- FTD: Experten warnen vor Preisverfall durch längere Arbeitszeiten - fridolin, 22.07.2004, 21:29
- Re: FTD: Experten warnen vor Preisverfall durch längere Arbeitszeiten - MC Muffin, 22.07.2004, 21:33
- Deflation-Inflation - Clarius, 22.07.2004, 22:10
- Re: FTD: Experten warnen vor Preisverfall durch längere Arbeitszeiten - Turon, 22.07.2004, 22:34
- Re: FTD: Experten warnen vor Preisverfall durch längere Arbeitszeiten - sensortimecom, 22.07.2004, 22:47
- Re: noch hoeher, noch weiter, noch schoener - Tassie Devil, 23.07.2004, 03:09
- Jawohl: citius, altius, fortius! Wie der Lateiner schon sagte;-( (o.Text) - sensortimecom, 23.07.2004, 11:20
- Re: noch hoeher, noch weiter, noch schoener - Tassie Devil, 23.07.2004, 03:09
- Re: FTD: Experten warnen vor Preisverfall durch längere Arbeitszeiten - MC Muffin, 22.07.2004, 21:33
Re: FTD: Experten warnen vor Preisverfall durch längere Arbeitszeiten
-->>Der Trend zur unbezahlten Mehrarbeit in Deutschland könnte nach Einschätzung führender Ã-konomen zu einem allgemeinen Preisverfall führen. DIW-Konjunkturchef Gustav Horn warnt bereits vor einer Deflation.
>[...]
>Erst vor einem Jahr hatte der Internationale Währungsfonds (IWF) gewarnt, dass Deutschland ähnlich wie Japan in den 90er Jahren in eine deflationäre Abwärtsspirale aus fallenden Preisen, sinkenden Löhnen und schwacher Nachfrage geraten könnte. Erst durch den kräftigen Aufschwung in den USA und der folgenden Erholung der Exportnachfrage waren die Ängste zerstreut worden.
>Zu dem Preisverfall durch die unbezahlte Mehrarbeit könnte es laut den Ã-konomen kommen, weil eine längere Arbeitszeit bei gleichem Lohn de facto eine Senkung der Stundenlöhne bedeutet. Die Unternehmen würden diesen Kostenvorteil zumindest zum Teil über niedrigere Preise an ihre Kunden weitergeben.
Nun 2+2 zusammenzuaddieren, dafür braucht man keinen Taschenrechner - es sei denn man ist Kostenrechner einer großer Firma. Die Behauptung längere Arbeitszeiten führen zu mehr Einnahmen - der Schein trügt. Durch zusätzliche 8 Arbeitsstunden verändern sich beispielsweise auf Dauer Gewohnheiten vieler Menschen - man fährt nicht so oft weg, man genießt das Bierchen vor dem Fernseher, und es fallen auch zahlreiche Treffen nach einer Weile unter dem Tisch.
Das Argument man wird wettbewerbsfähiger - ist nicht unbedingt besonders clever. Für den Export bringt das augenscheinlich Verbesserungen, für die Binnenmarktnachfrage nur Nachteile. Insbesondere in den Ländern mit hoher Steuerprogression. Daher: damit erzeugt man nur vorübergehendem Beserstellungseffekt nicht mehr und nicht weniger - und es bleibt bei dem vorübergehend, denn sobald der Binnenmarkt entsprechend reagiert, werden neue Steuerlöcher entstehen.
In Wahrheit eignen sich Arbeitszeitenverlängerungen nur dafür um längerfristig
eben keine neuen Stellen zu schaffen.
Produktivität steigt, Umsatz stagniert.
>[...]
>Laut Horn verschwindet mit fallenden Preisen der Anreiz der Unternehmen, sich für die Anschaffung neuer Anlagen zu verschulden, weil die Schulden mit fallenden Preisen drückender würden. Das wiederum bedeute insgesamt weniger Investitionen und berge die Gefahr einer weiter fallenden Nachfrage."Zu versuchen, über sinkende Stundenlöhne aus der Krise zu kommen, ist eine extrem gefährliche Strategie", so Horns Fazit.
Wenn man die Produktionsfaktoren einzig und allein als auschlaggebend betrachtet, mag das stimmen. Allerdings ist genau dieser Faktor praktisch unbedeutend volkswirtschaflich gesehen, im Vergleich zum Beispiel zu
steigender Konsumflaute. Ferner sehe ich das gar nicht erst als erwiesen an, denn Deutschland lebt vom Export und Exportüberschüßen, das heißt die Anlagenauslastung wird steigen - damit ist auch Erneuerung der Produktionsfaktoren verbunden.
Generell sollte man aber eben die eklatante Schwäche im Bereich der Binnenmarktnachfrage bekämpfen, denn nur diese kann in Zeiten der Rezessionen
die meiner Meinung nach drohenden Umsatzeinbußen bei Exporten halbwegs kompensieren.
Und genau das braucht Deutschland am ehesten um überhaupt als atraktiver Standort zu bleiben. Akademiker sind heutzutage flexibler und arbeiten weltweit, gehen auch hierfür in andere Länder.
SAP hat das heute zum Beispiel hervorragend gezeigt: Softwareentwicklung beabsichtigt sie verstärkt in Ausland zu betreiben (aufgrund mehreren Faktoren -sture Arbeitszeitregelungen und natürlich hohe Abgabendruck ganz zu schwiegen davon daß Softwarespezialisten im Ausland billiger sind.
>Voller Text: http://www.ftd.de/pw/de/1090515889704.html
><font color=#0000FF>Was meinen denn hier die Experten dazu?</font>
Ich halte generell nichts mehr von Leuten die Ihr Wenn-Dann Syndrom so offenkundig ausleben. Als Beispeil: wenn es in Germany weniger Arbeitslosen gäbe wäre der Standort attrakiver. Wenn die Arbeitslosen arbeiten würden wäre der Konsum stärker. Wenn die 1,1 Millionen offenen Arbeitsstellen angenommen wären, usw. Und die Rosine oobendrauf - wenn wir mehr Spezialisten hätten,
;) (nur keiner bildet diese Spezialisten aus).
Das ist Schrott nach dem Motto wenn die Oma Schnurbart hätte, wäre sie genau das was ich suche. ;) Dennoch hat der Ã-konom nicht ganz Unrecht - Lohnsenkungen
führen automatisch zur Verstärkung der Deflation, weil die Einsparungen die man davon hat stellenweise durch höhere Abgabenquote wieder von alleine verschwinden. Allerdings sollte man nicht vergessen, daß Deutschland in Hinblick auf EU-Ausland schlicht und einfach, bei heutigen Löhnen nicht mehr attraktiv ist - so daß sich das Problem von alleine erledigen wird, früher oder später und ebenfalls deflationär wirken wird.
Und das ist auch das Dilemma in der Bundesrepublik. Es gibt nur einen sinnvollen Weg - vorhandenes Arbeitspensum so aufzuteilen, daß möglichst die wenigsten auf Kosten der Steuerzahler leben müssen, und zu selber Zeit mit voller Härte Sozialhilfen/Arbeitslosenhilfen auf ein Minimum zurückführen.
Das wäre der erste Grundstein dafür, damit sich die Situation nachhaltig ändert.
Wenn die Bundesrepublik nämlich 6 Millionen mehr Menschen in ein Arbeitsverhältnis bringen würde, wären Hilfeleistungen gar nicht erst zu erbringen - klares Potential damit um Steuer- und Beitragssenkungen überhaupt betreiben zu können - das wäre die einzige Möglichkeit sinnvoll und maßvoll gegen Deflation zu wirken - und genau das sieht man zum Beispiel in Japan. Daß Japaner immer noch die Defla verdauen, ist andere Geschichte - nur mit 10% Arbeitslosenquote und 4% Sozialfällen könnte Japan der Defla überhaupt nichts entgegensetzen.
Daß die Möglichkeiten eingeschränkt sind,ist klar - nur immerhin halten Japaner offenkundig doch sehr stark zusammen auch in Hinblick auf die Arbeitslosenquote.
Gruß

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