- The Daily Reckoning - Komrade Kapitalism (Steve Sjuggerud über Yukos) - Firmian, 21.07.2004, 18:43
- The Daily Reckoning -"wann startet die Rallye?" - Sorrento, 22.07.2004, 08:10
The Daily Reckoning -"wann startet die Rallye?"
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I N V E S T O R ' S D A I L Y
Der E-Mail-Dienst für Investoren, Ausgabe vom 21. Juli 2004
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* Sehr schmerzhaft oder weniger schmerzhaft - wann startet die Rallye?
*"Obsession du jour"
* Alte Immobilien und Goldmünzen, Teil 1
* Alte Immobilien und Goldmünzen, Teil 2
* Zyklische und strukturelle Krisen
* Über den Investor Verlag
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Mittwoch, 21. Juli 2004
Sehr schmerzhaft oder weniger schmerzhaft - wann startet die Rallye?
von Jochen Steffens
Was soll man sagen - war es das nun? Dreht der Dax nun doch wieder VOR
der unteren Linie nach oben, so wie er VOR der oberen Linie nach unten
gedreht hat?
Oder ist das eine kleine Bullenfalle, die arme Anleger in den Markt
treiben soll? Sie wissen, ich denke gerne über den Weg des größten
Schmerzes nach, der hat sich oft genug als der richtige Weg erwiesen.
Am schmerzhaftesten wäre es, wenn der Markt nun nach diesem ersten
Bodenversuch doch noch einmal nach unten abtaucht, kurz die 3690er
Marke nach unten bricht, dort die letzten unsicheren Bullen vertreibt,
um dann in eine unglaubliche Rallye zu münden. Das wäre der Weg des
"größten" Schmerzes.
Andererseits rechnen aber auch die einige Institutionellen damit, dass
es zu einer Wahlrallye kommt und dürften sich bereits jetzt zu
positionieren versuchen. Und die meisten Kleinanleger dürften davon
überrascht werden, wenn es nun einfach weiter steigt, ohne das der Dax
noch einmal bei der 3700 Punkte Marke vorbeischaut - zwar schmerzhaft,
aber nicht ganz so, wie die erste Alternative.
Was wird also passieren?
Das hängt leider von den weiteren Ergebnissen der US-Unternehmen in
dieser und der nächsten Woche ab und natürlich von der Entwicklung des
Ã-lpreises. Noch beeinflusst Greenspan die Märkte. Old Greeny hat sich
zur Freude der Bullen natürlich (wie allgemein erwartet) positiv zur
US-Konjunktur geäußert. Aber auch Microsoft, das 75 Mrd. US-Dollar in
den kommenden 4 Jahre an seine Aktionäre ausschütten will, hat heute
die Tech-Werte positiv beeinflusst. Dazu kam noch, dass Sun Microsoft
nach längerer Durststrecke auch wieder schwarze Zahlern schreibt. Wie
gesagt, vor der Wahl sollten eigentlich die Unternehmen ihre Prognosen
anheben, hier wird schon die Grundlage dazu geschaffen.
Sie können sich langsam und gefühlvoll positionieren, sobald der
Ã-lpreis drastischer fällt oder sich die Aufwärtsbewegung im Dax
stabilisiert,erste kleine Positionen aufbauen, die dann bei positiver
Entwicklung immer weiter aufgestockt werden. Es ist noch viel Zeit bis
zur Wahl. Der August sollte dann schon Stärke zeigen, der September
weiter zulegen, der Oktober golden werden, im November und Dezember
werden wird die Hochs sehen - wahrscheinlich für lange-lange Zeit die
letzten.
Wesentlich lukrativer wird es, bei der dann folgenden Abwärtsbewegung
dabei zu sein, dort kann man aggressiver investieren - da man in
diesem Moment bessere Einstiegszeitpunkte finden wird.
Auffällig ist, dass die Online Broker offenbar unter der Zurückhaltung
ihrer Kunden leiden. Wirklich verwunderlich ist das nicht. Diese
Seitwärtsbewegung hat viele Menschen dazu gezwungen, der Börse
zeitweise den Rücken zu kehren - frustriert. Ich kann es sehr gut
verstehen, es ist ein wirklich furchtbarer Zustand. Diese
Seitwärtsbewegung, die zwar immerhin schon eine Spanne von ca. 400
Punkten hat (8-10 %), ist tatsächlich noch zu eng, um sie sinnvoll zu
traden. Im Prinzip muss man Seitwärtsbewegungen immer in den Dritteln
traden, dann bleiben aber nur noch 3,33 % Gewinnmarge übrig, dass ist
zu wenig (insbesondere wenn die Seitwärtsbewegung nicht mal mehr ihre
Extremlinien erreicht).
Aber, diese Seitwärtsbewegungen gehören auch grundsätzlich zu den
schwerst zu tradenden Formationen. Man braucht sich nur die
Entwicklung der Fonds, Hedge Fonds etc. in diesem Jahr anzusehen und
da speziell die Entwicklung ohne die Gewinne aus den Positionen, die
2003 bereits gekauft wurden - also die Gewinne der Positionen die im
Jahr 2004 eingegangen worden sind - das sieht ziemlich traurig aus.
Trends sind einfacher zu traden, denn sie verzeihen Fehler. Wenn ich
in einem Aufwärtstrend falsch einsteige, dann kann ich nachkaufen. Das
geht bei einer Seitwärtsbewegung so nicht.
Doch Seitwärtsbewegungen haben noch eine weitere Schwierigkeit: In
Seitwärtsbewegungen reagieren Aktien wesentlich extremer auf
Nachrichten aller Art, als während normaler Trends. Das hat damit zu
tun, dass Seitwärtsbewegungen grundsätzlich ein Anzeichen von
"Unsicherheit" sind. Die Bullen und Bären kämpfen um die Oberhand und
befinden sich in einer Pattsituation. Da wird dann jedes kleine noch
so unbedeutende Argument (Nachricht) für oder gegeneinander
hochgebauscht und ausgeschlachtet - so wie gerade die Greenspans Rede
und die Microsoft Nachricht (die aber eigentlich auch schon erwartet
worden war).
Bei der großen Seitwärtsbewegung, die ich für die nächsten 10 Jahre
erwarte, wird das nicht so auffallen. Ich rechne mit einer Amplitude
im Dax, die weit über die 1000 Punkte Marke hinausgeht. In dieser
werden dann die Trends zu"wirklichen" Aufwärtstrends. Vergleicht man
den Dax mit der Entwicklung in Japan (nach 1990) und anderer großer
Baissen der Geschichte, dann kann der Dax durchaus mehrere"2000
Punkte Auf- und Abschwünge" in den nächsten Jahren hinlegen. Das wird
dann wesentlich lukrativer - beziehungsweise sehr lukrativ.
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Mittwoch, 21. Juli 2004
"Obsession du jour"
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Aktien... Irak...
zwei der beliebtesten amerikanischen Leidenschaften sind als
Gesprächsthema fast völlig verschwunden. Sie sind durch die
Leidenschaft des Tages - Immobilien - ersetzt worden. Mehr dazu weiter
unten.
Aber zunächst zu Eric Fry mit den News:
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Mittwoch, 21. Juli 2004
Alte Immobilien und Goldmünzen, Teil 1
von unserem Korrespondenten Eric Fry, derzeit in Cooperstown, im
US-Bundesstaat New York...
Ich bin immer noch in Cooperstown, dem Mekka des Baseball. Neben dem
Spekulieren am Aktienmarkt ist Baseball amerikanischer Nationalsport.
Aber es ist zuletzt sehr schwer geworden, am Aktienmarkt Gewinne zu
machen. So schwer, dass es die Mühe kaum lohnt. Seit mehreren Tagen
haben die prominentesten Bullen jetzt eine"technische Erholung" aus
der"überverkauften Situation" angekündigt. Und gestern stiegen die
Kurse dann auch endlich. Wie lange kann so eine"technische Erholung"
anhalten?
Ich werde niemals müde, auf die belastenden Faktoren hinzuweisen. Ã-l
ist teuer, die Zinsen steigen und die Terrorgefahr bleibt. Vielleicht
wird unser geliebter Aktienmarkt deshalb noch ein bisschen weiter
fallen. Kurzfristig stimme ich zu, da sieht der Aktienmarkt ein
bisschen überverkauft aus, und es ist wahrscheinlich, dass wir eine
kleine Rally sehen werden. Aber das ist kaum ein Grund, um jetzt
wieder in großem Umfang Aktien zu kaufen...
"Alte Immobilien und Gold; das ist alles, in das ich investiere", gab
ein Freund vor ein paar Tagen zu."Ich kaufe historische Immobilien in
Europa und hier und dort ein paar Goldmünzen... egal, was passiert,
die Steine und das Gold werden da bleiben."
"Dem kann ich nicht widersprechen", antwortete ich,"Aber das ist noch
keine wirkliche Investment-Strategie... woher weißt Du, dass Du die
richtige Balance zwischen Immobilien und Gold gefunden hast, um Deine
langfristigen finanziellen Ziele erreichen zu können? Hat Dein
Anlageberater einen Chart gemalt, der die optimale 'asset allocation'
zwischen Immobilien und Gold anzeigt?"
"Nein", lachte er vor sich hin,"das hat niemand jemals getan. Ich
gebe zu; ich habe keinen Finanzplan. Aber der Aktienmarkt erschien mir
immer ziemlich verrückt. Und nebenbei gesagt, ich mag Gold und alte
Häuser."
"Nun gut... Du hast mehr Gold, als ich mir jemals leisten könnte.
Also musst Du es irgendwie richtig machen."
"Ich denke das Geheimnis ist, dass diese Vermögensanlagen schwer zu
verkaufen sind", sagte er."Es ist zum Beispiel nicht einfach, ein
Panikverkäufer eines alten französischen Landhauses zu sein. Und wenn
es fast unmöglich ist, zu verkaufen, weil gerade jeder andere auch
verkaufen will, dann wird man vor seiner eigenen Dummheit
geschützt... man wird dagegen geschützt, zur schlechtesten möglichen
Zeit zu verkaufen. Das ist der Grund, warum ich Immobilien mehr als
Aktien mag."
Vielleicht erklärt das die Lethargie des Marktes. Vielleicht ziehen
die Investoren ihr Geld vom Aktienmarkt ab und stecken es in andere
Anlagekategorien, wie Immobilien oder Gold oder lang laufende
Anleihen. Was auch immer der Grund ist - der amerikanische Aktienmarkt
scheint gegenüber konkurrierenden Vermögensanlagen an Marktanteil zu
verlieren.
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Mittwoch, 21. Juli 2004
Alte Immobilien und Goldmünzen, Teil 2
von unserem Korrespondenten Bill Bonner, weiter auf großer
USA-Rundreise
Alte Immobilien und Goldmünzen? Ich gestehe. Eric Fry hat gerade ein
Gespräch beschrieben, dass er vor ein paar Tagen mit mir hatte. Und
ja, alte Steine und moderne Goldmünzen machen den größten Teil meines
Investments-Portfolios aus. Sie sind praktisch mein ganzes Vermögen.
Ich habe über die scheinbare Verrücktheit dieser Vermögensanlage
nachgedacht, und ich habe mir selbst versichert, dass es weniger
verrückt ist, als es scheint.
"Warum sollte ich Aktien kaufen", fragte ich mich selbst.
Einige Leute haben eine Schwäche für alte Steinhäuser. Andere können
einem schönen Gesicht nicht widerstehen. Wieder andere mögen guten
Likör oder schlechten Whiskey.
Aber wenn Sie eine schöne Frau vor ein altes französisches Château
stellen würden, mit einem Glas Armagnac in der einen und einem
Krügerrand in der anderen Hand - dann würde ich praktisch umfallen.
Ich würde in köstlicher Agonie auf meine Knie fallen und nach meiner
Brieftasche greifen.
Ich biete für dieses Verhalten weder Erklärung noch Entschuldigung.
Und ich empfehle es auch niemand anderem.
Aber es hat dennoch seine Vorteile.
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Mittwoch, 21. Juli 2004
Zyklische und strukturelle Krisen
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Nichts kann so gefährlich sein wie Erfolg, ich erinnere Sie nochmals
daran. Im Herbst 2002 sahen die ausländischen Investoren die
Handgranate in ihrer Hand, und sie begannen sich zu wundern. Was würde
passieren, wenn die anderen Ausländer entscheiden würden, dass sie
genug US-Vermögensanlagen hätten? Oder schlimmer noch - was würde
passieren, wenn sie plötzlich entscheiden würden, dass sie zu viele
hätten?
Es gibt eine schöne Symmetrie bei allen natürlichen Dingen - und
Märkte sind natürlich. Niemand designt sie. Niemand kontrolliert sie.
Und sie können niemals völlig verstanden oder prognostiziert werden.
Alles, was wir haben, ist Intuition... und Erfahrung. Auf Erfolg
folgt Misserfolg, und die Dinge kehren normalerweise zu ihrem fairen
Wert zurück. Aber Investoren, die sehr erfolgreich waren, tendieren
dazu, zu denken, dass sie außergewöhnlichen Erfolg verdienen, weil sie
intelligenter oder glücklicher sind, oder weil ihre Volkswirtschaft,
ihre Zentralbank oder ihre Regierung überlegen ist.
Aber die Natur in ihrer gebieterischen Einfachheit verrichten ihre
Arbeit, egal, was die Leute denken: Auf warme, sonnige Sommertage
folgen kalte, graue Wintertage. Irgendwie muss der Durchschnitt, der
sehr langfristige Trend, wiederhergestellt werden. Die Leute können
nicht für immer super-zuversichtlich sein. Sie können nicht dauernd
super-bullish sein. Sie können nicht super-irgendwas auf Dauer sein.
Stattdessen müssen sie ihre guten mit ihren schlechten Tagen in
Einklang bringen... ihre Abenteuerlust mit ihrer Angst... ihr Yin
und ihr Yang, so dass sie sich in der glücklichen Mitte treffen, die
wir als"reales Leben" kennen. Vor sehr langer Zeit bemerkten
Volkswirte, dass der Handel einem bestimmten natürlichen Rhythmus
folgen würde. Sie illustrierten das, indem sie das Muster eines
Schweinezüchters beschrieben.
Wenn der Preis für Schweine stieg, dann erhöhten die Farmer, da sie ja
rationelle Gewinn-Optimierer waren, die Schweine-"Produktion". Aber es
dauerte Zeit, die neuen Schweine aufzuziehen. Ungefähr 18 Monate
später erschienen die neuen Mastschweine auf dem Markt. Das neue
Angebot führte dazu, dass die Preise fielen - woraufhin die Farmer
entschieden, weniger Schweine zu züchten, was dann wieder zu
steigenden Preisen führte.
Dieses Muster von Expansion und Rückgang, das man auch für die gesamte
Volkswirtschaft nehmen kann, ist das, auf das sich die Volkswirte
beziehen, wenn sie vom"Schweinezyklus" sprechen. Seit dem Zweiten
Weltkrieg hat die Fed dieses zyklische Auf und Ab verstärkt, beim
Versuch, diesen Zyklus abzuschwächen. In der Tat sah es so aus, dass
die Fed mit ihrem Managen dieser Zyklen so erfolgreich geworden war,
dass die die Kunst des Zentralbankings erlernt hätte. Mit anderen
Worten: Es sah so aus, als ob sie den Abschwung-Teil völlig eliminiert
hätte.
Allerdings gibt es noch einen anderen Typus von Abschwung, der nicht
nur zyklisch ist, sondern"strukturell": Dieser Typus tritt dann auf,
wenn irgendetwas mit der Struktur der Volkswirtschaft fundamental
falsch ist. Seit 1945 hat die amerikanische Volkswirtschaft viele Auf
und Abs hinnehmen müssen. Alle Abschwünge bis auf zwei waren von der
Fed so beabsichtigt. Diese"geplanten Rezessionen" hatte sie
herbeigeführt, um die Wirtschaft abzukühlen und die Inflationsraten zu
senken. Mehr dazu demnächst hier im Investor's Daily!
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