- The Daily Reckoning - A Slap in the Face (Mogambo Guru) - Firmian, 12.07.2004, 21:21
- und selbigen auf Deutsch - Sorrento, 13.07.2004, 00:32
- Ich finde, dieser Absatz ist es wert, nochmal besonders hervorgehoben zu werden. - siggi, 13.07.2004, 00:44
- und selbigen auf Deutsch - Sorrento, 13.07.2004, 00:32
und selbigen auf Deutsch
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I N V E S T O R ' S D A I L Y
Der E-Mail-Dienst für Investoren, Ausgabe vom 12. Juli 2004
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* 202.000 Dollar für ein Essen mit Warren Buffett
* Gefangen in der"Liquiditätsfalle"
* Die Neuentdeckung Amerikas
* Über den Investor Verlag
* Empfehlen Sie"Investor's Daily" weiter
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Montag, 12. Juli 2004
202.000 Dollar für ein Essen mit Warren Buffett
von unserem Korrespondenten Tom Dyson in Baltimore
Da Jochen Steffens bis zum 19. Juli im Urlaub ist, erscheinen hier
solang die Beiträge der amerikanischen Investor's Daily Autoren.
Die Tour der Familie Bonner durch die Wildnis von Ostkanada geht
weiter. Jetzt aber erst einmal zu unserem Korrespondenten Tom Dyson
nach Baltimore, bevor Sie mehr von Bill Bonner hören... ganz unten im
letzten Beitrag, seinem Reisebericht.
Hier ist etwas, über das Sie heute Abend nachdenken können.
Ich habe immer gedacht, dass es billig sein müsste, mit Warren Buffett
Essen zu gehen. Denn Buffett lebt in einem bescheidenen Haus, und er
fährt ein altes Auto. Er hat keine angesagten Duschvorhänge und er
gibt keine Schickeria-Parties. Obwohl er der zweitreichste Mann auf
dem Planeten ist, mit einem Vermögen von 43 Milliarden Dollar.
Aber ich hatte Unrecht: Gestern las ich, dass ein Mittagessen mit
Warren Buffett 202.000 Dollar kostet. Diesen Betrag bot ein Investor
in einer EBAY-Versteigerung. Der Betrag, der für dieses Mittagessen
gezahlt wird, kommt einem wohltätigen Zweck zugute. 202.000 Dollar?
Für ein Mittagessen? Hier in Baltimore, als Korrespondent des
Investor's Daily, habe ich nie so teure Mittagessen... oft hole ich
mir nur schnell was auf die Hand.
Als Alternative zu einem Mittagessen mit Warren Buffett könnten Sie an
James Boric denken. Denn der gehört zu uns, und der bietet gute
Investmentideen, ohne eine heftige EBAY-Rechnung. Und James ist gerade
in exzellenter Stimmung... hier hat gerade seinen 9. Gewinn in Folge
realisiert, 22,2 % Plus mit einer Option. James Boric beschäftigt sich
gerade mit Indien, nachdem gerade der neue indische Haushaltsplan
vorgestellt worden ist:
"Letzte Woche hat Indien mitgeteilt, dass das Wirtschaftswachstum im
ersten Quartal bei beeindruckenden 8,2 % lag - das größte Wachstum
seit 15 Jahren. Das ist großartig! Diese News hätten die Schlagzeile
jeder Zeitung, überall auf der Welt, sein sollen. Aber das war nicht
der Fall. Die Leute sind irgendwie zurückhaltend, wenn es um Indien
geht. Die meisten Leute weigerten sich, sich dafür zu begeistern, bis
Indien seinen Haushaltsplan 2005 vorgestellt hatte. Sie wollten sehen,
ob die Regierung dieses beeindruckende Wachstum mit den Staatsausgaben
weiter ermuntern würde."
Und Boric weiter:"Nun ist das neue Budget veröffentlicht worden.
Meiner Meinung nach - und wichtiger, nach Meinung des Marktes - sollte
das Wachstum nachhaltig sein. Und noch wichtiger: Premierminister
Singh zeigt, dass er mit den linken Parteien in seiner
Regierungskoalition zusammenarbeiten kann."
Der Sensex, der Index der Börse in Bombay, stieg nach der
Veröffentlichung des Haushaltsplans um 102 Punkte oder 2,1 %. Aber vor
genau einem Jahr notierte der Sensex höher, und zwar 15 % über dem
heutigen Wert.
Die indische Regierung will die Besteuerung von langfristigen
Spekulationsgewinnen vollständig aufgeben. Die Energie-, Ã-l- und
Telekomindustrie wird besonders von den Maßnahmen der Regierung
profitieren. Denn in diesen Bereichen steigen die Staatsausgaben.
Der indische Finanzminister Palaniappan Chidambaram will die Zinsen
"marktfreundlich" lassen. Das sollte die indische Volkswirtschaft
weiter stimulieren und Indien ermöglichen, ein Wirtschaftswachstum von
7 % bis 8 % zu erzielen.
Die indische Regierung erlaubt jetzt auch in Schlüsselindustrien
(darunter Telekomsektor) größere ausländische Direktinvestitionen. Das
neue Kapital wird zu neuen Gebäuden, neuen Straßen und neuem
Anlagenkapital führen.
Währenddessen, an den US-Märkten... die gingen ja am Freitag doch
noch mit einem kleinen Plus ins Wochenende. Nachdem der Nasdaq am
Donnerstag noch 31 Punkte oder 1,6 % verloren hatte. Und der Dow Jones
79 Punkte, auf 10.172 Zähler.
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Montag, 12. Juli 2004
Gefangen in der"Liquiditätsfalle"
von unserem Korrespondenten Bill Bonner, auf Tour in Nordamerika
Mein alter Freund Martin Spring hat mir Folgendes geschrieben:
"Die Monetaristen meinen, dass die (japanische Anti-Deflations-)
Politik deshalb nicht funktioniert hat, weil sie nicht richtig
durchgeführt worden ist. So sind z.B. die Banken nicht gezwungen
worden, sich zu restrukturieren, um sich von der enormen Last der
faulen Kredite zu befreien. Dann hätten sie eine neue Runde der
Geldvergabe beginnen können, um das Wirtschaftswachstum zu fördern."
"Vor ein paar Monaten hat das Wall Street Journal dieses Problem
prägnant zusammengefasst: 'Seit die Bank of Japan im Jahr 1988
unabhängig geworden ist, ist die Geldmenge insgesamt um 94 %
gestiegen, (aber) die Menge an Bargeld nur um 16 %.' Egal, wieviel
Geld die Zentralbank 'druckt', das meiste davon ist im Bankensystem
gefangen, so das Wall Street Journal. Die Banken leihen sich zu 0 %
Zinsen Geld, und sie reinvestieren einen Großteil davon in
Staatsanleihen, die 2 % oder so einbringen, wodurch sie eher die
Regierung finanzieren anstatt Wachstum im privaten Sektor fördern."
"Japan ist in einer 'Liquiditätsfalle' gefangen - so formulierte es
einst der berühmte Volkswirt John Maynard Keynes. Selbst wenn sich die
Banken bei der Zentralbank zu Zinssätzen von fast oder tatsächlich
Null refinanzieren können, dann halten sie doch die die Zinsen, die
sie mit der Vergabe von Krediten an die Privatwirtschaft erzielen
können, für nicht hoch genug, um die Risiken kompensieren zu können.
(Es gibt andere Probleme in Japan, wie die fehlende Bereitschaft der
Schuldner, weitere Schulden aufzunehmen.)"
"Einige Ã-konomen meinen, dass die Zentralbanken immer aggressivere und
unkonventionellere Maßnahmen ergreifen müssten, um die Nachfrage
anzuspornen und die Preise wieder steigen zu lassen."
"(Chris) Farrell warnt: 'Die Investoren werden aus jeder Währung
fliehen - der amerikanische Dollar inklusive -, wenn die weltweiten
Kapitalmärkte entscheiden, dass diese Währung durch ungesunde Fiskal-
und Geldpolitik verdorben ist.' Das würde im Fall der USA die Zinsen
steigen lasen, mit Knock-Out-Effekten überall auf der Welt."
"Allerdings meint Farrell, dass die einzige Art von Deflation, über
die wir uns Sorgen machen sollten, eine ist, die stark genug wäre, um
zu einer Depression zu führen. Und das ist nur wahrscheinlich, wenn
sie überraschend stark werden wird."
Meine Einschätzung: Das wird sie.
Montag, 12. Juli 2004
Die Neuentdeckung Amerikas
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
"Es gibt... eine Leidenschaft für Gleichheit, die alle Menschen
anspornt, stark und geachtet sein zu wollen... aber im menschlichen
Herzen lebt auch eine entartete Gleichheitssucht, die die Schwachen
reizt, die Starken auf ihre Stufe herabzuziehen, sie verleitet die
Menschen, einer Ungleichheit in Freiheit die Gleichheit in der
Knechtschaft vorzuziehen. Nicht als verachteten die Völker die
Freiheit, sie lieben sie im Gegenteil unwillkürlich. Aber die Freiheit
ist nicht das wesentliche Ziel ihrer Wünsche. Was sie mit nie endender
Liebe lieben, ist die Gleichheit... nie wären sie ohne Gleichheit
zufrieden, und eher wären sie bereit zu sterben, als sie
preiszugeben."
- Alexis de Tocqueville, Demokratie in Amerika
Gestern fuhren wir durch einen"Wüsten"-Abschnitt Nordamerikas. Nun,
"Wüste" im Sinne von"verlassen, ausgestorben", nicht im
geographischen Sinne. Es geht um Neuschottland (Nova Scotia). Vor fast
400 Jahren wurde Neuschottland von der Nord- bis zur Südküste von
Entdeckern durchquert. Heute leben an beiden Küsten nur wenige
Einwohner. Und das Landesinnere wird hauptsächlich von Mücken bewohnt.
Wir sahen dort wenige Autos, wenige Häuser, wenige Menschen... und
keinerlei Anzeichen eines Kreditbooms. In den letzten 5 Tagen habe ich
keinen Mercedes gesehen. Und ich habe auch kein Haus gesehen, das als
Villa durchgehen könnte. Die wenigen Leute, die hier leben, leben ganz
komfortabel - wenn man die Mücken ignoriert -, aber nicht extravagant.
"Vielleicht deshalb, weil es so kalt und regnerisch ist", so die
Erklärung meines Sohnes Henry für die Tatsache, dass Neuschottland
selbst in der touristischen Hochsaison so verlassen ist.
"Wenn denken Sie, dass das Wetter besser werden wird", hatte ich Tilly
vom Milford House gefragt.
"Eh... vielleicht im August", so die Antwort.
Und auch heute ist es wieder grau und kühl, mit leichtem Nieselregen.
"Stören die Mücken Sie nicht?" fragte ich weiter.
"Eh... welche Mücken?"
Aber die Mücken sind an der Südküste Neuschottlands genauso hungrig
wie die an der Nordküste. Sie saugen Blut, selbst durch einen Pullover
hindurch. Nach ein paar Minuten Wanderung durchs Gelände waren die
ungeschützten Beine meiner Tochter Sophia von Stichen übersät.
Wir waren nach Neuschottland gekommen, um uns diesen Teil der Erde
anzusehen. In einem Anflug von Euphorie hatte ich nämlich eine
Immobilie gekauft, hier am Atlantik. Das zweite Mal... und das zweite
Mal, ohne sie mir vorher anzusehen. Jetzt, als ich sie mir ansah,
gefiel sie mir. Blick aufs Meer inklusive.
"Aber was sollen wir hier", fragte meine Frau Elizabeth.
Ich hatte keine gute Antwort. Aber ich wusste, was wir hier nicht tun
würden. Wir würden nicht Pleite gehen. Denn in Neuschottland kann man
kaum Pleite gehen; es gibt kaum Möglichkeiten, sein Geld zu
verschwenden.
"Das wäre ein guter Ort, um hier zu leben", meinte ich als Pater
familias,"man kann hier fast überhaupt nichts machen. Es gibt fast
keine Restaurants. Kein Theater. Keine öffentlichen Verkehrsmittel...
und man kann ohnehin fast nirgendwo hin. Man könnte am Meer leben,
aber man kann auch nicht im Meer schwimmen, denn es ist zu kalt."
"Aber man könnte hier gut leben...", sagte ich, an meine Frau
gewandt,"... denn das hat doch auch Dein Großvater getan, der doch
hier lebte, oder? Als er in seinen 50ern in den Ruhestand ging, da
zogen Deine Großeltern doch in diese Gegend... und er lebte noch 40
Jahre."
"Nun, er liebte es, zu jagen und zu fischen. Und er ist hier
aufgewachsen, deshalb hatte er hier viele Freunde. Und er hatte einen
schönen Gemüsegarten, in dem er fast jeden Tag gearbeitet hat. Und
meine Großmutter war beim lokalen Roten Kreuz aktiv, und im
Gartenverein und solchen Dingen. Sie waren hier sehr lange sehr
glücklich."
"Sie hatten gut gelebt - ohne Geld auszugeben. Das zeigt doch, dass
Geld nicht der Schlüssel für ein gutes Leben ist."
"Ich habe gestern in der Lokalzeitung gelesen, dass die Kanadier vom
Sozialkapital gesehen her reicher als die Amerikaner sind", so der
Haushaltsvorstand.
"Was ist Sozialkapital", wollte unser Sohn Henry wissen.
"Das sind Dinge wie Freunde, Familie, Kirche, ein unterstützendes
Netzwerk... ich bin nicht sicher, ob da auch die Sozialversicherungen
dazugehören. Ich habe den Artikel nicht genau gelesen. Es könnte auch
nur eine Illusion sein..."
"Du meinst, vielleicht gibt es gar kein 'Sozialkapital'?"
"Nein, das wollte ich nicht sagen. Einige Leute haben Freunde. Einige
Leute haben starke Familien, starke Bindungen, die ihnen im Leben
helfen. Das will ich nicht verneinen. Ich meine nur, dass es schwierig
ist, solche Dinge zu messen. Also wenn die Kanadier sagen, dass sie
viel davon haben... dann könnte das auch nur Wunschdenken sein. Sie
haben vielleicht nicht mehr 'Sozialkapital' als der durchschnittliche
Amerikaner. Und der durchschnittliche Amerikaner könnte etwas weniger
Sozialkapital und mehr privates Kapital - also Geld - bevorzugen."
Das waren die Gespräche, die man im Auto der Familie Bonner hören
konnte, als die Familie von einem Ausflug zur Südküste Neuschottlands
zurückkehrte. Dann kam das Gespräch irgendwie auf Galileo.
Meine Frau Elizabeth erklärte:"Galileo versuchte, die
Anwendungsgebiete der Vernunft zu erweitern. Er meinte, dass die Bibel
eine gute Referenz für die Menschen sei, um ihre Verbindung mit Gott
zu verstehen. Aber der Mensch hatte auch die Kapazität für Vernunft -
die ihm von Gott gegeben worden war -, und diese Fähigkeit sollte er
nutzen, um die physische Welt um sich herum zu verstehen."
"War die katholische Kirche damals nicht auch eine Form von
Sozialkapital", unterbrach Henry."Ich meine, waren sie nicht dafür
verantwortlich, sich um die Armen zu kümmern und so was?"
"Ja, ich denke so..."
"Galileo schrieb in Italienisch, und nicht mehr in Latein, was den
Papst irritierte. Denn das bedeutete, dass das, was er sagte, nicht
nur von den wenigen hoch Gebildeten gelesen werden konnte... sondern
von sehr vielen Menschen. Die Bücher von Galileo waren die Bestseller
ihrer Zeit..."
"Du meinst, wie das Buch von Dad", fragte Henry. Dann fragte er:
"Moment, also Du meinst, dass der Papst gar nicht dachte, dass Galileo
Unrecht hatte mit seiner Aussage, dass die Planeten um die Sonne
kreisen?"
"Nun, ich weiß es nicht. Es war nicht klar, ob er dazu eine Meinung
hatte."
"Er wollte nur ein Exempel statuieren. Die ganze Kirche fühlte sich
angegriffen... ein bisschen so, wie die Amerikaner sich fühlten,
nachdem das World Trade Center attackiert worden war. Der Papst
dachte, er müsse etwas tun, um zurückzuschlagen, obwohl er nicht viel
tun konnte."
"Das hört sich so an, als ob das Sozialkapital der katholischen Kirche
anti-sozial wurde", sagte Henry stolz.
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