- The Daily Reckoning - An Eventual Inevitable Crisis (Marc Faber) - Firmian, 15.07.2004, 18:05
- Daily Reckoning:"Alles eine Frage der Bildung" - Sorrento, 15.07.2004, 21:58
Daily Reckoning:"Alles eine Frage der Bildung"
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I N V E S T O R ' S D A I L Y
Der E-Mail-Dienst für Investoren, Ausgabe vom 15. Juli 2004
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* Kinder können ganz schön anstrengend sein...
* Die alte Inflation/Deflation Frage...
* Alles eine Frage der Bildung
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Donnerstag, 15. Juli 2004
Kinder können ganz schön anstrengend sein...
von unserem Korrespondenten Bill Bonner, derzeit in Boston
Anmerkung in eigener Sache: Da Jochen Steffens bis zum 19. Juli im
Urlaub ist, erscheinen hier solang die Beiträge der amerikanischen
Investor's Daily Autoren.
Und mein Reisebericht aus Nordamerika (wo ich gerade mit meiner
Familie die Sommerferien verbringe und quer durchs Land reise) geht
weiter... derzeit sind wir in Boston:
Meine Familie scheint unsere USA-Rundreise für einen Shopping-Trip zu
halten. Wir hatten bereits bei Läden wie Gap, Ralph Lauren und Express
angehalten. Und wir besuchten noch jede Menge weiterer Geschäfte. Und
in Boston gibt es viele Geschäfte.
Wenn man mit Kindern unterwegs ist, dann tut man das auf eigenes
Risiko. Man findet Dinge heraus, von denen man nicht wusste, dass es
sie gibt... und dann findet man heraus, dass man genau diese Dinge
gebraucht hat.
"29 Dollar für ein paar Strandsandalen? Du scherzt", meinte ich als
Pater Familias.
"Aber die sind doch aus Leder", antwortete meine Tochter Sophia.
"Warum braucht Dein Bruder Edward denn neue Schuhe?"
"Seine alten sind durchgelaufen... und stell nicht so viele Fragen",
so meine Frau Elizabeth."Und Henry braucht eine neue Hose und einen
neuen Gürtel. Und Jules braucht auch neue Schuhe."
"Aber die sehen doch gut aus."
"Aber Jules wird sich doch bei einigen Colleges vorstellen; da muss er
besser als heute aussehen."
"Warum - sehe ich denn nicht gut aus?" wollte Jules wissen, als er mit
zerrissener Jeans, grauem T-Shirt und Sandalen (für 4,95) vor uns
stand.
Das schöne an Amerika ist, dass sich die Leute gut fühlen, so wie sie
nun einmal sind. Die Hälfte der Bevölkerung zieht sich wie Jules an
und ist happy. Die andere Hälfte fühlt sich gut dabei, wenn sie sich
überlegen vorkommt - ohne dafür etwas anderes tun zu müssen, als mit
vernünftigem Hemd und ordentlichen Schuhen rumzurennen.
Aber das Beeindruckendste am modernen Amerika ist, dass es fast
zahllose Möglichkeiten bietet, sein Geld auszugeben... ohne dass man
dadurch seinen Lebensstil wirklich verbessert. In den Geschäften in
Boston gab es auch Designer-Jeans - die bereits Löcher haben."Die
müssen jemanden in Thailand bezahlen, damit der die Hosen trägt, um
sie abgenutzt aussehen zu lassen", teilte ich meinen Töchtern mit.
"Also, warum kauft Ihr Euch nicht neue Jeans und nutzt die dann selber
ab?"
"Oh Dad", seufzten sie im Chor, so als ob meine Frage noch nicht mal
einer Antwort würdig wäre. Deshalb wendete ich mich meinem Sohn Jules
zu.
Was sich daraus für eine Diskussion ergab - siehe der Beitrag ganz
unten! Vorher aber noch zu unserem Korrespondenten Tom Dyson:
Donnerstag, 15. Juli 2004
Die alte Inflation/Deflation Frage...
von unserem Korrespondenten Tom Dyson, derzeit in London
Ich bin normalerweise Ihr USA-Korrespondent. Aber gerade bin ich in
London, meiner Heimatstadt. London hat sich in den letzten vier
Monaten nicht sehr verändert. Ich hingegen schon.
Denn ich bin in die USA, nach Baltimore, umgezogen. Deshalb kann ich
es nicht länger genießen, jeden Morgen in Pendlerzügen zu fahren, die
so alt aussehen, als ob sie schon in den 1960ern"out" gewesen wären.
Und ich kann nicht mehr den Zynismus der Londoner genießen. Und ich
kann es nicht länger genießen, ein Vermögen dafür zu bezahlen, nur um
über die Runden zu kommen. In London ist alles ein Kampf.
Vielleicht haben ich deshalb eine neue Liebe gefunden, die Liebe zum
Gestank von frischen Müll, von alten Fabriken... eine Liebe, die man
nur in Baltimore und vielleicht Pittsburgh findet. Aber Spaß beiseite:
Baltimore ist eine großartige Stadt, in einem großartigen Land. Und
ich in den nächsten 3 Wochen werde ich sie vermissen.
Aber genug Sentimentalitäten. Aber es geht ja auch an der Börse um
Stimmungen. Und aktuell um die Angst vor einer Inflation. Das ist
keine neue Debatte; die Inflation/Deflation-Debatte gibt es ja schon
länger.
Das US-Finanzsystem ist akut verwundbar gegenüber einem Anstieg der
kurzfristigen Zinsen. Das ist meine Ansicht. Steve Saville hingegen
sieht auch Chancen für den Dollar. Er schreibt dazu im"Spekulative
Investor":"Sobald der Dollar eine Rally beginnt, dann sollte dadurch
ein sich selbst verstärkender Trend in Bewegung gesetzt werden. Denn
ein stärkerer Dollar führt zu reduzierten Inflationserwartungen (weil
die Importe günstiger werden) und deshalb zu höheren REALEN Renditen
am Anleihenmarkt und zu einer Verringerung des Spreads zwischen
riskanten und sicheren Anleihen. Die steigenden realen Renditen und
die schrumpfenden Spreads helfen mit, den Dollar weiter steigen zu
lassen."
Nun, ich würde mir irgendwie komisch vorkommen, wenn ich jetzt
wirklich mit einem steigenden Dollar rechnen würde. Denn wenn Sie den
Investor's Daily länger lesen, dann wissen Sie, dass wir alle bearish
für den Dollar gestimmt sind. Aber das gilt langfristig. Und diese
Einschätzung ändere ich auch nicht.
Aber ich möchte daran erinnern, dass auch Stimmungen kurzfristige
Trends machen können. Die dauern zwar nicht länger als 3 Monate, aber
sie können zu zwischenzeitlichen Gegenbewegungen innerhalb eines
übergeordneten Trends führen.
Sie haben das ja sehen können, als der Dollar im Mai und im Juni
gegenüber dem Euro stieg. Naja, aber das könnte ja auch schon wieder
vorüber sein - denn die enttäuschenden Zahlen vom US-Arbeitsmarkt für
Juni haben die bullishe Stimmung für den Dollar ja größtenteils schon
wieder verschwinden lassen.
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Donnerstag, 15. Juli 2004
Alles eine Frage der Bildung
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
"Wie war Dein erster Besuch eines Tempels der Vernunft und des höheren
Lernens?" fragte ich meinen Sohn Jules. Er hatte zusammen mit seiner
Mutter die Universität Boston besucht.
"Es war nicht schlecht", sagte Jules."Das ist keine schlechte Stadt.
Mich würde es nicht stören, hier eine Zeitlang zu leben. Aber Dad,
rate mal, wie hoch die Studiengebühren und die Kosten für das
Studentenwohnheim sind?""Ich weiß es nicht... wahrscheinlich
ungefähr genauso hoch wie das, was wir für Dich in Paris zahlen...
das war... ungefähr 25.000 Dollar pro Jahr?"
"Rate nochmal. Es sind 38.000 Dollar."
"Was? Na, jetzt scherzt Du aber."
"Nein, das stimmt. Echt."
"Was für ein Wucher. Es ist nicht möglich, dass es 38.000 Dollar wert
wäre, wenn man sein Kind zur Universität Boston sendet. Selbst wenn
sie einem danach einen Platz in Harvard und einen Nobelpreis
garantieren würden."
"Oh schhhhhschhh...", sagte meine bessere Hälfte."Bildung ist teuer.
Aber eine gute Ausbildung ist ihr Geld wert."
"Ja... aber durch das Zahlen von 38.000 Dollar pro Jahr erhält man
nicht zwangsläufig eine gute Ausbildung. Das öffnet nur die Türen zu
Studenten-Partys und Football-Spielen. Und man lernt nur durch Lesen
und Denken. Wenn man einer Uni Geld zahlt, dann zahlt man auch für das
Sportangebot und die Ausstattung der Uni und das Sabbatjahr der
Professoren... und für die Pensionszahlungen der Wartungsarbeiter...
und für die Chemikalien des universitären Schwimmbades. Diese ganzen
Dinge mögen ja unterhaltsam sein, aber es sind nur Lesen und Denken,
die Bildung vermitteln. Und diese Bildung kann man auch in einer
öffentlichen Bibliothek erhalten, sogar kostenlos."
"Nein, kann man nicht. Gute Professoren und ein guter Lebenslauf
führen einen... motivieren... und helfen, den Zusammenhang zwischen
den Dingen zu verstehen. Wenn man sich auf eigene Faust Bildung
vermitteln will, dann ist das hoffnungslos schwierig; deshalb tun die
Leute das nicht."
"Nein, das ist nicht schwierig. Die Leute tun das nur nicht, weil sie
von einer öffentlichen Bücherei kein Diplom erhalten. Und sie denken,
dass sie ohne Diplom keinen guten Job erhalten. Was Quatsch ist.
Vielleicht sind der Regierung Diplome wichtig, aber wirkliche
Unternehmen wollen Leute, die denken können und Verantwortung
übernehmen... und die handeln. Und jeder weiß, dass die meisten
Universitätsabsolventen überhaupt nicht denken können. Und sie wissen
überhaupt nichts. Sie können nicht denken oder schreiben, weil sie
ihre Studienjahre mit Saufen und Spätaufstehen und dem Verpassen von
Vorlesungen verbracht haben. Sie wären besser dran, wenn sie
stattdessen einen Job im wirklichen Leben angenommen hätten... da
hätten sie wirklich etwas lernen können... und sie hätten sich
100.000 Dollar fürs Studium sparen können."
"Schau Mal, Jules will sich jetzt dort bewerben. Das ist schon schwer
genug für ihn, an eine gute Uni zu kommen. Auch ohne Deine
Unterminierungsarbeit, indem Du ihm sagst, er wäre besser dran, wenn
er überhaupt nicht studieren würde!"
"Ich sage nicht, dass er besser dran wäre. Ich weiß es nicht. Aber ich
kenne Gegenbeispiele. Bob ging nie an die Uni. Und er kam sehr gut
durchs Leben. Er wurde Buchhalter. Und dann wurde er Verleger. Er las.
Er dachte. Er hatte keine Angst vor Ideen. Und Uni-Abschlüsse
beeindruckten ihn überhaupt nicht. So ist das im realen Leben... oder
so sollte es sein. Wenn jemand kommt, und nach einem Job fragt, dann
sollte man nicht nach einem Abschluss fragen. Man will doch nur
wissen, ob derjenige den Job schaffen kann."
"Und wie findet man das Deiner Meinung nach heraus?"
"Nun, man weiß es nicht. Deshalb lässt man diese Person eine
Probearbeit verrichten. Wenn sie gut ist, bekommt sie den Job. Sonst
nicht. Da ist es doch egal, zu was für einer Schule diese Person
gegangen ist... oder was für einen Abschluss sieht. Ok, wenn man
jemand hat, der in Harvard oder Yale war... dann kann man zumindest
annehmen, dass diese Person ziemlich intelligent ist, denn sonst wäre
sie dort nie angenommen worden. Aber dann... andererseits... sieh
Dir George W. Bush an. Der war doch auch in Yale."
"Bush muss nicht so dumm sein, wie es aussieht, denn sonst hätte er
nie einen Yale-Abschluss bekommen, und er wäre nie gewählter Präsident
geworden."
Nunja, diese Diskussion ging noch recht lange weiter. Eventuell komme
ich Morgen hier im Investor's Daily noch einmal darauf zurück...
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