- Nochmals zum Beginn von Eigentum und Zins - dottore, 01.08.2004, 15:42
- Re: Nochmals zum Beginn von Eigentum und Zins / Danke, kommt i.d.Sammlung (o.Text) - - Elli -, 01.08.2004, 16:22
- Eifersucht und Eigentum - Dieter, 01.08.2004, 17:53
- Re: Eifersucht und Eigentum - dottore, 01.08.2004, 18:42
- Machtderivat - Dieter, 01.08.2004, 21:44
- Re: Eifersucht und Eigentum - dottore, 01.08.2004, 18:42
- Re: Nochmals (...) Eigentum und Zins / Der Topf ist mir etwas zu groß - Student, 01.08.2004, 18:34
- Re: Nochmals zum Beginn von Eigentum und Zins / Michael Hudson - Caspar, 01.08.2004, 18:48
- Re: Besten Dank! (o.Text) - dottore, 02.08.2004, 09:52
- @Caspar & dottore: Papers? - Zandow, 02.08.2004, 16:11
- Re: @Caspar & dottore: Papers? - dottore, 02.08.2004, 16:32
- Schade, schade, schade,.... - Zandow, 02.08.2004, 17:00
- Re: @Caspar & dottore: Papers? - dottore, 02.08.2004, 16:32
Re: Eifersucht und Eigentum
-->Hi Dieter,
>Eigentum aus einer anderen Sicht, oder doch nicht?
Ja. Eigentum ist nur, was andere zwingen kann ohne selbst gezwungen zu werden. Der Staat zahlt keine Steuern. Demnach ist Eigentum zwingend ein Machtderivat.
Hudson hat sich dem Problem entzogen, was dieser Dialog enthüllt (übersetzt):
Frage: Halten Sie einen Titel auf ein Haus für privates Eigentum, auch wenn darauf Steuern liegen?
MH: Im heutigen Sinne Ja.
Frager: Aber da gibt es doch eine öffentliche Verbindlichkeit (public obligation), die an dem Eigentum hängt.
MH: Aber auf keinen Fall eine so große ("as much obligation") wie wir es in der Bronze-Zeit finden.
Die Verbindlichkeit wird"quantifiziert", was ihr nicht die Qualität nimmt, eine Verbindlichkeit zu sein, und somit zweifellos Unsinn ist.
>geht man den Ursprüngen von Eigentum auf den Grund, dann stellen sich noch weitere Fragen.
>Ist die erfolgreiche Verteidigung von Besitz gegenüber anderen Eigentum?
Meine These: Besitz und Eigentum fallen in einer Sache nur zusammen, wenn der Besitz daran das Eigentum daran sichert. Dies ist nur bei der Waffe der Fall. Die Waffe wiederum ermöglicht es, das, was mit ihrer Hilfe besessen wird ("besetzt" wird) zu Eigentum zu erklären. Klassisch: Erobertes Land.
>Wobei"andere" Mitglieder der Gruppe, des Stammes, des Volkes oder Nichtmitglieder sein können.
Es geht nur um die Nichtmitglieder. Die werden von Gruppe/Stamm/Volk"unterworfen", und dann"beherrscht" - was sie dann zur Surplus-Produktion zugunsten der Herrschenden zwingt.
>Wäre dann von Gruppeneigentum, Stammeseigentum und Volkseigentum zu sprechen, immer dann wenn es gegenüber anderen verteidigt werden kann mit welchen Mitteln auch immer, sei es durch Gewalt oder Vereinbarungen (Gesetze).
Nur Gewalt, denn Gesetze ohne aktuellen oder potentiellen Gewalteinsatz sind Wind.
>Unabhängig vom geschichtlichen Horizont ist Eigentum immer eine gesellschaftliche Vereinbarung.
Dazu wieder Hudson (stimme zu):"John Locke's fantasy of private land ownership stemming from a primordial social contract..."
>Anschließend stellt sich noch die Frage nach der Motivation zur Bildung von Besitz und Eigentum.
Zwang ausüben, die berühmte coercive power. Assets, in diesem Fall natürlich nur Eigentum, sind nur solche, sofern sie zwingen können.
>In einer Überflußgesellschaft von natürlichen Resourcen von Wasser, Lebensmitteln, Klima wäre die Bildung von Eigentum nicht nötig, vorausgesetzt eine Vorratshaltung wäre unnötig.
Ja, auch die Vorräte lassen sich gemeinsam bewirtschaften, siehe Stämme. Das problem, das bei den Stämmen von innen heraus keimt, ist natürlich die Vererbbarkeit der Häuptlingsrolle. Ist sie gegeben, kommen wir über die big chiefs (Mesopotamien LU.GAL, von LU = Person, GAL = groß, erste Königsbezeichnung) zu Königen und deren Legitimitätsproblemen, sofern die"Würde" vererbt wurde. Daher mE der bekannte Bezug auf"Gottheiten" (später"Ich, Mumpelputz, von Gottes Gnaden, König von...").
>Derartige Gesellschaftsformen kann man demnach nur in tropischen oder tropisch gemäßigten Klimazonen vorfinden die aber auch gleichzeitig eine mehr als ausreichendes Nahrungsangebot haben müssen ohne Überbevölkerung.
Der"affluent hunter" ist Standard. Die"Sesshaftigkeit" und der Übergang dazu vermutlich nur mit der Refugiums-Theorie zu erklären - also klimatologisch.
>In allen anderen Bereichen ist zum menschlichen Überleben Vorratshaltung nötig und Arbeitsteilung von Vorteil. Mit der Vorratshaltung entsteht das Problem des Eigentums - da hier zumindest zum Ende einer Knappheitsperiode Begehrlichkeiten entstehen, die es gilt von seiten des Besitzenden zu verteidigen.
Eintritt der Metallwaffen in die Geschichte - von Innerasien aus nach Westen. Davor Modelle à la Oaxaca, wie schon breit diskutiert.
>Insofern stellt in allen Gesellschaften dieses Typus Eigentum eine biologische Notwendigkeit dar, die innerhalb der Gesellschaft mit Regelungen unblutiger geregelt werden kann als mit Gewalt. Demnach sind Vereinbarungen (Gesetze) innerhalb einer Gruppe, Volkes die beste Lösung.
Bei nicht belästigten Stämmen vielleicht. Die haben keine Gesetze, aber soziale Ächtung usw. als Sanktion (Wessel ausführlich).
>Ein Volk, eine Gruppe kann frei vereinbaren ob es Eigentum auf Boden, Natur, Häuser, Vorräte, Lebenspartner oder Kinder gibt.
Vereinbarung ohne Sanktion ist Nebbich. Zuerst geht's wirklich nur um den Boden selbst. Kann er andere (z.B. jene, die darauf leben müssen) zwingen oder nicht.
>Diese Vereinbarungen werden je nach äußeren Bedingungen variieren.
>Von daher ist die Eigentumsfrage nicht eine Frage ob sie vor oder nach der Installation von Herrschaft aufkam, sondern von ganz anderen Faktoren abhängig, denn Vereinbarungen können ohne und mit Herrschaftsstruktur geschlossen werden.
Sie kommt als Erzwingungsmöglichkeit Dritten gegenüber erst mit Herrschaft (Waffeneinsatz) auf.
>Und sollte jemand die eigentumslose Gesellschaft fordern, so muß man sich Gedanken darüber machen, ob wir Menschen dafür geeignet sind, oder ob wir schon mißtrauisch werden wenn jemand anders unseren Lebenspartner"beschnuppert".
In Mesopotamien wurde zwar mit Eigentum gewirtschaftet, aber die clean slates (status ex ante) immer wieder hergestellt. Dieses Modell (zirkulär) ging im Laufe der Zeit verloren (heute komplett linear und in der Neueren Geschichte nur noch gewaltsame Lösungen, ohne den mit"selbstverständlicher" Gewalt regierenden König).
>und natürlich kann es keine Zinsen ohne Eigentum auf Wertbeständiges wie z.B. Boden geben.
Und just die gibt's - Bodenzins, Mietzins usw.
Gruß!

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