- Lothar Späth trifft den Nagel auf den Kopf - Die erstickte Flamme - off-shore-trader, 17.06.2004, 17:08
- Lothar Späth Die erstickte Flamme - es ist noch immer Suppe da.... - Baldur der Ketzer, 17.06.2004, 18:20
- Warum lassen wir uns das gefallen? - prinz_eisenherz, 17.06.2004, 22:01
- Bis zu einem... - bernor, 18.06.2004, 19:08
- Re: Baldurs Wochenendgedanken zur Konjunktur - Baldur der Ketzer, 18.06.2004, 21:41
- Lothar Späth Die erstickte Flamme - es ist noch immer Suppe da.... - Baldur der Ketzer, 17.06.2004, 18:20
Re: Baldurs Wochenendgedanken zur Konjunktur
-->Hallo,
bekanntlich habe ich mit dem Bau zu tun. Die Lage dort kann man getrost als katastrophal bezeichnen.
Im Vergleich zu 1990 ist sicher 3/4 meines deutschen Kundenbestandes mittlerweile verschwunden (pleite, aufgehört, zur Bedeutungslosigkeit geschrumpft etc.)
Heute sprachich mit einem Kunden bei Bielefeld, und natürlich fiel der Satz, wie gehts denn so....
Was wie ein Schlüssel zu einer Tür paßte und sich sofort ein überaus offener, ehrlicher Resignationsschwall in die Telefonleitung ergoß.
Wie sich das überhaupt noch weiterentwickeln solle, und überhaupt, man könne ja keinen fernseher mehr aufmachen, ohne, und die Kunden würden immer mehr ausgedünnt, es sei ja bald nichts mehr da, und die Zahlen seien auf einem früher für schlicht undenkbar gehaltenen Niveau, völlig im A.
Das Besondere: es rechnet, im Gegensatz zu den Eichelschen Kaffeesatzlesern, keiner aus meinem Kundenkreis damit, daß sich irgendetwas vor vielleicht 2006 bessern würde.
Jetzt ist erst mal Urlaubszeit, im Herbst tut sich auch nicht viel, dann ist von Nov.-April Winter, also, auf gut deutsch, in den nächsten 9 Monaten bzw. auf die Dauer fast eines Jahres hat man sich darauf eingestellt, daß es sich so irgendwie durchschleppt, ohne, daß irgendetwas eine Besserung herbeiführen würde.
Was bedeutet, daß auch in den näxhsten zwölf Monaten Verluste angesagt sind.
In den letzten drei Jahren hat der Sensenmann reiche Ernte gehalten unter Firmen, die schon immer eher knapp dran waren, oder Fehlentscheidungen zu schultern hatten, sowie Firmen in besonders schwierigen Gebieten.
Die alteingesessene Erst-Liga-Gruppe war davon bis jetzt aber noch nicht betroffen. Noch nicht.
Jetzt haben die die Aussicht, daß die Kosten, die man nicht noch weiter drücken kann, weiterlaufen, nein, sogar ansteigen, die Erlöse aber weiterhin nicht hinreichend sind.
Ich gehe davon aus, daß es zum Jahresende hin auch etliche Top-Firmen erwischen wird (nicht nur Baufirmen, die hat es jetzt schon am Wickel, sondern Baumaschinen und ähnliche Investitionsgüter-Zulieferer/Händler).
Die Hersteller wohl eher nicht, weil die überwiegend den Weltmarkt beliefern, und da läufts ja. Nur der heimische Markt ist tot. Und das hält kein Händler so lange aus, wie das schon den Bach runter geht.
Fazit: die ganzen Steuerschätzungen sind doch ebenso für den A.
An jeder Firma, die hopps geht, hängen wieder soundsoviele Zuliefer vor Ort, Dienstleister, usw. Die Arbeitslosenzahlen werden sich insofern auch *prächtig* entwickeln, und ich sehe zumindest für diesen volkswirtschaftlichen Schlüsselbereich für die nächsten zwölf Monate und darüber hinaus schwarz.
Anstatt, daß also, wie erhofft und herbeigebetet, ein Aufschwung kommt, gehe ich davon aus, daß es nochmals eine Stufe runterkracht. Und das in einem Zeitpunkt, in dem mit dem Gegenteil gerechnet wird und viele keinerlei Luft mehr haben, eine weiter andauernde Schleichfahrt zu überleben.
Es macht sich Resignation und Fatalismus breit, so weit ich ein Resümee ziehen soll aus den Gesprächen der letzten Wochen.
Nach der Theorie vom Sentiment müßte also bald die Rakete starten.
Nur fürchte ich, jemand hat in den Karton mit dem Feuerwerk reingepinkelt und das Pulver ist patschnaß. Und MAG NICHT MEHR.
Mal sehen.
Ein schönes Wochenende wünscht Euer Ketzer

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