- Schily plant einen neuen Maulkorb - RetterderMatrix, 21.06.2004, 17:58
- Re: Schily plant einen neuen Gesslerhut - Baldur der Ketzer, 21.06.2004, 18:10
- Ach Baldur, jetzt sei doch mal nicht gram:-) - Gundel, 22.06.2004, 14:24
- Re: Ach Baldur, jetzt sei doch mal nicht gram:-)/ Klasse, Gundel! - ---Elli---, 22.06.2004, 14:37
- Ach Baldur, jetzt sei doch mal nicht gram:-) --- bin ich doch gar nicht - Baldur der Ketzer, 22.06.2004, 15:44
- Olfaktorisch abstoßende Körperausscheidungen - siehst Du, geht doch!:-))) - Gundel, 23.06.2004, 09:07
- Ach Baldur, jetzt sei doch mal nicht gram:-) - Gundel, 22.06.2004, 14:24
- Re: Schily plant einen neuen Gesslerhut - Baldur der Ketzer, 21.06.2004, 18:10
Ach Baldur, jetzt sei doch mal nicht gram:-) --- bin ich doch gar nicht
-->Hallo, Gundel,
vielen Dank für Deine Mitteilung un die ganze Mühe, die Du da investiert hast.
Natürlich verstehe ich Deine edle Ansicht, und Du hast ja auch Recht damit.
Es muß wohl an meiner Sozialisation liegen ;-), die auch während der Studienzeit im weltabgehobenen Elfenbeinturm der prüdkeuschen Wissenschaften immer mit der so ganz andersartigen realität draußnn im Lammde konfrontiert blieb.
Meine Herkunft aus dem leider keineswegs freien Staate am Fuße des gar urigen Gebirges, meine in einem ebenso wüsten wie ungehobelten Landstrich (Steinpfalz) verbrachte Schulheit, der berufliche Umgang mit der eher etwas derberen menschlichen Sorte, kurzum, der Alltag tat sein übriges.
Nicht, daß jetzt jemand dächte, der Baldur, altbekannter Forumsrüpel, bringe seine Lebenszeit in der Gosse unter Vorzeigeproleten zu.
Nur, die alltägliche Kommentierung dessen, was unter Politik im allgemeinen und Besteuerung/Steuerver(sch)wendung so alles äbläuft, wird halt in universitären Kreisen anders formuliert, als an der primär betroffenen Basis.
Wenn jemand nur einen kümmerlichen Bauarbeiterlohn bekommt und täglich fast 100km zur Arbeit und zurück fahren muß, dann hat der ein anderes Empfinden zum Spritpreis als jemand, der in der Stadt wohnt und zu Fuß dorthin gehen kann.
Und ich war eigentlich in allen Dingen immer sehr basisnah und von der zwar nicht betroffenen, aber doch involvierten Seite. Betroffen würde ja im Wortsinn implizieren, ich sei dem ohnmächtig ausgeliefert und rasiert worden, was ich ja gottseidank größtmöglich vermeiden und mir meine Ausgangslage optimieren konnte.
Nur, die Tatsache, daß man die Steuerlast durch kreative Fallgestaltung ganz legal etwas senken konnte, heißt ja nicht, daß man nicht den absolut gleichen Formalismus ertragen und die Unverschämtheit illustrer Finanzprüfer erdulden mußte. Und im gleichen Irrsinn wühlen, bis man die Ausstiegsluke im Gärbehälter gefunden hat.
Will sagen, wer das schon abbekommen hat, was ich berichten kann, hat größte Probleme, die sprachhygienischen Standards einzuhalten - zu kraß ist Auszusagendes einerseits und zur Verfügung stehende, adäquate Worte andererseits.
Die bedauerliche, sehr geringe Frauenquote, nun ja, da gibt es auch ganz andere, leider sehr machoverdächtige Erklärungen dafür, umso mehr zeichnen sich die hier vertretenen Damen aus und stechen aus ihren sonstigen Geschlechtsgenossinnen löblichst hervor.
Ich denke nicht, daß es an verletzter verbaler Ästhetik liegt, daß so wenig Damen mitmachen.
Ich gelobe Besserung, und habe Deine Anregung durchaus zustimmend und nachempfindend aufgenommen.
Und gram, nein, das war ich nie. Die emotionale Drangsal, als ich den Nebensatz über den ersparten Kommentar fallen ließ, war zu intensiv, als daß ich diesen Satz noch hätte auf das gebotene Maß abschwächen können, was aber hätte sein müssen.
Nun gut.
Irgendwie brauchts halt auch einen Mann fürs Grobe, auf einen groben (Politik-) Klotz gehört bekanntlich auch ein grober Keil, und ich fürchte, daß vieles nur deswegen aus unserer Sichtweise derart schief gelaufen ist, weil viel zu lange viel zu seicht und vorsichtig darüber geredet wurde.
Man sollte die Brisanz, die einem Thema innewohnt, auch sprachlich ausdrücken.
Ich bin ein absoluter Gegner der politisch korrekten Schreibweise, wenn beispielsweise die Herkunft und Nationalität von Straftätern generell verschwiegen wird (nur bei Steinhäußer in Erfurt geisterte der volle Name, völlig unüblicherwiese, von Anfang an durch die Medien), oder ein Verbrecher nicht als solcher bezeichnet wird.
Da ist zu viel weichgespült worden. Die unangenehme Wahrheit gleich mit. Heile, heile Gäns´che.....
Manche Dinge sind derart dreist, wider die guten Sitten, ethisch verbrecherisch und unentschuldbar, daß man hiergegen seine Stimme laut und deutlich hörbar erheben sollte, so finde ich.
Beispielsweise der heute thematisierte - mit Verlaub - grenzenlos dumme - Kommentar dieses ungefragten komischen Fuzzies aus der Bildzeitung über die US-Untaten, den JüKü so zusammenfaßte, wie ihm nach dem lesen halt war.
Wie soll man dazu noch einen abstrahierenden Text finden? Dann kann man es gleich ganz sein lassen.
Wenn man alles in Wellen sieht, und in hin- und herschwingenden Bewegungen, dann wird der Phase der abstrahierenden, beschönigenden, verdrehenden, propagandistischen Lautschönmalerei bald eine sehr heftige Phase faktischer Realität folgen, die keiner sprachlichen Begleitung mehr bedarf. Davon gehe ich noch immer aus.
Ich kann mich noch lebhaft an die gymnasiale Oberstufe erinnern und das Fach *Deutsch*. Was mußten wir dort für Unsinn wälzen. Gedichte interpretieren. Intentionen rauslesen, wo keine waren. Wir mußten Machwerke in den höchsten Himmel hochloben, nur, weil es so erwartet wurde.
Iphigenie auf Tauris war so ein Beispiel. Ein leuchtendes obendrein. I- Phi- Genie! Hach, ein geradezu extatisches Schaudern überfiel den Leerfuzzy, als er sich quasi in diese literarische Figur hineinverkörperte.
Und wie er das alles verherrlichte. Der glatte Wahnsinn. Wie toll das doch alles sei, und nicht nur der Text, nein, die handelnden Figuren obendrein. Mit Auftrag. Mit Message drin. Mit einer BOTSCHAFT.
Geradezu wollüstig suhlte er sich, und nicht nur er, in diesen ganzen Texten, sei es, daß sie verherrlicht wurden, weil vom richtigen, meist ehemals rassisch verfolgten Autor stammten, oder niedergemacht, weil sie aus der Feder der anderen Mannschaft stammten.
Und dann kam der Baldur, und schrieb, was er sich wirklich dachte.
Über Iphigenie. Auf Tauris.
Daß sie eigentlich ein Musterbeispiel sei, das ja, aber eben, sie sei ein Beispiel für schlechten Geschmack in der Literatur, als Figur sei sie geradezu das Muster einer dümmlichen Person, durchaus impertinent, überschätzt, sich eine viel zu bedeutende Rolle anmaßend, usw.
Heute würde mich das alles ungeheuer an die Oppositionsführerin erinnern....
Tja,und dann hagelte es, obgleich es sich um einen wirklich einwandfreien Text handelte, eine 4. weil der Inhalt zwar nicht verfehlt war, aber doch....äh........so nicht gewollt.
Und in diesen Tagen des noch jugendlichen Ketzers mag sich diese Vorliebe entwickelt haben, zu sagen, was man wirklich denkt, und es so zu sagen, wie man es sich denkt.
Und für das ganze Gesindel, das wir täglich kommentieren müssen, sind diese ganzen Synonyme wie olfaktorisch abstoßende Körperausscheidungen und ähnliches doch viel zu seicht und unangemessen.
Keine Ahnung, wie man das noch treffender hinkriegen soll. Wahrscheinlich geht das gar nicht. Wie soll man schon Geruch in Zentimetern angeben.
Und so wird sich das wohl mal alles sehr sehr faktisch zuspitzen. Sehr unwissenschaftlich. Auch auf wenig juristische Art und Weise. weil die Spannung zwischen erlebter (zu ertragender) Realität einerseits und angeblicher sprachgeschaffener Scheinwunschwelt zu groß geworden sein wird.
Und nicht nur dann werde ich heilfroh sein, weit weit weg zu weilen.........
Das Problem dabei ist, daß auch die Verursacher all dieser unschönen Dinge dann sehr weit weg sein werden, und da die Probleme bereits angerichtet sind, ergibt sich durch die faktische Unmutsentladung keinerlei Lösung, ganz im Gegenteil.....
Vielleicht sehe ich das auch völlig falsch, denn, man kann ja ganz einfach ein neues Gesetz erlassen.......und schon ists wieder gut.
Beste Grüße vom Baldur

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