- The Daily Reckoning - A Quicksand of Debt (Hans F. Sennholz) - Firmian, 08.07.2004, 23:21
- Daily Reckoning - Deutsch - Sorrento, 09.07.2004, 07:44
- Re: Daily Reckoning - Deutsch - stocksorcerer, 09.07.2004, 08:27
- Daily Reckoning - Deutsch - Sorrento, 09.07.2004, 07:44
Daily Reckoning - Deutsch
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I N V E S T O R ' S D A I L Y
Der E-Mail-Dienst für Investoren, Ausgabe vom 8. Juli 2004
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* Euro, Gold und Silber im Vorwärtsgang - Aktien im Rückwärtsgang
* US-Konjunkturdaten
* Urlaub in den USA
* Vorsicht! Rotlicht!
* Unterwegs in Neuschottland
* Gold, Euro und Yen steigen
* Über den Investor Verlag
* Empfehlen Sie"Investor's Daily" weiter
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Donnerstag, 8. Juli 2004
Euro, Gold und Silber im Vorwärtsgang - Aktien im Rückwärtsgang
von Jochen Steffens
Innerlich bereite ich mich langsam darauf vor, eine Woche
auszuspannen. Nächste Woche müssen Sie also mit den amerikanischen
Kollegen Vorlieb nehmen. Die kleine"Auszeit" wird sich sicherlich
wohltuend auf meine linke Hand auswirken, die sich aber auch so schon
von Tag zu Tag besser anfühlt. Das hat allerdings unter anderem etwas
damit zu tun, dass ich mir eine ergonomische Tastatur zugelegt habe.
Die Tasten sind in zwei Hälften geteilt und in der Mitte ist die
Tastatur stark gewölbt. Etwas störend ist die mich plagende
Assoziation, ich würde beständig einen Fußball kraulen. Aber es hilft
wirklich und es ist eine sehr entspannte Art des Schreibens.
Der Dax lässt heute hingegen wenig Freude aufkommen. Immer noch
befinden wir uns noch in der enervierenden Seitwärtsbewegung - bald
schon seit 8 Monaten (!). Der langfristig orientierte Anleger dürfte
mittlerweile einen Nervenzusammenbruch erlitten haben, da sich nichts
in seinem Portfolio bewegt (sofern es breit diversifiziert hat).
Einige fragen sich sicherlich, ob Staatsanleihen nicht doch die
bessere Alternative gewesen wären.
Krass sind manche Bewegungen bei Einzelaktien. AWD, zum Beispiel,
bricht die wichtige 30 Euro Marke, die obere Begrenzung der seit 8
Monaten andauernden Seitwärtsbewegung. Danach hechtet die AKtie zur 32
Euro Marke, nur um dann ebenso unvermittelt wieder einzubrechen:
aktueller Kurs 29 Euro - typisch für eine Seitwärtsbewegung.
Oder Comdirekt, kaum versucht sie einen kleinen Ausbruch von 6,73 Euro
auf 7,44 Euro, schon kommt eine Nachricht, dass es zu einem deutlichen
Orderrückgang (16 %) gekommen sein soll, die Aktie fällt auf 6,86 Euro
zurück.
Von Nokia, Stada und anderen gar nicht zu reden.
Ähnlich ging es den Amerikanern. Dort startet gestern die
Berichtsaison mit den Ergebnissen von Yahoo und Alcoa. Yahoo erfüllte
"nur" die schon sehr hohen Erwartungen und brach deswegen nachbörslich
um mehr als 12 % ein - trotz guter Ergebnisse. Dazu passt wieder mein
Lieblingssatz: Die Anleger hatten erwartet, dass die Erwartungen
übertroffen würden.
Ich habe vor längere Zeit in einem der vielen Bücher, die ich so lese,
einen Satz zur Seitwärtsbewegungen gelesen, den ich einmal aus der
Erinnerung zitiere:
Seitwärtsbewegungen zeichnen sich durch nachrichtengetriebene
Kursverläufe in Einzelwerten und auch des Gesamtmarktes aus. Da die
Stimmung generell nervös ist, führen Nachrichten zu starken
Kursausschlägen besonders in Einzelaktien. Sie sollten in solchen
Zeiten lieber auf den gesamten Index setzten, als in Einzelaktien zu
investieren.
Diese schmerzliche Erfahrung dürften auch viele andere Anleger gemacht
haben, warum sonst sollte Commerzbank unter einem so starken
Orderrückgang leiden. Auch für die Banken und Versicherungsbranche ist
eine Seitwärtsbewegung nicht gerade günstig.
Was die Alternativen sind? Der Euro versucht gerade einen
charttechnischen Ausbruch. Oder drücken wir es anders aus, der Dollar
erinnert sich daran, dass ein ausuferndes Zwillingsdefizit bei derart
niedrigen Zinsen nicht gut für ihn ist und schwächelt. Ein weiterer
Grund dafür: Die schlechter werdenden US-Konjunkturdaten machen eine
weitere baldige Zinserhöhung zunehmend unwahrscheinlicher - das drückt
auf den Dollar. Hier könnte ein schöner neuer Trend starten, der sich
allerdings wieder zusätzlich schwächend auf die deutsche Wirtschaft
auswirken würde.
Von dem schwachen Dollar profitieren auch die Edelmetalle: Gold und
Silber. Silber versucht einen erneuten Angriff auf die 6.30er Marke.
Diesmal sollte es eigentlich klappen - ich sehe gerade - ist
drüber...
Donnerstag, 8. Juli 2004
US-Konjunkturdaten
von Jochen Steffens
Die Zahl der Erstanträge ist auf 310.000 zurückgegangen. Erwartet
wurden 340.000 bis 345.000 neue Anträge nach zuvor 349.000 (revidiert
von 351.000). Das sollte die Märkte eigentlich freuen. Aber hier
könnte sich schon die anstehende Urlaubszeit auswirken.
Trotzdem nahmen die Märkte diese Zahl positiv auf.
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Donnerstag, 8. Juli 2004
Urlaub in den USA
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Ich lasse meinen ersten Beitrag weg, da ich meinen Urlaub in den USA
genieße. Mehr aus den Wäldern der amerikanischen Ostküste in
Neuschottland ("Nova Scotia") weiter unten... jetzt aber zunächst zu
Tom Dyson nach Baltimore:
Donnerstag, 8. Juli 2004
Vorsicht! Rotlicht!
von unserem Korrespondenten Tom Dyson in Baltimore
Vorsicht. Die Ampeln sind auf"Rot" umgesprungen. Rotlicht ist
angesagt.
Irgendwann am letzten Wochenende tat ich mein Bestes, um den
amerikanischen Unabhängigkeitstat zu feiern, und ich fand mich auf
einem Barhocker im Stadtteil"the block" (eine der weniger glamourösen
Seiten von Baltimore), trank billigen Rotwein, mit 3 Transsexuellen,
zwei Schwulen und einer Dame... aber, ich schweife ab...
Denn das"Rotlicht", auf das ich mich heute beziehe, hat nichts mit
den dunklen Klubs und Straßenecken von Baltimore zu tun, sondern mit
einem"Verkaufssignal" des Aktienmarktes. Sie sehen, liebe(r)
Leser(in), wir hier vom Investor's Daily gehen weit, um Ihnen gute
Ergebnisse präsentieren zu können. Wir wagen uns in Territorien vor,
die Brokern,"Market Makern" und Aktien-Gurus vorenthalten bleiben.
Denn wir rufen eindeutig zum"Verkaufen" auf. Und hier ist der Grund:
Der weltbekannte Anayst Dr. Steve Sjuggerud hat einen Indikator
entwickelt, den er das"1-2-3-Aktienmarkt-Modell" nennt. Der Indikator
zeigt"rot", wenn 1) Aktien teuer sind und 2) die Fed die Zinsen
erhöht.
Letzten Mittwoch wurde der zweite Teil davon erfüllt; Greenspan hat
die Leitzinsen um einen Viertelprozentpunkt erhöht. Und was die
Bewertungen der Aktien angeht, nun, ich brauche Ihnen ja wohl nicht zu
sagen, wie teuer amerikanische Aktien sind. Aber ich werde es Ihnen
dennoch sagen.
Diese Woche nennt das Barron's Magazin für den US-Aktienmarkt ein
durchschnittliches KGV von 21,6. Dr. Sjuggerud bezeichnet ein KGV von
17 als angemessen, woraus sich eine Überbewertung von 21 % errechnet.
Damit der Indikator wieder von"rot" zu"gelb" umschlägt, da müsste
die Fed die Leitzinsen entweder senken oder für zumindest 6 Monate
unverändert lassen. Oder die Aktien müssten wieder fair bewertet sein.
"Wir sind wahrscheinlich mehr als ein Jahr von beidem entfernt", sagt
der notorisch akkurate Dr. Sjuggerud,"gewöhnen Sie sich ans
Rotlicht."
Scharfsinnige Leser(innen) werden sich fragen, wie akkurat dieser
Indikator in der Vergangenheit war. Nun, die Ergebnisse sind -
natürlich - exzellent. Wenn man die letzten 80 Jahre untersucht, dann
gab es 25 Fälle, in denen es für mindestens 3 Monate"Rotlicht" gab.
Und in 20 dieser 25 Fälle sind die Aktienkurse gefallen, um
durchschnittlich 14 % pro Jahr.
Mehr zu Dr. Steve Sjuggerud im Beitrag ganz unten. Jetzt aber zunächst
zu Bill Bonner und seinen Reiseerlebnissen:
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Donnerstag, 8. Juli 2004
Unterwegs in Neuschottland
von unserem Korrespondenten Bill Bonner, derzeit auf großer
USA-Rundreise
Neuschottland scheint Kanadas West Virginia zu sein. Keine Anzeichen
von Luxus oder Verschwendung. Die Leute fahren alte Wagen, häufig
verrostete Pick-Up-Trucks. Falls sie sich mit ihren Ausgaben tief in
Schulden versenken sollten, macht es jedenfalls nicht den Anschein. Es
ist aber auch nicht nötig, weil sie schon arm sind - jedenfalls wirken
sie so.
Jemand der Geld ausgeben möchte, hätte hier eine schwere Zeit: Es gibt
hier nichts, wofür man viel Geld ausgeben könnte, keine Luxusläden.
Das einzige Vergnügen sind die Kinosäle - die aber nur im Sommer und
nur donnerstags und freitags Vorführungen anbieten. Die Kaffees in
Annapolis Royal sind eher bescheiden. Um eine anständige Rechnung zu
erhalten, muss man schon zwölf Mahlzeiten einnehmen. Man kriegt hier
noch nicht einmal eine gute Tasse Designer-Cafe.
"Haben Sie Cafe Latte?", wollten wir wissen.
"Nein!"
"Haben Sie vielleicht einen Espresso?"
"Nö!"
"Wie sieht es mit Cappuccino aus?"
"Auch nicht."
"Was haben Sie dann?"
"Nur ganz normalen Cafe."
"Ist er denn wenigstens stark?"
"Nein."
"Nun, dann hätte ich gerne einen Tee."
Eine der Lieblingsfloskeln eines nach Amerika zurückkehrenden
Euro-Snob ist die Behauptung, dass Amerikaner keinen Cafe kochen
können."Amerikanischer Cafe schmeckt", so die Franzosen"nach
ausgepressten Strümpfen". Für sie sind das nicht Zeichen verschiedener
Geschmäcker, sondern es sind Zeichen undefinierbarere Laxheit,
fehlender Disziplin und kulturellem Fehlverhaltens. Eine
Charakterschwäche. Ernste Menschen trinken keinen schwachen Cafe,
glauben die Franzosen. Nach Neuschottland sind wir aus Gewohnheit
gefahren. Als wir noch in Maryland lebten, kamen wir immer Mitte Juli
hierhin, um der Hitze zu entgehen. Hier befindet sich auch das Haus
von Elisabeths Großeltern, die wir jeden Sommer besuchten.
Obwohl die Großeltern jetzt in der Ewigkeit ruhen, ist diese Gegend
von Neuschottland unverändert. Wir sind es stattdessen, die sich
verändert haben. Der Ort ist auf einmal kleiner, einfacher und
rustikaler, als wir ihn erinnerten. Nebenbeigesagt, als wir Paris
verließen, war es recht kühl. Hier ist es jetzt sogar noch kühler -
also auch nicht wirklich eine Erleichterung.
Das Wetter ist hier meistens kühl, selbst im Juli. Gestern saßen wir
um ein Feuer herum und lasen... in der Hoffnung, dass die Sonne etwas
hervorkommen würde. Meine Familie hängt immer noch sentimental an
bestimmten Gegenständen, beispielsweise einem alten Stuhl von einer
Lieblingstante.
"In den Vereinigten Staaten", schrieb Tocqueville,"geben sich die
reichen Bürger Mühe, sich nicht zu sehr von der einfachen Bevölkerung
abzuheben. Ganz im Gegenteil: Sie versuchen konstant in Kontakt mit
den niedrigeren Schichten zu bleiben. Sie hören ihnen zu und sprechen
mit ihnen, jeden Tag. Sie sind sich darüber bewusst, dass die Reichen
einer Demokratie immer auch abhängig von den Armen sind und dass sie -
in demokratischen Zeiten - einen Armen mehr durch das eigene
Verhalten, als durch gegebene Almosen an sich binden können."
Natürlich waren die"Demokratischen Zeiten", die Tocqueville meinte,
die des unterwürfigen Beginnes der Republik. Heutzutage ist Amerika
ein unruhiges Empire, mit Millionen von reichen Bürgern in einem
schuldenversumpften Heimatland.
Auf unserer Durchreise fiel uns auf, dass die Reichen in den letzten
Jahren noch reicher geworden sind. Ihr Vermögen ist noch angewachsen.
Während die Armen in den letzten Jahren keinerlei finanziellen
Fortschritt gemacht haben. Und wie gestern an dieser Stelle schon
gesagt wurde, das letzte Jahr hat diesen Trend noch verdeutlicht - die
Löhne haben sich nicht an die Inflation angepasst.
Im Moment sprechen Arme und Reiche dieselbe Sprache. Aber der Groll
steigt. Arbeitsstellen im produzierenden Sektor verschwinden von der
Bildfläche. Statt ihr Geld in neue Fabriken und neue Industriezweige
zu stecken, investieren die Reichen in Übersee. Selbst Warren Buffett
bringt sein Geld ins Ausland.
Zwischenzeitlich geben die Armen der Illusion der
Konsumenten-Verschuldung nach. Solange ihnen jemand bereitwillig das
Geld leiht, damit sie sich einen neuen Jeep anschaffen können, sind
sie glücklich.
Aber die Zinsen werden wahrscheinlich bald schon einen nie gesehenen
Trend in die andere Richtung einschlagen. Und bald werden die sonnigen
Zeiten der Schulden-Anhäufung vorbei sein und in eine dunkele Nacht
der Schulden-Rückzahlung mutieren. Auch ich weiß nicht so genau, was
passieren wird, aber die Armen werden es nicht mögen.
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Donnerstag, 8. Juli 2004
Gold, Euro und Yen steigen
von unserem Korrespondenten Tom Dyson
Wenn Dr. Steve Sjuggerud spricht, dann hören die Märkte zu...
offensichtlich. Denn als er am Dienstag"Rotlicht" verkündete (siehe
mein Beitrag oben), da rutschte der Nasdaq-Composite deutlich ins
Minus. Er verlor an diesem Tag über 2,1 % oder 43 Punkte, und er
schloss das erste Mal seit dem 22. Juni unter 2000 Punkten.
Ich habe mit Dr. Steve Sjuggerud Golf gespielt. Er ist ein
außerordentlich fleißiger, hart arbeitender und intelligenter
Mensch... selbst dann, wenn es ums Golfspielen geht. Ehrlich gesagt:
Ich treffe keine Investmententscheidung, bevor ich nicht seinen
letzten Newsletter gelesen habe.
Der Goldpreis ist übrigens über die Marke von 400 Dollar gestiegen,
wenn auch erst knapp und vielleicht noch nicht signifikant. Der Euro
und der japanische Yen legen gegenüber dem Dollar weiter zu, während
ich das hier schreibe...
Ein anderer notorisch guter Analyst, James Boric, hat auch eine sehr
gute Trefferquote vorzuweisen. Er hat jetzt 8 Gewinntrades in Folge
gehabt, mit seinem"Momentum, Stärke und Trend"-System.
Ich verstehe sein System nicht, und ich könnte Ihnen nicht erklären,
wie es funktioniert, selbst wenn ich es verstehen würde. Aber es
funktioniert. 6 dieser 8 Trades waren Put-Optionen, womit Boric darauf
setzte, dass überteuerte Titel fallen würden. Seit dem 24. Februar hat
er durchschnittlich 36,7 % Gewinne erzielt. Ich frage ihn immer:"Was
wird der nächste Trade sein?"
"Nun... ich weiß es noch nicht", sagt er dann immer, und er schiebt
einen Stapel mit Ausdrucken auf seinem Arm hin und her."Ich habe den
ganzen Morgen damit verbracht, eine Short-Liste mit über 70 Kandidaten
zu erstellen, und jetzt muss ich die geeignetsten 3 Aktien darunter
noch 6 Tests unterziehen..."
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