- The Daily Reckoning - Doctor Disinflation (Gary Shilling) - Firmian, 16.07.2004, 20:31
- The Daily Reckoning -"Britney Spears und der Ã-lpreis" - Sorrento, 16.07.2004, 23:50
The Daily Reckoning -"Britney Spears und der Ã-lpreis"
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I N V E S T O R ' S D A I L Y
Der E-Mail-Dienst für Investoren, Ausgabe vom 16. Juli 2004
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* Britney Spears und der Ã-lpreis
*"Die sind neidisch!"
* Der Dollar kann gefährlich sein...
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Freitag, 16. Juli 2004
Britney Spears und der Ã-lpreis
von unserem Korrespondenten Eric Fry in New York
Anmerkung in eigener Sache: Da Jochen Steffens bis zum 19. Juli im
Urlaub ist, erscheinen hier solang die Beiträge der amerikanischen
Investor's Daily Autoren.
"Oops! We did it again!" das hätte Britney Spears gestern singen
können, wenn sie Ã-lanalystin und nicht kaum bekleidete Pop-Diva wäre.
Denn wieder einmal haben die Amerikaner soviel Ã-l verbraucht, dass die
Lagerbestände gesunken sind. Das Energie-Ministerium teilte mit, dass
in der Woche, die am 9. Juli endete, die amerikanischen
Erdöl-Lagerbestände um 2,1 Millionen Barrel gesunken sind, auf 302,9
Millionen Barrel. Das amerikanische"Petroleum Institute" schätzt
sogar, dass der Rückgang noch deutlicher ausgefallen ist - nämlich 5,1
Millionen Barrel betrug. So oder so sind die Lagerbestände auf jeden
Fall gesunken.
Der große Rückgang der Lagerbestände geht Hand in Hand mit massiven
Erdöl-Importen. Die achten Woche in Folge lagen die amerikanischen
Erdöl-Importe bei über 10 Millionen Barrel je Woche. Der schockierend
große Rückgang der Lagerbestände hat zu einer explosiven Rally beim
Erdölpreis geführt. Er stieg auf ein neues 6-Wochen-Hoch.
Trotz rekordhohen Erdöl- und Erdgaspreisen verbrauchen die Amerikaner
weiterhin sehr fleißig Energie... aber die laufend steigende
Energierechnung der Nation führt dazu, dass für andere Bereiche
weniger Geld bleibt. Die amerikanischen Einzelhandelsumsätze sind im
Juni um 1,1 % zurückgegangen. Das ist größtenteils dem Rückgang von
4,3 % im Bereich Autoverkäufe zu verdanken. Offensichtlich kaufen wir
Amerikaner nicht mehr ganz so viele Dinge, die wir nicht brauchen, mit
Geld, das wir nicht haben. Selbst der einst robuste Appetit auf Aktien
ist etwas zurückgefahren worden.
Die Aktien-Bullen sagen, dass die Aktienkurse steigen sollten. Ich
sage, dass sie fallen SOLLTEN, besonders dann, wenn der Ã-lpreis
weiterhin über der Marke von 40 Dollar hängt, wie ein nervender
Partygast. Die Balance zwischen Angebot und Nachfrage ist bestenfalls
delikat. Die entwickelten Länder der Welt suchen weiterhin nach
intelligenten Möglichkeiten, die begrenzten Energiereserven der Welt
zu erschöpfen. Und die chinesische und indische Nachfrage nach
fossilen Brennstoffen boomt.
Bloomberg News berichten:"Die Nachfrage nach Konsumprodukten ist in
den 627.000 Dörfern Indiens gegenüber dem Vorjahr um 25 % angestiegen,
verglichen mit 10 % Zuwachs in den Städten, laut einer Studie von der
'Federation of Indian Chambers of Commerce and Industry'".
Diese zusätzliche Nachfrage bedeutet auch eine erhebliche Zunahme der
Nachfrage nach Energie... und während die Nachfrage boomt, da
stagniert das Angebot. Und das globale Gleichgewicht zwischen Angebot
und Nachfrage könnte schnell ins Ungleichgewicht geraten, wenn
Terrorattacken das Angebot drücken. Islamistische Militante versuchen
weiterhin, die Ã-linfrastruktur in Saudi Arabien zu unterbrechen.
Washington Post Foreign Service berichtet:
"Eine zunehmende Zahl von Saudis, die in den Irak gegangen war, kommt
jetzt nach Hause zurück, um Anschläge gegen die saudische Regierung
und gegen westliche Ziele im Wüsten-Königreich zu unternehmen. Andere
Saudis kehren zurück, nachdem sie Zeit in neu errichteten
Trainingscamps verbracht haben, am Roten Meer, in abgelegenen Teilen
des Sudan, wo die sudanesische Zentralregierung kaum Einfluss hat..."
Nach dem Ende der Irak-Kampagne"wird es Leute geben, die in der
Guerilla-Kriegsführung Frisch trainiert sind", sagte ein westlicher
Diplomat gegenüber der Washington Post, anonym."Das ist ein
wirkliches Problem."
Ich könnte mir sicherlich vorstellen, dass der Ã-lpreis vom derzeitigen
Niveau aus fällt. Aber es ist viel einfacher, sich vorzustellen, dass
er weiter steigen wird. Hmmm... was würde Britney Spears sagen?
Freitag, 16. Juli 2004
"Die sind neidisch!"
von unserem Korrespondenten Bill Bonner, derzeit in Baltimore
"Die sind neidisch!"
"Ich konnte es nicht glauben. Aber ich höre es immer wieder. Die
Amerikaner denken, dass der Rest der Welt neidisch auf sie wäre. Die
Amerikaner sagen sich selbst immer wieder, was für ein großartiges
Land sie haben... überall hissen sie ihre Flaggen... und sie denken,
dass andere Länder nur neidisch sind, wenn sie nicht mit den USA
übereinstimmen oder Probleme machen."
Die Person, die sprach, war eine junge Belgierin, die in Baltimore
lebt. Es war der 14. Juli, der französische Nationalfeiertag, und ich
hatte mich mit einer Gruppe von Französischsprachigen getroffen.
Nicht, dass ich irgendwelche sentimentale Beziehung zur Französischen
Revolution hätte. Ich mag keine Revolutionen - selbst die
Amerikanische Revolution nicht. Aber ich lasse mir niemals eine
Möglichkeit entgehen, zuviel zu trinken.
Die Belgierin weiter:"Selbst nach dem 11. September hörte ich in den
Nachrichten, dass bin Laden die USA angegriffen hätte, weil er
neidisch gewesen sei. Die Amerikaner scheinen zu denken, das der
Grund, warum Leute in anderen Ländern im Weg stehen, der ist, dass sie
es nicht geschafft haben, wie Amerikaner zu sein."
Das Gespräch wechselte zwischen den Themen"Geld" und"Krieg" hin und
her.
"Belgien ist ein merkwürdiges, unnatürliches Land. Es sollte ein
Pufferstaat zwischen Frankreich und Deutschland sein. Wir wurden immer
überfallen... Als die Deutschen im Zweiten Weltkrieg einfielen, da
kollaborierte die Hälfte der Bevölkerung. Die französischsprachigen
Belgier leisteten Widerstand. Zumindest ist es das, was die Wallonen
(französischsprachigen Belgier) gerne glauben. Mein Großvater wurde im
Krieg in ein Arbeitslager geschickt. Meine Großmutter lebte zwei Jahre
in einer Höhle. Es war furchtbar."
"Und selbst jetzt, zwei oder drei Generationen später, ist as nicht
vergessen. Ich sprach mit einer Holländerin. Sie fragte mich, was ich
von den Deutschen halten würde. Und ich sagte, ehrlich gesagt, ich
traue denen nicht. Dabei kenne ich keinen einzigen Deutschen. Es ist
nur ein Reflex."
"Die Deutschen werden wahrscheinlich nicht mehr in den Krieg ziehen.
Davon haben sie genug gehabt... aber hier in den USA, da bin ich
etwas geschockt, wie bereitwillig die Amerikaner in den Krieg
ziehen..."
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Freitag, 16. Juli 2004
Der Dollar kann gefährlich sein...
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Ich setze meinen kleinen Rückblick auf die US-Wirtschaft in den ersten
Jahren nach der Jahrtausendwende fort. Eines der bemerkenswertesten
Merkmale der Super-Zuversicht der amerikanischen Konsumenten war, dass
die Zuversicht im Ausland fast noch größer war: Die Ausländer schienen
die amerikanische Volkswirtschaft fast noch mehr zu verehren, als die
Amerikaner selbst das taten. Ohne dass sie dazu gezwungen wurden
schickten die Europäer und Asiaten bereitwillig wertvolle Güter in die
USA, und sie nahmen dafür grün bedrucktes Papier, genannt Dollar, an.
Von all den bemerkenswerten Erfolgsgeschichten der Finanzgeschichte
kommt keine an die des Dollars heran.
Zwischen 1997 und 2001 stieg das Gesamtvolumen der ausländischen
Direktinvestitionen in den USA um fast 50 %, von 6,2 Billionen Dollar
im Jahr 1997 auf rund 9,2 Billionen Dollar. Währenddessen betrugen die
amerikanischen Direktinvestitionen im Ausland im Jahr 2001 6,8
Billionen Dollar. Von allen Dollar-Noten, die im Umlauf waren, wurden
zu Beginn des 21. Jahrhunderts überraschenderweise 80 %
(schätzungsweise) im Ausland gehalten.
Aber was konnten die Ausländer mit all diesen Geldscheinen tun? Wenn
die Handelsströme ausgeglichen gewesen wären, dann wären mit diesen
Dollar die Waren bezahlt worden, die Amerika geliefert hätte. Aber im
Lauf der Jahre stellte Amerika immer weniger her, was die Ausländer
kaufen wollten. Das Handelsbilanzdefizit der USA vergrößerte sich von
monatlich 29,5 Milliarden Dollar im Jahr 1991 auf 43,5 Milliarden
Dollar im Jahr 2003 (Zahlen für März).
Da sie also nicht genug US-Waren kauften, um ihre Dollar loszuwerden,
hatten die Ausländer immer noch Hunderte Milliarden von diesen in den
Händen. Man hätte erwarten können, dass sie ihre Dollar auf dem freien
Markt verkauft hätten. Wenn das der Fall gewesen wäre, dann wäre der
Kurs des Dollar gefallen. Das ist der übliche Mechanismus, der die
Handelsbilanzen hin zum Ausgleich bewegt. Denn ein niedrigerer Dollar
würde die ausländischen Güter für Amerikaner teurer und die
amerikanischen Güter für die Ausländer billiger machen. Das
wahrscheinliche Resultat: Höhere Exporte aus den USA/niedrigere
Importe in die USA aus Übersee.
Aber das passierte im Frühjahr 2003 nicht. Stattdessen nahmen die
Ausländer ihre Dollar und investieren sie in US-Vermögensanlagen. Sie
nutzten ihre überschüssigen Dollar, um damit in den USA Aktien,
Anleihen, Immobilien und Unternehmen zu kaufen. Das spiegelte
unglaubliches Vertrauen wider. Denn die Ausländer hatten ein doppeltes
Risiko zu tragen. Nicht nur, dass der Preis oder Kurs dieser
US-Vermögensanlagen fallen konnte - so waren zum Beispiel die Aktien
an der Wall Street höher bewertet als an den meisten anderen
ausländischen Märkten. Auch der Dollar konnte fallen, was zusätzliche
Wechselkursverluste bedeutet hätte.
Vielleicht wussten sie das nicht. Vielleicht glaubten sie nicht daran.
OB aus Ignoranz oder aus blindem Vertrauen - die ausländischen
Investoren hielten mit ihren US-Vermögensanlagen eine Handgranate in
der Hand - und zwar eine, bei der der Zündstift locker saß. Aber so
groß war ihr Vertrauen, dass sie keine Angst hatten. Statt ihre
Dollar-Investments zu verkaufen, kauften sie sogar noch mehr. (Später
würden sie das bedauern: In den 12 Monaten bis zum 31. Januar 2003
verloren die europäischen Investoren, die Aktien des S&P 500 gekauft
hatten, auf Euro-Basis 38 %).
Im Herbst 2002 arbeiteten die Ausländer fleißig und lieferten ihre
Wahren in die USA, und sie nahmen die Dollar als Bezahlung an - rund
1,5 Milliarden Dollar pro Tag. Wenn man ihnen sagte, dass der Dollar
fallen sollte, dann antworteten die Dollar-Bullen: Der Dollar sei
keine typische Währung; er sei zur imperialen Währung geworden, die
führende Marke der einzig verbliebenen Supermacht der Welt. Die Welt
habe ein Niveau des Supervertrauens in die amerikanische Währung und
in die US-Vermögensanlagen erreicht.
Basierend auf dem Super-Erfolg aller amerikanischen Institutionen -
des Militärs, der Wall Street, der Fed, der Unternehmensführung, und
der"der flexibelsten und dynamischsten Wirtschaft der Welt".
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