- The Daily Reckoning - Miseaian For Life (Lew Rockwell) - Firmian, 29.07.2004, 19:45
- The Daily Reckoning -"Ein Tag im Leben eines Traders" - Sorrento, 29.07.2004, 20:04
The Daily Reckoning -"Ein Tag im Leben eines Traders"
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I N V E S T O R ' S D A I L Y
Der E-Mail-Dienst für Investoren, Ausgabe vom 29. Juli 2004
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* Ein Tag im Leben eines Traders
* US-Konjunkturdaten
* Siemens übertrifft Erwartungen und legt über 5 % zu
* DaimlerChrysler mit gemischten Zahlen- Mercedes schwächer
* Blendender Glanz
* Excuse me, Sir!
* Dank an Hans F. Sennholz
* Über den Investor Verlag
* Empfehlen Sie"Investor's Daily" weiter
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Donnerstag, 29. Juli 2004
Ein Tag im Leben eines Traders
von Jochen Steffens
Morgens früh um 6.30 Uhr. Der japanische Markt im Minus, dabei haben
die Amis eine kleine Intraday-Erholung hingelegt - warum, nur?
Eigentlich ein Zeichen von Stärke, bei dem hohen Ã-lpreis - von dieser
Seite noch kein Handlungsbedarf. Wird wahrscheinlich ein eher mauer
Tag. Die Zahlen von Siemens könnten positiv überraschen, die von
Daimler Chrysler - hm, unsicher.
Kaffee - sämtliche Dax-Charts durchgeblättert - sieht alles zwischen
Himmel und Hölle aus. Könnte der Boden sein - könnte aber auch weiter
abwärts gehen.
8.30 Frühstück vor den Monitoren.
Siemens überrascht positiv. Das wird den Markt stützen.
Wow, ein kleines Feuerwerk im Dax: TUI geht durch die Decke: 3,4, 5 %
im Plus - was ist das los?
Die deutsche Börse hat den Anteil, den Morgan Stanley an TUI hält und
gerade erst auf 10,1 % aufgestockt hat, als Streubesitz deklariert.
Die Größe des Streubesitzes ist für die Berechnung der
Marktkapitalisierung und damit für einen Verbleib von TUI im DAX
wichtig - ein Verbleib im Dax ist jetzt wieder ein wenig
wahrscheinlicher.
Die Aufstockung von Morgan Stanley lies auch Vermutungen über eine
Übernahme aufkommen - das glaube ich eher nicht. Morgan Stanley
hingegen solle nach unbestätigten Meldungen lediglich mit dieser
Aufstockung versucht haben, der gestiegenen Nachfrage nach
verleihbaren Aktien durch Hedge-Fonds (um diese Aktien zu shorten)
entgegen gekommen sein.
Siemens klettert auch immer weiter nach oben, 2,7 %, 3 % bald 4 %. Der
Dax dick im Plus.
Post, Mails, Telefonate - der Markt steigt und steigt noch weiter.
Dax-Chartanalyse - bis 3870 hat er Platz, darüber wird es bullish. Bis
dahin wird er es wohl schaffen - ein paar Pünktchen kann man da
mitreiten und schauen, wie er sich da oben verhält.
11.05 Uhr. Dax ist durch die 3870 Punkte. Das könnte einer dieser Tage
werden, wo man sich auf der Shortseite verbrennt. Siemens rennt
weiter, TUI ebenfalls.
Nachrichten lesen: Hm - EL-Kaida droht Berlusconi persönlich mit einem
Anschlag. Zudem will die El Kaida Europa mit einem Fluss aus Blut...
wir kennen die Floskeln. Aber, vielleicht sind die USA auch
mittlerweile zu gut gesichert und die EL Kaida wird tatsächlich hier
in Europa größere Anschläge verüben, weil sie in den USA nicht
durchkommt? Bald beginnen die olympischen Spiele - Griechenland ist zu
einer Sicherheitsfestung umgebaut - dann noch die US-Wahlen - es
werden unsichere Zeiten.
12.00 Uhr. Das wird ein besch... Tag zum Traden- nun geht's
wahrscheinlich seitwärts bis zu den Amis.
Daimler ebenfalls mit guten Zahlen, aber Mercedes schwächer und
Mitsubishi belastet. Da wäre ich vorsichtig.
13.00 Uhr: Essen
14.05 TUI 6,03 %, Siemens 5,03 %, Man 3,02 %, Continental +2,56 %.
Beeindruckend. Der Dax wird durch diese Werte mal eben 1,85 % ins Plus
gedrückt.
Jetzt werden die Anleger nervös, besonders die, die noch nicht
investiert sind. Hat man nun den Einstieg verpasst? Ist das die
Trendwende und es rennt und rennt und rennt? Daytrader hingegen
orientierte sich zunehmend short - gefährlich an so einem Tag.
Das Problem, die Ami-Futures hängen... Der S&P magere 0,3 % im Plus,
der Nasdaq 0,6 % und der Dow 0,17 %. Das sieht nicht unbedingt nach
Rallye aus. Dabei kamen vorhin auch noch gute Nachrichten aus
Russland: Das Justizministerium will nun doch einen Förderstopp bei
Yukos verhindern. Der Ã-lpreis gibt leicht nach - das sollte die Märkte
stützen.
Der Dax ist natürlich auch durch Siemens und TUI so weit im Plus -
diese Nachrichten muss man quasi runterrechnen, dann wäre der Dax
vielleicht 0,6-0,9 % im Plus, was den Ami-Future entsprechen würde -
schätzungsweise.
14.15 Uhr: Der Dax macht sich wieder zum Tageshoch auf. Offenbar
positionieren sich immer noch Anleger auf der Longseite. Wenn so ein
Unterschied zwischen Dax und den amerikanischen Futures besteht,
sollte man nicht mehr auf den Dax, sondern den Nasdaq100 setzten, da
gibt's mittlerweile auch vernünftige Zertifikate. Der Dax würde im
weiteren Handel sowieso anhalten, um zu schauen, ob ab 15.30 Uhr der
Nasdaq100 nachkommt. Dann steckt man in Dax-Calls die sich nicht
bewegen, während die Amis steigen und steigen - falls sie steigen.
Da die Futures noch nicht so vielversprechend aussehen, könnte das
auch ein sehr mauer Tag bei den Amis werden - denen fehlen
vergleichbare Nachrichten. Zudem werden morgen wichtige
Konjunkturdaten erwartet, das US-Bip zum 2. Quartal,
US-Verbraucherstimmung der Uni Michigan, Einkaufsmanagerindex Chicago.
Das mit dem"mauen Tag" habe ich allerdings auch schon heute morgen
gedacht - Fehleinschätzung.
Vor den US-Konjunkturdaten, die um 14.30 Uhr kommen - ist ein Invest
sowieso nicht anzuraten. Verrückter Tag, DAX 2 % im Plus.
Weiter geht's bei den Konjunkturdaten:
Donnerstag, 29. Juli 2004
US-Konjunkturdaten
von Jochen Steffens
14.30 Uhr - Dax hat vor den Daten das Tageshoch gebrochen - wer da
wohl noch eingestiegen ist?
Der Arbeitskostenindex ist erwartungsgemäß um 0,9 % gestiegen nach
zuvor 1,1 %. Im Jahresvergleich ist der Arbeitskostenindex um 3,9 %
geklettert.
Die Zahl der Erstanträge ist auf 345.000 gestiegen. Erwartet wurden
340.000 neue Anträge nach zuvor 341.000 (revidiert von 339.000).
Keine berauschenden Zahlen, aber auch nicht wirklich schlimm. Die
Ami-Futures moderat im Plus. Der Dax kommt wieder etwas runter.
Ein Problem vieler Daytrader, sie kleben vor dem Bildschirmen, erleben
jede einzelne Minute körperlich mit, sie fiebern um jeden Punkt. Da
verliert man die Entscheidungsfähigkeit. Versuchen Sie immer wieder
Distanz aufzubauen.
15.15 Uhr Der Dax steigt wieder, weil die Ami-Futures kurz vor der
Eröffnung wieder zulegen. Die amerikanischen Anleger achten natürlich
auch auf die europäischen Indizes, so wie wir hier morgens auf die
japanischen schauen. (Mittlerweile schreibe ich natürlich an diesen
Zeilen, die Sie gerade lesen)
15.30 Uhr Amis öffnen verhalten. Nach einigen Minuten: Dow 0,3 %,
Nasdaq100 0,9 % und S&P 0,4 % im Plus
16.00 Uhr. Hm, Amis scheitern an ihren wichtigen Marken (S&P 1100, Dow
10150 Punkte (Abwärtstrend). Obwohl sie ganz kurz drübergelugt haben
und der Nasdaq100 durch ist, es ist also noch nichts entschieden -
spannend - Finger auf Kauf. Dax mittlerweile auf 1,79 %
zurückgekommen.
Ca. 16.30 Uhr: Der Dow ist im Minus - der Dax hält sich wacker.
Seltsame Diskrepanz zwischen den Indizes - wie gesagt, wenn, dann
sollte man nun auf die Amis setzten und nicht mehr auf den Dax.
17.00 Uhr. Jetzt werden wahrscheinlich die Anleger in Deutschland
wieder in den Markt oder aus dem Markt getrieben. Sehr häufig geht die
Bewegung vor Dax-Schluss bis 17.30 Uhr in die falsche Richtung - davon
kann ich Ihnen jedoch nicht mehr berichten, da ich nun diesen
Newsletter auf den Weg bringen sollte.
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Donnerstag, 29. Juli 2004
Siemens übertrifft Erwartungen und legt über 5 % zu
von Jochen Steffens
Siemens verbuchte operativ im letzten Quartal einen Gewinn von
1,239 Mrd. Euro nach 1,023 Mrd. Euro im Vorjahreszeitraum. Der
Überschuss stieg auf 815 Mio. Euro nach 632 Mio. Euro im Vorjahr. Der
Umsatz legte um 5 % auf 19,077 Mrd. Euro zu. Der Auftragseingang
konnte sogar um 11 % auf 19,077 Mrd. Euro zulegen.
Damit hat Siemens beim operativen Ergebnis die Erwartungen der
Analysten fast exakt getroffen, während beim Umsatz und Gewinn die
Prognosen deutlich übertroffen wurden.
Begründet wird das Ergebnis mit der anziehende globale Konjunktur.
Eine endgültige Einschätzung zur Höhe der zu erwarteten Belastungen
aufgrund der fehlerhaften Combino-Zügen gab Siemens erneut nicht. Die
Rückstellungen für die Combino-Züge liegen jedoch bei nur noch 20 bis
30 Mio. Euro. Analysten hatten mit deutlich höheren Belastungen
gerechnet.
Bei der Prognose zeigt sich Siemens zuversichtlich, die eigenen
Prognosen im Gesamtjahr sogar übertreffen zu können. Siemens geht für
2003/04 (Ende September) von einem Umsatzplus, sowie einen prozentual
zweistelligen Gewinnanstieg aus.
Siemens steigt um 5,5 % auf 13,70 Euro
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Donnerstag, 29. Juli 2004
DaimlerChrysler mit gemischten Zahlen- Mercedes schwächer
von Jochen Steffens
Daimler Chrysler konnte das operative Ergebnis zwischen April und Juni
auf 2,09 Mrd. Euro mehr als verdreifachen, nach 0,64 Mrd. Euro im
Vorjahr. Die Analysten hatten lediglich mit 1,87 Mrd. Euro gerechnet.
Dabei blieb Mercedes beim operativen Gewinn um 18 % unter dem Niveau
des Vorjahres, das wurde jedoch durch einen über den Erwartung
liegenden operativen Gewinn von 516 Mio. Euro bei der US-Tochter
Chrysler und ein verdoppelter Gewinn in der Lkw und Bus-Sparte
ausgeglichen.
Der Konzernumsatz stieg im Quartal um 9 % auf 37,1 Mrd. Euro.
Der Quartalsgewinn fiel allerdings mit 554 Mio. Euro nach 109 Mio.
Euro zuvor, deutlich schwächer als erwartet aus. Hintergrund: ein
Verlust von fast 500 Mio. Euro beim japanischen Partner Mitsubishi
Beim Ausblick auf das Gesamtjahr rechnet der Konzern weiterhin damit,
das operative Ergebnis (vor Restrukturierungsaufwendungen bei der
Chrysler Group und ohne den Gewinn aus der Veräußerung von MTU Aero
Engines) über das Niveau des Vorjahres von 5,1 Mrd. Euro steigern zu
können.
Die zunächst deutlich im Plus liegende Aktie von Daimler Chrysler kam
nach dieser Nachrichten unter Druck und bildete im weiteren Verlauf
mit einem Kursrückgang von 1 % auf 36,74 das Schlusslicht im Dax.
Donnerstag, 29. Juli 2004
Blendender Glanz
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Der US-Präsident George Bush hat es in weniger als 2 Jahren geschafft,
einen Haushaltsüberschuss in ein extravagantes Defizit zu verwandeln.
Er hat die Wachstumsrate der Staatsausgaben verdoppelt - die wachsen
jetzt ungefähr 4 Mal so schnell wie das US-Bruttoinlandsprodukt. Und
er hat es geschafft, so viele neue Schulden zu machen, dass die
Haushaltsabteilung des US-Kongresses jetzt mit 14 Billionen Dollar
Schulden in 10 Jahren rechnet... alleine die Zinszahlungen würden
dann bei fast 1 Billion Dollar pro Jahr liegen.
Und all das hat er mit Steuersenkungen geschafft. Hier bewundere ich
wieder den blendenden Glanz davon. Denn jetzt liegt die Hauptlast der
Unterstützung für die US-Regierungsprojekte weder bei den reichen noch
den armen Amerikanern... sondern bei den ehrlichen einfachen Menschen
überall auf der Welt, die vom Schein der dynamischsten Wirtschaft der
Welt angezogen worden sind... und naiv genug sind, deren
Versprechungen zu glauben.
Mir dreht sich der Kopf.
Jetzt zu den News und Tom Dyson...
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Donnerstag, 29. Juli 2004
Excuse me, Sir!
von unserem Korrespondenten Tom Dyson in London
Als ich gestern mit der Londoner U-Bahn fuhr - der"Picadilly line" -,
da bemerkte ich einen ungewöhnlichen"Austausch" zwischen zwei
Passagieren.
Ein Mann, der wie ein Inder aussah, aß etwas aus einer Papiertüte. Als
er seinen Snack beendet hatte, da knüllte er die Papiertüte zusammen
und versuchte sie, auf ein kleines Regal zu werfen, das über den
Sitzreihen angebracht war.
Neben ihm saß eine Dame, die las. Ihr Gesicht war sehr faltig, sie sah
aus wie eine Schuldirektorin. Als der Mann ausholte, und den
Papierball werfen wollte - seine Hand war direkt neben ihrem linken
Ohr - da wandte sich diese raue Lady an ihn und fragte laut:"Warum
nehmen Sie Ihren Müll nicht mit nach Hause?"
Die Dame sah ihn sehr grimmig an, und der Mann war plötzlich im Fokus
der gesamten Pendler, die sich im Waggon befanden."Uh, das wollte ich
doch", antwortete er, während er auf seinem Sitz sich hin und her
rutschte. Seine Hand umschloss schnell den Papierball.
Die Konfrontation war schnell beendet, als sich die Frau wieder ihrem
Buch und die Mitfahrer ihren Zeitungen zuwendeten. Ich hingegen dachte
darüber nach. Denn ich bin an"Müll" interessiert, weil Müll etwas
ist, das keiner will. Und das interessiert mich als Antizykliker.
Jeder hält Müll für wertlos und völlig unwünschenswert. Aber an den
Märkten stünde ein solches Gut normalerweise kurz vor einer Rally.
Nicht, dass ich jetzt damit anfangen würde, den Müll von London zu
horten... aber ich könnte mir vorstellen, dass Müll wertvoller sein
kann, als die Leute denken.
Gold ist auch so ein Ding, das wertvoller ist, als die meisten Leute
denken... und anders als Müll horte ich tatsächlich Gold. Und jetzt,
wo der Goldpreis etwas zurückgekommen ist, da ist es sogar noch
wertvoller geworden.
Warum der Goldpreis nachgegeben hat? Ich denke, dass es etwas mit dem
Dollar zu tun hat, der auf ein neues Mehr-Wochen-Hoch gestiegen ist.
Gegenüber dem Euro und auch gegenüber dem britischen Pfund.
Die Presse schrieb diese Dollarstärke den neuesten Zahlen zum
US-Verbrauchervertrauen zu. Denn das stieg im Juli stark. Die
Amerikaner sind überzeugt, dass sie eine helle Zukunft mit sicheren
Jobs und einer nachhaltigen Wirtschaftserholung vor sich haben. Mit
anderen Worten: Sie haben die Aussage von Sir Alan of Greenspan
übernommen, nach der die schwachen Wirtschaftszahlen im Juni nur ein
Ausrutscher waren.
Beweist das starke US-Verbrauchervertrauen, dass der wirtschaftliche
Ausblick gut ist? Ich bin da nicht überzeugt. Der Dollar mag natürlich
noch eine Weile weiter steigen. Aber wir hier vom Investor's Daily
bezweifeln die Dauerhaftigkeit dieser Erholung.
Die massiven amerikanischen Steuersenkungen sind letzten Monat
ausgelaufen. Das Ergebnis? Die rosigen Prognosen für die Wirtschaft
werden sich langsam abschwächen, wenn die Auswirkungen dieser
Steuersenkungen auslaufen. Mehr noch: Die höheren Zinsen haben bereits
jetzt dazu geführt, dass weniger neue Hypotheken vergeben werden - und
die sind ein Schlüsselindikator für den Konsum. Die Zahl der Anträge
auf Hypotheken ist Mitte Juni gegenüber Mitte Juni 2003 um 60 %
gefallen.
Es sieht so aus, als ob die Fed ein Problem hat. Wenn die Investoren
das bemerken - nun, dann könnten sie ihre Aktien verkaufen.
Nochmal zurück zu der U-Bahn in London. Sobald die Lady bei der
Station Green Park ausgestiegen war, da stopfte er die Papiertüte
zwischen die Sitze.
Ich rief genauso laut wie vorher die alte Dame:"Excuse me, sir...!"
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Donnerstag, 29. Juli 2004
Dank an Hans F. Sennholz
von Llewellyn H. Rockwell, Jr.
Hans F. Sennholz ist einer der wenigen Volkswirte, die konsequent und
stetig für freie Märkte und eine gesunde Geldpolitik eingetreten sind.
Er tat dies mit Eloquenz, Präzision und Brillanz. Er lehrte am Grove
City College, und er hat ungezählte Mengen an Studenten"produziert",
die ihn als DEN formenden Einfluss ihres Lebens ansehen. Er war die
lebende öffentliche Stimme für die Freiheit, in Zeiten, wenn solche
Stimmen extrem selten waren.
Das alles ist ziemlich bekannt. Aber es gibt auch andere Aspekte
seines Lebens und seiner Karriere, die nicht so bekannt sind. Sennholz
war der erste Student in den USA, der seine Doktorarbeit beim
legendären Ludwig von Mises schrieb. Stellen Sie sich vor, wie ein so
hervorragender Student wie der deutschsprachige Hans F. Sennholz das
Leben von Mises berührt haben muss... wie Mises dadurch ermutigt
worden ist, da er wusste, dass sich seine Arbeit durch so
hervorragende Denker wie Sennholz fortsetzen würde.
Als Mises in New York ankam - nachdem er zuerst aus Ã-sterreich und
dann auch aus Genua geflohen war - da wartete dort keine akademische
Position auf ihn. Er hatte keine Studenten und keine Aussicht auf
Studenten. Aber dann kam Sennholz. Er war der lebende Beweis dafür,
dass Ideen keine nationalen Grenzen kennen, dass es selbst in der
dunkelsten Stunde Hoffnung für eine neue Generation von
Wirtschaftswissenschaftlern gibt, die die Freiheit begrüßten.
Sennholz Doktorarbeit kam im Jahr 1955 als Buch mit dem Titel"How Can
Europe Survive" - Wie kann Europa überleben - heraus. Seine These:
Eine wirkliche Union würde durch Freihandel und dezentralisierte
Staaten, die keine Planwirtschaft betreiben würden, zustande kommen.
Sennholz übersetzte auch die Arbeiten von Ludwig von Mises. Sennholz
und seine Frau Mary produzierten die erste"Mises Festschrift".
Sennholz übersetzte und publizierte auch die Arbeiten des Lehrers von
Mises, Eugen von Boehm-Bawerk. Das war eine rein idealistische Arbeit,
denn der Markt hat nicht gerade nach 100 Jahre alten Büchern über
Zinstheorie geschrieen.
Schließlich muss ich noch hinzufügen, dass Sennholz niemals schüchtern
war, wenn es darum ging, die zentrale Rolle der Ethik in der
Volkswirtschaftslehre zu betonen. Er nannte Inflation eine Form von
Diebstahl. Er sagte das, als es tabu war, so etwas als Volkswirt zu
sagen. Und auch darin hielt er den Geist von Mises aufrecht, den Geist
der Wahrheit.
Niemand kann jemals die vollen Auswirkungen von großen Intellektuellen
beim Aufbau von Kultur erfassen. Sein Einfluss hat sich wie Wellen in
einem See verbreitet; wenn die Wellen das Ufer erreichen, dann wissen
nur noch wenige, wo die Wellen entstanden sind. Aber ich bin mir da
sicher: Wir stehen tiefer in der Schuld von Hans Sennholz, als wir
wissen.
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