- Sonntags OT: Tragödien in den Nordmeeren - Teil I - Popeye, 27.06.2004, 20:58
- Ein Meilenstein! Ich werde eine Popeye-Sammlung anlegen (o.Text) - ---Elli---, 27.06.2004, 23:03
- Re: Sonntags OT: Tragödien in den Nordmeeren - Teil I - Karl52, 28.06.2004, 02:49
- Re: Sehr schön - danke - wie kommst Du darauf, dass mich das nicht interessiert? (o.Text) - R.Deutsch, 28.06.2004, 09:33
- Re: Gestern in der Teleakademie dazu..... - R.Deutsch, 28.06.2004, 09:43
Sonntags OT: Tragödien in den Nordmeeren - Teil I
-->(Für @R.D., der sich für diese Dinge überhaupt nicht interessiert):
Wer sich auf ein glatt gestrichenes Federkissen setzt, drückt durch sein Gewicht die Federn der Sitzfläche zusammen, während sich die anderenTeile des Kissens aufwölben.
Diese Mechanik und der - durch das im Eispanzer gebundene Wasser - gesunkene Meeresspiegel (-120 m unter dem heutigen Niveau) waren zum Höhepunkt der letzten Eiszeit, vor etwa 21.000 Jahren (LGM = Last Glacial Maximum), dafür verantwortlich, dass England während der Eiszeit keine Insel war wie heute.
Der südlichste Teil Englands war ständig eisfrei; dort betrugen die Wintertemperaturen zur Zeit des LGM etwa - 16 Grad und die Sommertemperaturen um die 10 Grad Celsius. Allerdings drückte der bis zu 2 km starke Eispanzer, der über ganz Nordeuropa lag, die darunter liegenden Landmassen kräftig nach unten und die südlich des Eispanzers liegenden Regionen nach oben. So sollen Norwegens Berge heute 800 m höher liegen als zur Zeit des LGMs, dagegen ist aus Doggerland (s.u.) die Doggerbank geworden.
Die Menschen, die die Eiszeit überlebt hatten waren zu dieser Zeit dauerhaft schwerpunktmäßig südlich der Baumgrenze an den nördlichen Ufer des Mittelmeeres bzw. des Schwarzen Meeres sowie dem „fruchtbaren Halbmond“ zu finden. Auch am nördlichen Mittelmeerrand erreichten die Wintertemperaturen - 20 Grad C, aber im Sommer waren es annehmbare 15 - 20 Grad.
Nachstehend eine Landkarte, die auch die Vegetationszonen zur Zeit des LGM skizziert.
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Abbildung 2
allmählichen Abschmelzen des Eises begann die Wanderung der Menschen nach Norden, die so zunächst dem gewohnten Nahrungsangebot folgten. Etwa vor 14-15.000 Jahren hatten sich die Eisschilde von Norddeutschland zurückgezogen und Orte wie Gönnersdorf und Andernach am Mittelrhein in Norddeutschland waren bereits wieder ganzjährig besiedelt. Etwa um die gleiche Zeit erreichten unsere Vorfahren England und Doggerland zunächst nur als saisonale Sammler und Jäger in den Sommermonaten, wenige hundert Jahre später mit permannten ganzjährigen Siedlungen.
Die nachstehende Landkarte zeigt in etwa die geographischen Verhältnisse, die die Siedlungspioniere zu dieser Zeit vorfanden:
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Abbildung 4
Nördlich der Mainlinie herrschte Permafrost. Die durchschnittlichen Jahrestemperaturen nördlich des 54. Breitengrades sanken auf -8 Grad C mit Wintertemperaturen von -20 Grad C. Die Bewaldung Nordeuropas wich erneut der Tundra, die Eisschilde rückten nach Süden vor und der Meeresspiegel sank innerhalb von 10.000 Jahren zum zweiten Mal. Die Wissenschaft hat dieser letzten Kälteperiode den Namen „Jüngerer Dryas“ gegeben, einer Tundra Pflanze zu Ehren, mit dem lateinischen Namen Dryas octopetala wie in der nachstehenden Abbildung zu bewundern:
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Abbildung 6
Es ist schwierig, sich vorzustellen, wie die Menschen in Zentraleuropa diesen Kälteeinbruch gemeistert haben - wahrscheinlich haben nur wenige überlebt - auch, weil die Überlebenstechniken der permanenten Kälte nicht mehr angepasst waren. Aber hilfsweise kann man sich ja einmal ausmalen, wie wir heute einen solchen Kälteeinbruch von 1.300 Jahren überleben würden - wenn überhaupt vielleicht mit Energie aus Windkraft?
Wie dem auch sei, als der Permafrost wich und die Menschen erneut nach Norddeutschland und England zurückkehrten, begann der Zyklus von neuem - das sog. Holozän (also die Epoche in der wir wunderbarerweise heute noch leben) begann.
Etwa vor 8.500 Jahren sah der Nordseeraum etwa so aus als sich die nächste Katastrophe anbahnte
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Abbildung 8
hier nochmals etwas deutlicher als tief blaues Becken zwischen Island und Norwegen<center> </center>
Abbildung 10
Wer’s gerne lebhafter hätte kann sich eine Animation hier betrachten (im Kasten, rechts unten - Auswahl je nach Ausrüstung).
Die resultierende Flutwelle an den Küsten von Doggerland, Schottland und Norwegen soll zwischen 10 und 16 m hoch gewesen sein und raste mit bis zu 80 km/h auf die Küsten zu. Kaum einer der Küstenbewohner des ohnehin flachen Doggerlandes wird diese Katastrophe überlebt haben.
Die nächste Eiszeit kommt bestimmt…
P.S. Über die Ursache(n)? des „Jüngeren Dryas“ besteht unter den Wissenschaftlern noch keine Einigkeit. Eine der am häufigsten genannten Ursachen ist eine Unterbrechung des Golfstromes durch die plötzliche Entleerung eines Schmelzwassersees in den Nordatlantik. Dieser Schmelzwassersee reichte von Manitoba bis Süd Dakota. Hier eine Karte des Lake Agassiz.
Eine weitere Ursachenthese <a href=http://www.nature.com/nsu/010614/010614-2.html>hier</a>

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