- Daily Reckoning/ Deutsch - Sorrento, 13.07.2004, 22:48
Daily Reckoning/ Deutsch
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I N V E S T O R ' S D A I L Y
Der E-Mail-Dienst für Investoren, Ausgabe vom 13. Juli 2004
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* Blue Chips besser als Small Caps?
* Eindrücke aus Tampa, Florida
* Rückblick auf 2001
* Über den Investor Verlag
* Empfehlen Sie"Investor's Daily" weiter
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Dienstag, 13. Juli 2004
Blue Chips besser als Small Caps?
von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York
Da Jochen Steffens bis zum 19. Juli im Urlaub ist, erscheinen hier
solang die Beiträge der amerikanischen Investor's Daily Autoren.
Und die Tour der Familie Bonner durch Nordamerika geht weiter.
Mittlerweile sind sie von Neuschottland nach Florida weitergereist.
Mehr dazu im nächsten Beitrag!
Auch ich war letzte Woche in Urlaub. Ich lud meine Kinder in den
Familienwagen, ich zog mir meine Baseball-Kappe an, und wir fuhren ans
Meer, nach Cape Cod. Nach 5 Tagen Hummer-Essen und Sonnen bin ich
jetzt wieder in New York. Und ich finde den Markt in einem
bedauernswerten Zustand vor. Er scheint verwirrt und desorientiert zu
sein, so als ob ihm jemand einen Hummer auf den Kopf gehauen hätte.
Oder vielleicht zittern seine Knie, weil die Technologieunternehmen
nicht das Gewinnwachstum erzielen, das so viele Investoren bereits
vorweggenommen hatten... oder vielleicht strauchelt der Markt, weil
der Ã-lpreis wieder über 40 Dollar je Barrel gestiegen ist (und der
Goldpreis hat die Marke von 400 Dollar je Feinunze übersprungen).
Was auch immer der Grund ist - Dow Jones und Nasdaq bieten zurzeit
kein schönes Bild. Das neue Quartal ist erst 8 Handelstage alt, und
der S&P hat bereits 2,5 % verloren, der Nasdaq-Composite sogar schon
über 5 %... irgendetwas stimmt da nicht. Die Unternehmensgewinne
steigen ganz ordentlich... die Aktienkurse nicht. Im Gegenteil, sie
fallen sogar, und die kleinen Titel fallen am schnellsten.
"Die Größe zählt, und das schon seit Monaten."Klein" ist die Größe,
die an der Wall Street derzeit am wenigsten gefragt ist. Der Russell
2000 Index, der kleine Titel umfasst, ist seit Ende 2002 um über 50 %
gestiegen. Und damit doppelt so schnell wie der S&P 500. Jetzt hat er
ein durchschnittliches KGV von 66. Vielleicht ist deshalb eine
Korrektur überfällig.
"Es gibt einen Trade, der so leicht, so komfortabel logisch zu sein
scheint...", so das Barron's Magazin letzte Woche."Man spielt das
'nichts hält ewig', und man weist darauf hin, dass die kleinen Aktien
die großen Titel um rund 5 Jahre outperformt haben, ein bisschen
länger, als die typische Glückssträhne normal dauert."
Laut Morgan Stanley haben die kleinen Titel, also die"Small Caps", in
den letzten 5 Jahren um 21 Prozentpunkte pro Jahr besser als der S&P
500 abgeschnitten. Im vorigen"Nebenwerte"-Zyklus, der 1994 endete,
hatten sie 3,5 Jahre lang besser als der S&P 500 abgeschnitten, um
durchschnittlich 13 Prozentpunkte pro Jahr. Vielleicht beginnt jetzt
eine neue Ära der"Underperformance" der Nebenwerte.
Das Barron's Magazin meint dazu:"Auch ein sich verlangsamendes
Wirtschaftswachstum ist normalerweise ein Zeichen dafür, dass die
Outperformance der Small Caps ein Ende haben wird. Und eine
Daumenregel der Wall Street besagt, dass kleine Gesellschaften
gegenüber steigenden Zinsen anfälliger sind (als große Unternehmen),
weil sie stark von Bankschulden abhängig sind. Dieses Muster lässt
sich durch historische Daten belegen, aber es ist nicht mehr so
überzeugend wie früher..."
Und weiter:"Die jüngste Marktentwicklung hat die Advokaten dieses
'Rotations-Trades' ermutigt. So ist z.B. der Russell 2000 im letzten
Quartal das erste Mal seit 5 Quartalen hinter dem größere Werte
umfassenden Russell 1000 zurückgeblieben."
Und dieser Trend geht weiter. Vielleicht wäre es keine schlechte Idee,
kleinere amerikanische Aktien zu verkaufen und etwas Cash zu halten.
Dienstag, 13. Juli 2004
Eindrücke aus Tampa, Florida
von unserem Korrespondenten Bill Bonner, derzeit in Florida
Florida ist alles, was Neuschottland nicht ist. Neuschottland war
bewölkt und kühl, als wir weiterreisten; Florida ist heiß und sonnig.
Es gibt wenige Menschen in Neuschottland - selbst in der Hochsaison;
Florida ist voll von Touristen. In Neuschottland haben die Menschen
weiße Haut, und sie laufen selbst im Hochsommer in Pullover herum. In
Florida sind die Leute auf jeden Fall von der Sonne gebräunt, und sie
tragen so wenig wie möglich. In Neuschottland sind die Menschen
bescheiden und die Landschaft ist beeindruckend; in Florida sind die
Menschen extravagant und die Landschaft ist bescheiden.
In Neuschottland konnte ich keinerlei Anzeichen für eine Kreditblase
entdecken; hier in Florida scheint die Haut der Kreditblase so dünn zu
sein, dass sie jederzeit explodieren könnte.
Ich habe niemals zuvor so viele Autoverkäufer gesehen. Oder so viele
neue Autos. Warum brauchen die Leute so viele Autos? Damit sie
herumfahren und Geld ausgeben können. Was können sie sich kaufen? Ein
neues Auto!
Oder ein neues Haus. Oder alles mögliche - solange es ein Gut ist, das
die Massen anzieht. Es ist erstaunlich, was man hier alles kaufen
kann, indem man nur die Straßen lang fährt. Dutzende von Geschäften
verkaufen Automobilzubehör. Dutzende Geschäfte verkaufen Dinge fürs
Haus - Fenster, Türen, Küchen, was man will. Es gibt auch recht viele
Kunstgalerien, die viele Bilder mit Strandszenen verkaufen, die alle
gleich aussehen.
Aber das ist der Grund, warum die Leute hier nach Florida fahren: Um
sich so zu fühlen, als seien sie in Urlaub. Egal, ob das stimmt oder
nicht. Mit anderen Worten: Sie lassen sich gehen. Weg mit den Anzügen,
den Krawatten, der Voraussicht, der Disziplin, den Gemüsegärten, dem
Kaminholz, der Bescheidenheit, der Nervosität, den Sorgen und den
kritischen Nörglern des Nordens.
Mehr dazu voraussichtlich Morgen, hier im Investor's Daily!
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Dienstag, 13. Juli 2004
Rückblick auf 2001
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Ich setze heute meinen Rückblick auf die Wirtschaftsgeschichte der USA
fort. Ich glaube, ich bin im Jahr 2001 stehen geblieben.
Damals wurde die Zuversicht der amerikanischen Konsumenten und
Investoren wurde überall in der Welt als gute Nachricht aufgenommen.
Die Leute dachten, dass dies bedeuten würde, dass gute Dinge
bevorstehen würden. Die gegenteilige Ansicht war, dass dies nur ein
Zeichen dafür war, dass die guten Dinge bereits da gewesen waren und
jetzt vorüber seien. Denn Zuversicht - insbesondere das
Verbrauchervertrauen - ist ein Indikator mit Zeitverzögerung.
Warum waren die Konsumenten und die Investoren so zuversichtlich? Wenn
sie zurücksah, dann hatten sie viele Gründe für ihren Optimismus. Der
Dow Jones war in den letzten zwei Jahrzehnten nur gestiegen (mit einem
kleinen Rückgang in den letzten zwei Jahren). Inflation und Zinssätze
waren ungefähr genauso lange gefallen. Die Sowjetunion hatte
kapituliert. Die USA waren eine Klasse für sich - nicht nur die
einzige Supermacht der Welt, sondern auch die einzige bedeutende reale
Macht überhaupt auf der Welt. Niemals zuvor hatte es zwischen den
amerikanischen Militärausgaben und denen des Rests der Welt ein so
großes Ungleichgewicht gegeben. Die Herausforderungen an die
amerikanische militärische und wirtschaftliche Macht mögen schwächlich
gewesen sein; sowohl die Schlacht gegen die Rezession als auch der
Krieg gegen den Terror waren mit fast keinen Verlusten geschlagen
worden. War es da ein Wunder, dass die Amerikaner mit Stolz
zurücksahen und dem warmen Gefühl der Zuversicht?
Aber nach vorne schauen war etwas anderes. In einem Bullenmarkt
"klettern die Aktien an einer Wand voll Sorgen hoch", wie die alten
Hasen an der Wall Street sagen. Nicht, dass es nicht viel gäbe, über
das man sich Sorgen machen konnte. Es gab zum Beispiel das
Leistungsbilanzdefizit, und den US$. Früher oder später würde der Rest
der Welt damit beginnen, Fragen zu stellen, selbst wenn die Amerikaner
selbst das nicht tun würden. Dann würde der US$ fallen... und die
US-Vermögensanlagen.
Und dann gab es natürlich die Aktien, die von normalen Investoren so
hoch getrieben worden waren, dass es kaum eine Chance dafür gab, dass
diese Aktien die Erwartungen, die in sie gesteckt worden waren, zu
Lebzeiten dieser Investoren erfüllen konnten. Früher oder später würde
die Enttäuschung zu Aktienverkäufen führen - das war ein vernünftiger
Gedankengang. Jeremy Grantham schrieb im Barron's Magazin, dass jede
Episode einer Spekulationsblase letztlich voll korrigiert wird. Er
forderte die Leser auf, ihm nur ein einziges Gegenbeispiel zu nennen.
Er bekam keins. Aber das schien den Amerikanern keine Sorge zu
bereiten. Sie fuhren weiter zuversichtlich geradeaus. Hände am
Lenkrad... das Gaspedal durchgetreten... und ihre Augen auf die
Straße hinter sich fixiert!
Im Herbst 2001 war es leicht, das Konsumentenvertrauen zu stärken. Die
Konsumenten waren dafür bereit. Seit 20 Jahren hatten sie bemerkt,
dass die Zinsen gefallen waren - was Schulden leichter tragbar macht.
Und zusätzlich hatte die Inflation Stück für Stück das Gewicht der
Schulden verringert. Bis auf eine kleine Rezession zu Beginn der
1990er hatten die US-Konsumenten seit 1982 nichts als wirtschaftliche
Expansion und Fast-Vollbeschäftigung gekannt.
Mehr dazu demnächst an dieser Stelle!
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