- Daily Reckoning/ Deutsch - Sorrento, 29.06.2004, 08:01
- W/US-Immo hierzu: (o.Text) - XERXES, 29.06.2004, 08:48
Daily Reckoning/ Deutsch
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I N V E S T O R ' S D A I L Y
Der E-Mail-Dienst für Investoren, Ausgabe vom 28. Juni 2004
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* Die Besatzung des Iraks ist formal beendet
* Mitten in der Zeitenwende...
* Zur Lage am US-Immobilienmarkt
* Börse in Bagdad
* Zum Glück gibt es Träumer auf dieser Welt
* Das Beste am Geld
* Über den Investor Verlag
* Empfehlen Sie"Investor's Daily" weiter
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Montag, 28. Juni 2004
Die Besatzung des Iraks ist formal beendet
von Jochen Steffens
Sie haben mir heute morgen einen sehr fröhlichen Morgen verschafft,
mit Ihren Ideen, wo sich Bill Bonner gerade wohl aufhalten könnte. So
musste ich hören, dass er angeblich auf der Suche nach einem
"Loire-Schloss" gesichtet wurde, bei dieser Suche sei er unterwegs
einem"trampenden Pfaffen" begegnet. Diesen hätte Bill Bonner
natürlich sofort mitgenommen, um mit ihm über die Börse zu
diskutieren. Der Geistliche habe Bill Bonner dann spontan zu einem
französischen Weinbauer eingeladen, um dort diesen speziellen Wein zu
trinken, der niemals in den Handel kommt - allein schon weil er und
seine verschiedenen Mitfahrtgelegenheiten dafür Sorge tragen. Danach
musste sich der arme Bill in einem"tibetanischen Kloster" nicht nur
von dem Wein, sondern auch von seinen"ignoranten Landsleuten" erholen
und dort um deren"Erleuchtung" beten - etwaige Anspielungen auf etwas
bullish orientierte Kollegen aus den USA inbegriffen.
Mir kamen Ihre Mails gerade Recht, denn meine Laune war etwas getrübt
heute, da ich mir am Wochenende meine linke Hand"verletzt" habe und
nun nur noch mit einer Hand tippen kann - sehr mühsam.
Bill Bonner ist auf jeden Fall wieder aufgetaucht, ohne zu erklären,
wo er zuvor untergetaucht war und verfolgt ziemlich seltsame Ideen,
unter anderem Dan Denning in den Irak zu schicken - ich weiß ja nicht,
auch wenn heute die überraschende Nachricht kam, dass die für Mittwoch
geplante Machtübergabe an den Irak bereits vollzogen wurde.
Eigentlich ein geschickter Schachzug der USA. Begründet wurde die
Vorverlegung damit, dass so die Anschlagsgefahr verringert werde. Die
Amerikaner befürchteten, dass für Mittwoch größeren Anschläge
vorbereitet wurden. Doch ob diese doch eher"kosmetische" Maßnahme,
geschweige denn die Machtübergabe selbst, die Situation im Irak auch
nur annähernd beruhigen wird, wage ich zu bezweifeln.
Zumindest ist damit heute die 14 Monate andauernde Besatzung des Iraks
formal beendet worden. Trotzdem bleiben rund 160.000 ausländische
Soldaten im Irak stationiert. Die Souveränität der irakischen
Regierung ist zudem beschränkt: Sie hat nicht die Befugnis
langfristige politische Entscheidungen zu treffen, ebenso hat die
Regierung keinen Einfluss auf die im Land stationierten ausländischen
Soldaten.
Der Termin für die erste demokratische Parlamentswahl soll nach wie
vor der 2. Januar 2005 sein.
Zumindest der Dax freute sich und stieg aufgrund dieser Nachricht bis
auf 4.076 Punkte im Hoch an. Damit ist er nach oben aus seiner seit
Anfang Juni bestehenden engen Seitwärtsrange zwischen 3.930 und 4.030
Punkten ausgebrochen - nächstes Ziel: die obere Begrenzung der großen
Seitwärtsbewegung, bei 4.170 Punkten. Damit wäre dann ein weiterer
kompletter Move in dieser 164 Handeltage andauernden Seitwärtsbewegung
vollendet.
Eine weitere Nachricht unterstützte zunächst die Aufwärtsbewegung: Der
lange gesuchte Terrorist der El Kaida, Abu Mussab al Zarqawi, soll im
Irak festgenommen worden sein. Er wurde für mehrere schwere Anschläge
im Irak verantwortlich gemacht. Es fehlt jedoch eine Bestätigung, die
US-Armee dementierte dieses Gerücht.
Diese Woche wird für den weiteren Verlauf sehr wichtig: Morgen und
Mittwoch steht die Zinsentscheidung der amerikanischen Notenbank an,
am Freitag die Zahl der US-Beschäftigen für den Juni. Viel Stoff für
viel Text, deswegen gönne ich meiner Hand gleich etwas Ruhe.
Doch zunächst noch zu den anderen Mails: Weniger erfreulich waren die
vielen Mails, aus denen hervorgeht, wie viele von Ihnen offenbar wohl
schon seit längerer Zeit auf der Suche nach einem"preiswerten"
Realtime-Kurslieferant sind. Hier herrscht in Deutschland eindeutig
Nachholbedarf!
Einen besonders herausragenden und preiswerten Kurslieferanten kann
ich Ihnen leider nicht nennen, da die zuverlässigen meistens recht
teuer sind und die preiswerten Lösungen meistens aufwendig,
kompliziert und anfällig sind. Zudem ist es auch noch aus einem
anderen Grund sehr schwer, Empfehlungen zu geben, da die Anbieter sehr
verschieden sind und es hier auf die individuelle Vorlieben der
einzelnen Trader ankommt.
Grundsätzlich sind geeignete Realtime-Kurse mit der teuerste Posten
unter den laufenden Kosten eines Traders.
Bitte verzeihen Sie mir, wenn ich auf Ihre vielen Mails von heute und
in den nächsten Tagen nicht persönlich antworte, wie gesagt, ich muss
etwas meine Hand schonen.
Deswegen nun auch direkt zu Martin Weiss:
Montag, 28. Juni 2004
Mitten in der Zeitenwende...
von Martin Weiss
In der vergangenen Woche konnten die deutschen Aktien sich gut
behaupten. Es war schon ein wenig überraschend, daß der Dax am Freitag
über der 4000-Punkte-Marke schloss. Angesichts der aktuellen
Ifo-Geschäfsklima-Daten für den Monat Juni hielt sich der Aktienmarkt
letztlich sehr gut.
Die Botschaft der Münchner-Konjunkturforscher war sicherlich keine
"gute". Sowohl die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage als auch
die Geschäftserwartungen für die nächsten sechs Monate
verschlechterten sich spürbar.
Besonders interessant ist, daß ein starker Rückgang vor allem in
Westdeutschland zu verzeichnen war. Zudem trübte sich die Stimmung
besonders im Groß- und Einzelhandel merklich ein. Dies ist aber vor
dem Hintergrund der jüngsten Gfk-Kosumklima-Zahlen sicherlich nicht
allzu überraschend.
Letztlich ahnen die Bürger wohl genau, daß das Ende der Zumutungen,
oder anders gesagt letztlich des Wohlstandsverlustes noch lange nicht
erreicht und in Sicht ist. In anderen Worten, der freie Fall ist noch
längst nicht gestoppt. Anders läßt sich auch die im ersten Quartal auf
über 14 Prozent gestiegene Sparquote nicht deuten. Die Deutschen
scheinen sehr wohl begriffen haben, daß harte Zeiten am Horizont
stehen.
Oder, anders formuliert, eine solch hohe Sparquote ist schon ein
deutlicher Hinweis für tiefe Zukunftsangst. Sicherlich ist diese Angst
vor dem Hintergrund der desaströsen Situation der deutschen
Staatsfinanzen nicht ganz unbegründet. Ja, die Bürger scheinen zu
spüren, daß die Lage der öffentlichen Kassen so katastrophal ist, daß
"normale" Lösungsperspektiven ausscheiden.
Nach Expertenberechnungen müssen die öffentlichen Kassen allein in
diesem Jahr 80 Milliarden Euro neue Kredite aufnehmen. Dies bedeutet
einen Schuldenzuwachs von über 2500 pro Sekunde. Der"offen
zugegebene" Schuldenstand Deutschlands beträgt über 1,36 Billionen
Euro. Zusammen mit der impliziten Staatsverschuldung (sprich den
stillen Lasten aus Beamtenpensionen bzw. Rentenanwartschaften) beträgt
die Gesamt-Staatsverschuldung Deutschlands über 330 Prozent des
Bruttoinlandsproduktes. Tendenz stark steigend! Ob diese horrende
Schuldenlast auch vor dem Hintergrund einer aufgrund des
demographischen Wandels, sprich Überalterung und Vergreisung der
Bevölkerung, eher mittel- bis langfristig stagnierenden deutschen
Wirtschaft, noch ohne große Einschnitte (sprich Radikalkürzungen bei
den Sozialversicherungen oder letzten Endes gar mittels
"Währungsreform") tilgbar ist, überlasse ich Ihrer Phantasie. Wie auch
immer, wenn schon die Lage Deutschlands eher wenig Anlaß zur Freude
gibt, so war die Entwicklung beim Goldpreis in den letzten Tagen sehr
positiv. Wichtig war, daß auf Wochenschlußkursbasis sowohl die
200-Tage-Linie als auch die wichtige Marke von 400 $ überwunden werden
konnten. Insofern sind die nächsten Widerstände auf dem Wag nach oben
bei 405 bzw. 413 $.
Ebenfalls erfreulich auch, daß das gelbe Edelmetall auch auf
Euro-Basis (sprich auf 330 Euro je Feinunze) zulegen konnte. Aber,
langfristig hat der Goldpreis, gerade auch auf Euro-Basis, nicht
zuletzt vor dem Hintergrund der maroden deutschen Staatsfinanzen
gewaltiges Steigerungspotential.
Montag, 28. Juni 2004
Zur Lage am US-Immobilienmarkt
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Letzten Freitag hatte man mich vermisst. Aber jetzt bin ich gefunden
worden. Ich war blind, aber jetzt sehe ich.
Ohja, ein bisschen Glauben... der Goldpreis ist wieder auf über 400
Dollar je Feinunze gestiegen. Und in den USA haben die Verkäufe von
neuen Häusern einen neuen Rekordwert erreicht.
Steht den USA eine Inflation bevor? Nein... die Anleihenkurse sind in
den letzten Tagen gestiegen. Und wenn eine Inflation bevorsteht, dann
sollten die Anleihenkurse eigentlich sinken.
Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe ist in den USA
gestiegen. Und die Verkäufe von langlebigen Wirtschaftsgütern sind den
zweiten Monat in Folge gefallen.
Die Leute kauften Gold nicht aus Angst vor einer Inflation... sondern
wegen der Angst an sich. Sie fürchten, dass alles in Gefahr ist.
Was sind das für Leute, die neue Häuser kaufen? Oft sind das Leute,
die sich normalerweise überhaupt kein Haus leisten könnten, und sich
normalerweise überhaupt nicht für eine Hypothek qualifizieren würden.
Sie sind durch die niedrigsten Zinsen seit zwei Generationen zum
Hauskauf verleitet worden. Und durch die Preissteigerungen am
Immobilienmarkt. Vor fünf Jahren kostete ein durchschnittliches Haus
in Orange County, Kalifornien, rund 250.000 Dollar. Heute kostet es
rund 500.000 Dollar. Der durchschnittliche Hausbesitzer konnte somit
also rund 50.000 Dollar pro Jahr verdienen, ohne sich anstrengen zu
müssen. In San Diego ist der Preis für ein durchschnittliches Haus im
letzten Jahr um über 30 % gestiegen. Selbst wenn man ein Haus
vollkommen mit Hypotheken finanziert hätte, zu Zinssätzen von 6 %,
dann hätte man noch nette 24 % Plus in diesem Jahr gemacht.
"Wir werden eine Zeitlang nicht mehr ins Kino gehen oder in
Restaurants essen", so ein gewisser Ray Daneshi gegenüber der New York
Times, nachdem er sich in der Nähe von Disneyland für 360.000 Dollar
ein Haus gekauft hatte, mit einer Hypothek, die 600 % seines
Jahreseinkommens entsprach."Aber in zwei Jahren wird das Haus viel
mehr wert sein, und wir werden dann etwas haben, das wir vorzeigen
können."
Sehen Sie, wie einfach es ist, liebe(r) Leser(in)? Sie müssen nicht
sparen oder arbeiten, oder neue Dinge erfinden oder einen neuen Hit
komponieren. Sie müssen nur in den USA ein Haus kaufen. Und dafür
brauchen Sie noch nicht einmal Eigenkapital. Oder ein großes
Einkommen.
Aber was wäre, wenn die Immobilienpreise nicht steigen, sondern sogar
fallen würden? Und was würde mit so fragwürdigen Schuldnern wie
Daneshi passieren, wenn sie ihren Job verlieren? Wenn sie einen Schlag
erleiden würden, durch Entlassung, Krankheit, Scheidung, Wahnsinn,
Verletzung oder einen anderen Rückschlag?
Es geht um Hypotheken von insgesamt 5 Billionen (!) Dollar. Das ist
mehr als die Hälfte der gesamten Wirtschaftsleistung der USA. Und ein
großer Teil dieser Schulden lastet auf den Schultern von Hausbesitzern
wie Daneshi. Kaufen Sie Gold, liebe(r) Leser(in); Daneshi könnte mit
seinen Zahlungen in Rückstand geraten.
Jetzt nach Baltimore, zu unserem neuen Korrespondenten Tom Dyson:
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Montag, 28. Juni 2004
Börse in Bagdad
von unserem Korrespondenten Tom Dyson in Baltimore
Der Goldpreis notiert wieder über der Marke von 400 Dollar. Der
langfristige"Trade des Jahrzehnts" bewegt sich in die richtige
Richtung. Werden wir noch einmal einen Goldpreis von 300 Dollar sehen?
Ich erinnere mich daran, dass diese Frage hier im Investor's Daily
schon vorher gestellt worden ist. Und wir könnten diese Frage nochmals
stellen. Aber auf jeden Fall steht der Goldpreis jetzt über der Marke
von 400 Dollar. Und auch der Silberpreis hat zugelegt, auf über 6
Dollar je Feinunze.
Aber ich freue mich nicht. Denn der Anlass für den jüngsten
Preisanstieg beim Gold war, dass Ende letzter Woche im Irak über 100
Menschen getötet wurden, und über 320 verletzt (Quelle: Associated
Press). Eine tödliche Kombination von Autobomben, Granaten und
automatischen Waffen brachte den Tod in 6 irakische Städte.
Ich brauche Ihnen ja nicht zu sagen, dass die Situation im Irak
hässlich ist. Egal, welche Zeitung man öffnet - man wird jede Menge
darüber lesen, wie verfahren die Situation ist. Die USA sehen sich mit
Guerilla-Kriegführung und Terror konfrontiert. Und es ist schwer, zu
sehen, wie Demokratie, Kapitalismus oder sogar Frieden es jemals in
dieses Hornissennest schaffen sollen.
In Bagdad wird eine neue Börse gebaut. Ich habe gelesen, dass das von
einem 24-jährigen, der frisch von der Uni gekommen ist, organisiert
wird. Sein Name: Jay Hallen. Er hatte vor einigen Wochen einen Brief
an das Weiße Haus geschrieben, in dem er um einen Job im Irak bat.
"Ein paar Wochen später", so das Wall Street Journal,"erhielt Mr.
Hallen einen Telefonanruf von einem Offizier aus dem Pentagon, der ihm
mitteilte, dass ihm ein Job (...) gegeben worden sei und er in
weniger als einem Monat in Bagdad sein müsse."
Mr. Hallen hatte sich zuvor kaum mit dem Aktienmarkt befasst, und er
hatte"nur sehr selten Finanz-Nachrichtensender gesehen."
"Die alte irakische Börse, an der Broker in blauen Westen mit Kreide
Trades auf Tafeln schrieben, war nach dem Krieg geplündert worden, und
ist jetzt illegal besetzt", so das College Journal. Einige
börsennotierte Gesellschaften existieren nicht mehr, und viele
Großaktionäre - wie Saddam Hussein und seine Freunde und Verwandte -
sind entweder tot oder im Gefängnis." Könnte es noch schlimmer sein?
Oder, vielleicht, könnte der antizyklische Investor fragen: Könnte es
einen besseren Zeitpunkt geben, um einzusteigen?
Ich habe ein Memo mit dem Titel"Warum im Irak investieren" gefunden,
auf der Homepage des U.S. Department of state. Dort steht:"Der Irak
ist ein einmalig attraktives Land für Geschäfte im Mittleren Osten.
Der Irak hat rund 25 Millionen Einwohner, mit einer aufgestauten
Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen, die sie jahrelang nicht
kaufen konnten. Seit dem Krieg hat der Konsum zugenommen, als Ergebnis
von signifikanten Lohnsteigerungen und des Ã-ffnens für den
internationalen Handel."
Wir vom Investor's Daily wissen nicht, ob Bagdad oder der Irak ein
gutes Investment für die lokalen irakischen Broker oder für die
Koalition oder für Präsident Bush werden wird - aber ich als
antizyklischer Investor könnte mir vorstellen, dass Investments im
Irak sich besser entwickeln werden als die meisten Nasdaq-Aktien.
Wenn ich nur wüsste, wie ich dort investieren könnte... vielleicht
sollten wir unseren um die Welt reisenden Korrespondenten Dan Denning,
der sich gerade an den Sandstränden Thailands aufhält, nach Bagdad
schicken, damit er dort nach Investmentmöglichkeiten suchen kann?
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Montag, 28. Juni 2004
Zum Glück gibt es Träumer auf dieser Welt
von unserem Korrespondenten Bill Bonner in Paris
*** Zunächst einmal der Blick zu den Sternen.
Denn diese Methode zur Prognose der weiteren Entwicklung der
Aktienkurse ist wahrscheinlich genauso gut bzw. schlecht wie jede
andere.
Meine Freundin Veronique Valors hat mir gesagt, dass ihr auf
Astrologie basierendes Aktiendepot in den letzten 22 Monaten um 307 %
zugelegt hat. Was sagt sie jetzt?
"Die letzten Tage (des Juni) und Anfang Juli werden sehr gefährlich
werden." *** Ich habe zuhause keinen Fernseher. Aber gelegentlich, in
einem Hotelzimmer, habe ich schon die Möglichkeit, fernzusehen -
einfach, um mich erschrecken zu können.
Und das britische Fernseher ist sogar noch vulgärer als das
amerikanische Fernsehen, wenn man sich das vorstellen kann. Das habe
ich auf meinen zahlreichen Reisen nach London gemerkt.
Was ich letzten Mittwoch Abend im britischen Fernsehen sah, das ließ
mich lachen. Da wurde eine Gruppe der wahrscheinlich dümmsten Briten,
die Gott jemals geschaffen hat, gezeigt... in einer Show, die zeigte,
wie normale Menschen zu Existenzgründern werden. Zwei Ehepaare
entschieden sich dazu, ein"Bed an Breakfast" in Spanien zu starten.
Sie verkauften ihre Häuser in England und zogen nach Spanien. Sie
hatten weder genug Hirn, Fähigkeit oder Geld, um das erfolgreich
durchzuziehen. Natürlich war dieses ganze Abenteuer von Anfang bis
Ende ein Alptraum - besonders für die Zuschauer. ***"Wenn man viel
Geld hat, dann hat man ein Problem", sagte mir mein Freund Jon am
Wochenende."Es ist schwer, das Geld loszuwerden, ohne lächerlich
auszusehen. Man gibt ein Vermögen aus, um sich extravagante Kleider zu
kaufen und die Bewunderung seiner Freunde und den Neid seiner Gegner
zu erwecken. Aber man wird nur eine fette Beute für
Luxus-Verkäufer... und ein Idiot für den Rest der Welt."
Ich bin nicht außergewöhnlich reich; aber ich habe mir in
jahrzehntelanger Arbeit einiges verdient, und zwar ausschließlich
"self made". Aber ich könnte dennoch der Mann sein, an den Jon denkt.
Es gibt bestimmte Dummheiten, denen ich nicht widerstehen kann. Das
sind keine Sportwagen, keine Manets, keine Yachten oder
Technologieaktien oder gemalte Frauen - gegenüber diesen Dingen bin
ich so ignorant wie eine Theater-Ratte gegenüber Berthold Brecht. Aber
wenn es um Immobilien an exotischen Orten geht, dann zücke ich meine
Brieftasche.
"Ich habe ein tropisches Paradies gefunden", erzählte ich Jon."Ich
werde ein Kaufangebot abgeben."
"Wo ist das", fragte er mich.
"In Südamerika... in einem Dritte Welt Land, das sich immer kurz vor
einer Revolution befindet. Deshalb sind die Preise niedrig."
"Gibt es dort gute Straßen?"
"Nun, nein..."
"Wie ist die Versorgung... also Elektrizität, Wasser?"
"Nun,... bei diesem Objekt gibt es weder Elektrizität noch Wasser."
"Was willst Du dann damit?" wollte Jon wissen.
"Ich weiß nicht... ich glaube, einfach davon träumen..."
"Nun, Gott sei für die Träumer dieser Welt gedankt", sagte Jon."Ohne
sie würde es für die Hälfte der Aktien Welt und viele Immobilien keine
Käufer geben."
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Montag, 28. Juni 2004
Das Beste am Geld
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
"Es ist verrückt. Ich meine, wie die Dinge funktionieren", sagte mir
am Wochenende ein Gast."Der Wahnsinn scheint um die Welt zu wandern.
So wart zum Beispiel ihr Amerikaner klug, als wir in Europa uns
gegenseitig die Köpfe einschlugen. Aber jetzt seid ihr es, die
verrückt geworden seid."
Mein Gast beschrieb die Welt des 19. und 20. Jahrhunderts - also die
Tage, als die Idee einer Weltmacht USA noch absurd schien. Während
Europa von Kriegen, Revolutionen und Progromen überzogen wurde, da
beschäftigte sich Amerika mit sich selbst, und es wollte nicht
beteiligt sein. In Europa kamen überall neue Ideen auf - aber die
Amerikaner wurden nicht angesteckt. Sie kümmerten sich um ihre
Geschäfte."
Geld ist nicht alles, warf ich ein. Ein Mann, der ein Vermögen
verdienen will, muss normalerweise hart darum kämpfen. Es ist schwer,
elegant zu sein, wenn man um Bargeld oder Marktanteile kämpft. Aber
das Streben nach geschäftlichem Erfolg ist immer noch erheblich besser
als viele andere Dinge, die Männer tun.
Darauf folgte eine lange Reflexion über die Dinge, die schlechter als
die"Lust nach Geld" sind.
Dazu ein schockierendes Update:
Die Leute mögen Mythen, Betrug und Tratsch - besonders, wenn es
unterhaltsam ist. Vielleicht ist es nicht so unterhaltsam, sich über
Essen, Lebenserwartung, Kriminalitätsraten, Schnaps, Frauen und
Architektur zu unterhalten."Das 'alte Europa' ist zu fossil... ein
Museum", sagen sich einige.
Und das ist eine Täuschung. Trotz den Spekulationsblasen von Alan
Greenspan, dem Monetarismus von Friedman und der Revolution von Reagan
hat sich die US-Wirtschaft nicht besser als die europäische Wirtschaft
entwickelt.
Den Beweis dafür fand ich in der jüngsten Ausgabe des"Economist".
Natürlich weiß jeder, dass die USA in den letzten 10 Jahren schneller
als Europa gewachsen sind. Aber das Wachstum pro Kopf war ziemlich
ähnlich: Durchschnittlich 2,1 % pro Jahr in den USA verglichen mit
1,8 % für Europa.
Wenn man den Wachstumsbremser Deutschland herausrechnen würde, dann
läge das europäische Wirtschaftswachstum genau auf der Höhe des
amerikanischen.
Und das"Bruttoinlandsprodukt je Stunde ist in Deutschland und
Frankreich höher als das in den USA."
Mit anderen Worten: Die Amerikaner verdienen mehr und geben mehr Geld
als die Europäer aus... aber sie arbeiten auch deutlich länger!
Mein Gast fuhr fort:"Wenn ich an all die verrückten Dinge denke, die
im letzten Jahrhundert in Frankreich stattgefunden haben... oder
vielleicht sollte ich statt Frankreich besser Europa sagen. Hier
wurden die meisten schlimmen Ideen erfunden. Nationalsozialismus,
Kommunismus,... die schlimmsten Ideen kamen aus Europa und nicht aus
den USA. Und selbst in Amerika kamen - wenn ich richtig informiert bin
- fast alle der neuen Entwicklungen in der Philosophie, der Kunst und
der Architektur durch Einwanderer... oder vielleicht Flüchtlinge...
aus Europa zustande. Fast alles. Natürlich war das meiste davon
harmlos. Sogar witzig... wie der Dadaismus. Aber die Politik war
nicht so harmlos. Und jetzt kommt ihr Amerikaner mit neuen Ideen...
und jetzt versucht ihr, andere Leute zur Annahme dieser Ideen zu
zwingen. Ihr habt diesen... sogenannten... Neo-Konservatismus."
Fortsetzung folgt...
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