- The Daily Reckoning - Res Ipsa Loquitor (Bill Bonner) - Firmian, 26.07.2004, 19:45
- The Daily Reckoning:"Kerry oder Bush, welche US-Branchen sind betroffen" - Sorrento, 26.07.2004, 22:41
The Daily Reckoning:"Kerry oder Bush, welche US-Branchen sind betroffen"
-->======================================================================
I N V E S T O R ' S D A I L Y
Der E-Mail-Dienst für Investoren, Ausgabe vom 26. Juli 2004
======================================================================
* Kerry oder Bush, welche US-Branchen sind betroffen
* US-Konjunkturdaten
* Schwarz Pharma mit erwarteten Umsatzeinbruch
* Dow Jones unter 10000...
* Auf dem Weg nach New York
* Die Märkte sind Teil der Natur...
* Res Ipsa Loquitor - die Sache spricht für sich selbst
* Über den Investor Verlag
* Empfehlen Sie"Investor's Daily" weiter
----------------------------------------------------------------------
Montag, 26. Juli 2004
Kerry oder Bush, welche US-Branchen sind betroffen
von Jochen Steffens
Die US-Wahl wirft ihre ersten Schatten. In dieser Woche wird John
Kerry offiziell zum Präsidentschaftskandidaten gekürt. Diese Woche
stellt für ihn eine große Chance dar, seinen Bekanntheits- und
Beliebtheitsgrad zu steigern, kurz, sich dem amerikanischen Wähler ins
Gedächtnis zu bringen und Bush auf den zweiten Platz zu verweisen.
Clinton hat es damals genau in dieser Woche geschafft, deutlich
aufzuholen - die Medien fragen sich, ob Kerry diesen Erfolg
wiederholen kann. Immerhin wird das große, eigentlich zu einer reinen
Werbekampagne verkommene Nominierungspektakel, 75 Mio. Dollar
verschlingen.
Ich frage mich hingegen, wie wird die Börse darauf reagieren? Auf den
ersten Blick bin ich mir sicher, dass wenn Kerry deutlich zulegen
kann, die US-Investoren das nicht gut finden werden - wie gesagt, auf
den ersten Blick. Auf den zweiten Blick wissen die Investoren, dass
sich nach einem dann möglichen Regierungswechsel nicht allzu viel in
der Wirtschaftspolitik ändern wird.
Zwar wirft Kerry Bush eine verfehlte Wirtschaftspolitik vor, aber viel
kann er nicht machen. Seine Wahlversprechen gehen dahin, dass er die
Steuersenkung für die Reichen auslaufen lassen will, stattdessen den
Mittelstand steuerlich stützen möchte. Das Staatsdefizit soll gesenkt
und die Verlagerung der Jobs in Billiglohnländer soll gebremst werden
- man darf sich nur fragen, wie er das wohl bewerkstelligen will.
Eine Möglichkeit das Defizit zu bekämpfen, wäre die Ausgaben für
Sicherheit und Militär zu senken. Ob das jedoch den Amerikanern
zusagen wird? Eins ist sicher, egal wer Präsident wird, das
Haushaltsdefizit wird in den nächsten Jahren drastische Maßnahmen
erforderlich machen. Den Amerikaner stehen keine guten Jahre ins Haus,
denn Amerika steht aufgrund ihres enormen Zwillingsdefizit
fiskalpolitisch mit dem Rücken an der Wand. Da bleibt nicht viel
Spielraum für Experimente. Allerdings wird sich ein Regierungswechsel
außen-, innen- und sozialpolitisch wahrscheinlich deutlich bemerkbar
machen.
Sie sollten dabei beachten, dass politische Börsen (in diesem Fall
wahlpolitische Börsen) immer nur kurze Börsen sind. Nur auf wenige
Branchen könnte ein Regierungswechsel nachhaltigeren Einfluss haben:
So sollten z.B. die Aktien der US-Rüstungsindustrie verlieren, wenn
Kerry gewinnt, die Pharmaaktien hingegen zulegen, da sich Kerry
besonders um die wachsende Zahl von Amerikanern ohne
Krankenversicherung kümmern will.
Zum Dax:
Na, da sind wir ja fast wieder. Bei 3749 Punkte lag das Tief heute im
Dax. Bei 3692 Punkten verläuft die untere Begrenzung der enervierenden
Seitwärtsbewegung, die uns alle so quält. Ich befürchte eigentlich
immer noch, dass sie diesmal nach unten gebrochen wird, um die Bullen
schmerzhaft aus dem Markt zu treiben. Allerdings haben die Amis
bereits ihre Seitwärtsbewegung im Nasdaq100 nach unten verletzt, nun
fehlt noch der Dow und der S&P. Der Markt kann damit natürlich auch
vorher jederzeit drehen - achten Sie auf den Ã-lpreis!
Mittlerweile wird bereits wieder darüber spekuliert, ob die Fed bei
der nächsten Sitzung erneut die Zinsen anheben wird oder nicht. Am 10.
August ist es wieder soweit. Eigentlich sollte die Fed sich bis zur
Wahl nun zurückhalten, eigentlich - sofern die Fed eine Wahlrallye
unterstützen will. Zumindest werden wir, je nach dem wie sich die Fed
entscheidet, am 10 August eventuell mehr über die Absichten der Fed
erfahren - ein überaus wichtiger Termin.
*
Montag, 26. Juli 2004
US-Konjunkturdaten
von Jochen Steffens
Die Zahl der Hausverkäufe ist um 2,1 % auf 6,95 Mio. gestiegen.
Erwartet wurden 6,60 bis 6,67 Mio. Hausverkäufe nach zuvor 6,81 Mio.
(revidiert von 6,80 Mio.).
Wieder verbesserte Zahlen vom US-Immobilienmarkt. Es scheint so, dass,
wie gesagt, erste Risse in der Immobilienblase zu erkennen sind (z.B.
Baugenehmigungen) aber der Zenit wohlmöglich noch nicht erreicht ist.
Montag, 26. Juli 2004
Schwarz Pharma mit erwarteten Umsatzeinbruch
von Jochen Steffens
Schwarz Pharma hat erwartungsgemäß im 2. Quartal und damit auch im
ersten 1. Halbjahr weniger Umsatz erzielt als im Vorjahr. So sank der
Erlös im 2. Quartal auf 264,2 Mio. Euro nach 509,9 Mio. Euro zuvor und
in den ersten 6 Monaten auf 490,4 Mio. Euro nach 978,1 Mio Euro zuvor.
Analysten hatten mit schlechten Umsätzen gerechnet. Die guten Umsätze
des Vorjahres waren vom Omeprazol-Geschäft geprägt. Mittlerweile hat
sich die Konkurrenzsituation bei diesem Produkt verändert, so dass es
zu diesem Umsatzrückgang gekommen ist.
Im ersten Halbjahr wurde ein Betriebsergebnis von 8,6 Mio. Euro nach
zuvor 259,6 Mio. Euro erreicht. Der Konzernverlust beläuft sich auf
1,2 Mio EUR.
Ohne die Effekte aus einer Rückstellungsauflösung für Omeprazol und
der Beilegung von Rechtsstreitigkeiten in den USA ergibt sich ein
Konzerngewinn von 0,3 Mio EUR. Schwarz Pharma hatte im Patentstreit in
den USA um das umsatzstarke Magenmittel Omeprazol mit dem
Generika-Hersteller Mylan Pharmaceuticals und dessen spanischem
Partner Esteve Quimica einen Vergleich geschlossen.
Beim Ausblick kündigte Schwarz Pharma an, in diesem Jahr in Forschung
und Entwicklung mehr als 170 Mio. Euro zu investieren. Die
Umsatzprognose bleibt trotz Umsatzrückgang am oberen Rand der
bisherigen Schätzung. Außerdem soll der Zulassungsantrag für das neue
Parkinson-Pflaster Rotigotin wie geplant im laufenden dritten Quartal
gestellt werden. Die Projekte zu Harninkontinenz, Epilepsie und zum
neuropathischen Schmerz befinden sich laut Schwarz Pharma in Phase
III.
Schwarz Pharma kann um 0,53 % auf 26,14 Euro zulegen.
----------------------------------------------------------------------
Montag, 26. Juli 2004
Dow Jones unter 10000...
von Martin Weiss
Auch in den letzten Tagen gaben die Notierungen an der deutschen Börse
nach. Der Dax verlor im Wochenvergleich gut ein Prozent. Erneut
konnten sich die deutschen Aktien nur schwerlich von der Entwicklung
jenseits des Atlantiks abkoppeln. In den USA waren es vor allem die
Bilanzen bzw. die Ausblicke großer Konzerne, die alles andere als
positive Überraschungen waren.
Insofern ist es auch nicht groß verwunderlich, daß der Dow Jonex Index
am Freitag die 10000-Punkte-Marke nicht verteidigen konnte bzw. auch
der marktbreite S&P 500 Index unter 1100 Punkten aus dem Handel ging.
Wiederum auffällig war, daß Aktien für schwache Bilanzen bisweilen
doch recht hart"abgestraft" wurden. Und das selbst bei Blue Chips wie
zum Beispiel Coca Cola.
Insofern ist dies alles andere als ein Zeichen dafür, daß der
Aktienmarkt auf einem festen Fundament steht. Müßig zu erwähnen, daß
auch der Ausblick für die weitere realwirtschaftliche Entwicklung eher
dürftig ist. Ob das Wachstum auch in der Nach-Wahl-Zeit nachhaltig
robust sein wird bzw. kann, dürfte wohl sehr, sehr zweifelhaft sein.
So gibt es bereits jetzt vom US-Immobilienmarkt alarmierende Signale.
Zum Beispiel ist die Zahl neuer Hausbauten im Juno diesen Jahres um
8,5 Prozent rückläufig gewesen. Zudem ist die Tendenz bei den
Baugenehmigungen ebenfalls fallend.
Diesseits des Atlantiks spitzt sich die Situation für die tragende
Säule der deutschen Wirtschaft, den deutschen Mittelstand, zu. Laut
einer jüngsten Umfrage geht der augenblickliche"Aufschwung" der
Weltwirtschaft am Gros der Mittelständler vorbei. Nur 19 Prozent
dieser Unternehmen beurteilen demzufolge auch ihre momentane Lage als
gut.
In diesem Kontext ist es dann auch wahrlich keine große Überraschung,
daß sich die Einnahmesituation der Sozialkassen, vor allem der
deutschen Rentenversicherung, alles andere als positiv darstellt. Die
Beitragseinnahmen gingen im ersten Halbjahr diesen Jahres um 0,5
Prozent auf 68,8 Milliarden Euro zurück. Dies ist deutlich weniger als
noch zu Jahresbeginn erwartet, als Experten von einem Beitragswachstum
in 2004 in Höhe von 0,6 Prozent ausgingen.
Extrem spannend dürfte es im Laufe des Herbstes werden, wenn evtl. der
Bund mit einer Finanzspritze zur Sicherung der Rentenauszahlung den
Rentenversicherungsträgern zur Hilfe eilen muß. Daß in diesem Kontext
von einer Gesundung der Staatsfinanzen überhaupt nicht die Rede sein
kann, braucht nicht näher ausdiskutiert werden.
Zukünftig könnte sich die Lage in Deutschland jedoch weiter
verschärfen, zumal nicht zuletzt aufgrund der jüngsten Sozialreformen
Experten zufolge bis zu 25 Prozent der Bevölkerung Altersarmut droht.
Wie dem auch sei, in der vergangenen Woche kam es beim Goldpreis im
Zuge der Aufwärtsbewegung des US-Dollar im Verhältnis zum Euro erneut
zu einer deutlichen Korrektur. Noch immer konnte die
Seitwärts-Bandbreite, welche zwischen 370 und 408 $ liegt, nicht
verlassen werden. Auch in Euro tendiert der Goldpreis, momentan bei
322 Euro je Feinunze, weiterhin seitwärts. Nichtsdestotrotz, es kann
nicht oft genug gesagt werden, daß das aktuelle Preisniveau für
mittel- bis langfristig orientierte Anleger im Euro-Raum nach wie vor
ein sehr günstiges Kaufniveau darstellt.
**********************************************************************
Anzeige
Lassen Sie sich nicht täuschen! Verkaufen Sie sofort alle Ihre Aktien.
Es geht wieder abwärts.
Weltweit über 6 Billionen Euro vernichtet! In Deutschland kommen die
Reformen nicht voran. Der DAX wird nach den jetzigen Höchstständen
bald schon wieder zusammenbrechen!
Dr. Martin Weiss verrät Ihnen, was Sie jetzt unbedingt tun müssen, um
Ihr Vermögen zu schützen. Plus: Verdoppeln Sie Ihr Geld mit jedem
Rückgang der Aktienkurse:
http://www.investor-verlag.de/?SG5234
Montag, 26. Juli 2004
Die Märkte sind Teil der Natur...
von unserem Korrespondenten Tom Dyson in London
Wir hier beim Investor's Daily mögen es, die Märkte aus verschiedenen
Blickrichtungen zu betrachten. Bill Bonner nennt sich ja manchmal
einen"literarischen Ã-konom". Wir glauben mehr an Worte, Ideen,
Metaphern - und an das, was wir mit unseren eigenen Augen sehen -, als
an die Zahlen selbst.
Deshalb ist es kein Wunder, dass Mutter Natur in diesem analytischen
Prozess oft eine wichtige Rolle spielt. Egal, ob es um so einfachen
Phrasen wie"die Sonne schien für die Investoren" geht, oder um
Fibonacci-Zahlen zur Prognose von Aktienkursen. (Die Fibonacci-Folge
ist in der Natur sehr verbreitet. Blumen und selbst der menschliche
Körper ist unter Berücksichtung der Fibonacci-Folge konstruiert. Aber
in der Finanzwelt helfen die Fibonacci-Berechnungen scheinbar nur mit,
Geld zu verlieren.) Und der Dauer-Bär Stephen Roach hat eine Analyse
mit dem Title"Der perfekte Sturm" geschrieben.
Und letzte Woche wehte zum Handelsschluss ein kalter Wind an der Wall
Street. Der Dow Jones verlor rund 0,9 %, der Nasdaq-Composite sogar
über 2 %.
"Mehr von diesem dummen Zinsgerede", erklärte dazu Chuck Butler,
Herausgeber des"Daily Pfennig". Und weiter."Und der Dollar wird
gekauft... was machen diese Leute eigentlich? Realisieren sie nicht,
dass die höheren Zinsen in den USA nur zu einer Abschwächung des
Wirtschaftswachstums führen werden? Realisieren sie nicht, dass die
höheren Zinsen angewendet werden, um die Inflation zu bekämpfen?
Realisieren Sie nicht, dass dadurch all die US-Staatsanleihen, die die
ausländischen Zentralbanken besitzen, an Wert verlieren?"
Die Natur liefert viel bessere Analogien für die Geschäftswelt, als
sich viele vorstellen könnten. Wenn man hinter die blinkenden
Neonticker und die Börsensäle mit Bildschirmen schaut, hinter die
schönen Haarschnitte und Anzüge, dann merkt man, dass auch die Märkte
- und sogar die gesamte Volkswirtschaft - Naturphänomene sind. Und
deshalb gelten hier auch dieselben Gesetze, die für die Natur gelten.
Die wichtige Dynamik, die beiden gemeinsam ist, ist natürlich der
Zufall. Und die Art, wie der Zufall große Zahlen von unabhängig
voneinander funktionierenden Variablen beeinflusst.
Von allen natürlichen Manifestationen des Zufalls haben Wellen eine
besonders enge Verbindung mit den Märkten.
Es gibt Überlieferungen von Wellen, die so gewaltig waren, dass sie
Supertanker und Containerschiffe versenkt haben.
Gleichzeitig haben Meeres-Wissenschaftler an ihren statistischen
Modellen festgehalten, die zeigen, dass solche Wellen im Durchschnitt
nur einmal alle 1000 Jahre auftreten.
Aber sie haben Unrecht gehabt. Die"European Space Agency" (ESA) hat
sich dazu entschieden, ihre Satelliten einmal vage sinnvoll
einzusetzen... und sie hat 3 Wochen lang die Oberfläche der Ozeane
der Welt überwacht.
Was sie herausfand, das überraschte selbst den erfahrensten Seebären.
In 3 Wochen haben sie 10 verschiedene Riesenwellen - jeweils
mindestens 25 Meter hoch - entdeckt.
Wolfgang Rosenthal, Wissenschaftler beim GKSS Forschungslabor im
deutschen Geesthacht, meinte, dass diese Riesenwellen"in größerer
Zahl als von irgendjemandem erwartet" existieren."Der nächste Schritt
ist es, zu analysieren, ob sie prognostiziert werden können."
Ich halte den Atem an, Wolfgang. Du wirst wahrscheinlich genauso viel
Erfolg haben wie der durchschnittliche Analyst der Wall Street. Mein
Rat: Mach Dir nicht die Mühe, das zu versuchen.
Stephen Roach verweist auf den Fehler, den dieser Forscher
wahrscheinlich und die meisten Wall Street Analysten mit hoher
Wahrscheinlichkeit machen:"Das Risiko ist, das wir uns auf diese
Entwicklungen fokussieren, indem wir sie isolieren. Es ist allerdings
das Zusammenwirken mit anderen Faktoren, das am wichtigsten ist."
Die Botschaft muss diese sein: Nehmen Sie nicht einfach blind an, dass
die ruhigen Gewässer, in denen sich die USA bewegen, immer so ruhig
bleiben werden. Es gibt viele Riesenwellen da draußen, viel mehr, als
man bisher angenommen hat. Balancieren Sie Ihr Depot entsprechend...
----------------------------------------------------------------------
Montag, 26. Juli 2004
Res Ipsa Loquitor - die Sache spricht für sich selbst
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
"Gott sei Dank gibt es solche Richter", hatte unser Rechtsanwalt
gesagt.
Letzte Woche hatte die US-Staatsanwaltschaft den Autor dieser Zeilen
in die Mangel genommen. Ich wurde von einer Reihe von Anwälten der
amerikanischen Börsenaufsicht SEC vorgeladen und befragt.
Es ging um einen Fall, der mehr als zwei Jahre her ist. Ein Kollege
von mir, Porter Stansberry, hatte von einer Firma gehört, die Uran
weiterverarbeitete, und er war davon überzeugt, dass der Kurs dieser
Aktie steigen würde. Er hatte sogar einen Mitarbeiter der Firma
interviewt. Der Sprecher gab ihm den Tipp,"den Aktienmarkt am 22. Mai
zu beobachten" - für diesen Tag wurde ein neues amerikanisches
Abkommen mit Russland erwartet.
Als er von der SEC dazu befragt wurde, antwortete jener Sprecher
dieser Firma:"Das habe ich nicht gesagt."
"Das hat er doch so gesagt", gab Porter zurück.
Bevor wir uns versahen, hatte die SEC einen bundesweiten Fall daraus
gemacht.
"Nun ja, diese Regierungsagenturen sind fast nicht mehr einzuschätzen,
aber immerhin beschützen uns die Gerichte noch", fuhr unser
juristischer Ratgeber fort. Aber die Begegnung dieser Woche ließ uns
ins Grübeln kommen.
"Niemand braucht mich daran zu erinnern, dass unsere Regierung größer
und stärker wird und sich immer weniger für die individuelle Freiheit
interessiert", so begann eine E-Mail, die ich letzte Woche erhalten
habe.
"Eines der schockierendsten und erstaunlichsten Beispiele ist die
Rechtssprechung des Hohen amerikanischen Gerichts, die Menschen
vorschreibt, sich, wann immer sie von staatlichen Kräften darum
gebeten werden, auszuweisen. Bei Zuwiderhandlung drohen Geld- oder
Haftstrafen. Der Hintergrund: Ein Polizist aus Nevada erhielt einen
nicht sehr genauen Anruf, in dem sich ein Bewohner über eine
Belästigung beschwerte. Dabei sprach der Anrufer von einem
Truck-Fahrer und einer Frau. Der Polizist ging der Sache nach und traf
auf einen Truck, in dem eine junge Frau saß. Vor dem Truck stand ein
älterer Mann. Der Polizist befahl dem älteren, Mann sich auszuweisen.
Der Mann, ein alter Rancher, weigerte sich. Er wurde aufgrund der
Tatsache, dass er seinen Namen nicht preisgeben wollte, verhaftet.
Natürlich ermittelte man seinen Namen kurz nach der Festnahme. Er
wurde verurteilt und hatte eine Strafe zu zahlen. Wie sich allerdings
rausstellte, hatte der Mann in keinster Weise etwas mit der
Belästigung zu tun, wegen der der Polizist unterwegs war. Er und seine
Frau - die junge Frau im Truck - warteten nur zufällig auf jemanden.
Wenn man völlig unschuldig ist, begeht man eine Strafe, wenn man sich
weigert, sich auszuweisen. Wenn man aber schuldig ist, darf man die
Aussage verweigern und somit den Polizisten die Interpretation nahe
legen, dass man ein Krimineller ist.
Hat Amerika seine Freiheit eingebüßt? Wenn man sich umschaut, sind die
Anzeichen dafür gemischt. Vor nicht allzu langer Zeit konnte man noch
nicht einmal etwas Alkoholisches zu sich nehmen, ohne dass man von der
Polizei aufgesucht wurde. In Boston wurden Bücher zensiert, wenn sie
zu frivol waren. Und wenn man etwas mit einer Frau - die nicht die
eigene Ehefrau war - anfing, vor allem, wenn sie nicht die richtige
Hautfarbe hatte, war die Chance groß, aufgrund von moralischen
Vergehen verhaftet zu werden.
All das ist nun Geschichte. Es gibt keine moralischen Vergehen mehr,
da keine Moral mehr einer Strafe wert ist. Was eine Sünde war, ist
heutzutage nicht nur geduldet, sondern es ist modern. Die anrüchigsten
Neuigkeiten werden in der Zeit der Haupteinschaltquote gesendet,
nämlich in den Nachrichten.
Aber während Sünder alle Freiheiten genießen, kann der ehrliche Mann
kaum einen Schritt tun, ohne dass irgendwer auf die Idee kommt, die
Gesellschaft müsse vor ihm geschützt werden. Er muss alles über sich
preisgeben: Steuerabgaben, Reisepass, Krankenversicherung,
Lebensversicherung, Arbeitsvertrag, Waffenschein, Jagdschein,
Baugenehmigung, Hundesteuer, Alkoholsteuer.
Niemals gab es so viele Auflagen wie heutzutage. Politiker,
Inspekteure, Polizisten, Weltverbesserer - sie alle können einem aufs
Dach steigen.
Das SEC-Team war da, um zu helfen - sicherlich. Es waren hübsche,
attraktive Menschen. Wir konnten nicht anders, wir mussten sie einfach
gern haben.
Porter sagt etwas. Der Typ von der Uranium-Gesellschaft behauptet das
Gegenteil. Noch bevor sie überhaupt mit Porter gesprochen hatten, war
schon klar, wem sie glauben würden- dem Anderen.
Wie immer hat die Lokal-Presse alles missverstanden. Sie nahm an, bei
uns müsste es um manipulierte Aktien und Insider-Geschäfte gehen, da
die SEC hinter uns her ist. Dabei geht es um eine Falschaussage des
Anderen, und Porter sagt einfach nur die Wahrheit.
Sie haben sicherlich keinen Grund, an diesem Fall interessiert zu
sein. Ich würde es nicht erwähnen - wenn es nicht den Status des
amerikanischen Gerichtssystems im Jahr 2004 wiedergeben würde.
----------------------------------------------------------------------
Über den Investor Verlag
Der Newsletter"Investor's Daily" ist ein kostenloser E-Mail-Service
der FID Verlag GmbH, Unternehmensbereich Investor Verlag. Praktischen
Rat und Anleger-Tipps nach den Ideen von"Investor's Daily" liefern
Ihnen die Produkte unseres Hauses:
http://www.investor-verlag.de/

gesamter Thread: