- Offener Brief - Frank, 23.06.2004, 17:55
- Re: Offener Brief / Ist ja ein Hammer mit diesem Herrn Creutz! oT (o.Text) - ---Elli---, 23.06.2004, 18:05
- Re: Jetzt schon 40 %? - Trithemius, 23.06.2004, 18:17
- Re: Offener Brief - dottore, 23.06.2004, 18:56
- Re: Offener Brief / frühere Postings - ---Elli---, 23.06.2004, 19:25
- Re: Offener Brief - Eduard, 30.06.2004, 13:57
- Re: Offener Brief - dottore, 30.06.2004, 17:49
- Re: Offener Brief - Frank, 30.06.2004, 18:48
- Zinses-Zins - Dieter, 30.06.2004, 19:04
- Re: Staatsschulden BRD 1948-heute: 130fach - dottore, 30.06.2004, 19:17
- Re: Staatstitelhalter: Papst wird 75% haircut absegnen - monopoly, 30.06.2004, 19:38
- Re: Staatsschulden BRD 1948-heute: 130fach - dottore, 30.06.2004, 19:17
- Zinses-Zins - Dieter, 30.06.2004, 19:04
- Re: Offener Brief - Frank, 30.06.2004, 18:48
- Re: Offener Brief - dottore, 30.06.2004, 17:49
Re: Offener Brief
-->>Mir scheint, dieses Thema (Art und Weise der Berechnung der Zinslast in den allgemeinen Preisen) nicht neu! Man kann da unterschiedlicher Meinung sein.
Hi,
wieso? Wenn alle KMU rd. 2 % und alle Großunternehmen rd. 1 % des Umsatzes laut ihren Gewinn- und Verlustrechnung als Zinsaufwendungen verbuchen, wie können dann 30 oder 40 %"Zinslast" in den Preisen entstehen?
Ganz einfach: Indem man 30 oder 40 Firmen mit ihren Umsätzen hintereinander schaltet. Wird diese Logik zu Ende gedacht, nähert sich der Zinsanteil 100 %.
Beispiele:
Eine Firma startet mit EK 1000. Firma produziert ohne Arbeitskräfte und mit einer Maschine (oder Mutter Natur), die nicht abgeschrieben werden muss, also Bilanz aktiv/passiv immer 1000. Das EK muss mit 10 % verzinst werden (Dividenden werden wie Zinsen behandelt). Die Firma stellt 100 Einheiten her. Um die 100 (10 % ex 1000) zu erwirtschaften, muss die Firma jede Einheit für 1 verkaufen mal 100 = 100. Der Zinsanteil im Preis jeder Einheit liegt bei 100 %.
Zwei Firmen mit je EK 1000 (wie eben) plus Einstellung von Arbeitskräften. Die Arbeiter von Firma A kaufen die Produkte von Firma B und umgekehrt. Beide Firmen müssen das Geld für die Arbeitskräfte (das EK steckt ja in der perpetuum mobile-"Maschine") sich leihen. Angenommen pro Firma wieder je 1000 mit 10 %. Und: Beide Firmen stellen je 100 Einheiten her.
Die beiden Firmen sind jetzt je 200 schuldig aus EK und FK-Verzinsung. Das EK ruht still und bleibt in den Firmen, das FK wurde an die Arbeiter ausgezahlt. Diese haben insgesamt 2000 und können auch nur in Höhe von 2000 die 200 Produkte kaufen. Für jedes Produkt stehen also 10 zur Verfügung. Würden die 200 Produkte für je 10 angeboten, wäre der Zinsanteil bei Null.
Die Firmen müssen aber (Maschine wird nicht abgeschrieben und geht nicht in die Kalkulation ein) auch je 200 für die Verzinsung EK und FK kalkulieren.
Der Umsatz, den sie machen müssten, liegt also bei 2400. Dem stehen als Nachfrage nur 2000 (ausgezahlte Löhne) gegenüber. Die 400 konnten noch nicht ausgezahlt werden, weil sie noch nicht eingegangen sind.
Entweder die beiden Firmen gehen in Konkurs. Oder die Arbeiter verschulden sich in Höhe der 400 und können dann mit 2400 den mit 2400 kalkulierten Umsatz der Firmen (zweimal je 1000 Löhne plus zusammen 400 Zinsen) realiseren. Jede Einheit mit 12 (mal 200 macht die 2400). Der Zinsanteil an den 12 sind 2, also 16,6 %.
Das lässt sich in allen Varianten kombinieren, z.B. indem eine Firma C dazu kommt, die - siehe oben, nur EK-Verzinsung - ein Vorprodukt an die Firmen A und B liefert und dafür 1 haben muss. Dieses 1 geht in die Kalkulation von A und B ein und verteuert deren Endprodukt auf 13, womit der Zinsanteil auf 23 % steigt, usw., usw.
Oder ganz anders. Auch die Arbeiter, die sich mit 400 verschuldet hatten, müssen jetzt ihrerseits die 10 % Zinsen darauf, also 40, über entsprechend steigende Löhne hereinholen, womit diese auf zusammen mindestens 2040 steigen müssen - was aber das Problem in Runde 2 nicht löst: Die 40 müssen wieder die Firmen vorfinanzieren (weitere 4 als"Zinslast") und die Arbeiter müssen sich entsprechend den dann höher kalkulierten Angebotspreisen weiter und höher verschulden, und so immer weiter.
Am Ende steht wiederum automatisch eine Zinslastquote von 100 %, was auch eine andere Betrachtungsweise zeigt:
Die Erstausstattung mit Bargeld erfolgte 1948 bereits verzinslich. Die Zinsen ist die BRD der Bundesbank schuldig und die Steuerzahler sind den Betrag der BRD schuldig. Und zwar die Erstausstattung plus die inzwischen aufgelaufenen Zinsen.
Woraus sich ergibt: Auch das"einmal" ausgegeben Geld plus die Zinsen darauf sind noch nicht erhobene Steuern. Woraus wiederum folgt, dass alles Geld und auch das Geld, mit dem die Zinsen darauf bezahlt werden, nichts anderes ist als eine noch nicht erhobene Steuer. Das aktuelle Geld kommt bekanntlich fast nur noch gegen Staatspapiere (oder verwandte Titel, wie öffentliche Pfandbriefe) aus der deutschen ZB (in anderen schon voll) und Staatspapiere ihrerseits sind ebenfalls nichts anderes als noch nicht erhobene Steuern.
In einer Wirtschaft gibt es gesamthaft keine Nettogläubiger und keine Nettoschuldner, wenn alle Salden zum Termin ausgeglichen werden. Nur der Termin, die Staatsschulden via Steuerzahlungen auszugleichen, steht noch aus. Das ist alles. Da der Staat seine Zinsen (Steuern) mit Gewalt eintreiben kann, zieht sich das Ganze nur noch hin (Bonität usw.).
Dass der sog."Privatzins" nichts anderes ist als ein"Zinnß"-Derivat (Zinnß = Steuer) ist hier schon lang und breit diskutiert worden. Wer das in Händen hat, was ein anderer zum"Zinnß"- alias Abgabentermin benötigt, aber nicht in Händen hält, kann den anderen zum Zinser machen (= althergebrachtes Wort für Steuerpflichtigen).
>Gehen die"Werte" aber sooo extrem auseinander, muss eigentlich irgendwo und/oder irgendjemand einen Gedankenfehler machen. Bloss wer?
Der Gedankenfehler liegt in der Perioden-Rechnung bzw. in der Nichtberücksichtigung von Fälligkeiten. Zinsen sind immer nur gestundete Steuern, bzw. Ableitungen davon. Die entsprechenden Derivate tragen logischerweise einen Aufschlag, sonst wurde jeder jedem zum Termin"zinsfrei", also (für den anderen) kostenlos unter die Arme greifen.
Die Steuern zur Tilgung der Staatsschulden liegen bei 1,3 Billionen. Die sie noch nicht erhoben werden, aber Titel darüber existieren, die im Nichtstaatssektor liegen, können aus diesen Titeln weitere Titel (Schuldenaufnehme) gemacht werden: Der Staat beleiht seine 1,3 Billionen Steuerforderungen, sagen wir auf durchschnittlich 10 Jahre. Der Nichtstaatssektor hat jetzt 1,3 Billionen"Geldvermögen". Die kann er jederzeit beleihen (als Sicherheit für weitere, allerdings kürzer laufende Titel hinterlegen).
So werden aus den 1,3 Billionen - sofern zu 50 % beliehen und Laufzeit 5 Jahren - schon über 2 Billionen und aus den 2 Billionen - wieder zu 50 % beliehen und Laufzeit 2,5 Jahren - 3 Billionen, usw. usw. Das Beleihungspotential, auf immer kürzere Laufzeiten (und dies sogar mit nur noch einem Tag Fälligkeitsunterschied) kann gegen unendlich gehen und damit auch die sog."Gesamtverschuldung".
Sobald die Gesamtverschuldung nicht mehr wächst (entweder keine zusätzliche langfristige Zession von Steuern durch den Staat, da Zinsen = abgetretene Steuern > eingehende Steuern, oder keine Möglichkeit mehr, mit noch kürzeren Laufzeiten zu arbeiten), beginnt die"Rückabwicklung": Laufend werden Summen fällig und wenn wir beim Staat bleibt, dann müssen die Termine mit Hilfe zusätzlicher Steuereinnahmen bedient werden.
Die einzig relevante Frage ist demnach: Wer muss die Steuern zum Schluss bezahlen.
>Jedenfalls sind die Jungs von der HUMANWIRTSCHAFT recht fix und haben das Thema recht gut gleich aufgegriffen. Ich finde, Stellungnahme und Beitrag von Creutz zum Thema docht recht überdenkenswert.
Noch zur Periodenrechnung:
Aus den neuesten Zahlen der Buba geht dies hervor:
Geldvermögen der privaten Haushalte netto: 2 371 Mrd Euro.
Was zunächst gut ausschaut. Nahmen wir nun die 1,3 Billionen noch nicht (monetär, wie auch sonst?) erhobenen Steuern weg, bleibt rund 1 Billion. Diese steckt (kann nur stecken!) in bewertetem nichtmonetären Eigentum (Versicherungen anteilig und auf Realien zielend ca. 450 Mrd, Aktien 230, Beteiligungen 170 und Investmentzertifikate als anteilig auf Realien zielend ca. 170 Mrd.).
Wenn der Staat also wieder alles Monetäre an sich gezogen hat, bleiben diese Realien (Eigentumsrechte) übrig - allerdings dann zu einer nicht mehr monetär auszupreisenden oder zu bewertenden Größenordnung.
Man hat halt dann die Sachen, die man hat. Dass dies nicht den Beifall aller findet, sondern Umverteilungswünsche (zielend auf Sachen, das Monetäre ist und bleibt nur Schaum) starten, versteht sich von selbst.
Gruß!

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