- Nur immer weiter so mit der Probiererei - Euklid, 28.07.2004, 17:07
- Re: Gartenzwerge - Mr. Smith, 28.07.2004, 17:52
- Re: Gartenzwerge-BRAVO! ot - Lemmy, 28.07.2004, 18:11
- Re: Gartenzwerge - BB, 29.07.2004, 00:29
- Lieber Gartenzwerg als auf dem Aussichsturm - Euklid, 29.07.2004, 08:32
- Re: Andere absaufen lassen bis einem selbst das Wasser an Nasenlöchern steht - Tempranillo, 29.07.2004, 10:30
- Re: Gartenzwerge - Mr. Smith, 29.07.2004, 09:48
- Re: Gartenzwerge - Euklid, 29.07.2004, 13:32
- Lieber Gartenzwerg als auf dem Aussichsturm - Euklid, 29.07.2004, 08:32
- Die Sorgen der Menschen bei relativer und absoluter Armut... [mkT] - Sascha, 28.07.2004, 18:41
- Warum hat man wider besseres Wissen falsche Zukunftserwartungen geweckt? - sensortimecom, 28.07.2004, 20:07
- Re: Die Sorgen der Menschen bei relativer und absoluter Armut... [mkT] - Mr. Smith, 28.07.2004, 22:56
- Re: Die Sorgen der Menschen bei relativer und absoluter Armut... [mkT] - bernor, 29.07.2004, 00:43
- Re: Die Sorgen der Menschen bei relativer und absoluter Armut... [mkT] - Vlad Tepes, 29.07.2004, 00:59
- Die Sorgen der Menschen bei relativer und absoluter Armut... [mkT] - Sascha, 11.08.2004, 10:14
- Re: Gartenzwerge - Mr. Smith, 28.07.2004, 17:52
Die Sorgen der Menschen bei relativer und absoluter Armut... [mkT]
-->Hallo Euklid!
Ich denke der Staat kann die Steuern nicht senken. Er wird die Ausgaben in den nächsten Jahren stark kürzen müssen um die Steuern überhaupt stabil halten zu können. Außerdem wird es für die Masse der Bevölkerung einen spürbaren Wohlstandsverlust geben. Dieser zeigt sich doch schon heute. Letzte Woche handelte der Titelartikel der Wirtschaftswoche von den maroden Straßen, Schleusen und Brücken. Der Artikel hat das Dilemma kurzum auf den Punkt gebracht: Wir zehren von der Substanz!
Das ist aber nicht nur an der Verkehrsinfrastruktur zu erkenne. Es wird beim öffentlichen Nahverkehr gespart, es gibt die Schulen in Städten die schon halb verfallen wären wenn da nicht mal die Eltern Samstags sozusagen"ehrenamtlich" angerückt wären, es gibt zahlreiche Gemeinden die finanziell aus dem allerletzten Loch pfeifen, Schwimmbäder werden dicht gemacht, Bibilotheken auch... Das ganze Tafelsilber wird verscherbelt und gleichzeitig werden neue Projekte aufgeschoben. Doch es bleibt nicht beim Aufschieben oder Streichen neuer wichtiger Projekte für die Zukunft unseres Landes denn an vielen Orten in diesem Land fehlt soviel Geld, daß sogar bei sämtlichen Instandhaltungsmaßnahmen massiv gekürzt werden muß.
Die Folge kann man heute z.B. in Mannheim sehr schön sehen. Da wird eine Brücke über den Neckar nur halbherzig repariert weil man sparen muß und dann stellt sich heraus, daß die Sparmaßnahme letztlich dazu geführt hat, daß man die Brücke wegen Rost & Co. nun ganz abreißen muß.
Was die Probierere angeht denke ich, daß ein Staat bzw. desse Vertreter, die Politiker, häufig nur Maßnahmen ausprobieren können. Sicher gibt es wirtschaftliche Zusammenhänge aber es gibt in der Volkswirtschaft keine physikalischen Gesetzte. Mit all unseren Formeln können wir Voraussagen treffen die höchstwahrscheinlich eintreten. Aber alle Einflussfaktoren die irgendwo eine kleine Rolle spielen passen in kein Modell.
Bei der Wiedervereinigung wäre ich nicht gerne Politiker gewesen. Es gab kein Patentrezept wie man eine kommunistische Volkswirtschaft in eine demokratisch-kapitalistische mit Sozialstaatsattribut überführt. Es gab m.E. auch keine Möglichkeit eine absolute Gerechtigkeit bezüglich der Rentenfestlegung zu finden. Wie soll man die Arbeit der ostdeutschen Bürger in der Zeit des Kommunismus bewerten. Soll man hier einfach sagen, daß langsamer gearbeitet wurde? Das ist m.E. falsch. Denn genauso wie es im Westen unmotivierte und motivierte Arbeitnehmer gab hat es diese auch im Osten gegeben. Soll man aber nun gleich alle Arbeitsjahre einer Mutter in Ostdeutschland voll ansetzen als wenn sie im Westen gearbeitet hätte obwohl die Möglichkeiten der Kinderbetreuung im Osten um ein Vielfaches größer waren? Fragen über Fragen. Nun ist es so, daß viele Ostdeutsche höhere Renten haben als mancher Westdeutscher und vielleicht noch gleich lang gearbeitet haben und vielleicht sogar langsamer oder lockerer. Denn dort gab es ja das"Recht auf Arbeit". Aber wäre es gerechter gewesen wenn man es anders gemacht hätte?
Ich bin mir sicher: Nein es wäre nicht gerechter gewesen!
Deutschland steht auf einem absteigenden Ast. Das müssen wir verstehen. Das soll kein Aufruf zur Resignation sein und ich will auch nicht schwarzmalen aber man sollte sich mit der Situation einfach abfinden und das"beste daraus machen". Viele Menschen befinden sich in einer"ekligen" Lage. Sie haben vielleicht vor zwanzig oder fünfundzwanzig Jahren ein Haus gebaut oder ihr Leben geplant und bemerken nun, daß sie ihren Zielen nicht mehr näher kommen sondern trotz Mehrarbeit und höherer Anstrengungen von ihren Lebenszielen entfernen. Das ist natürlich für viele Menschen ernüchternd. Man spart für die Rente und hat sein ganzes Leben reingehauen bei der Arbeit und kurz vor der Rente rückt das Rentenalter nach hinten und Hartz Numero 4 wird Realität. Alles futsch! Aber was soll man machen. Soll man heulen? Die Welt verfluchen? Politiker erhängen? Rabatz machen? Randale schieben? Soll man vom Turm springen oder jeden Tag vom Elend klagen? Ich meine: <font color=#FF0000>NEIN</font>
Das Beste ist immer noch sich mit der Situation so gut wie möglich zu arrangieren. Es ist sehr sehr bitter für den ein oder anderen. Aber was soll denn passieren und was will man denn dran ändern. Und mal ehrlich: Politiker erhängen oder Berlin stürmen wie manche fordern kann ja auch nicht das"goldene Rezept" sein. Man muß da schon ein wenig differenzieren wer die Verursacher sind. Die Ursachen liegen ja nicht nur in der Politik von heute wo sicherlich viele Fehler gemacht werden. Die Ursachen liegen auch in der Vergangenheit wo sich viele Menschen in Zeiten des Wirtschaftswunders scheinbar ausgemalt haben, daß es immer so weitergehen wird. Spätestens in den 80er-Jahren waren viele Menschen durch den Wohlstandszuwachs soweit, daß sie sagten:"Ich brauch doch keine 44 oder 48 Stunden mehr zu schuften. Auf das Mehr an Geld kann ich verzichten und mache lieber 38 Stunden die Woche und hab' dafür mehr Freizeit". So dachten viele. Denn man hatte wohl mit einem 20 Stunden Nebenjob einen höheren Lebensstandard als wohl 1955.
Wohlstandszuwächse führen bei Menschen dazu, daß sie sich abgesicherter fühlen. Und sie führen dazu, daß ein immer größerer Teil der Menschen sich mit einem bestimmten erreichten Wohlstandsniveau zufrieden gibt. Das führt jedoch dazu, daß die Menschen vergessen was Sie überhaupt da hingebracht hat, daß sie so denken können... nämlich Ehrgeiz, harte Arbeit und viel Schweiß.
Heute ist die Jugendzeit bei vielen eine einzige große Party. Die Eltern finden das korrekt weil es uns allen doch so gut geht und es ihnen selbst nicht so gut ging. Auch die jungen Menschen in den 70er-Jahren waren schon in der Disco. Aber sie sind mit 21 oder 22 auch mal wieder runtergekommen und wurden dann erwachsen und hatten genug. Heute scheint sich die Phase des Partylebens in beide Richtungen ausgedehnt zu haben. Die Kinder fangen heute früher damit an bald jedes Wochenende in die Disco oder auf eine Party zu gehen und gehen oft noch mit 24 oder 25 dort hin. In den 70ern haben viele schon mit 21, 22, 23 Jahren geheiratet. Wo findet man das heute noch. Das wird immer seltener. Immer weniger Menschen wollen doch Verantwortung übernehmen oder sich in ihrer Freiheit beschneiden lassen. Das Wort"Lebensabschnittspartner" ist nicht umsonst ein Modewort in der heutigen Zeit.
Aber es sind ja nicht nur die jungen Leute. Diejenigen die in der Mitte ihres Lebens stehen haben die Wochenarbeitszeit von 48 auf 44 und schrittweise auf 38 und gar 35 Stunden nach unten geprügelt und heute wundern sich alle wieso in Deutschland nichts mehr geht.
Und die Rentner von heute hegen den Anspruch, daß man einen Zweitwohnsitz besitzen muß im Süden.
Uns geht es nicht wirklich schlecht! Wir fühlen uns nur schlecht weil unsere Ansprüche zu hoch sind und unsere Erwartungen an die Zukunft falsch waren oder immer noch falsch sind. Der Mensch gewöhnt sich an alle schönen Dinge des Lebens sehr schnell. Irgendwann merkt er gar nicht mehr wie gut es ihm eigentlich geht. Und das Problem existiert in Deutschland. Wir lebten in einer extremen Wohlstandsgesellschaft. Auch heute leben wir noch in großem Wohlstand. Jeder der keine Lust zu arbeiten hat bekommt hierzulande ein Dach über'm Kopf, ein paar warme Zimmer und genügend zu essen.
Jahrhundertelang gab es elendige Kriege, jahrhundertelang hatte der"normale Bürger" fast keine Rechte, lange Zeit gab es Sklaven bis hin zu Leibeigenen. Zum Teil gibt es sowas ja heute noch in manchem Staate. Der 1. Weltkrieg war ein riesiges Elend, der zweite Weltkrieg ebenso. Die Weltwirtschaftskrise war ein Elend und die Jahre vor Beginn des 20. Jahrhunderts auch. Da sind die Menschen in die Fabrik zur Arbeit gelaufen. 50, 60, 70 Stunden pro Woche wurde in der Fabrik gearbeitet. Arbeitsschutzgesetze: Fehlanzeige, Rentenversicherung: Fehlanzeige, Gesundheitssystem: Fehlanzeige. Wer verr.... ist war halt hin und keinen hat es gekratzt. Das waren m.E. schlimme Zeiten und heute fangen viele schon wegen dem sch.... Geld an zu jammern und machen ihre Ehe, ihre Freunschaften wegen diesem Mist kaputt. Die Menschheit sollte sich mal überlegen was sie eigentlich da macht. Früher waren es wenigstens nur die Fürsten, die Könige und die Einflussreicheren Leute welche das normale Volk unterjocht haben und wegen Macht, Geld, Land und Einflus in Kriege gezogen sind. Früher haben die"normalen" Menschen allerhöchstens mal vom Acker Kartoffeln gestohlen wenn sie Hunger hatten. Das ist nachvollziehbar. Doch was in der heutigen Gesellschaft teilweise läuft wo Hunderttausende mittels Sozialbetrug die Gesellschaft betrügen und das noch gut finden oder mehrere hundert Milliarden schwarz erwirtschaftet werden und viele Menschen sich wegen finanzieller Not selbst umbringen weil sie wegen des Geldmangels von der Gesellschaft nicht mehr akzeptiert oder anerkannt werden. Der Egoismus und die Gier ist leider in Zeiten des Wohlstands immer am Größten. Der Zusammenhalt ist am größten wenn draußen die Panzer anrollen. Seltsam aber wahr! Wenn es den Menschen dreckig geht halten sie zusammen und wenn es ihnen gut geht haben sie es scheinbar nicht nötig. Der dann mögliche Individualismus, die Selbstenfaltung und die Unabhängigkeit sind dann die gesellschaftlichen Werte die im Vordergrund stehen statt gewisser Pflichtwerte die dann in den Hintergrund rücken.
So jetzt mache ich aber mal Schluß. Es bleibt für mich festzuhalten:
a) Es geht mit Deutschland bergab aber wir können es nicht verhindern. Wir sollten uns eher damit arrangieren.
b) Das in Deutschland ein so großes Jammern herrscht und es bergab geht wie momentan liegt nicht nur an den Politikern. Es liegt auch an m.E. falschen Vorstellungen aus den 70er-Jahren á la"immerwährender Prosperität". Das es die nicht gibt hat man schon mehrmals gesehen. Es liegt auch teilweise daran, daß der Wohlstand bei großen Teilen der Arbeitnehmerschaft irgendwann dazu geführt hat, daß man einen"Gang zurückschalten" konnte. Und es liegt auch daran, daß externe Effekte wie die Globalisierung einen nicht geringen Teil zu den Problemen beitragen. Aber Protektionismus ist hier keine Lösung. Vielmehr müssen wir eben einsehen, daß in anderen Ländern die Menschen für weniger Geld arbeiten können weil sie auch mit einem geringeren Lebensstandard zufrieden sind.
c) Ein Niedergang des Wohlstands hat auch seine guten Seiten. Die Menschen denken vielleicht mal wieder eher an eine"gemeinsame Bierrunde" die nicht viel kostet statt das sie sich täglich Gedanken darüber machen wie sie ihren Status in der Gesellschaft mit Autos, Uhren und großen Häusern zeigen können oder dauernd Angst haben, daß sie nicht mit den anderen konkurrieren können. Die größte Angst der Menschen waren früher Kriege, die Peitsche oder morgen nichts mehr zu essen zu haben. Heute sind die Sorgen der Menschen ja eher, daß sie sich keinen grün-lila-getunten 5er BMW leisten können, nicht mehr in Urlaub können, dem Kleinen nicht mehr das 27. Playmobilpack schenken können oder zu den armen Schweinen von 3 % der Bevölkerung gehören die noch kein modernes Handy, keine Digikam, DVD-Player, Flachbildfernseher oder CD-Brenner besitzen. Ach wie schlimm! Was muß ein Kind sich denken, daß das dumme Pech hat in Afrika geboren zu sein und mit 3 Jahren an Cholera oder Hunger zu sterben wenn es unsere Sorgen sieht???
Heute jammern die Menschen weil sie erst ihre 200000 Euro Vermögen in Wertpapieren auflösen müssen bevor sie Arbeitslosenhilfe bekommen (Hartz 4). Ja klar ist es ungerecht, daß jemand der sein Geld verjubelt hat und nix auf der Kante hat sofort Arbeitslosenhilfe bekommt während der andere sein hart erspartes erst einbringen muß. Das ist wahr! Aber der Staat will ja letztendlich erreichen, daß er auch nur noch denen hilft die wirklich Hilfe brauchen. Und die mit großen Vermögen sind das sicher nicht. Leider sind unter denen die nichts haben auch viele Abzocker dabei den Staat und hier dann auch die Gesellschaft bescheißen wo es nur geht. Da wird dann schwarz gearbeitet und vom Sozialamt Geld gezogen. Klar beschweren sich die Mensche darüber. Aber wenn der Staat dann was machen will indem er diese Personengruppe schärfer kontrollieren möchte kreischt es aus einer anderen Ecke"Polizeitstaat, Polizeistaat". Ja was wollen wir denn nun? Kontrolle und Polizeistaat um vielleicht den Sozialbetrug einzudämmen oder doch keinen Polizeistaat, keine Kontrollen und eine Vollkaskoversicherung inkl. viel Geld, daß in falsche Kanäle fließt?
Vor kurzem habe ich mich über das Krankversicherungssystem mit jemandem unterhalten. Dieser schwärmte von Massagen. Ich fragte dann wie er sich das leisten könne. Das koste doch viel Geld. Antwort:"Da geht man halt zum Arzt seines Vetrauens und sagt, daß man ne Massage will und der schreibt man eine drauf wegen angebliche Rückenbeschwerden". Die gleiche Person jammert ne Woche später rum wie hoch doch die Beiträge zur KV sind. Ich hab' gedacht ich muß explodieren. Zockt das System selbst ab und ärgert sich über die Beiträge. Tja wenn's jeder so macht dann müssen die Beiträge ja wohl so hoch sein.
Ähnliches Beispiel: Im März oder April dieses Jahrs wurden mir die Ohren vollgejammert wie schlecht es in Deutschland doch sei und der Herr wollte mir erzählen, daß er sich kaum noch ernähren könnte. Die gleiche Person war in Urlaub und hat vom Weihnachtsgeld nen DVD-Player, ne Digitalkamera, nen neuen Fernseher und ne Espresso-Maschine gekauft. Was soll man dazu noch sagen?
d) Wir hängen uns immer nur an den wenigen Wohlstandsjahren auf. Die Geschichte zeigt, daß die Menschen die meiste Zeit unter elenden Bedingungen wie Versklavung, Leibeigenschaft usw. leben mußten. Die Jahre zwischen 1960 und 1980 waren wohl die einzige Ausnahme. Die Menschen sollten verstehen, daß diese Zeit eine Ausnahmesituation war und vom Glauben wegkommen solche Zeiten könnten dauerhaft existieren. Dann fällt es auch leichter das zu verstehen was momentan passiert. Ich glaube wir kommen aus Richtung Utopie und fahren zurück in Richtung"Normalität"
Viele Grüße,
Sascha

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