- The Daily Reckoning - Gold, Water and MREs (Mogambo Guru) - Firmian, 21.06.2004, 23:08
- Re: The Daily Reckoning - Deutsch - Phoenix, 22.06.2004, 06:02
Re: The Daily Reckoning - Deutsch
--> Ausgabe vom 21. Juni 2004
159 Tage in der Seitwärtsbewegung!
Postbankdebakel abgewendet?
Karstadt in der Krise mit Konsequenzen!
Fallende Realeinkommen...
Business as usual
Ist die Blase am US-Immobilienmarkt geplatzt?
Zur Berechnung der US-Inflationsrate
Waterloo
Über den Investor Verlag
Empfehlen Sie"Investor's Daily" weiter
Montag, 21. Juni 2004
159 Tage in der Seitwärtsbewegung!
von Jochen Steffens
Ich habe nachgezählt, seit 159 Handelstagen (nicht Wochentage) befinden wir uns schon innerhalb dieser Seitwärtsbewegung zwischen 3.692 und 4.175 Punkten, ohne sie dabei ein einziges Mal verlassen zu haben.
159 Tage, trotz Anschlag in Spanien, trotz brummender US-Konjunktur, trotz amerikanischer Bullenquoten, die sich seit fast einem Jahr auf Crashniveau befinden.
Ich hatte dieses Phänomen erklärt: Nach 3 Jahren Baisse, wird auch der noch so bullishe Bulle vorsichtig agieren. Er wird nach diesen bitteren Erfahrungen nicht mehr sein ganzes Geld in Aktien investieren. Das heißt jedoch, trotz hoher Bullenquote ist immer noch nicht jeder voll investiert. Und eigentlich ist es schließlich auch nicht die Bullenquote, die ein Ende eines Trends anzeigt, sondern die Frage, wie viel vom dem verfügbaren Geld bereits im Markt ist. Vereinfacht: Wann geht den Käufern das Geld aus.
Aber auch hier gibt es ein Problem, solange sich Institutionelle billig Geld leihen können, in der Hoffnung auf höhere Renditen am Aktienmarkt, so lange fliest weiter Geld in die Märkte. Die Investitionsquoten mögen noch so hoch sein, so lange die Zinsen niedrig sind, wird der Markt weiter mit billigem Geld versorgt.
Aber auch das scheint aktuell nicht mehr so recht zu helfen. Nur was ist, wenn jetzt auch noch die US-Zinsen steigen, wenn das Geld teurer wird und man mehr Gewinn an den Aktienmärkten erwirtschaften muss, um das auszugleichen? Was, wenn die amerikanischen Anleger merken, dass die Seitwärtsbewegung unprofitabel ist.
Und was ist, wenn die Märkte bis zur Wahl in einem Feuerwerk nach oben ziehen? Ich weiß, was ich dann mache. Ich werde mich, sofern eine Wahlrallye startet, spätestens im Dezember short positionieren. Ich würde gerne schreiben"bis zur Halskrause", aber an den Börsen kann immer alles passieren, auch das Gegenteil!
Eines meiner"Hobbies", also etwas, dass ich zur Entspannung tue, hat leider auch etwas mit Börse zu tun. Ich lese überaus gerne Biographien bekannter Investoren, die an der Börse ein Vermögen verdient haben.
Dabei ist mir etwas Enttäuschendes aufgefallen. Die meisten dieser"Börsengurus" hatten einfach nur einmal in Ihrem Leben sehr viel Glück und sind dadurch reich und auch bekannt geworden. Von da an war es für sie wesentlich einfacher. Die meisten haben in einem Moment ihres Lebens alles riskiert und gewonnen - genauso gut hätten Sie auch alles verlieren können.
Und genau das ist es, was mich ABHÄLT alles zu investieren. Denn was wäre aus Kostolany und Co geworden, wenn Sie das Glück dieses eine Mal im Stich gelassen hätte? Wenn Ihnen die Börse eine ihrer Launen gezeigt hätte?
Nichts, wie aus den vielen anderen, die in diesem entscheidenden Moment kein Glück hatten. Das sind dann die Menschen, die auf ausgebrannten Positionen sitzen und dann noch zwangsliquidiert werden (Die Broker verkaufen die letzten POsitionen, um wenigstens einen Teil der Kredite zu tilgen.) Und in einem Punkt bin ich mir sicher, diese Unglücklichen, die alles riskierten und verloren haben, sind in einer riesigen Überzahl.
Riskieren Sie also nicht zu viel, auch wenn alles offensichtlich erscheint. Gehen Sie Positionen ein, wenn Sie sicher sind, und erhöhen Sie diese, wenn es gut läuft. Liquidieren Sie diese Positionen jedoch schnell, wenn es nicht so läuft wie sie erwarten.
Zur Börse: Der Dax kam etwas unter Druck als bekannt wurde, dass der Iran mehrere britische Boote aufgebracht hat. Die näheren Umständen sind mir zurzeit nicht bekannt. Aber offenbar ist es nicht so schlimm, wie wohl einige im ersten Moment gedacht haben. Mehr also dazu morgen. Der Dax hängt damit immer noch im an der 4.000er Marke, seit nunmehr ca. 18 Handelstagen.
US-Konjunkturdaten wurden heute nicht gemeldet, also direkt zu den Unternehmensnachrichten:
Montag, 21. Juni 2004
Postbankdebakel abgewendet?
von Jochen Steffens
Nachdem die Emission der Postbank nun auf Mittwoch verschoben wurde, scheint jetzt alles glatt zu gehen. Denn die Spanne wurde auf 28 bis 32 Euro gesenkt, nach zuvor geforderten 31,5 bis 36,5 Euro. Um die Mindereinnahmen abzudecken, will die Postbank eine Wandelanleihe mit einer dreijährigen Laufzeit auf Postbankaktien begeben,. Die Zahl der direkt über die Börse zu verkaufenden Aktien wurde dabei um ein Drittel gekürzt.
Nachdem sich die Postbank dem Druck des Marktes gebeugt hat, zeigen sich jetzt auch die institutionellen Anleger zuversichtlich, dass diese Emission erfolgreich werden wird.
Die Aktien der Deutschen Post stiegen nach dieser Nachricht um 3,41 % auf 17,28 Euro.
Montag, 21. Juni 2004
Karstadt in der Krise mit Konsequenzen!
von Jochen Steffens
Der Aktienkurs und die Unternehmensergebnisse bei Karstadt haben nun die ersten Konsequenzen gefordert. Drei von sechs Vorständen verlieren nun ihren Job. Verwaltungschef Ralf Pohl, der Multimedia- und Sport-Chef Klaus Appelhoff und der Fashionvorstand Burkhardt Linse werden gehen müssen.
Hintergrund der Neusausrichtung des Vorstandes ist, dass der Konzern, endlich aus den roten Zahlen kommen soll. Den Vorstandsmitgliedern wird vorgeworfen, die Probleme nicht in den Griff bekommen zu haben.
Montag, 21. Juni 2004
Fallende Realeinkommen...
von Martin Weiss
Der deutsche Aktienmarkt bewegte sich in der letzten Handelswoche seitwärts. Schließlich schloß der Dax am Freitag knapp unter der psychologisch wichtigen 4000 Punkte Marke. Gewiß mag der dreifache Verfallstag zum Wochenschluß wesentlich zu dieser Entwicklung beigetragen haben.
Die Seitwärtsbewegung im Dax, die sich innerhalb der Spanne zwischen 3700 bis 4175 darstellt, ist weiterhin intakt. Und, wie schon des öfteren angedeutet, werden die Bullen alles daran setzen, den Markt möglichst stabil zu halten. Sicherlich mag dies noch für eine gewiße Zeit gelingen. Aber, ob dieses Unterfangen auch nachhaltig gelingen mag, bleibt angesichts der prekären realwirtschaftlichen Lage fraglich. Insofern ist es sehr gut möglich, daß im weiteren Jahresverlauf, spätestens nach der US-Wahl, der Ausbruch nach unten erfolgt.
Noch immer hängt die Entwicklung der deutschen Aktien wesentlich vom Geschehen an der Wall Street ab. Insofern fehlt es schlichtweg an Eigenleben. Von der deutschen Aktienkultur - siehe Postbank-Börsengang - ganz zu schweigen.
Wie dem auch sei, letzte Woche mußte der S&P500-Index zum ersten mal seit vier Wochen wieder einen leichten Verlust im Wochenvergleich hinnehmen.
Nicht zuletzt auch aufgrund der äußerst interessanten US-Wirtschaftsdaten. Sowohl Verbraucher- als auch Produzentenpreise in den USA ziehen weiterhin stark an. Bisweilen wurden diese von der"herrschenden" Meinung der Analysten gut aufgenommen, zumal der Anstieg - rechnet man Energie und Nahrungsmittel heraus - unterhalb der Konsens-Schätzung blieb.
Aber Fakt ist und bleibt nun mal, daß Verbraucher ohne Energie und Nahrungsmittel schwerlich auskommen und diese Belastungen zu schultern haben.
Ein Anstieg der Verbraucher- und Produzentenpreise von fünf Prozent (auf annualisierter Basis) ist angesichts eines aktuellen Fed-Zinssates von einem Prozent gewiß nicht unbeachtlich. Oder anders formuliert, vieles deutet darauf hin, daß die Fed wohl eher etwas"spät" dran ist, was die Inflationsbekämpfung angeht. Aber wie gesagt, das"team" um Fed-Chef Alan Greenspan ist sich der speziellen Risiko-Situation angesichts der historisch einmaligen US-Schuldenblase bewußt. Eine andere Frage ist, ob vor dem Hintergrund einer langsam aber sicher auftretenden negativen Realverzinsung, sprich schleichenden Verfalls der Kaufkraft der Guthaben, es auch"gewollt" ist, eher etwas später an der Zinsschraube zu drehen.
Wie auch immer, die US-Verbraucher verspüren die Inflationstendenzen mehr denn je am eigenen Leibe. Und, schlicht gesagt, bedeutet dies nichts anderes als Wohlstandsverlust. Faktisch stellt sich dies insoweit dar, als die US-Realeinkommen im Mai diesen Jahres (saisonal bereinigt) um 0,4 Prozent rückläufig waren.
Weiters höchst interessant, daß das US-Leistungsbilanzdefizit in den ersten Monaten des Jahres 2004 auf knapp 145 Milliarden $ angestiegen ist.
In diesem Kontext ist es mehr als müßig, ob und wann der $ gegenüber dem Euro wieder in Abwertungsdruck geraten wird.
Äußerst positiv gestaltete sich in den letzten Tagen die Entwicklung beim Gold. Auch in Euro zog der Preis für die Feinunze des gelben Edelmetalls wieder auf ein Niveau von über 320 Euro an. Charttechnisch wichtig wäre nun ein nachhaltiger Ausbruch über die 400 $. Dies wäre wohl das Aufbruchssignal für ein neues Jahreshoch.
Bleibt zu hoffen, daß dies eher früher als später gelingen mag...
Montag, 21. Juni 2004
Business as usual
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Business as usual. In den USA kaufen und verkaufen die Leute weiterhin Häuser... und die Baugesellschaften bauen immer mehr Häuser, als ob die Nachfrage unerschöpflich wäre. Die Zahl der Baugenehmigungen steht auf Rekordhoch.
In Orange County, Kalifornien, kostet das durchschnittliche Haus jetzt mehr als eine halbe Million Dollar. Durchschnittlich verdient man dort vielleicht 40.000 Dollar pro Jahr. Und der durchschnittliche Kalifornier hat seine Kreditkarte(n) bereits um mehrere Tausend Dollar überzogen. Hinzu kommt eine hohe Hypothek. Nach Abzug der Zinsen und sonstigen Ausgaben bleibt da vielleicht noch nicht einmal ein Dollar übrig.
Sonst ist alles so, wie es sein sollte. Die Asiaten produzieren, die Amerikaner konsumieren. Die Asiaten sparen, die Amerikaner geben Geld aus. Die Asiaten exportieren, die Amerikaner importieren. Die Asiaten verleihen Geld, die Amerikaner leihen sich Geld.
"Diese symbiotische Beziehung besteht schon lange", schrieb ein unter dem Investor's Daily Leidender,"warum sollte die jetzt aufhören?"
Diese Beziehung ist genauso symbiotisch wie parasitär. Die US-Konsumenten sind wie ein großer Blutegel geworden, der 80 % der weltweiten Ersparnisse aufsaugt. Irgendwann - ich warne immer wieder davor - könnten die Asiaten den Blutegel loswerden wollen.
Allerdings nur dann, wenn Alan Greenspan das nicht verhindern kann. Er ist entschlossen, dass nichts passieren soll, dass die Fantasiewelt, in der wir leben, stören könnte. Vor einer Woche warnte er, dass er das Notwendige tun würde, um die Inflation zu kontrollieren. Dann kamen die amerikanischen Mai-Inflationszahlen; und die Preise steigen mit einer Jahresrate von 7 % (Konsumentepreisindex). Sicherlich müsste der Fed-Vorsitzende jetzt Wort halten und die Zinsen signifikant erhöhen.
Aber nein. Alan Greenspan ruderte zurück. Ja, der Konsumentenpreisindex ist deutlich gestiegen - aber wenn man die Preise für Nahrungsmittel und Energie herausrechnet, dann kommt man auf einen Zuwachs der"Kernrate" von nur 2,4 % gegenüber dem Vorjahr. Es gebe keine Notwendigkeit für ernsthafte Zinserhöhungen, versicherte er der Welt.
Aha! Nichts wird passieren. Nichts wird sich ändern. Nichts wird eine gute Zukunft verhindern.
Aber was ist das? Auch die Produzentenpreise sind im Mai um 0,8 % gestiegen... das entspricht einer Steigerung gegenüber Vorjahreswert von fast 10 %! Keine Sorge, auch diesmal ist die"Kernrate" deutlich niedriger. Bei den Unternehmen, die in ihrem Kostenblock weder Energie noch Nahrungsmittel haben, sind die Kosten im Mai nur um 0,3 % gestiegen.
Jetzt zu Baltimore, zu Addison:
Montag, 21. Juni 2004
Ist die Blase am US-Immobilienmarkt geplatzt?
von unserem Korrespondenten Addison Wiggin in Baltimore
Heute stelle ich die Frage: Ist die Spekulationsblase geplatzt? Ich beziehe mich diesmal nicht auf den Aktien- oder Anleihenmarkt. Heute meine ich den US-Immobilienmarkt.
Natürlich kenne ich die Antwort nicht. Ihre Korrespondenten sind nicht mehr als bescheidene Beobachter. Wir genießen die Absurdität. Wie kleine Vögel, die auf dem Rücken eines Elefanten die Flöhe wegpicken, so genießen wir de Fahrt und die Aussicht. Und wenn es keine Flöhe mehr gibt, dann wechseln wir zum nächsten Elefanten.
Aber wie Sie sicherlich bereits gemerkt haben, liebe(r) Leser(in), haben auch wir Meinungen - und wir haben keine Angst, diese zu äußern. Auch wenn sie nicht willkommen sind. Heute teile ich Ihnen meine Meinung mit, die ich nicht auf der Basis"harter Analysen" gefunden habe (wie es manche Leser bevorzugen würden). Zu dieser Meinung bin ich durch eine Anekdote bekommen. Hier ist Sie:
Es handelt sich um einen Bericht von James Boric an mich. Er schrieb:"Das ist ein Klassiker. Ich habe ein Taxi nach Towson genommen - zu dem Honda-Händler auf der York Road. Die Fahrt dahin dauerte ca. 20 Minuten, hauptsächlich deshalb, weil das Taxi selbst auf dem Highway nur mit maximal 47 Meilen pro Stunde fuhr. Ich forderte den Fahrer mehrmals auf, schneller zu fahren. Ich war in Eile."
" Aber das schien ihm egal zu sein. Er schien sich nur über den Immobilienmarkt und seinen Vermieter (oder Ex-Vermieter, sollte ich sagen) unterhalten zu wollen: 'Ja, ich bin gerade aus meiner alten Wohnung in Baltimore City ausgezogen... hauptsächlich deshalb, weil meine alte Lady aufs Land ziehen wollte. Aber diese Wohnung war auch ein Loch. Der Fußboden verrottete. Und es stand. Ich würde dieses Loch nicht noch einmal mieten, auch nicht, wenn es 100 Dollar im Monat billiger wäre. Nein, Sir.'"
"Der Taxifahrer weiter: 'Wissen Sie, der Typ, der diesen Apartment-Komplex gekauft hat, hat dafür 280.000 Dollar gezahlt. Können Sie das glauben? Wenn die Zinsen steigen werden (und Sie wissen, dass Sie das werden, Sie sind doch in diesem Business), dann wird er keine 140.000 Dollar mehr dafür bekommen! Ich meine ernsthaft, dass dieser Bastard dann nicht die Hälfte seines Kaufpreises bekommen wird. Und wissen Sie was, er wollte die Miete von 400 Dollar auf 700 Dollar pro Monat erhöhen. Was für ein Witz.'"
"Ich saß da und hörte dem Fahrer zu, und ich realisierte: Wir befinden uns beim Topp der Immobilienmarkt-Spekulationsblase. Sogar mein Taxifahrer weiß das."
Montag, 21. Juni 2004
Zur Berechnung der US-Inflationsrate
von unserem Korrespondenten Bill Bonner in Paris
*** Warum wirken sich die Energie- und Nahrungsmittelpreise so stark aus, wenn es um die Berechnung der US-Inflationsrate geht? Uns wird gesagt, das sei so, weil die Terroristen Ã-lpipelines in die Luft jagen. Der Ã-lpreis ist stark gestiegen... aber vielleicht nicht dauerhaft. Aber es gibt noch einen anderen Grund. Indien, China und andere asiatische Produzenten kaufen Nahrungsmittel und Ã-l. Sie verkaufen Autos und Kühlschränke... und viele andere Dinge, deren Preise zur Berechnung der amerikanischen Inflationsrate herbeigezogen werden.
Das ist der aktuelle Effekt der Globalisierung, liebe(r) Leser(in). Die USA treten jetzt mit der ganzen Welt um Rohstoffe wie Erdöl in Konkurrenz. Und auch das Angebot an billigen Arbeitskräften trägt nicht besonders viel dazu bei, die Preise sinken zu lassen. Denn beispielsweise ist der Ã-lmarkt eine kapitalintensive Industrie... und keine arbeitsintensive.
Aber der Output der asiatischen Fabriken ist arbeitsintensiv. Und da sich ein immer größerer Anteil an der weltweiten Industrieproduktion nach Asien verlagert, führen die relativ niedrigen Löhne dort zu niedrigeren Preisen bei Fabrikgütern.
Wenn die amerikanischen Konsumenten aufhören würden, diese Güter zu kaufen, dann würden deren Preise frei fallen. Der Bau von neuen Fabriken und neuer Infrastruktur in Asien würde sich verlangsamen oder ganz aufhören. Und auch die Rohstoffpreise würden fallen.
Aber was ist das? Der Kupferpreis und der Preis von anderen Rohstoffen ist gefallen. Dabei wird Kupfer für fast alles gebraucht. Und was ist das? Der weltweit größte Verkäufer von in Asien hergestellten Waren ist Wal-Mart. Und die Wal-Mart Aktien scheinen ihren Zenit überschritten zu haben.
Könnte es sein, dass die amerikanischen Konsumenten letztlich... endlich... wirklich... ehrlich... ihre Konsumausgaben zurückfahren?
*** Was für ein glorreicher Tag!
Letzten Freitag war der Jahrestag der Schlacht bei Waterloo, die im Jahr 1815 stattfand (siehe dazu mein nächster Beitrag).
Montag, 21. Juni 2004
Waterloo
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Vor 189 Jahren fand die Schlacht von Waterloo statt. Leser(innen), die öfter wirtschaftliche Texte oder Finanzbücher lesen, könnten meine Diskussion der Militärgeschichte als nicht hierhin gehörend ansehen. Aber damit haben sie Unrecht. Denn im Krieg sehen wir am deutlichsten, was für Schaden die Menschen anrichten können. Selbst die"rationalsten" Menschen drehen von Zeit zu Zeit durch - in der Liebe und im Krieg, an den Märkten und in der Wirtschaft. Mit Glück werden sie zurückgeschlagen, bevor sie die Gelegenheit haben, großen Schaden anzurichten. Andererseits kann ein wirkliches Genie, das von einem Mob unterstützt wird, es bis hin zum Desaster bringen.
Wir Menschen schmeicheln uns selbst. Da wir die Macht des Denkens haben, halten wir uns gegenüber dem Tierreich für überlegen. Aber auf der Straße nach Moskau muss jeder Hund, jedes Pferd, jede Ratte und jede Kuh, die die grande armée von Napoleon oder Hitlers Wehrmacht sah, einen besseren Verstand gehabt haben. Selbst von einer Feldmaus könnte man sagen, dass sie besser programmiert war als ein Feldmarschall. Als sie vor den vorbeimarschierenden Truppen flüchteten - sahen da diese kleinen haarigen Nagetiere voraus, dass sie später an den Knochen der gefallenen Soldaten nagen würden, oder an den erfrorenen Fingern der Schlafenden?
Der Fall von Louis XVI. hatte eine neue Ära nach Europa gebracht. Die französischen Aristokraten waren geflohnen, um ihr Leben zu retten - und sie sprachen sich bei den verbliebenen Monarchen Europas dafür aus, in Frankreich zu intervenieren und ihre Positionen und ihren Besitz wiederherzustellen. Die Unruhe war auf Fieberniveau gestiegen, nachdem die Revolutionäre Louis und seine österreichischen Frau, Marie Antoinette, geköpft hatten. Überall in Europa hatten die Aristokraten Angst um ihre eigenen Hälse und sie entschieden sich dazu, zu handeln. Das Frankreich des 18. Jahrhunderts hatte einige Vorteile. Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts war in Frankreich vielleicht so hoch wie nirgendwo sonst in der Welt. Obwohl Frankreich das Jahrhundert gegenüber England als Nachzügler begonnen hatte, lag es am Ende des Jahrhunderts vorne. Und die französische Bevölkerung explodierte. Höhere Produktion half, mehr kleine Jean-Lucs und Marie-Hélènes zu füttern. Bald krabbelten sie im ganzen Land.
Aber Frankreich hatte noch einen anderen, versteckten Vorteil: Es war das erste Land in Europa, das die vollen Vorteile einer populären Demokratie hatte. Wer würde schon für einen Monarchen sterben wollen? Wie viel seiner Einnahmen würde man schon bereitwillig einem Louis, einem Henry oder einem Franz Ferdinand überlassen? Die Armeen von Franz II., dem Kaiser von Ã-sterreich (gleichzeitig der Neffe von Marie Antoinette) bestanden aus Berufssoldaten. Sie wurden durch Geld und die Androhung von Gewalt im Feld gehalten. Das war der Stil der damaligen Zeit - bis zur Revolution. Wie die vorher stattgefundene Amerikanische Revolution so verwandelte auch die Französische Revolution von 1789 Untertanen in Bürger, die sie dann wie nie zuvor zu ihrem Vorteil nutzte.
Nur ein paar Jahre nach der Revolution führte Napoleon Bonaparte, ein 26jähriger korsischer Artillerie-Kommandeur, die erste Italienische Kampagne von 1796 an. In ein paar Monaten harter Kämpfe bewies er, dass er ein Kriegsgenie war, und er wurde überall in Frankreich ein populärer Held. Es gab damals noch keine Meinungsumfragen, aber wenn es Wahlen gegeben hätte, dann wäre Napoleon sicher für die nächsten 19 Jahre an der Spitze geblieben.
In einer Serie von Kriegen und Schlachten, Allianzen und falschen Heiraten, schafften es die großen Bataillone Napoleons Schritt für Schritt, den Rest Europas zu bezwingen. 1812 lag der gesamte Kontinent bis auf Russland und Großbritannien zu seinen Füßen. Frankreich genoss einen Boom. Es war das größte Land Europas, es hatte die machtvollste Armee des Kontinents, und die neue Regierung erwies sich als sehr effizient, wenn es darum ging, immer mehr Blut aus der Bevölkerung zu pressen. Frankreich war im frühen 19. Jahrhundert die einzige Supermacht Europas.
An diesem Punkt konnte nichts Napoleon aufhalten. Aber alles tat genau das.
Er hatte seinen Bruder als König von Spanien eingesetzt. Aber die Spanier widersetzten sich, und sie begannen einen Partisanenkrieg gegen die französischen Truppen. Dann griff Napoleon Russland an. Nur ein Mann einem kriegerischen Genie hätte so etwas unglaublich Schwachsinniges tun können. Ein normaler Mann hätte seine Ambitionen bereits lange vorher unter Kontrolle gebracht.
Internet: http://www.investor-verlag.de/

gesamter Thread: