- The Daily Reckoning - Waterloo (Bill Bonner) - Firmian, 21.06.2004, 11:25
- The Daily Reckoning-Deutsche Fassung - Sorrento, 21.06.2004, 22:31
The Daily Reckoning-Deutsche Fassung
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I N V E S T O R ' S D A I L Y
Der E-Mail-Dienst für Investoren, Ausgabe vom 21. Juni 2004
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* 159 Tage in der Seitwärtsbewegung!
* Postbankdebakel abgewendet?
* Karstadt in der Krise mit Konsequenzen!
* Fallende Realeinkommen...
* Business as usual
* Ist die Blase am US-Immobilienmarkt geplatzt?
* Zur Berechnung der US-Inflationsrate
* Waterloo
* Über den Investor Verlag
* Empfehlen Sie"Investor's Daily" weiter
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Montag, 21. Juni 2004
159 Tage in der Seitwärtsbewegung!
von Jochen Steffens
Ich habe nachgezählt, seit 159 Handelstagen (nicht Wochentage)
befinden wir uns schon innerhalb dieser Seitwärtsbewegung zwischen
3.692 und 4.175 Punkten, ohne sie dabei ein einziges Mal verlassen zu
haben.
159 Tage, trotz Anschlag in Spanien, trotz brummender US-Konjunktur,
trotz amerikanischer Bullenquoten, die sich seit fast einem Jahr auf
Crashniveau befinden.
Ich hatte dieses Phänomen erklärt: Nach 3 Jahren Baisse, wird auch der
noch so bullishe Bulle vorsichtig agieren. Er wird nach diesen
bitteren Erfahrungen nicht mehr sein ganzes Geld in Aktien
investieren. Das heißt jedoch, trotz hoher Bullenquote ist immer noch
nicht jeder voll investiert. Und eigentlich ist es schließlich auch
nicht die Bullenquote, die ein Ende eines Trends anzeigt, sondern die
Frage, wie viel vom dem verfügbaren Geld bereits im Markt ist.
Vereinfacht: Wann geht den Käufern das Geld aus.
Aber auch hier gibt es ein Problem, solange sich Institutionelle
billig Geld leihen können, in der Hoffnung auf höhere Renditen am
Aktienmarkt, so lange fliest weiter Geld in die Märkte. Die
Investitionsquoten mögen noch so hoch sein, so lange die Zinsen
niedrig sind, wird der Markt weiter mit billigem Geld versorgt.
Aber auch das scheint aktuell nicht mehr so recht zu helfen. Nur was
ist, wenn jetzt auch noch die US-Zinsen steigen, wenn das Geld teurer
wird und man mehr Gewinn an den Aktienmärkten erwirtschaften muss, um
das auszugleichen? Was, wenn die amerikanischen Anleger merken, dass
die Seitwärtsbewegung unprofitabel ist.
Und was ist, wenn die Märkte bis zur Wahl in einem Feuerwerk nach oben
ziehen? Ich weiß, was ich dann mache. Ich werde mich, sofern eine
Wahlrallye startet, spätestens im Dezember short positionieren. Ich
würde gerne schreiben"bis zur Halskrause", aber an den Börsen kann
immer alles passieren, auch das Gegenteil!
Eines meiner"Hobbies", also etwas, dass ich zur Entspannung tue, hat
leider auch etwas mit Börse zu tun. Ich lese überaus gerne Biographien
bekannter Investoren, die an der Börse ein Vermögen verdient haben.
Dabei ist mir etwas Enttäuschendes aufgefallen. Die meisten dieser
"Börsengurus" hatten einfach nur einmal in Ihrem Leben sehr viel Glück
und sind dadurch reich und auch bekannt geworden. Von da an war es für
sie wesentlich einfacher. Die meisten haben in einem Moment ihres
Lebens alles riskiert und gewonnen - genauso gut hätten Sie auch alles
verlieren können.
Und genau das ist es, was mich ABHÄLT alles zu investieren. Denn was
wäre aus Kostolany und Co geworden, wenn Sie das Glück dieses eine Mal
im Stich gelassen hätte? Wenn Ihnen die Börse eine ihrer Launen
gezeigt hätte?
Nichts, wie aus den vielen anderen, die in diesem entscheidenden
Moment kein Glück hatten. Das sind dann die Menschen, die auf
ausgebrannten Positionen sitzen und dann noch zwangsliquidiert werden
(Die Broker verkaufen die letzten POsitionen, um wenigstens einen Teil
der Kredite zu tilgen.) Und in einem Punkt bin ich mir sicher, diese
Unglücklichen, die alles riskierten und verloren haben, sind in einer
riesigen Überzahl.
Riskieren Sie also nicht zu viel, auch wenn alles offensichtlich
erscheint. Gehen Sie Positionen ein, wenn Sie sicher sind, und erhöhen
Sie diese, wenn es gut läuft. Liquidieren Sie diese Positionen jedoch
schnell, wenn es nicht so läuft wie sie erwarten.
Zur Börse: Der Dax kam etwas unter Druck als bekannt wurde, dass der
Iran mehrere britische Boote aufgebracht hat. Die näheren Umständen
sind mir zurzeit nicht bekannt. Aber offenbar ist es nicht so schlimm,
wie wohl einige im ersten Moment gedacht haben. Mehr also dazu morgen.
Der Dax hängt damit immer noch im an der 4.000er Marke, seit nunmehr
ca. 18 Handelstagen.
US-Konjunkturdaten wurden heute nicht gemeldet, also direkt zu den
Montag, 21. Juni 2004
Postbankdebakel abgewendet?
von Jochen Steffens
Nachdem die Emission der Postbank nun auf Mittwoch verschoben wurde,
scheint jetzt alles glatt zu gehen. Denn die Spanne wurde auf 28 bis
32 Euro gesenkt, nach zuvor geforderten 31,5 bis 36,5 Euro. Um die
Mindereinnahmen abzudecken, will die Postbank eine Wandelanleihe mit
einer dreijährigen Laufzeit auf Postbankaktien begeben,. Die Zahl der
direkt über die Börse zu verkaufenden Aktien wurde dabei um ein
Drittel gekürzt.
Nachdem sich die Postbank dem Druck des Marktes gebeugt hat, zeigen
sich jetzt auch die institutionellen Anleger zuversichtlich, dass
diese Emission erfolgreich werden wird.
Die Aktien der Deutschen Post stiegen nach dieser Nachricht um 3,41 %
auf 17,28 Euro.
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Montag, 21. Juni 2004
Karstadt in der Krise mit Konsequenzen!
von Jochen Steffens
Der Aktienkurs und die Unternehmensergebnisse bei Karstadt haben nun
die ersten Konsequenzen gefordert. Drei von sechs Vorständen verlieren
nun ihren Job. Verwaltungschef Ralf Pohl, der Multimedia- und
Sport-Chef Klaus Appelhoff und der Fashionvorstand Burkhardt Linse
werden gehen müssen.
Hintergrund der Neusausrichtung des Vorstandes ist, dass der Konzern,
endlich aus den roten Zahlen kommen soll. Den Vorstandsmitgliedern
wird vorgeworfen, die Probleme nicht in den Griff bekommen zu haben.
Montag, 21. Juni 2004
Fallende Realeinkommen...
von Martin Weiss
Der deutsche Aktienmarkt bewegte sich in der letzten Handelswoche
seitwärts. Schließlich schloß der Dax am Freitag knapp unter der
psychologisch wichtigen 4000 Punkte Marke. Gewiß mag der dreifache
Verfallstag zum Wochenschluß wesentlich zu dieser Entwicklung
beigetragen haben.
Die Seitwärtsbewegung im Dax, die sich innerhalb der Spanne zwischen
3700 bis 4175 darstellt, ist weiterhin intakt. Und, wie schon des
öfteren angedeutet, werden die Bullen alles daran setzen, den Markt
möglichst stabil zu halten. Sicherlich mag dies noch für eine gewiße
Zeit gelingen. Aber, ob dieses Unterfangen auch nachhaltig gelingen
mag, bleibt angesichts der prekären realwirtschaftlichen Lage
fraglich. Insofern ist es sehr gut möglich, daß im weiteren
Jahresverlauf, spätestens nach der US-Wahl, der Ausbruch nach unten
erfolgt.
Noch immer hängt die Entwicklung der deutschen Aktien wesentlich vom
Geschehen an der Wall Street ab. Insofern fehlt es schlichtweg an
Eigenleben. Von der deutschen Aktienkultur - siehe Postbank-Börsengang
- ganz zu schweigen.
Wie dem auch sei, letzte Woche mußte der S&P500-Index zum ersten mal
seit vier Wochen wieder einen leichten Verlust im Wochenvergleich
hinnehmen.
Nicht zuletzt auch aufgrund der äußerst interessanten
US-Wirtschaftsdaten. Sowohl Verbraucher- als auch Produzentenpreise in
den USA ziehen weiterhin stark an. Bisweilen wurden diese von der
"herrschenden" Meinung der Analysten gut aufgenommen, zumal der
Anstieg - rechnet man Energie und Nahrungsmittel heraus - unterhalb
der Konsens-Schätzung blieb.
Aber Fakt ist und bleibt nun mal, daß Verbraucher ohne Energie und
Nahrungsmittel schwerlich auskommen und diese Belastungen zu schultern
haben.
Ein Anstieg der Verbraucher- und Produzentenpreise von fünf Prozent
(auf annualisierter Basis) ist angesichts eines aktuellen
Fed-Zinssates von einem Prozent gewiß nicht unbeachtlich. Oder anders
formuliert, vieles deutet darauf hin, daß die Fed wohl eher etwas
"spät" dran ist, was die Inflationsbekämpfung angeht. Aber wie gesagt,
das"team" um Fed-Chef Alan Greenspan ist sich der speziellen
Risiko-Situation angesichts der historisch einmaligen US-Schuldenblase
bewußt. Eine andere Frage ist, ob vor dem Hintergrund einer langsam
aber sicher auftretenden negativen Realverzinsung, sprich
schleichenden Verfalls der Kaufkraft der Guthaben, es auch"gewollt"
ist, eher etwas später an der Zinsschraube zu drehen.
Wie auch immer, die US-Verbraucher verspüren die Inflationstendenzen
mehr denn je am eigenen Leibe. Und, schlicht gesagt, bedeutet dies
nichts anderes als Wohlstandsverlust. Faktisch stellt sich dies
insoweit dar, als die US-Realeinkommen im Mai diesen Jahres (saisonal
bereinigt) um 0,4 Prozent rückläufig waren.
Weiters höchst interessant, daß das US-Leistungsbilanzdefizit in den
ersten Monaten des Jahres 2004 auf knapp 145 Milliarden $ angestiegen
ist.
In diesem Kontext ist es mehr als müßig, ob und wann der $ gegenüber
dem Euro wieder in Abwertungsdruck geraten wird.
Äußerst positiv gestaltete sich in den letzten Tagen die Entwicklung
beim Gold. Auch in Euro zog der Preis für die Feinunze des gelben
Edelmetalls wieder auf ein Niveau von über 320 Euro an. Charttechnisch
wichtig wäre nun ein nachhaltiger Ausbruch über die 400 $. Dies wäre
wohl das Aufbruchssignal für ein neues Jahreshoch.
Bleibt zu hoffen, daß dies eher früher als später gelingen mag...
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Montag, 21. Juni 2004
Business as usual
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Business as usual. In den USA kaufen und verkaufen die Leute weiterhin
Häuser... und die Baugesellschaften bauen immer mehr Häuser, als ob
die Nachfrage unerschöpflich wäre. Die Zahl der Baugenehmigungen steht
auf Rekordhoch.
In Orange County, Kalifornien, kostet das durchschnittliche Haus jetzt
mehr als eine halbe Million Dollar. Durchschnittlich verdient man dort
vielleicht 40.000 Dollar pro Jahr. Und der durchschnittliche
Kalifornier hat seine Kreditkarte(n) bereits um mehrere Tausend Dollar
überzogen. Hinzu kommt eine hohe Hypothek. Nach Abzug der Zinsen und
sonstigen Ausgaben bleibt da vielleicht noch nicht einmal ein Dollar
übrig.
Sonst ist alles so, wie es sein sollte. Die Asiaten produzieren, die
Amerikaner konsumieren. Die Asiaten sparen, die Amerikaner geben Geld
aus. Die Asiaten exportieren, die Amerikaner importieren. Die Asiaten
verleihen Geld, die Amerikaner leihen sich Geld.
"Diese symbiotische Beziehung besteht schon lange", schrieb ein unter
dem Investor's Daily Leidender,"warum sollte die jetzt aufhören?"
Diese Beziehung ist genauso symbiotisch wie parasitär. Die
US-Konsumenten sind wie ein großer Blutegel geworden, der 80 % der
weltweiten Ersparnisse aufsaugt. Irgendwann - ich warne immer wieder
davor - könnten die Asiaten den Blutegel loswerden wollen.
Allerdings nur dann, wenn Alan Greenspan das nicht verhindern kann. Er
ist entschlossen, dass nichts passieren soll, dass die Fantasiewelt,
in der wir leben, stören könnte. Vor einer Woche warnte er, dass er
das Notwendige tun würde, um die Inflation zu kontrollieren. Dann
kamen die amerikanischen Mai-Inflationszahlen; und die Preise steigen
mit einer Jahresrate von 7 % (Konsumentepreisindex). Sicherlich müsste
der Fed-Vorsitzende jetzt Wort halten und die Zinsen signifikant
erhöhen.
Aber nein. Alan Greenspan ruderte zurück. Ja, der
Konsumentenpreisindex ist deutlich gestiegen - aber wenn man die
Preise für Nahrungsmittel und Energie herausrechnet, dann kommt man
auf einen Zuwachs der"Kernrate" von nur 2,4 % gegenüber dem Vorjahr.
Es gebe keine Notwendigkeit für ernsthafte Zinserhöhungen, versicherte
er der Welt.
Aha! Nichts wird passieren. Nichts wird sich ändern. Nichts wird eine
gute Zukunft verhindern.
Aber was ist das? Auch die Produzentenpreise sind im Mai um 0,8 %
gestiegen... das entspricht einer Steigerung gegenüber Vorjahreswert
von fast 10 %! Keine Sorge, auch diesmal ist die"Kernrate" deutlich
niedriger. Bei den Unternehmen, die in ihrem Kostenblock weder Energie
noch Nahrungsmittel haben, sind die Kosten im Mai nur um 0,3 %
gestiegen.
Jetzt zu Baltimore, zu Addison:
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Montag, 21. Juni 2004
Ist die Blase am US-Immobilienmarkt geplatzt?
von unserem Korrespondenten Addison Wiggin in Baltimore
Heute stelle ich die Frage: Ist die Spekulationsblase geplatzt? Ich
beziehe mich diesmal nicht auf den Aktien- oder Anleihenmarkt. Heute
meine ich den US-Immobilienmarkt.
Natürlich kenne ich die Antwort nicht. Ihre Korrespondenten sind nicht
mehr als bescheidene Beobachter. Wir genießen die Absurdität. Wie
kleine Vögel, die auf dem Rücken eines Elefanten die Flöhe wegpicken,
so genießen wir de Fahrt und die Aussicht. Und wenn es keine Flöhe
mehr gibt, dann wechseln wir zum nächsten Elefanten.
Aber wie Sie sicherlich bereits gemerkt haben, liebe(r) Leser(in),
haben auch wir Meinungen - und wir haben keine Angst, diese zu äußern.
Auch wenn sie nicht willkommen sind. Heute teile ich Ihnen meine
Meinung mit, die ich nicht auf der Basis"harter Analysen" gefunden
habe (wie es manche Leser bevorzugen würden). Zu dieser Meinung bin
ich durch eine Anekdote bekommen. Hier ist Sie:
Es handelt sich um einen Bericht von James Boric an mich. Er schrieb:
"Das ist ein Klassiker. Ich habe ein Taxi nach Towson genommen - zu
dem Honda-Händler auf der York Road. Die Fahrt dahin dauerte ca. 20
Minuten, hauptsächlich deshalb, weil das Taxi selbst auf dem Highway
nur mit maximal 47 Meilen pro Stunde fuhr. Ich forderte den Fahrer
mehrmals auf, schneller zu fahren. Ich war in Eile."
" Aber das schien ihm egal zu sein. Er schien sich nur über den
Immobilienmarkt und seinen Vermieter (oder Ex-Vermieter, sollte ich
sagen) unterhalten zu wollen: 'Ja, ich bin gerade aus meiner alten
Wohnung in Baltimore City ausgezogen... hauptsächlich deshalb, weil
meine alte Lady aufs Land ziehen wollte. Aber diese Wohnung war auch
ein Loch. Der Fußboden verrottete. Und es stand. Ich würde dieses Loch
nicht noch einmal mieten, auch nicht, wenn es 100 Dollar im Monat
billiger wäre. Nein, Sir.'"
"Der Taxifahrer weiter: 'Wissen Sie, der Typ, der diesen
Apartment-Komplex gekauft hat, hat dafür 280.000 Dollar gezahlt.
Können Sie das glauben? Wenn die Zinsen steigen werden (und Sie
wissen, dass Sie das werden, Sie sind doch in diesem Business), dann
wird er keine 140.000 Dollar mehr dafür bekommen! Ich meine ernsthaft,
dass dieser Bastard dann nicht die Hälfte seines Kaufpreises bekommen
wird. Und wissen Sie was, er wollte die Miete von 400 Dollar auf 700
Dollar pro Monat erhöhen. Was für ein Witz.'"
"Ich saß da und hörte dem Fahrer zu, und ich realisierte: Wir befinden
uns beim Topp der Immobilienmarkt-Spekulationsblase. Sogar mein
Taxifahrer weiß das."
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Montag, 21. Juni 2004
Zur Berechnung der US-Inflationsrate
von unserem Korrespondenten Bill Bonner in Paris
*** Warum wirken sich die Energie- und Nahrungsmittelpreise so stark
aus, wenn es um die Berechnung der US-Inflationsrate geht? Uns wird
gesagt, das sei so, weil die Terroristen Ã-lpipelines in die Luft
jagen. Der Ã-lpreis ist stark gestiegen... aber vielleicht nicht
dauerhaft. Aber es gibt noch einen anderen Grund. Indien, China und
andere asiatische Produzenten kaufen Nahrungsmittel und Ã-l. Sie
verkaufen Autos und Kühlschränke... und viele andere Dinge, deren
Preise zur Berechnung der amerikanischen Inflationsrate herbeigezogen
werden.
Das ist der aktuelle Effekt der Globalisierung, liebe(r) Leser(in).
Die USA treten jetzt mit der ganzen Welt um Rohstoffe wie Erdöl in
Konkurrenz. Und auch das Angebot an billigen Arbeitskräften trägt
nicht besonders viel dazu bei, die Preise sinken zu lassen. Denn
beispielsweise ist der Ã-lmarkt eine kapitalintensive Industrie... und
keine arbeitsintensive.
Aber der Output der asiatischen Fabriken ist arbeitsintensiv. Und da
sich ein immer größerer Anteil an der weltweiten Industrieproduktion
nach Asien verlagert, führen die relativ niedrigen Löhne dort zu
niedrigeren Preisen bei Fabrikgütern.
Wenn die amerikanischen Konsumenten aufhören würden, diese Güter zu
kaufen, dann würden deren Preise frei fallen. Der Bau von neuen
Fabriken und neuer Infrastruktur in Asien würde sich verlangsamen oder
ganz aufhören. Und auch die Rohstoffpreise würden fallen.
Aber was ist das? Der Kupferpreis und der Preis von anderen Rohstoffen
ist gefallen. Dabei wird Kupfer für fast alles gebraucht. Und was ist
das? Der weltweit größte Verkäufer von in Asien hergestellten Waren
ist Wal-Mart. Und die Wal-Mart Aktien scheinen ihren Zenit
überschritten zu haben.
Könnte es sein, dass die amerikanischen Konsumenten letztlich...
endlich... wirklich... ehrlich... ihre Konsumausgaben zurückfahren?
*** Was für ein glorreicher Tag!
Letzten Freitag war der Jahrestag der Schlacht bei Waterloo, die im
Jahr 1815 stattfand (siehe dazu mein nächster Beitrag).
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Montag, 21. Juni 2004
Waterloo
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Vor 189 Jahren fand die Schlacht von Waterloo statt. Leser(innen), die
öfter wirtschaftliche Texte oder Finanzbücher lesen, könnten meine
Diskussion der Militärgeschichte als nicht hierhin gehörend ansehen.
Aber damit haben sie Unrecht. Denn im Krieg sehen wir am deutlichsten,
was für Schaden die Menschen anrichten können. Selbst die
"rationalsten" Menschen drehen von Zeit zu Zeit durch - in der Liebe
und im Krieg, an den Märkten und in der Wirtschaft. Mit Glück werden
sie zurückgeschlagen, bevor sie die Gelegenheit haben, großen Schaden
anzurichten. Andererseits kann ein wirkliches Genie, das von einem Mob
unterstützt wird, es bis hin zum Desaster bringen.
Wir Menschen schmeicheln uns selbst. Da wir die Macht des Denkens
haben, halten wir uns gegenüber dem Tierreich für überlegen. Aber auf
der Straße nach Moskau muss jeder Hund, jedes Pferd, jede Ratte und
jede Kuh, die die grande armée von Napoleon oder Hitlers Wehrmacht
sah, einen besseren Verstand gehabt haben. Selbst von einer Feldmaus
könnte man sagen, dass sie besser programmiert war als ein
Feldmarschall. Als sie vor den vorbeimarschierenden Truppen flüchteten
- sahen da diese kleinen haarigen Nagetiere voraus, dass sie später an
den Knochen der gefallenen Soldaten nagen würden, oder an den
erfrorenen Fingern der Schlafenden?
Der Fall von Louis XVI. hatte eine neue Ära nach Europa gebracht. Die
französischen Aristokraten waren geflohnen, um ihr Leben zu retten -
und sie sprachen sich bei den verbliebenen Monarchen Europas dafür
aus, in Frankreich zu intervenieren und ihre Positionen und ihren
Besitz wiederherzustellen. Die Unruhe war auf Fieberniveau gestiegen,
nachdem die Revolutionäre Louis und seine österreichischen Frau, Marie
Antoinette, geköpft hatten. Überall in Europa hatten die Aristokraten
Angst um ihre eigenen Hälse und sie entschieden sich dazu, zu handeln.
Das Frankreich des 18. Jahrhunderts hatte einige Vorteile. Das
Wachstum des Bruttoinlandsprodukts war in Frankreich vielleicht so
hoch wie nirgendwo sonst in der Welt. Obwohl Frankreich das
Jahrhundert gegenüber England als Nachzügler begonnen hatte, lag es am
Ende des Jahrhunderts vorne. Und die französische Bevölkerung
explodierte. Höhere Produktion half, mehr kleine Jean-Lucs und
Marie-Hélènes zu füttern. Bald krabbelten sie im ganzen Land.
Aber Frankreich hatte noch einen anderen, versteckten Vorteil: Es war
das erste Land in Europa, das die vollen Vorteile einer populären
Demokratie hatte. Wer würde schon für einen Monarchen sterben wollen?
Wie viel seiner Einnahmen würde man schon bereitwillig einem Louis,
einem Henry oder einem Franz Ferdinand überlassen? Die Armeen von
Franz II., dem Kaiser von Ã-sterreich (gleichzeitig der Neffe von Marie
Antoinette) bestanden aus Berufssoldaten. Sie wurden durch Geld und
die Androhung von Gewalt im Feld gehalten. Das war der Stil der
damaligen Zeit - bis zur Revolution. Wie die vorher stattgefundene
Amerikanische Revolution so verwandelte auch die Französische
Revolution von 1789 Untertanen in Bürger, die sie dann wie nie zuvor
zu ihrem Vorteil nutzte.
Nur ein paar Jahre nach der Revolution führte Napoleon Bonaparte, ein
26jähriger korsischer Artillerie-Kommandeur, die erste Italienische
Kampagne von 1796 an. In ein paar Monaten harter Kämpfe bewies er,
dass er ein Kriegsgenie war, und er wurde überall in Frankreich ein
populärer Held. Es gab damals noch keine Meinungsumfragen, aber wenn
es Wahlen gegeben hätte, dann wäre Napoleon sicher für die nächsten 19
Jahre an der Spitze geblieben.
In einer Serie von Kriegen und Schlachten, Allianzen und falschen
Heiraten, schafften es die großen Bataillone Napoleons Schritt für
Schritt, den Rest Europas zu bezwingen. 1812 lag der gesamte Kontinent
bis auf Russland und Großbritannien zu seinen Füßen. Frankreich genoss
einen Boom. Es war das größte Land Europas, es hatte die machtvollste
Armee des Kontinents, und die neue Regierung erwies sich als sehr
effizient, wenn es darum ging, immer mehr Blut aus der Bevölkerung zu
pressen. Frankreich war im frühen 19. Jahrhundert die einzige
Supermacht Europas.
An diesem Punkt konnte nichts Napoleon aufhalten. Aber alles tat genau
das.
Er hatte seinen Bruder als König von Spanien eingesetzt. Aber die
Spanier widersetzten sich, und sie begannen einen Partisanenkrieg
gegen die französischen Truppen. Dann griff Napoleon Russland an. Nur
ein Mann einem kriegerischen Genie hätte so etwas unglaublich
Schwachsinniges tun können. Ein normaler Mann hätte seine Ambitionen
bereits lange vorher unter Kontrolle gebracht.
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