- The Daily Reckoning - The Poet of Finance (Chris Mayer) - Firmian, 22.07.2004, 19:50
- The Daily Reckoning -"Aber was ist das...?" - Sorrento, 22.07.2004, 21:13
The Daily Reckoning -"Aber was ist das...?"
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I N V E S T O R ' S D A I L Y
Der E-Mail-Dienst für Investoren, Ausgabe vom 22. Juli 2004
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* Dow zum dritten Mal in diesem Jahr an der 10.000 Punkte Marke
* Die sichere Anlage in Gold und...
* US-Konjunkturdaten
* Schering hebt Prognosen an
* SAP erkennt in Europa eine Stabilisierung
*"Aber was ist das...?"
* Klein gegen Groß
* Lage am US-Immobilienmarkt
* Über den Investor Verlag
* Empfehlen Sie"Investor's Daily" weiter
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Donnerstag, 22. Juli 2004
Dow zum dritten Mal in diesem Jahr an der 10.000 Punkte Marke
von Jochen Steffens
Ein Schmunzeln lag gestern auf meinen Lippen, als ich die Kursverläufe
der Amis um 22.00 Uhr anschaute. Große rote Kerzen, verdatterte
Börsenkommentatoren, die sich in Schulterzucken übten - wobei deswegen
habe ich nicht geschmunzelt. Ich kann Ihnen auch nicht ganz genau
sagen, warum die Börse gefallen ist. Manche sagen, es hätte etwas mit
Microsoft zu tun. Die Nachricht, dass Microsoft 75 Mrd. Dollar an die
Aktionäre auszahlen will, sei ein Zeichen dafür, dass Microsoft KEINE
lukrativen Anlagemöglichkeiten für sein Geld gefunden habe. Das wäre
wahrlich ein schlechtes Zeichen...
Doch direkt so ein Abverkauf? Immerhin hat der Dow mal wieder die
10.000 Punkte Marke getestet, das dritte Mal in diesem Jahr. Ich habe
geschmunzelt, weil die Börse wieder einmal den Weg des Schmerzes geht,
die ersten Bullen haben eins aufs Näschen gekriegt, die Bären wittern
Morgenluft. Doch, so möchte ich warnend den Zeigerfinger heben, wir
befinden uns in den Monaten Juli/August, die gemeinhin bekannt sind
für solch seltsamen Kursbewegungen. Das macht genauere Analysen
schwierig.
Jetzt noch short einzusteigen ist, ohne dass es zuvor zu einer
stärkeren Gegenbewegung gekommen wäre, sowieso zu spät. Aggressiv Long
zu gehen ist ebenso wenig anzuraten. So kann man sich gelassen
zurücklehnen, das sich verbessernde Wetter genießen, zuschauen und
darauf warten, wann und wo sich der nächste Boden bildet. Dort sollten
Sie eine erste kleine Position aufbauen, warten bis wichtige Marken
nach oben brechen, weitere Positionen eingehen, warten bis die obere
Begrenzungslinie der Seitwärtsbewegung bei 4170 Punkten erreicht wird,
bei Überschreitung noch weitere Positionen ausbauen, dann darunter
einen Stop im Gewinn setzten und abwarten bis die Wahlrallye ihr Hoch
findet.
Aber natürlich ist eine Prognose, der man sich zu sicher ist, immer
gefährlich. Was wäre, wenn es nicht zu einer Wahlrallye kommt? Ich
hege leise Zweifel. Mir kommen Zweifel, weil mittlerweile zu viele
Leute genauso wie ich selbst auf eine US-Wahlrallye setzten - zu viele
Menschen davon ausgehen, dass der Dax im Herbst oder Ende des Jahres
höher als jetzt steht. Die Quote soll bei 65 % stehen. Das ist
bedenklich...
Aber auch die Informationen, dass der US-Wahlkampf seltsam ruhig
bleibt - und so das Gefühl entsteht, dass irgendetwas nicht wirklich
stimmt, treibt mich unruhig umher. Wenn doch endlich die ersten klaren
Zeichen am Horizont erscheinen würden - ein drastisch sinkender
Ã-lpreis, steigende Kurse - die ersten Kommentare, die von einer
Ã-lschwemme reden - dann wüsste ich, dass ich mit meiner Prognose
richtig liege.
Wenn das jedoch nicht eintreten sollte - bestätigt sich wenigstens
meine Lieblingsbörsenweisheit: Eins an den Börsen ist gewiss: ihre
Ungewissheit.
65 % sollen bullish sein? Nur offenbar kauft keiner - was machen also
diese Bullen? Wahrscheinlich sitzen diese, genauso wie ich vor ihren
Monitoren, beobachten nervös den Markt und hoffen, endlich ein klares
Umkehrsignal ausmachen zu können. Die meisten Anleger rechnen wohl mit
einer Trendwende in der Nähe der 3700er Marke. Aber auch diesmal gilt:
Das ist die unwahrscheinlichste aller Möglichkeiten. Entweder dreht
der Markt vorher oder er bricht diese Marke deutlich nach unten - nur
eins wird er nicht tun, genau an dieser Marke drehen.
Es wird also spannend zu erfahren, wo sich der Boden im Dax ausbilden
wird. Ich würde nach wie vor auf unter 3692 Punkten tippen - der Weg
des größten Schmerzes.
Etwas betrüblich finde ich, dass die Rohstoffpreise allgemein etwas im
Fallen begriffen sind - wirklich schlimm ist das nicht. Ein Invest in
Rohstoffe ist eine langfristige Positionierung auf Sicht von mehreren
Jahren. Der Einbruch im Moment ist deutlich in den Rohstoffindizes
abbildenden Zertifikaten spürbar. Ich bin mir aber sicher, dass sich
das bald wieder ändert.
Damit komme ich zum letzten Punkt: Gold. Gold sollte eigentlich
steigen, da die Ankündigung von lediglich moderaten Zinssteigerungen
den Goldpreis stützen sollte. Es gibt noch einen weiteren Grund. Gold
ist ein zyklisches Invest - im ersten Quartal neigt es zur Schwäche
(das war auch in diesem Jahr so), im zweiten erholt es sich (auch das
ist geschehen), im dritten und vierten Quartal ist es häufig stärker.
Das hat etwas mit der physischen Nachfrage zu tun. Verantwortlich
dafür ist besonders die Nachfrage in Indien und in arabischen Ländern,
die besonders in der zweiten Jahreshälfte zulegt.
Nur, in Indien ist der Monsum in diesem Jahr nicht besonders
regenreich gewesen, das belastet die Ernte - niedrigere Einkommen
durch die niedrigere Ernte werden auch die physischen Goldkäufe
belasten. Aus diesem Grund ist Gold für den kurzfristigen Anleger eher
uninteressant. Für den langfristigen Investor bleibt Gold immer noch
einer der sichersten Investments. Aber es gibt auch eine Möglichkeit,
von Gold zu profitieren und dabei das Risiko zu minimieren: Diese
interessante Möglichkeit hat mein Kollege Herr Vaupel herausgefunden:
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Donnerstag, 22. Juli 2004
Die sichere Anlage in Gold und...
von Michael Vaupel
In der kommenden Optionsschein-Profits Ausgabe werde ich unter anderem
ein sehr konservatives Zertifikat mit gleichzeitig ordentlichem
Potenzial vorstellen. Ein neues Basisinvestment! Also, um was gehts:
Dieses Zertifikat bezieht sich auf drei Anlagekategorien - Aktien,
Anleihen, Gold - und spiegelt deren Wertentwicklung wider. Der Clou:
Diese Kategorien werden NACHTRÄGLICH gewichtet, und zwar nach
Performance. Die Kategorie mit der höchsten Performance wird auch am
höchsten gewichtet, die mit der niedrigsten Performance am
niedrigsten.
Da dieses Zertifikat 6 Jahre läuft (vorheriger Verkauf natürlich
jederzeit möglich), ist somit so gut wie sichergestellt, dass keine
Verluste anfallen können. Denn zumindest die Anleihen werden eine
sichere Rendite einfahren. Wenn die Aktien oder der Goldpreis
durchstarten sollten - umso besser, denn dann werden diese am höchsten
gewichtet. Der Name dieses Zertifikats? Nun, ich bitte um Verständnis,
dass ich meine Empfehlungen nicht kostenlos herausgeben darf. Die
Leser meines Börsenbriefs Optionsschein-Profits, die diese Empfehlung
in der nächsten Ausgabe erhalten, würden das zu Recht nichtverstehen.
Ich kann Ihnen aber das Angebot machen, meinen Börsenbrief - den
"Optionsschein-Profits" - einmal kostenlos zu testen. 30 Tage. Dann
erfahren auch Sie den Namen dieses Zertifikates. Wenn Sie das
interessiert, dann achten Sie bitte auf den Spezialreport, den Sie
heute Abend noch per E-Mail erhalten werden. Dort erfahren Sie alles
über Optionsschein-Profits und haben die Möglichkeit den Dienst zum
kostenlosen 30 Tage Gratistest zu bestellen. Bis nachher dann.
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Donnerstag, 22. Juli 2004
US-Konjunkturdaten
von Jochen Steffens
Die Zahl der Erstanträge ist auf 339.000 zurückgegangen. Erwartet
wurden 345.000 bis 355.000 neue Anträge nach zuvor 350.000 (revidiert
von 349.000). Wie gesagt, der Wert pendelt sich bei 340.000-350.000
ein, hier ist auch in den nächsten Wochen kein Anstieg zu erwarten, da
die Sommermonate generell etwas ruhiger sind.
Weniger erfreulich ist, dass die US- Frühindikatoren um 0,2 %
zurückgegangen sind. Erwartet wurden -0,1 bis +0,1 % nach zuvor +0,4 %
(revidiert von +0,5 %).
Es gibt eine Faustregel die besagt, wenn die Frühindikatoren drei
Monate in Folge zurückgehen, dann fällt die US-Wirtschaft in eine
Rezession. Damit wurden bereits mehrere Rezessionen treffsicher
vorhergesagt - insgesamt 8 Rezessionen seit 1950. Also zählen wir mit:
Erster Monat!
Donnerstag, 22. Juli 2004
Schering hebt Prognosen an
von Jochen Steffens
Der Pharmakonzern Schering hat heute seine Gewinn-Prognose für das
laufende Jahr angehoben. Danach soll der Betriebsgewinn in diesem Jahr
über 700 Mio. Euro liegen, nachdem zuvor 663 Mio. Euro prognostiziert
wurden. Das Ergebnis pro Aktie solle nun bei 2,26 Euro liegen - nach
zuvor prognostizierten 2,18 Euro. Gewinnbringer sind unter anderem die
vor allem in den USA hochprofitablen Verhütungsmittel Yasmin und
Mirena.
Allerdings würde ein weiter schwächer notierender Dollar das Geschäft
belasten. Dann wird sich die Gesundheitsreform noch negativ auswirken.
Schering gehörte zunächst mit einem Anstieg von über 2 % zu den
Gewinnern im Dax kam dann jedoch auf 47,70 Euro oder plus 0,44 %
zurück.
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Donnerstag, 22. Juli 2004
SAP erkennt in Europa eine Stabilisierung
von Jochen Steffens
SAP konnte den Gewinn nach eigenen Angaben im zweiten Quartal auf
Jahressicht um 14 % auf 249 Mio. Euro steigern. Das Betriebsergebnis
legte sogar um 15 % auf 391 Mio. Euro zu. Den Umsatz bezifferte der
Softwarekonzern auf 1,8 Mrd. Euro und damit rund 9 % über dem
vergleichbaren Vorjahreswert. Die Erlöse aus den Softwarelizenzen
steigen um 15 % Prozent auf insgesamt 497 Mio. Euro.
SAP zeigt sich mittlerweile optimistisch was die Entwicklung der
europäischen Aktivitäten anbetrifft. Hier gäbe es erste Signale für
eine Stabilisierung des Geschäftes, so SAP. Erfreulich für SAP, der
Zuwachs begründet sich auch durch einen gestiegene Marktanteil. So sei
der relative Marktanteil bei den Softwareumsätzen aus den vergangenen
vier Quartalen von 51 % im Vorjahr auf 55 % gestiegen.
Das dürfte zu Lasten der Wettbewerber Oracle, Peoplesoft, Siebel und
Microsoft gegangen sein.
Damit sind die SAP-Zahlen etwas besser als erwartet. Auf den Kurs
belastend wirkte sich aus, dass SAP die Prognosen nicht, wie von
manchem erwartet, angehoben hat.
SAP fällt heute um 3,33 % auf 123,80 Euro.
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Donnerstag, 22. Juli 2004
"Aber was ist das...?"
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
"Aber was ist das...?"
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Gott ist im Himmel. Bush sitzt auf dem Thron. Und die US-Wirtschaft
erholt siich; jeder sagt das. Also warum sollte man sich Sorgen
machen?
Aber was ist das...?
"Die Tatsache, dass unsere (die amerikanische) Wirtschaft derzeit ein
befriedigendes Wachstum hinlegt, ist, so glaube ich, das temporäre
Resultat einer Politik des leichten Geldes der Fed, und eines
fallenden Dollars, zusammen mit unhaltbaren Defiziten."
Felix Rohatyn, der Mann, der einst New York City vor dem Bankrott
gerettet hat, erklärte den Lesern des Wall Street Journals, warum er
von der Bush-Administration genug hat. Trotz des Krieges gegen den
Terror sei Amerika nicht sicherer geworden, so seine Meinung. Und
finanziell gesehen werde Amerika Probleme bekommen.
Natürlich sind das die Probleme, über die ich schon seit Jahren
schreibe. Die Leute werden nicht dadurch reich, dass sie Geld
ausgeben, das sie nicht haben. Solange die amerikanische"Erholung"
von neuen Schulden der Konsumenten angeführt wird... ist sie
überhaupt keine Erholung- sie ist ein Betrug, ein Flimm-Flamm.
Ich habe mir die Zahlen angesehen. Die sagen mir, dass die Amerikaner
ärmer werden, weil sie sich immer weiter verschulden. Aber ich bin ein
"literarischer Ã-konom": Ich glaube mehr an Wörter, Ideen, Metaphern -
und an das, was ich mit eigenen Augen sehe - als an die Zahlen selbst.
Und in meinem Beitrag weiter unten schaue ich weiter mit offenen Augen
um mich.
Doch vorher Tom Dyson mit den News:
Donnerstag, 22. Juli 2004
Klein gegen Groß
von unserem Korrespondenten Tom Dyson in London
"Es sind immer die Kleinen, die die Zeche zahlen müssen", erzählte mir
gestern Abend ein Freund, bei einem oder drei Glas Bier."Das ärgert
mich wirklich."
Er erklärte:"Ich hörte mir die Wirtschaftsnachrichten im Radio an.
Ein älterer Konsument erklärte, wie er wiederholt von der
Versicherungsindustrie ausgenommen worden war. Sie hatten sich
geweigert, seine Ansprüche im Versicherungsfall zu akzeptieren. Dann
hatte der Moderator der Radiosendung gesagt: 'Sir, was Sie realisieren
müssen, ist, dass es sich um einen regelrechten Krieg handelt. Die
gegen uns. Die werden alles tun, was sie können, um auf Ihre Kosten
Gewinne zu machen. Falsches Marketing, Kleingedrucktes... und ich
spreche nicht nur von einer einzigen Versicherung, ich spreche von den
großen Unternehmen allgemein."
"Ich konnte nicht glauben, dass der Radiomoderator das gesagt hatte -
aber er hatte absolut recht. Und wir sind hier in Großbritannien.
Früher einmal, da boten die Banken, Versicherer, Broker, alle diese
Leute, die boten einem eine Dienstleistung. Zu fairen Kosten. Und die
Konsumenten vertrauten darauf, dass diese Dienstleistungen zu fairen
Preisen angeboten würden." Er fügte hinzu, dass nun jeder versuche,
die hart arbeitende Mittelklasse auszunehmen - und besonders die
älteren Leute, die entweder schon im Ruhestand sind oder für ihren
Ruhestand sparen.
"Ich kenne da so einen... der ist ein Idiot", so mein Freund weiter.
"Keine Bildung und kein gefestigter Charakter, aber er ist ein guter
Lügner, und in Bewerbungsgesprächen schneidet er immer gut ab. Zuletzt
soll er von einem sogenannten 'Commodity Futures Broker' angeheuert
worden sein. Was die machen? Nun, die fordern Leute auf, ihnen die
Kontrolle über ihr Haus zu überlassen - und mit dem Kapital, das sie
dann durch eine Hypothek erhalten, traden sie. Aber oft genug
verlieren sie dann, und dann ist auch das Haus futsch. Nun, der Job
von diesem Mann - ich meine, sein spezifischer Job und seine einzige
Funktion in diesem Unternehmen - ist es, im Verlustfall alte Damen
anzurufen, die dann die Ersparnisse ihres Lebens verloren haben, und
sich dafür zu entschuldigen. Er soll dann charmant sein und sie nach
Möglichkeit dazu überreden, noch mehr Bargeld zu deponieren, um den
Verlust wieder auszugleichen. 'Wir werden das für Sie zurückgewinnen',
sagt dann dieser Ganove."
Es gibt auch News von einem anderen Ganoven - der mit dem Kreditrating
der Welt spielt. Und zwar"doppelt oder nichts". Alan Greenspan hat am
Mittwoch vor dem US-Senat gesprochen. Sie haben ja schon hier im
Investor's Daily gelesen, was der"Maestro" gesagt hat. Und kurz
darauf fielen die Anleihenkurse, während die Aktienkurse stiegen.
Er sagte unter anderem, dass die im Juni schwachen Konsumausgaben nur
ein Ausreißer nach unten gewesen seien, und dass es sich bereits
abzeichnet, dass die Zahlen für Juli erheblich besser ausfallen
werden.
Das Wachstum solle im Rest des Jahres an Momentum gewinnen, während
die Inflation im Zaum gehalten würde.
Währenddessen hat Microsoft mitgeteilt, den eigenen Aktionären
innerhalb der nächsten 4 Jahre satte 75 Milliarden Dollar auszahlen zu
wollen, in Form von Dividenden und Aktienrückkäufen. Die
Microsoft-Aktie gewann nach dieser Mitteilung 5 %... während die
US-Staatsanleihen abgaben.
Aber war das alles wirklich Greenspan zu verdanken, oder war z.B. die
Kursbewegung am US-Anleihenmarkt nicht einfach eine überfällige
Gegenbewegung nach den Kursbewegungen der Woche davor? Ich bekomme das
Gefühl, dass die Reden von Alan Greenspan so angelegt sind, dass sie
dem Markt gefallen. Aber der Markt ist nicht dumm. Er hat diese
Rhetorik schon vorher gehört. Wenn der Juli so toll werden soll - wie
kommt es dann, dass der Dow Jones in diesem Monat bis jetzt die
schlechteste monatliche Performance seit Januar 2003 hingelegt hat?
Der Markt macht für mich den Eindruck, als ob er still und leise
zusammensackt. Der Nasdaq-Composite hat in den ersten beiden
Juliwochen über 8 % verloren. Dieser Rückgang ist uns vom Investor's
Daily nicht entgangen... der Mainstream-Presse allerdings schon. Die
haben das kaum erwähnt.
Und hier wird kein kleiner Mann, sondern ein großer Mann hart
getroffen... von einer noch größeren Regierung: In Russland wurde
bekannt, dass der operative Teil von Yukos - dem russischen
Ã-l-Giganten - verkauft werden soll, um die Steuerschulden dieses
Unternehmens begleichen zu können. Ein Analyst meinte dazu:"Das ist
das worst-case-Szenario. Ehrlich gesagt ähnelt das einer
Herztransplantation mit einem Mann und einer Kuh."
Dr. Steve Sjuggerud, der zuvor Yukos als riskante, aber potenziell
profitable Anlage bezeichnet hatte, empfahl den sofortigen Verkauf,
nachdem der von ihm empfohlene Stoppkurs durchbrochen worden war.
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Donnerstag, 22. Juli 2004
Lage am US-Immobilienmarkt
von unserem Korrespondenten Bill Bonner, derzeit in Baltimore
"Meine Tochter ist erst 25, aber sie hat sich gerade ein Haus in
Nord-Virginia gekauft. Natürlich zum größten Teil mit Hypotheken
finanziert. Aber kannst Du Dir vorstellen, dass sie ihr 275.000 Dollar
geliehen haben? Ist das nicht verrückt? Denn sie kellnert doch nur,
Teilzeit. Sie ist zwar sehr verantwortungsbewusst und achtet aufs
Geld. Da bin ich mir sicher. Aber ich kann es einfach nicht glauben,
dass sie ihr soviel Geld geliehen haben. Wie denken die, dass sie
dieses Geld zurückzahlen wird?"
Sind die Amerikaner wirklich die stark überschuldeten Kaufwütigen, als
die die Weltpresse sie beschreibt?
Offensichtlich - ja!
Laut offiziellen Zahlen (Bureau of Labor Statistics) hat der
durchschnittliche amerikanische Arbeiter im Jahr, das am 30.06.2003
endete, pro Woche 521,73 Dollar verdient. Im gleichen Zeitraum ein
Jahr später lag dieser Wert bei 524,37 Dollar. Beide Zahlen
unterscheiden sich nicht großartig. Mein Taschenrechner sagt mir, dass
es sich um einen Anstieg von 0,5 % handelt. Was für die arbeitende
amerikanische Bevölkerung kein guter Wert ist. Denn die
Lebenshaltungskosten - der Konsumentenpreisindex - stiegen im gleichen
Zeitraum um mehr als 3 %; also hat der durchschnittliche amerikanische
Arbeiter real gesehen sogar weniger als vor einem Jahr verdient.
Wie ist es dann möglich, dass die aktuelle amerikanische
Wirtschaftserholung vom Konsumenten angeführt wird? Wieso kann er 2004
mehr Geld als 2003 ausgeben?
Die Antwort, mein Freund, die sagt uns der Wind... der amerikanischen
Immobilien-Spekulationsblase.
"Wie teuer sind Häuser wie diese?"
Diese Frage stellte ich meinem Rechtsanwalt, als wir durch einen Teil
von Baltimore fuhren, der sich"Federal Wall" nennt. Hier in der Nähe
schossen die Briten ihre Schiffskanonen aufs Festland ab, im
Britisch-Amerikanischen Krieg von 1812.
Das sind keine schönen Häuser. Ursprünglich waren es Häuser, die im
19. Jahrhundert für die wachsende Schicht der Fabrikarbeiter gebaut
wurden. Klein, günstig, einfach.
Vor 25 Jahren waren so viele dieser Häuser verlassen worden, dass der
Bürgermeister begann, sie für 1 Dollar je Haus zu verkaufen. Einzige
Bedingung: Der Käufer musste dort einziehen.
Aber diese Gegend hat sich verändert... wie die gesamte Nation. Vor
25 Jahren befand sich Amerika auf dem Boden des"Zuversicht-Zyklus".
Nichts schien zu klappen. Die Zinsen waren hoch und die Aktienkurse
niedrig - das durchschnittliche KGV lag zwischen 6 und 8. Der
Goldpreis war doppelt so hoch wie heute, auch nominal gesehen. Und
diese Gegend war ein verlassenes, vergessenes Slum.
Heute ist Amerika selbstsicherer als je zuvor. Alles scheint zu
funktionieren. Der Dow Jones steht 10 Mal so hoch wie in den 1970ern;
viele Aktien haben ein KGV von 50 und mehr. Die Zinsen sind hingegen
sehr niedrig; sie liegen bei einem Zehntel des damaligen Wertes. Gold
kostet bescheidene 400 Dollar je Feinunze. Und dieser Stadtteil
Federal Hill boomt. Es gibt dort jetzt Bars, Cafes, Restaurants. Sogar
Restaurants, die gut genug sind, um eine Gruppe teurer Rechtsanwälte
aus Washington unterhalten zu können.
Und die Häuser?
"Nun, gerade ist eins verkauft worden", so mein Rechtsanwalt."Man
kann die für 300.000 Dollar kaufen. 250 bis 350, würde ich sagen."
Ich habe schon mehr als einmal betont - so oft, dass Sie es
wahrscheinlich schon nicht mehr hören können - dass steigende
Immobilienpreise die Leute nicht reicher machen. Ein Haus kann 1
Dollar oder 300.000 Dollar wert sein; für den, der drin wohnt, bringt
es in beiden Fällen den gleichen Nutzen: Man kann drin wohnen.
Aber steigende Immobilienpreise sind nicht neutral. Ein Mann kauft ein
Haus für 1 Dollar und verkauft es für 300.000 Dollar. Dann kann er ein
neues Haus für 500.000 Dollar kaufen - mit 200.000 Dollar Hypothek. Er
fühlt sich reicher. Er konsumiert nun ein Haus, das eine halbe Million
Dollar wert ist. Aber während er vorher schuldenfrei war... hat er
jetzt 200.000 Dollar Schulden.
Und was ist mit der Tochter meines Freundes? Sie hat 25.000 Dollar
Eigenkapital gehabt... und sich 275.000 Dollar geliehen, um sich für
300.000 Dollar ein Haus zu kaufen. Ein Haus, das sie für einen
einzigen Dollar bekommen hätte, im Jahr, in dem sie geboren worden
war.
Sind diese Leute reicher geworden? Nicht wirklich. Stattdessen sind
sie - ohne es zu realisieren - Spekulanten geworden. Die darauf
wetten, dass die Zinsen nicht steigen und die Immobilienpreise nicht
fallen. Wehe, wenn sie mit dieser Einschätzung daneben liegen.
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