- Offtopic: Ein Historiker der nicht lesen kann oder will - nereus, 20.07.2004, 16:05
- Wie wärs mit Bücherverbrennen. Ich denke da an Alexander Solschenizyn. - VictorX, 20.07.2004, 16:11
- Re: Offtopic: Ein Historiker der nicht lesen kann oder will und nicht darf - Alana, 20.07.2004, 17:40
- Re: Offtopic: Ein Historiker der nicht lesen kann oder will - Alana - nereus, 20.07.2004, 20:56
- Re: Offtopic: Ein Historiker der nicht lesen kann oder will - Alana - apoll, 20.07.2004, 21:06
- Re: Einmal, nur einmal, wünsche ich mir, es zu erleben,... - Firmian, 20.07.2004, 21:36
- Re: Leider liest apoll die Reaktionen nicht........ - Elli (Boardmaster)--, 20.07.2004, 21:40
- Re: Einmal, nur einmal, wünsche ich mir, es zu erleben,... - Firmian, 20.07.2004, 21:36
- Re: Offtopic: Ein Historiker der nicht lesen kann oder will - Alana - apoll, 20.07.2004, 21:06
- Re: Offtopic: Ein Historiker der nicht lesen kann oder will - Alana - nereus, 20.07.2004, 20:56
- Die PeinlichkeitsReserve in diesem Genre scheint unerschöpflich. - rocca, 21.07.2004, 00:24
Re: Offtopic: Ein Historiker der nicht lesen kann oder will - Alana
-->Hallo Alana!
Deine Frage kann ich mit einem klaren NEIN beantworten.
Es handelte sich nur um einen fiktiven Disput, der verständlich meinen Standpunkt darlegen sollte.
Ich betrachte dies als legitimes Mittel einen winzigen Teilbereich der Ã-ffentlichkeit zu erreichen.
Das ich mir diese Ansicht nicht aus den Fingern gesogen habe, möchte ich mit einem kleinen Auszug aus meiner aktuellen Lektüre untermauern.
Das Buch heißt: Geheimimperium KGB und wurde von Jewgenia Albaz (russische Journalistin) verfaßt. Es erschien 1992 im dtv und hat die ISBN: 3-423-30326-3.
Auf Seite 122 liest man folgendes:
Als Jüdin interessiert mich etwas andere: Warum gab es unter den gefürchtesten Untersuchungsführern des NKWD-MGB so viele Juden? Eine Frage die mich sehr bewegt. Ich habe viel über sie nachgedacht, qualvoll nachgedacht.
Ich sagte mir: Prozentual gesehen, hatte es im NKWD nicht mehr Juden als beispielsweise Russen oder Letten gegeben. Dabei fiel mir ein, was Shabotinski, der Vater des Zionismus, schon im 19.Jahrhundert gesagt hat:"Geben Sie jedem Volk das Recht, eigene Schurken zu haben." Warum sollten die Juden denn nicht auch ihre Schurken haben?
An meinem geistigen Auge zogen Ereignisse aus der Geschichte vorüber: das blutige Massaker gegen die Juden um die Jahrhundertwende in Kischinjow, Progrome Anfang des Jahrhunderts in Odessa, blindwütige Judenvernichtung in der Ukraine im Bürgerkrieg... Ich redete, argumentierte, wiederholte mir bekannte Fakten, doch das brachte mich nicht weiter. Ein leidgeprüftes Volk sollte den Preis von Leid und Elend besser kennen.
Für die Juden im Russischen Reich, wo sie in Reservaten, den"Mestetschki", lebten, wo grausame Progrome stattfanden, wo ihre Rechte beschnitten wurden und die jungen Juden nicht studieren konnten (die"Kinder der Nikolaus-Soldaten" und Abkömmlinge der Kaufleute der ersten Gilde ausgenommen), war der Umsturz im Oktober 1917 gewiß ein Akt der Befreiung. Die Juden unterstützten die Revolution, denn sie verbanden mit ihr die Hoffnung auf Überleben, auf gleiches Recht für alle. Doch:"Was ist Revolution? Die Revolution kommt und schießt herum..", sagt Isaak Babel.
Jede Revolution setzt Kräfte frei und bringt auch den Abschaum an die Oberfläche. Das war 1917 nicht anders. Das blutige Handwerk des NKWD übten jene aus, die sich bestätigen, ihre Ambitionen durchsetzen und ihre Ängste unterdrücken wollten. Die Juden unterschieden sich da in nichts von anderen NKWD-Kollegen, es sei denn, sie waren gebildeter und kamen schneller voran. Mit großem Eifer gingen sie ans Werk, getrieben von der genetischen Angst, einer zu milden Gangart gegenüber ihresgleichen bezichtigt zu werden.
Dieser Auszug steht stellvertretend für viele anderen"Blicke in die Vergangenheit" und Martin Hohmann zitierte diesen Vergleih lediglich, um den Fokus auf das damalige Gesamtgeschehen zu lenken.
Er verbat sich zu Recht das deutsche Tätervolk weil man auch die Juden als Gesamtheit nicht an ihren Verbrechern messen darf.
Und was macht unserer Historiker Benz daraus? Er fabuliert von antisemitischem Gesamtwerk und ähnlich gefährlichem Unfug.
Zum Abschluß zitiere ich nochmals Frau Albaz (Seite 138):
Ich neige immer mehr zu der Ansicht, daß das Internationale Gericht in Den Haag die Verbrechen untersuchen sollte, die im Namen der kommunistischen Idee begangen wurden. Die kommunistische Idee sollte als eine Idee verurteilt werden, die Massenmord und Vergehen gegen die Menschlichkeit sanktionierte. Sie sollte verurteilt werden, so wie die nationalsozialistische Ideologie in Nürnberg - obzwar nur zum Teil - verurteilt worden ist.
mfG
nereus

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