Grant von"Grant's Interest Rate Observer" meint:"Also sollte man
auf die Liste der Gründe für einen zukünftigen Dollar-Bärenmarkt einen
weiteren Punkt hinzufügen: Portfolio-basierte Verkäufe von in Dollar
notierten Vermögensanlagen durch die jetzt noch zuversichtlichen
ausländischen Geldgeber (Amerikas)."
Und ein Grund für steigende Inflationsraten und steigende Zinsen
verlängert auch die Liste der"Risikofaktoren" für den US-Aktienmarkt
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Mittwoch, 16. Juni 2004
Grand Prix d'Hermes
von unserem Korrespondenten Bill Bonner, derzeit in London
*** Der Goldpreis steht aktuell bei rund 386 Dollar. Das ist meiner
Ansicht nach immer noch eine Kaufgelegenheit. Und immer noch gibt es
wenig Anzeichen für eine Beschleunigung der Inflation.
*** Letztes Wochenende war meine Tochter Maria zu den Pferderennen in
Chantilly eingeladen worden... es ging um den"Grand Prix d'Hermes".
Ihr Bericht:
"Oh, Daddy, Du glaubst es nicht. Es war so elegant. Da waren Frauen,
deren Hüte größer als sie selbst waren... mit einem ganzen Garten
voll Blumen obendrauf. Die Männer hatten alle weiße Hosen, blaue
Blazer und Krawatten an. Jeder sah so gut aus. Es ist erstaunlich, wie
gut Leute aussehen können, wenn sie sich ein bisschen anstrengen.
Nicht alle müssen so rum rennen wie die Leute, die man in Paris in
ihren hässlichen Outfits sieht... Du weißt schon, Shorts und
Turnschuhe..."
"Ich weiß, ich weiß... aber die wollen einfach bequeme Sachen
anhaben. Aber ich weiß, was gesagt wird... dass man für die Schönheit
leiden muss. Nun, Du tust das ja. Und meiner Ansicht nach ist es das
wert."
"Weißt Du, man braucht eine spezielle Einladung von der Familie
Hermes, um zu diesem Rennen gehen zu können. Und dieser Mann, den ich
kenne, nun seine Familie muss die kennen... deshalb hat er mich als
Gast eingeladen."
"Jeder picknickte auf dem Rasen. Aber nicht so ein Picknick mit
Hotdogs und Kartoffelsalat. Es wurden elegante Tische mit jeder Menge
Spezialitäten aufgestellt. Und niemand nutzte Plastikbesteck... nein,
sie hatten alle ihr bestes Silberbesteck mitgebracht. Und es gab
Kellner. Man konnte Champagner bestellen... oder sich von ihnen
warmes Essen servieren lassen."
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Mittwoch, 16. Juni 2004
Urlaubsplanung
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Und noch ein kurzer Beitrag zu meiner geplanten Familienreise in die
USA.
"Du hast zu viele Verwandte", sagte mir meine Frau Elizabeth gestern
Abend. Wir planen, alle meine Verwandte in den USA zu besuchen."Wir
werden nicht genug Zeit haben, um die alle besuchen zu können."
Wir wollen in ein paar Wochen losfahren, mit unseren Kindern. Wir
wollen in 6 Wochen von der amerikanischen Ostküste an die
amerikanische Westküste fahren... von Maine nach Kalifornien.
"Warum tust Du das", fragte mich mein französischer Freund Michel
letzte Woche beim Mittagessen."Elizabeth will das überhaupt nicht.
Und Du magst doch Sightseeing auch nicht. Die Kinder würden lieber was
anderes unternehmen. Es wird heiß und anstrengend werden. Und dort
erhält mein kein vernünftiges Essen. Warum bleibst Du nicht einfach in
Paris? Warum ersparst Du Dir nicht einfach eine Menge Ärger?"
"Das verstehst Du nicht", antwortete ich."Es gibt bestimmte Dinge,
die ein Mann einfach tun muss. Ob er will oder nicht. Dazu gehört
auch, in Urlaub zu fahren."

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