- Vodafone - es cräshelt schon... - dottore, 26.05.2000, 10:09
- Hallo dottore, - NickLeeson, 26.05.2000, 13:39
- Re: Hallo dottore, - Derek, 26.05.2000, 14:06
- Re: Hallo dottore, - dottore, 26.05.2000, 20:30
- Re: Hallo dottore, - Derek, 27.05.2000, 10:13
- Re: Hallo dottore, - dottore, 27.05.2000, 11:49
- Re: Hallo dottore... - NickLeeson, 27.05.2000, 17:20
- Nachtrag - NickLeeson, 27.05.2000, 18:05
- Re: Hallo dottore... - NickLeeson, 27.05.2000, 17:20
- Re: Hallo Derek, Hallo dottore, - NickLeeson, 27.05.2000, 15:26
- Re: Hallo dottore, - dottore, 27.05.2000, 11:49
- Re: Hallo dottore, - Derek, 27.05.2000, 10:13
- Re: Hallo dottore, - dottore, 26.05.2000, 20:30
- Buch von Herrn Martin... - JüKü, 26.05.2000, 15:10
- Klar, deswegen frag ich ihn ja...(oT) (owT) - NickLeeson, 26.05.2000, 17:22
- Re: Hallo dottore, - A.M., 26.05.2000, 15:48
- Niquet, die Ã-sterreicher usw. - dottore, 26.05.2000, 17:52
- Aber dann vertrittst du, lieber dottore, ja die Ansicht,... mT - Schlangenfuchs, 26.05.2000, 18:45
- Re: Aber dann vertrittst du, lieber dottore, ja die Ansicht,... mT - dottore, 26.05.2000, 21:23
- Danke für die Antwort! Dann sind wir jetzt also beim Tsatsiki angelangt? owT - Schlangenfuchs, 27.05.2000, 14:53
- Re: Aber dann vertrittst du, lieber dottore, ja die Ansicht,... mT - dottore, 26.05.2000, 21:23
- Aber dann vertrittst du, lieber dottore, ja die Ansicht,... mT - Schlangenfuchs, 26.05.2000, 18:45
- Re: Hallo dottore, - Derek, 26.05.2000, 14:06
- Hallo dottore, - NickLeeson, 26.05.2000, 13:39
Re: Hallo Derek, Hallo dottore,
Hallo Derek,
die Aussage des folgenden Textes ist weitgehend identisch mit Deinem Einwand, lediglich etwas ausführlicher. Ich hatte das ganze bereits gestern formuliert, konnte es dann aber aufgrund technischer Schwierigkeiten nicht ins Forum stellen.
Wer sich heute eine Bundesanleihe von seiner Bank andrehen lässt, kauft damit eine Forderung - GEGEN SICH SELBST. Das ist das Problem, das ist der Witz. Und wer das einmal verstanden hat (mir als promoviertem Ã-konomen und Milton-Friedman-Schülers gelang es nur mit Hilfe eines stocksteifnüchternen Dipl.-Ingenieurs endlich dahinter zu kommen), der sieht alles plötzlich klar.
Lieber dottore,
im Prinzip stimme ich den von Dir geschilderten Auswirkungen des"Tsatsiki-Syndroms" voll zu. Mit der obigen Formulierung"Wer sich heute eine Bundesanleihe von seiner Bank andrehen lässt" habe ich jedoch gewisse Probleme, da sie beim Leser den Eindruck erwecken könnte, der Kauf von Bundesanleihen wäre ein schlechtes Investment. Dies bedarf, wie ich glaube, der Klarstellung.
Im Aggregat betrachtet, führt die Staatsverschuldung in letzter Konsequenz zur Selbstverrentung:"...sind die (Staats)Schulden erst einmal hoch genug, so daß die jährliche Zinslast die Höhe des Bruttosozialprodukts erreicht hat, kann die gesamte Nation von den Zinsen leben und niemand muß mehr arbeiten." Diese Aussage ist an Prägnanz nicht zu überbieten. Es lohnt sich jedoch, ein wenig mehr ins Detail zu gehen. Man muß bedenken, daß das Vermögen, und somit auch die Schuldtitel des Staates, in unserer Gesellschaft nicht gleichmäßig verteilt sind. Im Folgenden wollen wir annehmen, daß die jährlichen Zinszahlungen noch aus dem regulären Steueraufkommen, und nicht über neue Kredite bezahlt werden (no Ponzi scheme!), d.h. der Beitrag den jeder einzelne Bürger zu den Zinszahlungen leistet ist proportional zu seiner persönlichen Steuerschuld (meines Wissens zur Zeit etwa 25 % davon). Wir können die Gesellschaft nun in drei Gruppen aufteilen:
A) Personen ohne Kapitalvermögen die keiner Erwerbstätigkeit nachgehen, also ohne jegliches Einkommen sind
B) Personen mit geringem Kapitalvermögen, deren Einkommen überwiegend aus Erwerbstätigkeit stammt
C) Personen mit hohem Kapitalvermögen, deren Einkommen überwiegend aus Zinseinkünften stammt
Im deutschen Sozialstaat werden die Mitglieder der Gruppe A vom Staat durch Sozialhilfe und ähnliches alimentiert, wodurch sie zu Nettoempfängern werden. Bei den Mitglieder der Gruppe C sind die jährlichen Zinseinkünfte höher als ihre Steuerschulden, womit auch sie zu den Nettoempfängern zählen. Als einziger Nettozahler verbleibt somit die Gruppe B, also die breite Schicht der Arbeiter und Angestellten.
Man könnte nun argumentieren, daß es im Prinzip keinen Unterschied zwischen Aktien und Bundesanleihen gibt, denn auch bei der AG muß die Dividende des Aktionärs von den Arbeitern und Angestellten erwirtschaftet werden. Das ist aber falsch. Es ist meine Entscheidung, ob ich für ein Unternehmen arbeite und wenn ja, dann kann ich meinen Lohn frei aushandeln. Sind die Löhne im Verhältnis zu den Unternehmensgewinnen zu niedrig, wird schnell die Konkurrenz kommen und mir ein besseres Angebot machen. Oder ich streike. Der Wettbewerb sorgt also dafür, daß der Unternehmensgewinn stets in einem vernünftigen Verhältnis zu den Löhnen der Mitarbeiter steht. Bei einer Geldanlage in Aktien ist mein Profit also automatisch nach oben begrenzt. Bei Steuern hingegen existiert kein solcher Regelungsmechanismus, die Bürger haben keine (legale) Möglichkeit, sich gegen zu hohe Abgaben zur Wehr zu setzen. Besitze ich Bundesanleihen, so habe ich also die gesamte Nation im Würgegriff, niemand kann mir entkommen! Aber es kommt noch besser: hat ein Unternehmen erst einmal eine gewisse Größe erreicht, wird weiteres Wachstum zunehmend schwieriger und die Wachstumsrate verlangsamt sich zwangsläufig. Bei Staatsschulden ist das genau umgekehrt: je höher die Schulden eines Staates sind, desto höher ist der Zinssatz den er zahlen muß, um zusätzliche Kredite zu bekommen. Je größer die Schulden, desto schneller das Wachstum.
Es versteht sich von selbst, daß, je weniger den Erwerbstätigen von ihrem Lohn verbleibt, desto geringer ist die Nachfrage nach den im Lande produzierten Gütern. Schließlich werde ich, der ich ja bereits im Überfluß lebe, meine Konsumausgaben wohl kaum erhöhen, nur weil ich durch die steigenden Zinseinkünfte aus meinen Staatspapieren immer reicher werde. Da viele Produkte nun keine Abnehmer mehr finden, müssen die am wenigsten rentablen Betriebe schließen und ihre ehemaligen Arbeitnehmer kommen, sofern sie nicht zur Gruppe C gehören, von B nach A. Die Gruppe A wächst also auf Kosten von B, was sich in zweierlei Hinsicht positiv auswirkt: 1) da die Sozialausgaben steigen während das Steueraufkommen sinkt, muß der Staat neue Schulden machen, was mir ein paar nette Zusatzeinkünfte bescheren wird... 2) diejenigen, die so dumm waren ihr Kapital in Aktien anzulegen, und bislang durch den unseligen Wettbewerb an der erfolgreichen Durchsetzung ihrer legitimen Profitinteressen gehindert wurden, kommen nun auch zum Zug. Schließlich verhindert das Überangebot an Arbeitskräften jetzt endlich die Durchsetzung übertriebener Lohnforderungen (zumindest dann, wenn wir das Problem der Globalisierung einmal außen vor lassen).
Wir sehen also, es sind nicht die Aktien, sondern die Bundesanleihen, die das größere Potential besitzen.
Zum Glück für uns alle scheinen das bisher nur sehr wenige verstanden zu haben. Bitte sorgt dafür, daß das auch weiterhin so bleibt und sagt es nicht weiter. Niemandem.
viele Grüße, NickLeeson
PS: Ach so, wie sind die Staatsschulden eigentlich entstanden? Ich glaube, angefangen hat es mit Programmen zur Belebung der Konjunktur --- ihr wißt schon, um Arbeitsplätze zu sichern und so... Und danach dann, weil die Arbeitslosigkeit unverständlicherweise immer weiter zunahm und die steigenden Sozialausgaben ja irgendwie finanziert werden mußten. Schließlich soll niemand sagen können, bei uns ginge es nicht"sozial gerecht" zu. Was immer das heißen mag...
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