- Daily Reckoning:"250 Dollar für eine Probefahrt" - Sorrento, 14.07.2004, 19:08
- Das Original dazu - Henpecked (John Mauldin) - Firmian, 14.07.2004, 19:58
Daily Reckoning:"250 Dollar für eine Probefahrt"
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I N V E S T O R ' S D A I L Y
Der E-Mail-Dienst für Investoren, Ausgabe vom 14. Juli 2004
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* 250 Dollar für eine Probefahrt
* Bei der Beerdigung eines Atheisten
* Die USA im Ersten Weltkrieg
* Über den Investor Verlag
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Mittwoch, 14. Juli 2004
250 Dollar für eine Probefahrt
von unserem Korrespondenten Eric Fry, an der größten Börse des
Planeten...
Anmerkung in eigener Sache: Da Jochen Steffens bis zum 19. Juli im
Urlaub ist, erscheinen hier solang die Beiträge der amerikanischen
Investor's Daily Autoren.
Der Nasdaq-Composite hat im Juli bereits mehr als 5 % verloren.
Plötzlich sind Technologieaktien sogar noch unpopulärer als Autos von
General Motors geworden. Nachdem Merrill Lynch seinen Kunden empfohlen
hatte, von Halbleitertiteln die Finger zu lassen, verlor Intel am
Montag direkt rund 3 %. Der Nasdaq-Composite steht in etwa auf
Monatstief.
Und auch seit Jahresbeginn stehen Nasdaq-Composite und Dow Jones per
saldo im Minus. Nach Billionen Dollar Transaktionen. Der S&P 500 hat
einen minimalen Gewinn erzielt - aber da hätte man schon am Geldmarkt
mehr Gewinn erzielt. Die Wall Street-Analysten versichern uns
weiterhin, dass Aktien langfristig IMMER steigen, aber hoch bewertete
Aktien brauchen manchmal ihre Zeit, um das zu tun, was sie tun
sollen... und gelegentlich fallen sie sogar.
Ich weiß nicht, ob die Aktienkurse steigen oder fallen werden. Aber
wenn ich eine Einschätzung abgeben müsste, dann würde ich sagen, dass
die Aktien ein bisschen steigen werden, bevor sie ihren Kursrückgang
fortsetzen werden. Allerdings interessiert mich der kurze Kursanstieg
weniger als der darauf folgende Fall. Es stimmt, dass die
Unternehmensgewinne steigen, aber auch die Zinsen steigen... und das
ist für einen Aktienmarkt keine gute Sache. Was noch? Die
amerikanischen Konsumausgaben scheinen schon ihren Zenit erreicht zu
haben, BEVOR die Fed die Leitzinsen erhöht hat. Und auch das ist für
den Aktienmarkt keine gute Sache. Bei Wal-Mart wachsen die Umsätze so
gut wie gar nicht mehr, und General Motors (GM) vermeldete einen
grauenhaften Umsatzrückgang. Im Juni sind die Verkäufe dieses
Autobauers um mehr als 12 % gefallen, trotz der ganzen
"Kaufanreiz"-Programme... könnte es sein, dass den Konsumenten
einfach die Luft ausgegangen ist?
"Zum Glück für GE ist der Juli ein neuer Monat", so die"Automotive
News" voller Hoffnung. Unglücklicherweise hat GM nun so teure
Kaufanreiz-Programme, dass steigende Umsätze nicht unbedingt steigende
Gewinne bedeuten würden."Das wird gut", sagte mir ein erfolgreicher
Hedgefonds-Manager vorgestern,"GM zahlt Ihnen 250 Dollar, wenn Sie
KEINEN Wagen von General Motors kaufen - aber eine Probefahrt machen!
Können Sie sich das vorstellen! Das lässt einen am Wert der Marke
'General Motors' zweifeln."
Ich frage mich auch, warum sich bei General Motors Kreativität nur in
der Marketing-Abteilung finden lässt. Warum wird dieses Talent nicht
angewendet, um den Wagen ein neues Design zu geben?
Technisch gesehen geht dem Automobilriesen GM bereits jetzt das Geld
aus. Zumindest dann, wenn man die Multi-Milliarden Dollar schweren
Pensionsverpflichtungen berücksichtigt. Aber das sind die Probleme der
Zukunft. Im hier und jetzt hat GM genug Cash, um Milliarden für
Kaufanreizprogramme auszugeben.
Die Zeit wird zeigen, ob die beeindruckenden Kaufanreizprogramme von
General Motors auch zu beeindruckenden Gewinnen bei General Motors
führen werden.
"Die erste der jüngsten Innovationen von GM war es, jedem, der eine
Testfahrt mit einem Wagen oder Truck von GM macht und dann bei einem
anderen Anbieter kauft, 250 Dollar zu geben", so Automotive News."Das
klingt wie eine offene Einladung, von GM zu stehlen. Machen Sie eine
Probefahrt mit einem GM-Modell, das sie nicht kaufen wollen, und
nehmen Sie dann 250 Dollar, die Ihnen helfen, einen Ford oder Toyota
oder Chrysler Ihrer Wahl zu kaufen. Rabatte zahlen, um damit den Kauf
der Wagen der Konkurrenz zu erleichtern, ist definitiv eine Neuerung
im Bereich des Auto-Marketings."
Demnächst: Rabatte für den Kauf von Technologieaktien?
Mittwoch, 14. Juli 2004
Bei der Beerdigung eines Atheisten
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Bei der Beerdigung eines Atheisten...
Wir - die Familie Bonner - waren nur kurz in Florida. Kurz genug, um
einen schlechten Eindruck zu bekommen. Denn wir waren nicht nach dort
gereist, um die Sonne oder den Strand oder die Vulgarität zu genießen.
Zumindest ich nicht. Denn ich war dort nicht in Freude, sondern in
Trauer hingereist. Ich kam dorthin, um eine Träne zu vergießen. Denn
ich ging dort zur Beerdigung meines guten Freundes Bob. Dabei kamen
auch andere alte Freunde zusammen, und das erinnerte mich daran, dass
"ars longa" sein kann - aber"vita brevis". Und es gibt nichts
Besseres als eine Begegnung mit dem Ewigen, um das hier und jetzt
etwas weniger dreckig, langweilig und heiß erscheinen zu lassen.
"Bob glaubte nicht an Gott", so ein Redner."Ich hatte mit ihm eine
lange Diskussion mit ihm über dieses Thema. Er versuchte, mich davon
zu überzeugen, dass Gott nicht existiert. Natürlich kam es zu einer
Diskussion. Und irgendwann sagte ich ihm: 'Ich versuche nur, Deine
Seele zu retten.' Er antwortete darauf: 'Und ich versuche nur, Deine
Vernunft zu retten.'"
Natürlich war diese Diskussion zum Scheitern verurteilt. Galileo und
seine Nachfolger haben uns immer mehr gezeigt, wie die Welt
funktioniert, aber niemand wusste, warum sie genau so funktioniert.
Gott hätte die Welt ja auch mit einem"großen Knall" schaffen können,
wenn ER das gewollt hätte. Die Spezies durch etwas, das wie Evolution
aussieht, zu entwickeln, wäre ein Klacks gewesen.
Und dennoch sind nach Galileo viele Menschen so enthusiastisch in
Bezug auf die Vernunft geworden, dass sie dadurch völlig weggetragen
wurden... sie sind dazu gekommen, zu glauben, dass alles, was sie
nicht erfassen oder erklären können, einfach nicht existiert. Diese
Idee ist so atemberaubend arrogant, dass ich sie direkt verworfen
habe. Denn meine Stärke ist die Bescheidenheit. Ich glaube nicht
notwendigerweise an Gott, aber ich bin erheblich zu ehrfurchtsvoll, um
nicht an ihn zu glauben. Und ich sehe keinen Grund dafür, warum Gott
die Welt hätte so erschaffen sollen, dass Ihr dummer Nachbar das
einfach verstehen kann.
Bei der kommenden amerikanischen Präsidentschaftswahl wird damit
gerechnet, dass ungefähr die Hälfte der Wähler für George W. Bush
stimmen wird. Und ungefähr die andere Hälfte für Kerry und Edwards.
Ist es wirklich möglich, dass Gott ein so einfaches Universum
geschaffen hätte, dass einer der Kandidaten das völlig durchschauen
könnte? Ich weiß es nicht. Aber ich bin froh, dass ich nicht in einer
so einfachen Welt lebe.
"Das ist eine Sklaven-Religion", bemerkte ein Freund, ein weiterer
Atheist, nach Beerdigung."Das Christentum ist für Sklaven perfekt...
und das ist der Grund, warum die Sklaven in Rom es so bereitwillig
nahmen. Denn es lehrt die Leute, ihr Schicksal zu akzeptieren. Sie
sollen sanftmütig sein. Sie sollen sich sogar wie Schafe benehmen."
Meinen atheistischen Freunden gefiel die Idee nicht, sich wie ein
Schaf zu benehmen. Sie tendieren dazu, freie Denker zu sein, die nur
an ihre eigene Fähigkeit zu Denken glauben. Und die die richtige
Antwort alleine durch die Vernunft finden. Und dennoch fällt mir jedes
Mal die Kinnlade herunter, wenn ich mir ansehe, was die Menschen
denken und tun - besonders große Gruppen von Menschen. Dann muss ich
nach Luft schnappen, denn da ist oft überhaupt keine Vernunft zu
entdecken.
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Mittwoch, 14. Juli 2004
Die USA im Ersten Weltkrieg
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Letzte Nacht las ich im Flugzeug ein Buch über die amerikanische Rolle
im Ersten Weltkrieg. Wieder einmal wurde ich durch den ganzen Wahnsinn
an dieser Sache unterhalten. Man könnte in den USA von einer Küste an
die andere fahren und die Historiker fragen, warum die USA in den
Ersten Weltkrieg eintraten... oder warum sie an der Seite von England
und Frankreich und nicht auf der Seite von Deutschland und
Ã-sterreich-Ungarn eintraten.
Man würde viele Antworten erhalten, aber keinen einzigen Grund, der
Sinn machen würde. Oder der halbwegs den Tod von fast einer halben
Million Amerikanern rechtfertigen würde. Man würde einen solchen Grund
nicht erhalten, weil er nicht existiert. In dem Buch, das ich las, kam
der Historiker Thomas Fleming zu dem Fazit, dass der damalige
US-Präsident Wilson die USA einfach in den Krieg bringen wollte, damit
er bei der Friedenskonferenz den Vorsitz haben würde und dann die neue
Weltordnung schaffen könnte, von der er geträumt hatte.
Fleming stellt die These auf, dass Wilson zum Zeitpunkt des
Kriegseintritts der USA dachte, dass der Krieg fast vorbei sei. Aber
die Menschenmassen reagieren auf die Anziehungskraft des Krieges nicht
so wie ein Universitätsprofessor. Stattdessen wurde ihre Leidenschaft
hochgepuscht, in einer"Spekulationsblase der Kriegslust". Irgendwann
wollten sie irgendjemand in den Hintern treten, und sie machten sich
keine allzu großen Sorgen darüber, wessen Hintern das sei und warum.
So holte z.B. in Tulsa, Oklahoma, eine Gruppe von Menschen, die sich
Christen nannten, einen bulgarischen Einwanderer aus einer Bar, um ihn
zu lynchen. Sie hielten ihn für einen Deutschen. Überall im Land
erklärten die Leute, dass sie die Deutschen hassten, obwohl niemand
wusste, warum. Die Leute in den USA änderten ihre Namen, um nicht
deutsch zu klingen. In Annapolis, Maryland, erschoss sich der
ehemalige Bürgermeister, ein Mann deutscher Abstammung, als sich der
Mob gegen ihn wendete.
Selbst nach dem Krieg ging der Hass weiter. Die Briten setzten ihre
Blockade deutscher Häfen fort... und verstärkten sie sogar noch...
selbst nach dem Waffenstillstand. Tausende Deutsche - besonders Kinder
- verhungerten deshalb. Ein britischer Journalist besuchte ein
Krankenhaus in Köln. Er fand"jede Menge Babies, die vor Hunger Fieber
bekamen, die durch die Entbehrungen so erschöpft waren, dass ihre
kleinen Gliedmaßen wie dünne Holzstäbe aussahen, mit hoffnungslosem
Gesichtsausdruck, und ihre Gesichter waren voll von Schmerzen."
"Aber was soll's", sagte der damalige französische Premierminister
Clemenceau. Es gebe ohnehin 20 Millionen zu viele Deutsche, so seine
Ansicht.
Jetzt noch einmal zurück zur Beerdigung von Bob.
Ein anderer Freund meinte:"Bob glaubte nicht an Gott. Er glaubte an
die Macht der Vernunft, und an seine eigene Vernunft. Natürlich...
wissen wir nicht, was er jetzt glaubt."
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